Was taten eigentlich die Kinder, bevor es das Internet, Fernsehen und Playstation gab? Sie spielten gemeinsam draußen. Jede Generation der Kinder, gab an die nächste die vielen Spielideen mündlich weiter. Leider sind inzwischen einige alte Kinderspiele (fast) vergessen. Zeit diese wieder aufleben zu lassen.
Besitzer von Garagen hassten dieses Spiel. In den 70ern lebten noch viele Städteplaner und Leiter von Bauämtern in den Wahn, dass jede Stadt und jedes Ort Autogerecht sein muss. Entsprechend prägten Garagenhöfe das Bild von Neubaugebieten. Ein trostloser See aus Asphalt mit Abstellmög-lichkeiten für Autos, die eher an zu groß geratene schmutziggraue Lego-Steine erinnerten. Kinder hatten an diesen trostlosen Garagenhöfe ihre Freude. Hier konnten sie spielen nach Herzenslust. Auch ein Spiel, dass für abblätternden Lack und Dellen in den Wellblechtoren der Garage sorgte.
Alte Kinderspiele: Ball gegen die Wand
Von diesem Spiel gibt es einige Varianten. Alle Kinder stellen sich etwa zwei Meter entfernt von einer Wand auf. Ein Kind wirft einen Ball und jetzt kommen die Variationen
- Die Kinder müssen wie mit versteinerten Füßen stehen bleiben und versuchen den Ball zu fangen. Wem dies gelingt, der darf als nächstes werfen.
- Die Kinder müssen in die Hände klatschen/sich einmal um die eigene Achse drehen/ in die Luft hüpfen und dann dürfen sie den Ball fangen
Material:
- Ball
Murmelhaufen und die Kinder sind gaga vor Glück
Stapelt die Murmeln zu einem Haufen. Das geht nur, wenn ihr die Glaskugeln auf Sand oder lehmigen Boden legt. Zieht um den Murmel-haufen einen Kreis, mit etwa 20 Zentimeter Durchmesser. Nun nimmt ein Kind die große Murmel und lässt sie von oben auf den Haufen fallen. Jede Murmel die wegspringt und die Linie vom Kreis überquert, gehört dem Kind. Ideal ist dieses Kinderspiel für die Pause bei der Reise in den Urlaub.
Material:
- Murmeln
Alte Kinderspiele für draußen: Scheitelschlagen
Ein altes bayerisches Vesteckspiel. Keine Sorge es ist keinesfalls brutal, aber verlangt viel Einsatz von jedem Mitspieler. Die Regeln sind denkbar einfach und zu jeder Jahreszeit lässt sich Scheitelschlagen draußen spielen. Im Park, am Spielplatz, im Wald oder einem größeren Garten und überall wo sich Kinder gut verstecken können ist ein ideales Terrain für das Spiel. Zuerst wählt ihr einen Fänger aus und sucht gleich lange (ca. 30 cm) Äste (Holzscheitel).Alle anderen Mitspieler verstecken sich. Zuvor werfen sie die drei Holzscheitel in die Luft und laufen so schnell es geht ideale Verstecke. Der Fänger sammelt die drei Hölzer und stellt sie zu einer Pyramide zusammen und sucht die anderen Mitspieler. Sobald er einen entdeckt hat muss er schleunigst zu der Holzpyramide laufen, stellt einen Fuß darunter und ruft:” Eins, zwei und drei! Xxx (Name des Kindes) ist nicht mehr frei! Du bist (Versteck nennen)” Der Gefundene muss herauskommen und sich zum Scheitel stellen. Die Mitspieler können ihn jedoch wieder “befreien” in dem sie den Holzscheitel in einem unbeobachteten Moment umwerfen. Das Spiel endet, wenn der Fänger alle gefunden hat. Viel Spaß!
Material:
- Drei Holzscheitel
Kinderspiele die schon Oma kannte: Seilhüpfen
Wie alt das Seilhüpfen ist, konnten bisher auch nicht die Archäologen klären. Sicher ist, dass bereits im 17. Jahrhundert die Kinder es spielten. Für fünf Euro bekommt Ihr ein simples Springseil und der Spaß kann los-gehen. Wenn die Kinder alleine springen gibt es Variationen wie das Seil kurz zu überkreuzen. Mehr Freude kommt auf, wenn andere Kinder dabei sind. Ein Kind nimmt ein Ende vom Sprungseil in die Hände und dreht sich langsam auf der Stelle, so dass das Seil leicht über dem Boden ist. Nun müssen die Mitspieler darüber hüpfen. Doch Kinderspiele kennen noch weitere Variationen: Zwei Kinder halten je ein Ende vom Sprungseil und schwingen es gleichmäßig. Ein Mitspieler stellt sich in die Mitte und springt über das Seil. In der nächsten Runde kommt ein weiteres Kind hinzu. Das geht solange bis ein Kind im Seil hängen bleibt.
Material:
- Ein Sprungseil
Kinderspiele im Freien: Ochs am Berg schau um!
Kinderspiele haben manchmal regionale unterschiedliche Namen. Im süddeutschen Raum heißt diese Bewegungsspiel: Ochs am Berg. In Nord-deutschland kennen Kinder das Spiel unter dem Namen Oma liest die Zeitung. Die Regeln sind, typisch für Kinderspiele, einfach. Ein Kind ist der Ochs bzw. die Oma und dreht sich mit dem Rücken zu den anderen Spielern. Diese stehen 10 – 30 Meter entfernt davon. Nun zählt der Ochs oder die Oma an “Ochs am Berg schau um!” oder “Oma liest die Zeitung” und dreht sich schnell um. Während der Ochs/Oma zählt, dürfen die anderen Kinder auf diesen Spieler zulaufen. Sie müssen aber regungslos stehen bleiben, wenn sich der Ochs/Oma umgedreht hat. Sieht der Ochs/Oma wenn ein Kind sich bewegt dann muss dieses einen Schritt oder ganz zum Start zurück. Das Spiel geht solange, bis ein Kind den Ochs/Oma erreicht hat.
Material:
- Keines
Uralte Kinderspiele : Himmel und Hölle
Auf der Straße spielten früher die Kinder, als es mit Spielplätzen eher dürftig aussah. Eines der beliebtesten Kinderspiele ist Himmel und Hölle gewesen. Weltweit kennen die Kinder dieses Hüpfspiel. Bei uns hat es, wie das Murmlen, viele Namen: Himmel und Hölle (Süddeutschland), Hickel-kasten (Norddeutschland), Hinkepinke oder Reise zum Mond. Schon im antiken Rom hüpften die Kinder auf der Straße bei diesem Spiel. Typisch für Kinderspiele sind auch hier die Regeln simpel: Die Mitspieler müssen einen Stein zuerst in das Kästchen mit der eins, anschließen der zwei und so weiter werfen. Das Feld in dem sich der Stein befindet über-springen die Kinder. Im obersten Feld, dem “Himmel” landen die beidbeinig und drehen dort um. Beim Zurückspringen den Stein wieder mitnehmen und auf den Start. Es gibt bei diesem Spiel unzählige Varianten: Wer übertritt oder das Gleichgewicht verliert scheidet aus oder das Feld mit “Hölle” muss man immer überspringen. Alles was für diese Spiel notwendig ist sind Straßen-kreiden oder ein Stück Ytong-Stein zum Malen auf der Straße.
Material:
- Straßenkreide
Gummiwist: Hüpfend einfach
Kinderspiele brauchen wenig Material. Das beste Beispiel ist Gummitwist. Dazu ist nur ein Gummiband von drei bis vier Metern Länge notwendig und mindestens drei Mitspieler. Schon geht´s los. Beim Gummitwist gibt es unzählige Varianten. Den Sprungrhytmus geben die Kinder vor. Eine Möglichkeit ist es, nach jedem Durchgang mit dem Gummiband höher zu gehen. Erst auf den Fußknöcheln, dann auf den Waden, Knie und so weiter. Die Kinder vereinbaren auch, wie sie beim Gummitwist springen: Einbeinig oder mit beiden Beinen. Ebenfalls kann es sein, dass die Kinder auf das Gummiband springen müssen. Eine weitere Schwierigkeit ist es, das Gummiband zu überkreuzen. Wer es berührt oder im Rhythmus durcheinander kommt, scheidet es.
Matertial:
- Gummiband
Älter geht es kaum: Reifen treiben
Dieses Kinderspiel ist bereits auf einer griechischen Vase abgebildet, die 400 vor Christus entstand. Auch die nordamerkanischen Indianer kannten dieses Spiel und schulten damit die Fertigkeiten der Kinder. Nehmt einen Hula Hoop Reifen, wir probierten das Kinderspiel im Museumsdorf Kürnbach mit einem alten Faßreifen aus, mit einem Stock müssen die Kleinen den Reifen antreiben. Wenn das zu schwer ist, treiben sie den Reifen mit der Hand an. Auch das ist schwer. Teilt die Gruppe in zwei Mannschaften und führt einen Staffellauf mit dem Reifen durch.
Material:
– Hula Hoop Reifen
– Stöckchen