Der erste Regen beim Zelten und schon tropft es rein. Beim Schlafsack blockiert der Reißverschluss. Pleiten, Pech und Pannen. Derartige Vorfälle können sich Outdoorer sparen, wenn sie vor dem Abenteuer das Zelt und die Ausrüstung überprüfen. Wir haben einen Experten von Gear Aid befragt, worauf zu achten ist um ein Zelt instand zuhalten. Gear Aid stellt unter anderem Nahtdichter, Reparatursets und andere hilfreiche Dinge her.
Kinderoutdoor.de Was sollten Outdoorer tun, bevor die Zeltsaison beginnt? Wie kann ich ein Zelt auf mögliche Schäden überprüfen?
GEAR AID: Bevor es los geht, sollten Outdoorer ihr gesamtes Equipment wie z. B. Zelte, Luftmatratzen, Rucksäcke usw. unter die Lupe nehmen, um eventuell fehlende oder schadhafte Teile zu ersetzen oder zu reparieren. Hierbei ist es wichtig, z. B. Reißverschlüsse, Zeltschnüre, Befestigungen und Schnallen auf deren Funktion und Festigkeit zu testen oder Heringe abzuzählen und eventuelle Verschmutzungen zu beseitigen.
Kinderoutdoor.de Wie viel Zeit beansprucht die Überprüfung von einem Zelt auf mögliche Schäden? Gibt es Stellen auf die besonders zu achten ist?
GEAR AID: Zum Prüfen sollte man das Zelt aufbauen. Das dauert in den meisten Fällen nur 5-15 Minuten. Hierbei entdeckt man eventuelle Schäden und fehlende Teile schon im Vorfeld. Besonderes Augenmerk sollte man auf Löcher und Risse in der Außenhaut, auf Vollständigkeit und einwandfreie Funktion von Zeltstangen, Abspannleinen und Heringen legen. Zum Abschluss das Zelt dann wieder ordentlich zusammenlegen und einpacken. Das Ganze dauert also nicht länger also 20 bis 30 Minuten, erspart einem aber viel unvorhergesehenen Ärger.
Kinderoutdoor.de Ein Zelt hat einige Problemzonen. Beginnen wir am Eingang. Gerne blockiert der Schieber vom Reißverschluss, weil sich Schmutz oder Sand darin abgelagert haben. Was kann ein Outdoorer dagegen tun? Rohe Gewalt ist hier auf jeden Fall keine Lösung……
GEAR AID: Reißverschlüsse sind beim Zelt neben dem Gestänge die wichtigsten Elemente. Schließen sie nicht richtig, kann es kalt, windig oder nass im Zelt werden – genau davor soll den Outdoorer das Zelt ja schützen. Reißverschlüsse sollten sich leicht öffnen und schließen lassen, an möglichst keiner Stelle haken oder bei Belastung den Halt verlieren, sodass die sich von hinten öffnen oder die Zähne nicht richtig ineinandergreifen. Wird ein Reißverschluss mit der Zeit schwergängig, sollte man ihn unbedingt reinigen. Sand und groben Schmutz entfernt man am besten mit einer Bürste, hartnäckige Ablagerungen müssen mit Wasser und sanften Reinigungsmitteln beseitigt werden. Anschließendes Aufbringen eines Reißverschlussgleitmittels sorgt für reibungsfreien Lauf und schützt die Zähne vor Abnutzung und erneutem Verschmutzen. Ein perfektes Produkt hierfür ist GEAR AID Zipper Cleaner & Lubricant. Die 60ml Flasche mit dem speziellen Fluid hat einen Bürstenkopf für erst die Reinigung der Zähne und für das anschließende Auftragen des Gleitmittels. Es verlängert die Lebensdauer von jeglichen Reißverschlüssen auch an Jacken, Stiefeln, Taschen, Neos u.v.m erheblich.
Kinderoutdoor.de Wenn ein Outdoorer, bevor die Zeltsaison losgeht, sein Zelt aufbaut und es ist ein Riss in der Außenhaut, was ist dann zu tun? Nadel und Faden sind wahrscheinlich das falsche Mittel.
GEAR AID: Nadel und Faden waren ursprünglich immer die beste Wahl für eine stabile, dauerhafte, und vor allem umweltfreundliche Reparatur von flexiblen Stoffen. Klein, leicht, super Packmaß – für Notfälle sollte man sie auf jeden Fall dabei haben. Leider gilt dies nur für die klassischen Stoffe wie Baumwolle, Canvas, Leder, … und bis vor kurzem auch für silikonbeschichtete Stoffe, aber hierzu später mehr.
Für moderne Stoffe, aus denen Zelte, Jacken Rucksäcke usw zumeist hergestellt werden, gilt das nicht mehr. Die meisten verwendeten Gewebe sind wasserdicht und/oder atmungsaktiv, UV-absorbierend, ultraleicht und superfein gewebt, oft aus mehreren Lagen mit unterschiedlichen Eigenschaften zusammenlaminiert. Da richten Nadel und Faden eher Schäden an, als dass sie hilfreich reparieren. So werden heute die Materialien eher verschweißt und geklebt, oder wenn sie genäht werden, anschließend mit Nahtdichter oder Seam Tape wasser- und luftdicht verschlossen. So bleibt die Wärme drinnen und das Wasser draußen.
Hat man nun einen Riss z. B. in der Außenhaut eines Zelts, dann benötigt man entweder einen selbstklebenden Flicken mit sehr hoher Klebekraft wie z. B. GEAR AID Tenacious Tape oder man klebt die Risskanten OHNE Flicken mit GEAR AID Seam Grip+WP. Das ist ein Reparaturkleber und Nahtdichter auf Urethanbasis, der eine dauerhaft flexible, superstarke und abriebfeste Reparatur ergibt. Auf einer Ebenen Fläche führt man die Risskanten zusammen, fixiert sie mit Haushalts- oder Paketklebeband, von der Innenseite trägt man mit einem Pinsel dünn den Kleber auf, sodass er die Risskanten mindestens 6mm überlappt. Nach dem Aushärten entfernt man das Fixier-Tape wieder und hat eine nahezu unsichtbare Reparaturstelle – ganz ohne Flicken.
Kinderoutdoor.de Bei manchen Zelten ist das Zelttuch mit Silikon beschichtet, bei anderen kommt Polyurethan zum Einsatz. Macht dies bei der Reparatur einen Unterschied? Wie wichtig ist die Beschaffenheit vom Flicken?
GEAR AID: Zelthäute sind eine kleine Wissenschaft für sich. Meist sind sie in der Basis aus Kunststoffgewebe (Nylon, PE, PVA), welches einseitig, zweiseitig oder garnicht mit einer wasserabweisenden, oft atmungsaktiven Beschichtung ausgerüstet sind. So gibt es einseitige PU oder Silikonbeschichtungen, oder beidseitig silikonbeschichtete (SilNylon/SilPoly) und nicht zuletzt die Zeltstoffe, die auf der Außenseite mit Silikon und auf der Innenseite mit PU beschichtet sind.
Um es einfach zu machen: alles, was nicht silikonbeschichtet ist, lässt sich „normal“ mit Flicken oder Seam Grip+WP PU-Kleber reparieren. Nadel und Faden durchstechen den Stoff, die Naht müsste anschließend mit Nahtdichter abgedichtet werden. Einseitig silikonbeschichtete Stoffe und solche, die zusätzlich auf der Innenseite mit PU beschichtet sind, können auf der Innenseite mit selbstklebenden Flicken oder Kleber repariert werden. Beidseitig silikonbeschichtete Gewebe konnten bis dato nur genäht werden – entweder direkt oder mit aufgenähtem Flicken mit anschließendem abdichten der Nähte mit speziellem, silikonbasiertem Nahtdichter wie GEAR AID Seam Grip+SIL (früher SILNET). Seit Beginn 2020 gibt es exklusiv von GEAR AID die Tenacious Tape SilNylon Patches, die weltweit ersten selbstklebenden Flicken, die auf silikonbeschichteten Geweben eine haltbare und dauerhafte Haftung bieten. Wir sind ein bisschen stolz darauf, dass wir nach über zehn Jahren Entwicklungszeit als erste endlich ein solches Produkt auf den Markt bringen können.
Kinderoutdoor.de Wie finde ich heraus ob die Nähte von meinem Zelt noch dicht sind? Welche Vorgehensweise empfiehlt Gear Aid?
GEAR AID: Sowohl der Zustand der Imprägnierung als auch die Dichtigkeit der Nähte lässt sich am besten und einfachsten mit dem klassischen Gartenschlauch- oder Gießkannentest prüfen. Zelt aufbauen, Regen simulieren, perlt das Wasser auf der Oberfläche ab, ist die Imprägnierung in Ordnung, Sicht- und Fühlkontrolle auf der Innenseite der Nähte gibt für deren Dichtigkeit Gewissheit.
Kinderoutdoor.de Warum sind plötzlich die Zeltnähte undicht?
GEAR AID: Die Nähte sind bei Gebrauch des Zelts ständiger Belastung durch Zug, Spannung und Druck ausgesetzt. Zeltstangen und Abspannleinen sorgen für Dauerspannung, Wind, Sturm und Regen führen zu wechselndem Gezerre an den Nähten. Dadurch werden zum einen die Nahtlöcher permanent gedehnt, zum anderen sorgt die dauernde Reibung dafür, dass der Faden dünner wird. Irgendwann ist dann das Loch größer als der Faden, und gerade bei auftretenden Spannungen kann Wasser durch die entstehenden Lücken in das Zelt dringen.
Kinderoutdoor.de Was können Outdoorer gegen undichte Zeltnähte tun und worauf ist bei der Reparatur zu achten?
GEAR AID: Undichte Nähte lassen sich leicht mit Nahtdichter wie GEAR AID Seam Grip+WP oder GEAR AID Seam Grip+FC, unserem PU Nahtdichter auf Wasserbasis, dauerhaft wasserdicht verschließen. Ob dies von innen oder außen geschehen muss, hängt ganz davon ab, um was für eine Art Naht es sich handelt. Hierzu ein erklärendes Bild für Nähte von silikonfreien Geweben:
Auf silikonisierten Stoffen hält kein herkömmlicher Nahtdichter, drum muss hier ein spezieller Nahtdichter auf Silikonbasis verwendet werden wie z. B. GEAR AID Seam Grip+SIL (früher SILNET) auch hier kommt es auf die Art der Naht an, ob von innen oder außen oder gar von beiden Seiten abgedichtet wird:
Kinderoutdoor.de Viele Outdoorer fragen sich: In einem Nahtdichter sind chemische Bestände. Können diese für die Outdoorer, wenn sie im Zelt schlafen schädlich sein?
GEAR AID: Lösemittelhaltige Nahtdichter auf Polyurethanbasis wie GEAR AID Seam Grip+WP und +SIL brauchen eine gewisse Zeit, bis sie vollständig ausgehärtet sind. Je nach Produkt dauert dies 12 – 24 Stunden. Spätestens nach 48 Stunden sollten auch die allerletzen Reste des Lösemittels verflogen sein. Zurück bleibt entweder reines Polyurethan oder Silikon. Beides ist in keiner Weise schädlich, enthält keinerlei Weichmacher oder ähnliches, was dann noch ausgast. Seam Grip+FC, der PU-Nahtdichter auf Wasserbasis kommt ganz ohne Lösemittel aus und ist somit schon bei der Verarbeitung unbedenklich.
Kinderoutdoor.de Welche Ersatzteile und Reparaturmaterialien für das Zelt sollten Outdoorer auf Tour dabeihaben?
GEAR AID: Es kommt ein bisschen darauf an, ob man mit einem Fahrzeug unterwegs ist oder zu Fuß mit Rucksack. Als Backpacker muss man Platz und Gewicht sparen. Für diesen Fall haben wir das GEAR AID Seam Grip Repair Kit entwickelt, ein kleines Kit mit einer 7g-Tube SEAM GRIP+WP Nahtdichter und Reparaturkleber + 2 Tenacious Tape Reparaturflicken. Immer dabei haben sollte man Nadel und Faden, eine Sicherheitsnadel, einen Meter Abspannleine oder GEAR AID Paracord, … damit bekommt man bezogen auf Zelt, Rucksack und Kleidung fast alles repariert. Hat man ein weinig mehr Platz empfehlen wir noch GEAR AID Aquasure +EP Reparaturknete für Zeltstangen oder alle anderen Festen Materialen. Und einen Stift für Heißklebepistolen, den man mit dem Feuerzeug warm machen kann. Ach, wir haben da noch einiges sehr praktisches, aber wir wollen es mal bei den Basics belassen.
Kinderoutdoor.de Bei Skitouren hat sich, bei mir zumindest, der gute alte Kabelbinder als Allzweckmittel bewährt. Macht es Sinn Kabelbinder auch zum Campen mitzunehmen?
GEAR AID: Lassen Sie es uns mal so formulieren: Kabelbinder sind in der Tat ungemein praktisch für feste Verbindungen oder als Ersatz von Zeltschlaufen etc. Wer aber ein paar ordentliche Knoten drauf hat und ein kleines Seil dabeihat, verfügt über erheblich mehr Optionen. Insbesondere mit Kindern ist die Knotenvariante interessanter, wertvoller, naturverbundener.
Kinderoutdoor.de Wie kann ein Outdoorer Beschädigungen am Zelt aktiv vermeiden?
GEAR AID: Wir unterscheiden drei Quellen von Schäden: 1. Benutzung/Abnutzung (Reibung, Dehnung, …)
2. Unvorhergesehene Gewalteinwirkung (Risse/Abrisse, Löcher)
3. Umwelteinflüsse (UV-Strahlung)
Um Beschädigungen zu vermeiden kann der Outdoorer einiges beitragen:
Pfleglicher Umgang und Umsicht, das heißt beim Aufbau z. B. einen Stellplatz ohne Wurzeln oder Steine am Grund oder ohne Nähe zu Dornen und spitzen Ästen auswählen, Zeltstangen nicht mit Gewalt durch die Tunnel zerren, vorm Einpacken das Zelt von innen und außen gut säubern und ordentlich zusammenlegen. Auch vor Umwelteinflüssen kann man sein Zelt schützen z. B. durch Imprägnierung mit UV-Schutzfilter. Die Auswahl von sonnengeschützten Stellplätzen oder das man vermeidet, das Zelt ungenutzt längere Zeit in der Sonne stehen zu lassen, verlängert die Lebensdauer ungemein. Man kann davon ausgehen, dass z. B. ein Standardzelt aus Kunststoffgewebe ohne Schatten oder Schutz nach 80 bis 120 Tagen direkter Sommersonne beginnt, auseinanderzufallen. Gegen Gewalteinwirkung wie herunterfallende Äste, durchstechende Zeltstangen, Hängenbleiben und Einreißen, Brandlöcher durch Funkenflug oder nadelfeine Löcher durch Dornen hilft im besten Falle Achtsamkeit – aber irgendetwas passiert immer.
Kinderoutdoor.de Lassen sich Schäden am Zelt durch eine regelmäßige Reinigung auch vermeiden?
GEAR AID: Sowohl das gemeine als auch das besondere Zelt freut sich über Sauberkeit. Auf der Außenhaut greifen Zivilisationsstaub und Vogelkot die Oberflächenstruktur an, Sand und Dreck im Inneren Erhöhen den Reibungsfaktor. Wenn gereinigt wird, dann nur mit Fegen, Ausschütteln und Abwaschen mit nassem Lappen und klarem Wasser. Waschmittel, Seifen etc. beschädigen die Imprägnierung und lassen Nähte undicht werden.
Kinderoutdoor.de Zum Schluss noch eine Frage, die wir jeden von unseren Interviewpartnern stellen. Wo sollten Outdoor Familien unbedingt einmal unterwegs gewesen sein und warum?
GEAR AID: Die Welt ist groß und schön. Im Kleinen ist sie manchmal noch schöner und intensiver. Gerade als Familie ist das Erleben von draußen und Natur in einem definierten, überschaubaren Bereich eine authentische Erfahrung. Deshalb empfehlen wir für die Outdoorfamilie, sich eine Insel zu erobern. Ein ganz besonderer Tipp hierfür ist die Ostseeinsel Bornholm. Landschaftlich ausgestattet mit allem, was Skandinavien so schön macht: Weite Sandstrände im Süden, Klippen und Scheren im Norden, große Waldgebiete in der Mitte, jede Menge tatsächlich spannender Sehenswürdigkeiten, ein vorbildlich ausgebautes Wander- und Fahrradwegenetz, familienfreundliche Wanderherbergen, naturnahe Campingplätze, Wildcampen, … und ein außergewöhnliches Klima.
Vielen Dank für das Interview!