Skifahren hat bald wieder Hochkonjunktur. Wenn erst der erste Schnee liegt und die Lifte in Betrieb sind, zieht es viele Familien zum Skifahren. Noch ist Zeit, um sich auf den Winter und den damit verbundenen Skisaisonstart 2014/15 vorzubereiten. Fünf Experten vom Deutschen Skilehrerverbandes (DSLV) geben Tipps über Trends und geben wertvolle Ratschläge zur optimale vorbereiten auf das Skifahren.
Wie finden Eltern die perfekte Skischule?
Peter Hennekes, DSLV„Die Wahl der perfekten Skischule fällt nicht leicht. Um eine Entscheidungshilfe zu geben, macht der DSLV die Qualität und Professionalität einzelner Schneesportschulen durch Gütesiegel messbar. Diese Auszeichnung setzt voraus, dass die Schüler ausschließlich von Skilehrern betreut werden, die Teil des Aus- und Fortbildungsnetzwerks des DSLVs, des Bayerischen Kultusministeriums sowie der TU München sind. Kleine Kursgruppen, ein entspanntes und sicheres Umfeld, ein passendes Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie die richtige Ausrüstung und das Angebot von Einzelstunden sind eine weitere wichtige Grundlage für die Zertifizierung durch den DSLV. Vor allem das Individual Coaching ist ein wesentlicher Angebotsbaustein der Profischulen und ein wichtiges Qualitätsmerkmal aller DSLV-zertifizierten Skischulen. Individuelle Fahrtipps vom Profi, beispielsweise in einem vierstündigen Halbtageskurs, verbessern das eigene Fahrkönnen ungemein und fördern das Sicherheitsempfinden. Doch die Skilehrer müssen neben überdurchschnittlicher Beherrschung des Sports auch soziale Kompetenz, fundiertes Fachwissen und Fertigkeiten im Risikomanagement sowie im
motorisch- und methodisch-didaktischen Bereich aufweisen.“
Vorbereitungstraining? Ja, aber richtig!
Lisa Horst, DSLV „Um möglichen Verletzungen vorzubeugen ist es wichtig, sich im Sommer und Herbst für die Wintersaison fit zu halten. Hierzu eignen sich Sportarten, die dem Skifahren in den körperlichen Anforderungen ähneln. Mountainbiken sowie Rennradfahren trainieren beispielsweise Grundlagenausdauer und Beinmuskulatur, Klettern die Rumpfstabilität. Das Gleichgewicht und die Koordination kann durch Slacklinen und Übungen wie einbeiniges Zähneputzen oder Stehen auf einer zusammengerollten Isomatte gefördert werden. Bei speziellen Kräftigungsübungen wie Kniebeugen ist die richtige Ausführung sehr wichtig, da es sonst schnell zu Fehlbelastungen des Bewegungsapparates kommen kann. Grundsätzlich trainiert es sich am besten unter der Aufsicht eines Experten, zum Beispiel im
Fitnessstudio.“
Wie geht man den ersten Skitag der Saison am besten an?
Christiane Bauer, DSLV„Um am ersten Skitag der neuen Saison nicht in brenzlige Situationen zu geraten, ist eine gute Vorbereitung ein Muss. Hierzu zählt neben frisch präpariertem sowie perfekt eingestelltem Material auch die körperliche Fitness.
Hat man diese Vorbereitungsaufgaben erledigt, steht dem Spaß auf der Piste nichts mehr im Weg. Doch gleich mit Vollgas in die neue Skisaison starten ist nicht ratsam. Unsere Grundregel hierbei: Man sollte sich, sowohl in Bezug auf das Tempo als auch dem Schwierigkeitsgrad der Piste, selbst wohl und vor allem sicher fühlen. Da unser Körper die neue Belastung am ersten Tag noch nicht gewohnt ist, sollten ausreichend Erholungszeiten eingeplant und die Fahreinheit nicht allzu lang gestaltet werden. Ebenso empfehlenswert ist es, sich mit dem Pistenplan des jeweiligen Skigebietes vertraut zu machen, um die richtigen Routen für das persönliche Fahrkönnen gut auswählen zu können. Ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit hilft ebenfalls, mögliche Gefahrenstellen, wie Engstellen oder steile Abschnitte auf den Pisten, zu erkennen und diese unfallfrei zu passieren.“
Auf was muss bei Leihequipment geachtet werden?
Alexander Dillig, DSLV„Beim Ausleihen ist die Beratung und Betreuung durch einen Fachmann besonders wichtig. Nur dieser sollte das Material einstellen. Im Verleihcenter aber bitte nicht wundern. Heutzutage werden die Ski nach einer neuen Messmethode vergeben: ausschlaggebend sind Alter, Gewicht, Sohlenlänge und Fahrkönnen – völlig ohne Messgerät. Zudem kann man sich beim Verleiher in der Regel darauf verlassen, gut gepflegtes Equipment zu erhalten – dies erhöht nicht nur den Fahrspaß, sondern vor allem auch die Sicherheit. Wir empfehlen außerdem stets, sich einen hochpreisigen Ski auszuleihen, da dieser meist sorgfältiger behandelt wird als ein Standard-Verleihski. Neben der richtigen Auswahl und Einstellung des Materials ist beim Ski Ausleihen die rechtzeitige Reservierung der gewünschten Produkte beim Verleiher essentiell. Abschließend noch ein Timing-Tipp von uns: Am besten man holt sein Equipment am Abend vor dem geplanten Skitag ab. So vermeidet man lange Wartezeiten und kann entspannt in den Pistenspaß starten.“
Was sind die Saisonneuheiten für den nächsten Winter?
Andreas Mann, DSLV „Ein großer Trend ist das Bootfitting. Allerdings sollte dies weniger als Trend, sondern eher als wichtiges Thema gesehen werden. Denn die individuelle Anpassung der Skischuhe wird immer relevanter – für die beste Passform und somit hohen Tragekomfort. Weitere Vorteile sind die direkte Impulsübertragung auf den Ski, bessere Steuerung sowie Krafteinsparung. Der Fokus im Bereich Alpinski liegt im Winter 2014/15 auf dem Thema Gewicht. Die Tendenz zu immer leichter werdenden Skimodellen wird auch diese Saison weiter fortgeführt. Früher waren leichte Ski weniger stabil und somit nicht für sportliches Fahren geeignet. Doch die aktuelle Entwicklung im Skibau geht zu einer Verarbeitung von leichten, modernen Materialien über, die eine Gewichtsreduktion ermöglichen, ohne an Torsionssteifigkeit einzubüßen. Der Ski gewinnt an Wendigkeit und Agilität. Ein weiteres Thema ist das fortschreitende Verschmelzen der Kategorien Freeride und Touring. Dies macht sich sowohl bei den Ski als auch den Bindungen bemerkbar. Es werden vermehrt PIN-Bindungen hergestellt, die von dem ursprünglich reinen Tourensegment abweichen und mehr in Richtung Freeride gehen. Der Anwendungsbereich wird somit deutlich vergrößert. Die Abstriche, welche früher im Bereich der Fahrperformance und Sicherheitsfunktion hingenommen werden mussten – um den Aufstieg zu optimieren – werden durch stabilere Bauweisen, einfachere Bedienbarkeit und Auslösefunktionen, wie man sie von Pistenskibindungen gewöhnt ist, reduziert. So werden ein sportlicheres Fahren sowie mehr Sicherheit bei der Abfahrt ermöglicht.“
Wie findet man das passende Equipment?
Alexander Dillig, DSLV „Bei der Suche nach dem richtigen Ski orientiert man sich am besten an der eigenen Körpergröße und dem eigenen Können. Wir vom Deutschen Skilehrerverband empfehlen deshalb folgende Leitlinie: Erwachsene Einsteiger sollten einen Ski wählen, der zehn Zentimeter kleiner ist als sie selbst. Bei fortgeschrittenen Fahrern reicht eine Differenz von fünf Zentimeter. Für ambitionierte Hobbyfahrer und Profis eignet sich ein All Mountain Ski in der eigenen Körpergröße oder sogar bis zu fünf Zentimeter länger. In Bezug auf die Skibreite würden wir dem Durchschnittsfahrer bis zu einer Mittelbreite von ungefähr 90 mm raten. Slalom- und Riesenslalommodelle eignen sich nach unserem Empfinden nur für sehr sportliche Fahrer. Doch damit dem Vergnügen im Schnee nichts im Wege steht, braucht es nicht nur den passenden Ski, sondern auch einen perfekt sitzenden Skischuh. Nach unserer Einschätzung passen nur wenige Füße in die vorgefertigten, im Handel erhältlichen Skischuhleisten. Wer allerdings Spaß am Skifahren haben möchte, sollte bereit sein, auch in eine professionelle Skischuh-Anpassung zu investieren. Diese wird von immer mehr Herstellern direkt im Sportfachhandel angeboten. Als Faustregel für sportliche Fahrer, die einen perfekt sitzenden Skischuh haben möchten, gilt hierbei: Der gleiche Betrag, der für den Skischuh aufgebracht wurde, kann noch einmal für das Fitting eingeplant werden.“