Wandern mit Kindern in Mittelgebirgen hat so viel mit Langeweile zu tun, wie Profiradrennen mit Sauberkeit. Im Bayerischen Wald habt Ihr die Möglichkeit von einem Urwald in den nächsten zu wandern. Dabei seid Ihr als Grenzgänger unterwegs. Vom Bayerischen Wald wandert Ihr hinüber in den Böhmerwald. Dort geht es zur heimlichen Quelle der Moldau. Eine wunderbare Tour für Familien mit größeren Kindern.
Bauernhochzeit. Reigen der Nymphen, Johannisstromschnellen, Jagdgesellschaft, Schlösser und Burgen. Jeder der einen Musikunterricht genießen durfte, musste diese Schlagworte auswendig lernen. Vltava heißt das Sück im Original. Besser bekannt als “Moldau” vom tschechischen Komponisten Bedřich Smetana. Seine Quelle hat dieser Fluß im Böhmerwald. Höchste Zeit dorthin zu wandern. Wie schrieb schon der österreische Schriftsteller Adalbert Stifter, er wanderte viel durch den Böhmerwald: Das Beste steht nicht immer in den Büchern, sondern in der Natur; nur haben die Menschen meist nicht die Augen, es zu sehen. Zum Glück kannte der gute Mann das Internet noch nicht.Machen wir uns auf den Weg. Acht Kilometer liegen vor Euch. Wir starten beim Wanderparkplatz Schwellgraben. Von dort aus ist der Weg zur Reschbachklause ausgeschildert. Unterwegs bekommt Ihr zu sehen, welche Schäden der Borkenkäfer hier angerichtet hat. Nur langsam erholt sich die Natur von diesem Schädling. Dabei ist es wichtig zu wissen, was für einen hohen Stellenwert die Holzwirtschaft hier in Ostbayern immer noch hat. Vor über 100 Jahren schufteten hier viele als Waldarbeiter. Ein Problem ist es gewesen, die Fichtenstämme schnell abzutransportieren. Dazu ließen sich die Holzarbeiter was einfallen. Sie errichteten eine Triftklause. Wie solch ein künstlicher Staudamm ausgehen hat, das bekommt Ihr bei der Tour zu sehen. Zuerst errichteten die Arbeiter unter Anleitung von einem Triftmeister diesen Damm aus Stämmen. Eine unglaublich harte Arbeit. Während die Holzknechte im Wald die Bäume sägten, staute sich das Wasser an der Triftklause. Mit Pferden zogen sie die Stämme zu dem künstlichen Stausee und ließen sie dort zu Wasser. Hatte sich der See mit Wasser und entasteten Stämmen gefüllt, zerstörten die Knechte den Staudamm. Was passierte nun? Es entstand eine Flutwelle und riss das Holz aus dem Stausee mit sich. Verhakte sich unterwegs ein Stamm, mussten ihn Triftknechte mit langen Stangen möglichst schnell wieder in die reißenden Wasser zurückbugsieren. Sonst ließ die Strömung nach. Immer wieder gab es bei dieser Arbeit tödliche Unfälle. Im Fluß angekommen sammelten die Triftknechte das Holz ein, bauten Flöße daraus und brachten es so zu den Sägewerken.
Wandern mit Kindern in Mittelgebirgen: Viel Glück für eine Münze
Nach der Reschenbachklause ist der Weg zur Moldauquelle ausgeschildert. Die nächste Zeit geht es auf einem Wanderweg stetig bergauf. Ihr wandert kontinuierlich auf die Landesgrenze zu. An der Abzweigung geht Ihr linkd und schon ist die Tschechische Republik erreicht. Keine Sorge, im Gegensatz zu der Zeit vom Eisernen Vorhang, sind heute Grenzer eher selten unterwegs. Jetzt wandert Ihr durch den sagenhaften Böhmerwald. Bald gabelt sich der Weg. Hier links halten und auf der Forststraße weiterwandern. Einen halben Kilometer später ist eine T-Kreuzung erreicht. Dort haltet Ihr Euch rechts. An einem Merkmal erkennt Ihr, ob Ihr den richtigen Weg eingeschlagen habt: Kommen von vorne und hinten Radfahrer angebraust, dann nähert Ihr Euch der Moldauquelle. Ihr seid nämlich auf einem Abschnitt vom Moldauradweg unterwegs. Bald steht Ihr vor einem Picknickplatz. Bei Wanderern und Radlfahrer gleichermaßen beliebt. Die Kinder freuen sich über diese Rast. Ihr befindet Euch nun auf einer Hochebene. Dort befindet sich ihre Quelle. Diese ist mit groben Steinen eingefasst und Stege führen um sie herum. Am besten Ihr lasst die Kinder eine Münze in die Moldauquelle werfen. Das soll Glück bringen und in Mathearbeiten ist das immer gut. Geht auf dem Hinweg wieder zurück bis zur bayerischen Grenze. Dort haltet Ihr Euch rechts. Der Weg gabelt sich und Ihr wandert links weiter. Immer bergan seid Ihr nun auf dem Siebenstein unterwegs und erreicht das Gipfelkreuz. Steil ist der Weg hinunter vom Gipfel. Wenn Ihr Trekkingstöcke dabei habt, kommt Ihr deutlich besser voran. An der Abzweigung rechts halten und auf der Forststraße kommen wir zurück zum Start beim Schwellgraben. An der Quelle der Moldau gewesen zu sein, dass ist schon ein Ding!