Kinder paddeln auf der Schlei und entdecken dabei auch die Welt der Wikinger. Doch bevor die Familie im hohen Norden Deutschlands sich ins Boot setzt, gibt es ein paar wichtige Dinge einzuplanen. Wir verraten es Euch und geben Euch eine Packliste mit!
Der größte Fehler gleich zuerst. Die Schlei ist kein Fluss. Wieso ist das so wichtig? Die Schlei ist Meeresarm der Ostsee. Daraus ergeben sich drei wichtige Unterschiede zum Paddeln auf einem Fluss:
- Die Schlei hat Brackwasser
- es kann dort sehr windig sein
- der Wellengang ist deutlich höher
Den ersten Punkt könnt Ihr vernachlässigen. Wer unfreiwillig vom Brackwasser der Schlei kostet, weil er die halbe Eskimorolle ausprobiert hat, bekommt zumindest geschmacklich einen Eindruck von diesem Meeresarm. Wichtiger ist es, den Wind zu berücksichtigen. Er kann, wenn er von vorne auf Euch trifft, das Paddeln unglaublich erschweren und Ihr kommt nur mühsam voran. Schon bei eher mäßigen Wind, entstehen auf der Schlei beachtliche Wellen. Kanadier mit einer hohen Bordwand, bringen Euch bei Seitenwind ins Straucheln.
Wie die Windverhältnisse dort sind, lässt sich auch daran erkennen, dass hier Segler unterwegs sind. Außerdem ist die Schlei eine Bundeswasserstraße. Alle die noch etwas unsicher im Kajak sind oder zum ersten mal in den Kindern lospaddeln, üben zuerst auf einem Fluss in Schleswig-Holstein. Hier gibt es genug davon. In der Schlei Region bieten sich das Selker Noor für eine erste Probetour an. Dort ist das Wasser bei der malerischen Stadt Schleswig deutlich zahmer als auf der Schlei. Für Einsteiger passt auch das Haddebyer Noor. Auf der Schlei heißt es Auswählen: Eine gemütliche Tagestour oder doch lieber ein paar Tage im Kanu unterwegs sein?
Übungstour vor der Schlei: Die Füsinger Au
Bei dieser Tour fahrt Ihr zum Schluss in die Schlei und erlebt so den Unterschied zwischen einem Fluss und dem Seitenarm der Ostsee. Los geht die Tour in Scholderup-Taarstedt. Hier lohnt sich ein kurzer Besuch der Sankt Anna Kirche, die aus Feldsteinen errichtet ist. Los gehts bei der Brücke über welche die Straße von Brodersby nach Scholderup führt. Setzt hier das Boot in die Füsinger Au ein. Die nächsten zwei bis drei Stunden, je nachdem wie flott Ihr an den Paddeln seid, geht es durch eine idyllische Landschaft die, eigentlich untypisch für den Norden, aus Wäldern, Wiesen und Hügeln besteht. Euer Ziel erreicht Ihr in Winningmay, hier mündet die Füsinger Au in die Schlei. Eine sehr gute Gelegenheit, den Unterschied zwischen der Schlei und einem Fluss zu erfahren. Wer möchte kann, wenn das Wetter mitspielt, mit den Kindern das Strandbad von Winningmay besuchen.
- Tourencharakter: leichte Flusstour
- Länge der Paddeltour: neun Kilometer
- Dauer: zwei bis drei Stunden
Mehrtagestour auf der Schlei: Von Schleswig nach Schleimünde
Einen großen Vorteil an der Schlei lernt Ihr bei dieser Tour kennen: Es gibt unterwegs etliche Möglichkeiten zu übernachten, an Zeltplätzen besteht kein Mangel. In Schleswig setzt Ihr ein. Zuvor aber lohnt es sich diese Stadt mit ihren malerischen Häusern aus Backsteinen zu besichtigen. Der Wind steht hoffentlich gut für Euch und als erstes kommt Ihr an Fahrdorf vorbei. Weiter brav Richtung Osten paddeln bis Ihr auf Höhe von Stexwig seid. Als nächsten Ort an der Schlei erreicht Ihr Borgwedel und hier gibt es eine Jugendherberge zum Übernachten. Ihr schippert dann weiter bis nach Louisenlund. Für alle die in der Schule weniger glorreich abgeschnitten haben: Hier befindet sich ein Elite-Internat. Weiter zur Halbinsel Schwansen mit dem Fleckeby. Hier ist auch ein Motorsporthafen angesiedelt und entsprechend häufig sind hier die Sportboote unterwegs. In Weseby mit seiner Steilküste lohnt es sich anzulegen, denn hier gibt es den Naschikönig und dessen Süßwaren sind die Kinder sofort begeistert. Auch die Zahnärzte. Als nächstes warten die Burg und Missunde auf Euch. Hier geht es durch eine Meerenge. Bitte aufpassen, denn bei Missunde gibt es eine Fähre über die Schlei. Hier gibt es auch den Campingplatz Wees. Der nächste Zeltplatz folgt beim Hellör. Paddelt weiter durch den Fjordartigen Meeresam und Ihr kommt an der Insel Kieholm vorbei.
Es folgt Hülsen mit seiner Marina und dem Strand. Ulsnisstrand grüßt Euch als nächstes. Es folgen Lindau und Lindaunis. Das Besondere dort ist die Klappbrücke. In Lindaunis ist auch ein Campingplatz für Paddler. Wie es sich gehört direkt an der Schlei. Auf der rechten Seite von Euch ist Sieseby, aus das weiße Juwel an der Schlei genannt. Bald seid Ihr bei Pageroe und Karschau steht allen müden Paddlern ein Zeltplatz zur Verfügung. Auf der Halbinsel Schwonsburg befindet sich der Ort Winnemark. Fast gegenüber auf der anderen Schleiseite ist Arnis, mit über 600 Bewohnern die kleinste Stadt Deutschlands und hier ist es auf jeden Fall wert, mit den Kindern einen Landgang zu unternehmen. Bitte auch hier die Augen offen halten, denn eine Fähre pendelt dort an der Engstelle über die Schlei. Weiter führt Euch die Kanutour über Kopperby, einem Stadtteil von Kappeln. Es folgen noch die Ortschaften Ellenberg, Rabelsund, Maasholm und Olpenitz dann ist Schleimünde und die offene Ostsee erreicht!
- Länge der Tour: etwa 40 Kilometer
- Tourcharakter: Für Könner
Eine weitere Paddeltour im hohen Norden: Durch das Rorichumer Tief
Paddeln mit Kindern im hohen Norden. Im Herbst gibt es noch milde Tage, an denen sich die Tour auf dem Rorichumer Tief anbietet. Wenn Ihr Ostfriesland aus einer ganz anderen Perspektive kennen lernen wollt, dann setzt Euch mit den Outdoorkids ins Boot und paddelt diese einfache Familientour. Das Tolle daran: Es gibt keine Wehre zu umtragen oder andere Hindernisse. 11,5 Kilometer ist diese gemültiche Rundtour auf dem Wasser lang und stellt auch an Anfänger vor keine schweren Herausforderungen.
“Mir fallen bald die Arme ab!” jammert so mancher Vater, wenn er die vollbeladenen Kanadier mit der Familie über Land tragen muss. Neben dem Essen und Trinken ist auch das Zelt, die Schlafsäcke, Isomatten, Kocher sowie die weitere Ausrüstung in Säcken oder Tonnen verpackt. Diese liegen im Kanadier, doch das massive Boot hat schon unbeladen ein sportliches Eigengewicht. Wer hier keinen klappbaren Bootswagen dabei hat, ist klar im Nachteil. Auf dem Rorichumer Tief schont Ihr Euch und bleibt im Wasser. Dafür gibt es einen guten Grund, wie ein einheimischer Paddler erklärt. Der fröhliche Wassersportler sieht so aus, wie sich die Paddler aus dem Süden einen Friesen vorstellen: Gut zwei Meter groß, blond, Rauschebart, breite Schultern und kräftige Hände so groß wie Bratpfannnen. “Auf dem Rorichumer Tief schipperten früher die schwer beladenen Torfkähne. Diese kamen aus den ostfriesichen Fehnen” Der erfahrene Paddler erkennt die Fragezeichen in unseren Gesichtern “Fehnen, das ist ein altes Wort für ein Dorf im Moor. Dort stachen die Leute den Torf und verluden ihn dann auf den Kahn.” sagt der friesische Paddler. Auf auf die Frage was die Menschen früher mit dem vielen Torf anstellten, hat der kluge Kopf eine Antwort:” Die heizten mit Torf. Schau dich doch um: Siehst Du hier einen großen Wald oder eine Kohlegrube? Also verfeuerten die Leute den Torf. Noch heute darren die Whisky-Hersteller so ihr Malz. Doch hast Du eine Ahnung was die Kähne geladen hatten, als sie in die Fehnen wieder zurückschipperten?” Ich und meine Begleiter zucken mit den Schultern ” Tierkot. Der kam dann auf die Stellen, wo die Torfstecher den Boden entfernt hatten. Ein Sche.ßjob ist das gewesen!”
Paddeln mit Kindern auf dem Rorichumer Tief ist eine entspannte Familientour durch Ostfriesland. foto (c) kinderoutdoor.de
Wenn die Kinder paddeln, haben sie am Ufer auch neugierige Zuschauer. foto (c) kinderoutdoor.de
Paddeln mit Kindern: Ostfriesland erfahren
In Rorichum, bei dem Ort handelt es sich um eine alte Warftsiedlung, setzen wir die Boote oberhalb der Brücke mit der Kampstraße ein. Nur wenige hundert Meter Luftlinie sind wir von der Ems getrennt. Los geht es. Die Kinder paddeln an der Siedlung Neue Straße vorbei und halten Kurs auf das Gut Tammegast. Es liegt idyllisch auf der linken Seite vom Fluss. Paddelt unter der Eisenbahnbrücke hindurch. Die ganze Zeit schippert Ihr gemütlich zwischen Feldern und Wiesen hindurch. In zwei weiten Kurven paddelt Ihr weiterhin entspannt dahin. Auf der rechten Uferseite seht Ihr zwei einzel stehende Gehöfte. Jetzt kommt ein wenig Druck auf die Paddel. Zwei wichtige Zuflüsse hat das Rorichumer Tief: Den Warsingfehnkanal und die Heuwieke. Letztere paddeln wir nach knapp fünf Kilometern hinauf. Haltet Euch links und nach einem halben Kilometer erreicht Ihr den Bootshafen von Sieve. Nur 300 Meter weiter, ist der Warsingfehnkanal erreicht. Hier heißt es für uns umdrehen. Auch das ist ein großer Vorteil von der Familienpaddeltour in Ostfriesland: Es ist eine Rundtour und Ihr könnt Euch den Stress mit dem Transfer sparen. Es geht wieder auf dem Rorichumer Tief zurück zur Einstiegstelle. Dort angekommen pfeift ein frischer Wind über uns hinweg. Schnell die Boote versorgt und auf den Dachgepäckträger damit. Zum Abschluss von dieser gemütlichen Familientour gibt es Butterkuchen und Ostfriesentee. In dieser nördlichen Region gibt es noch etliche andere Kajaktouren die sich für Anfänger empfehlen und bei denen Ihr die Kinder mitnehmen könnt. Nach der Paddelei auf dem Rorichumer Tief fallen garantiert niemanden die Arme ab.
Schleswig-Holstein erpaddeln: Die Wakenitz ist für Anfänger ideal
Die Wakenitz ist eine der der schönsten Flusslandschaften Schleswig-Holsteins. Hier auf der Wakenitz könnt Ihr im Naturpark Lauenburgische Seen einen von zwölf NaturSchätzen im Herzogtum Lauenburg entdecken. Ausgedehnte Erlenbruchwälder und eine urwüchsige Ufervegetation geben der Wakenitz einen fast schon dschungelartigen Charakter. Dabei laden 14,5 Wasser-Kilometer der Wakenitz von Lübeck bis zum Ratzeburger See zum Paddelvergnügen auf dem „Amazonas des Nordens“ ein.
Die Wakenitz ist in Paddlerkreisen auch als Amazonas des Nordens bekannt. Der Name trifft zu: Grün – wohin das Auge auch blickt. Allerdings gibt es an den Ufern der Wakenitz keine Giftschlangen und andere exotische Tiere. Dafür bietet die Wakenitz Himmlische Ruhe – nur unterbrochen vom Plätschern der Paddel, die durch das Wasser ziehen. Tau liegt auf dem Schilf, vereinzelt berühren Fische mit ihren Rückenflossen die Wasseroberfläche. Das Kanu zu Wasser gebracht, Wechselkleidung im wasserdichten Plastikfässern verpackt, die Vorräte im Boot verstaut und los geht`s. Vom Ufer abstoßen, die Mitte der Wakenitz ansteuern und mit gleichmäßigen Paddelschlägen geht es dem Erlebnis „Ursprüngliche Natur“ entgegen. Die Tour führt an mit Erlenbruchwald bestandenen Ufern vorbei. Bäume haben sich durch die Last ihres Alters tief über den Fluss gebeugt. Unter dem Blätterdach lässt sich der seltene Eisvogel beobachten.Allenfalls besser als Giftschlangen.
Auf der Wakenitz gibt es viel zu entdecken: In, um und am Wasser.
Foto (c) kinderoutdoor.de
Die Wakenitz: Ideal für Familien und Naturliebhaber
„Der Flusslauf der Wakenitz ist seit Jahrhunderten aufgestaut. So haben sich seenartige Erweiterungen gebildet, die mit Reet- und Seerosenfeldern bewachsen sind. Dieses schützenswerte Gebiet wurde 1999 unter Naturschutz gestellt“, erklärt Lothar Krebs vom Kanu-Center in Siebenbäumen. „Der Fluss sollte wegen der vorherrschenden nördlichen Winde von Richtung Lübeck aus zwar entgegen der eigentlichen Strömung befahren werden, diese ist jedoch so minimal, dass sich der Kanufahrer dessen meist nicht bewusst wird. Ein ideales Revier also für Kanuten, ob alleine, in der Gruppe oder auch für Familien mit Kindern.“
Die Wakenitz-Niederung zählt zu einer der schönsten Flusslandschaften Schleswig-Holsteins. Hier fasziniert der Flusslauf und die vielfältige Natur in unmittelbarer Nachbarschaft: urwaldartige Erlenbrüche und lichte Laubwälder, verschwiegene Moorgewässer und sumpfige Wiesen. „Das Wasser der Wakenitz ist sehr klar und wurde von Lübeck bis 1972 als Trinkwasser genutzt. Ihr slawischer Name steht für sehr sauberes Wasser und bedeutet „Barschfluss“, weiß Lothar Krebs. „Bis vor 25 Jahren war sie Grenzfluss. So fährt man auf ihr über weite Strecken auf der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Insbesondere an ihrem Ostufer konnte sich daher eine urwaldähnliche Wildnis erhalten.“
Die Wakenitz ist der Amazonas des Nordens und ideal für erste Familienpaddeltouren.
Foto (c) kinderoutdoor.de
Ausgedehnte Röhricht- und Schwimmblattzonen gehen an den Ufern in Bruchwälder mit Erlen und Weiden über. Davor wiegen sich Schilfrohr, Binsen und Rohrkolben im Wind. Moorfrosch, Ringelnatter und Sumpfmeise oder die scheue Waldschnepfe finden hier Rückzugsgebiete. Neben Wald flankieren den Fluss Nasswiesen und Grünland, aber auch Trockenrasen und Heideflächen mit artenreicher Flora und Fauna. Insbesondere auf der Wakenitz gilt, was für den Wasserwanderer stets selbstverständlich sein sollte: Er ist nur Gast in der Natur, sollte sich auch dementsprechend verhalten und möglichst wenig stören. Viele Uferbereiche des Flusses sind aus Naturschutzgründen nicht für das Betreten freigegeben.
Nach einer wirklich schönen und ruhigen Fahrt erreicht man nach etwa fünf Stunden das Nordende des Ratzeburger Sees mit dem Fährhaus Rothenhusen. Dies war Ende des 16. Jahrhunderts eine von Lübeck befestigte Zollstation. Noch heute zeugen das Lübsche Wappen und eine Kanone auf der Südseite des Fährhauses von dieser Zeit. Von Rothenhusen aus – hier gibt es sogar einen kleinen Zeltplatz – gelangt man nach einer kleinen Wanderung zur Haltestelle der öffentlichen Verkehrsmittel, die einen wieder nach Lübeck zurückbringen. Wer den Wasserweg bevorzugt, kann mit der Wakenitz-Schifffahrt Quandt den Rückweg antreten und erreicht nach einer romantischen Schifffahrt wieder die Lübecker Altstadt. Wer noch mehr sehen will, der fährt mit dem Personenschiff „Heinrich dem Löwen” von Rothenhusen über den großen Ratzeburger See bis zur Domstadt Ratzeburg.
Informationen:
Die Tour über die Wakenitz ist für Anfänger und Gruppen gut geeignet und kann in beiden Richtungen befahren werden. Länge 14,5 km, Dauer ca. 5 Stunden (3-4 Stunden reine Paddelzeit zuzüglich Pausen). Wer möchte, macht zwischendurch Rast an den verschiedenen Anlegemöglichkeiten.
Packliste für den Urlaub im Kanu:
- Schwimmwesten (die tragen alle! Achtet, dass die Gewichtsangabe der Weste und das der Paddler zusammenpassen)
- Wasserdichte Packsäcke (die gibt es beispielsweise von Ortlieb)
- Ersatzpaddel (bekommt ihr vom Kanuverleiher)
- Auftriebskörper(bekommt ihr auch vom Kanuverleiher; wenn nicht, dann sucht Euch besser einen anderen!)
- Sonnencreme (auf dem Wasser ist die Sonnenlicht um einiges stärker)
- Sonnenbrille
- Mütze oder Sonnenhut
- Trinken
- Essen
- Erste Hilfe Set
- Flussführer
- Flusskarte
- Wechselwäsche
- Badekleidung
- Spielsachen für die Kinder z.B. Lupenbecher mit denen sie das Wasser oder Pflanzen untersuchen können
- Handy und Fotokamera wasserdicht einpacken (da habe ich schon mehrmals erlebt, wenn solche versenkt wurden!)
- Taschenmesser
- eventuell Bootswagen wenn ihr längere Strecken umsetzen müsst (gibt es vom Kanuverleiher)
Viel Spaß auf dem Wasser!