Veröffentlicht am

Outdoor Kinder wandern zu Rekord Orte in Deutschland

Outdoor Kinder wandern zu Rekord Orte in Deutschland und davon gibt es einige. Wir stellen Euch eine Wandertour für Kinder auf der größten deutschen Insel vor. Zu einer der ältesten Almen in den deutschen Alpen. Zum höchsten Kaltwassergeysir der Welt. Wir wandern zur beliebtesten Sehenswürdigkeit Deutschlands, zum höchsten Ort der Republik, zur südlichsten bewohnten Siedlung Deutschlands, und zur höchsten Schule.

Rekorde ziehen schon immer die Kinder und Erwachsenen an. Mit 926 Quadratkilometern führt Rügen klar und unangefochten die Liste der deutschen Inseln an. Wenn wir mal Mallorca außen vor lassen. Abgeschlagen liegt Usedom auf Platz zwei mit 373 Quadratkilometern.

https://www.youtube.com/watch?v=iFzXTtEItyo

Los geht die Tour mitten in Sassnitz. Hier befindet sich ein großer Parkplatz.Von dort ist bereits der Hochuferweg zum Königsstuhl ausgeschildert. Durch einen dichten Buchenwald geht es immer an der Küstenlinie entlang. Bitte beachtet die Absperrungen! Dabei bieten sich eindrucksvolle Blicke auf die weltbekannten Kreidefelsen der Insel. Mit den Kinderwagen gibt es hier kein Durchkommen. Teilweise müssen die Wanderer über Holztreppen in Waldschluchten absteigen. Die Piratenschlucht könnt Ihr Euch sparen, schon deswegen weil des den Piraten Klaus Störtebecker nie gegeben hat. Also konnte er in dieser Schlucht auch keine Schätze vergraben. Der größt Schatz bleibt die Natur. Vergeblich sucht Ihr den Blick, wie Ihr ihn auf dem weltbekannten Gemälde von Caspar David Friedrich sehen könnt. Dafür gibt es zwei Gründe: Die Küstenlinie ändert sich dauernd. Es brechen immer wieder Stücke von den Kreidefelsen ab und Caspar David Friedrich nahm sich die Freiheit und arrangierte die Felsen auf seinem Bild ein wenig. Künstlerische Freiheit sagen die Experten dazu. Auf und ab geht es dahin. Ein Wald in dem es nach Seeluft riecht. Beim Nationalparkzentrum Königsstuhl erwarten Euch einige Attraktionen, für den hohen Eintritt könnt Ihr auch etwas verlangen. Wer möchte kann mit dem Bus zurück oder wander auf dem Hinweg wieder nach Sassnitz.

Auf der größten Insel Deutschlands, es ist Rügen, findet Ihr auch diese malerischen Kreidefelsen. foto (c) kinderoutdoor.de
  • Länge: 8,9 Kilometer
  • Höhenmeter: 316
  • Kinderwagen geeignet: leider nein

Zur wahrscheinlich ältesten Alm in den bayerischen Alpen

https://www.youtube.com/watch?v=Wo44dt3gbfo&t=2s

Bereits im 8. Jahrhundert taucht die Gotzenalm in Urkunden auf. Ihr habt einige Optionen die wahrscheinlich älteste Alm der deutschen Alpen zu erwandern. Die erste Variante ist die Schnellste: Mit dem Ausflugsboot bis zur Haltestelle Kessel schippern. Für alle die zur Seekrankheit neigen: Der Königssee ist ein eher ruhiges Gewässer und die Bootsfahrt ist so angenehm, dass selbst der empfindlichste Magen seinen Inhalt für sich behält. Die Haltestelle Kessel fährt das Ausflugsboot nur bei Bedarf an, deshalb bitte schon beim Einsteigen sagen, wo es hingehen soll. Wieder an Land dem Steig mit der Nummer 494 folgen. Es ist der ehemalige Reitweg der bayerischen Könige und führt in Richtung Süden durch Bergwald hinauf zur Gotzenalm. Hofjagden sind zu königlicher Zeit beliebt gewesen und Prinzregent Luitpold kam öfter nach Berchtesgaden um zu jagen.

Wandern mit Kindern: Die Gotzenalm ist erreicht! Foto (c) kinderoutdoor.de

Steil schlängeln sich die Serpentinen immer weiter vom See weg. Der Wanderweg ist breit und gut ausgebaut. Im Gegensatz zu manch anderen Touren um den Königssee sind hier eher weniger Wanderer unterwegs. Auf dem Weg bergauf bieten sich immer wieder beeindruckende Blicke auf den Watzmann und den Königssee. Von der Gotzentalalm, Achtung nicht zu verwechseln mit dem eigentlichen Ziel, geht es in steilen Serpentinen hinauf. Wenn man den Wald verlässt und auf einem Hochplateau sich befindet, ist die Gotzenalm bereits zu sehen. Alle anderen die länger unterwegs sein wollen, beginnen die Tour als Gondoliere.

Den Watzmann als Sichtnachbarn. So einen imposanten Anblick gibt es auf der Gotzenalm. foto (c) kinderoutdoor.de

Seilbahn statt Schweiß. Bis zur Mittelstation der Jennerbahn hochgondeln. Auf einem sehr gut ausgebauten Wanderweg den Wegweisern zur Gotzenalm folgen. Vorbei am Dr. Hugo Beck Haus und dem Sulzbergkaser. In Richtung Königsbachalm wandern und anschließend zur Gotzenalm. Wobei dieser Berggasthof für viele Einheimische immer noch der Springlkaser ist. Kommen wir zu einer weiteren Möglichkeit die nur konditionsstarken Wanderern und sparsamen Schwaben oder Schotten vorbehalten ist. Diese sparen sich das Geld für die Jennerbahn und steigen vom gebührenpflichtigen Parkplatz am Königssee auf. Gut eine Stunde geht es auf dem Forstweg bergauf. Ab der Mittelstation der Jennerbahn den Wegweisern folgen. Kommen wir zur härtesten Möglichkeit die Gotzenalm zu erreichen. Nur wer trittsicher und bergerfahren ist, sich orientieren kann und über die nötige Kondition verfügt nimmt diesen Weg zur Gotzenalm. Mit dem Ausflugsboot schippern wir bis zur Haltestelle Salet, dort links halten und den Kaunersteig nehmen. Er ist mit der Nummer 492 markiert. Über steile Holzstufen und Stellen die zum Teil mit Drahtseil gesichert sind, geht es hinauf. Teilweise fehlen Stufen oder sind beschädigt. Bei Nässe ist dieser Weg auf keinem Fall zu empfehlen, die Gefahr auszurutschen ist zu groß. Egal welchen Aufstieg man zur Gotzenalm wählt, auf jeden Fall gehört der Aussichtspunkt Feuerpalfen zur Wanderung. Von hier aus bieten sich Tiefblicke über den fjordartigen Königssee und beliebt bei Fotografen ist der Blick auf die Halbinsel mit Sankt Bartholomä.

Höchster Kaltwassergeysir der Welt: Alle nach Andernach

https://www.youtube.com/watch?v=WRldxDp07UI

“Das sieht aus, als wenn eine Flasche mit Mineralswasser überläuft!” spottet ein Mann. Tatsächlich sieht das was an Wasser aus der Erde austritt eher dürftig aus. Doch im Inneren baut sich ein unglaublicher Druck auf. Während in den USA oder auf Island die Fontänen aus dem Boden schießen, weil unterirdisch sich das Wasser sehr stark erhitzt, funktioniert der Geysir in Andernach anders. Im Erlebniszentrum haben wir gelernt, wie es dazu kommt. Hier konnten die Kinder experimentieren und wenn sie laut lachten, dann gab es keine bösen Blicke vom Museumspersonal. Im Gegenteil! Sie zeigen den kleinen und großen Besuchern, warum der Kaltwassergeysir in Andernach ausbricht. Vereinfacht gesagt: Es ist so, als wenn Ihr eine frische Mineralwasserflasche stark schüttelt und dann öffnet. Was dann passiert wisst Ihr sicher: Das Wasser spritzt Euch wegen dem Druck den die Kohlensäure aufgebaut hat, nur so entgegen. Ganz grob gesagt, läuft es so in Andernach ab. Riesige Co2 Bläschen drücken das Wasser zur Erdoberfläche. Im Geysir-Erlebniszentrum ist mitmachen erwünscht und für die Kinder gibt es tolle Hörspiele. Am besten hat den Outdoor-Kids die Fahrt mit dem Fahrstuhl ins Innere der Erde gefallen. Gemeinsam mit den CO2-Molekülen gingen wir auf die spannende Reise vom Erdinneren bis an die Oberfläche und zur Wasserfontäne. Bei der Tour durch die Ausstellung erfuhren wir, wie die Kaltwassergeysirs funktionieren und vieles rund um den Vulkanismus. Heiß wie Magma sind die Kinder auf das Geysir gewesen.

Zur beliebtesten Sehenswürdigkeit Deutschlands: Ein königliches Ziel

https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=9FfI0tX052I

An der Seilbahn vom Tegelberg starten wir. Vor allem am Wochenende sind hier viele Gleitschirmflieger unterwegs, man erkennt sie an den großen Rucksäcken erkennbar. Meine Mittlere meint “Papa schau mal, was die alles eingepackt haben!” Wer mit kleineren Kindern unterwegs ist, kann die Tegelbergbahn nehmen und hinauf schweben. Alle anderen steigen auf. Wichtig ist, dass die Kinder trittsicher sind. An der Sommerrodelbahn vorbei und über einen geschotterten Weg geht es den Berg hinauf. Über einen schmalen Pfad kommen wir in alpine Regionen. Was vom Parkplatz bei der Talstation harmlos aussieht, fordert die Kinder und mich. Immer wieder ist der Pfad mit fixen Drahtseilen sichert. Besonders viel Freude haben die Kinder an den kleinen Kletterpassagen. Nach 2 1/2 Stunden ist das Tegelberghaus erreicht. Diese Hütte. sie steht auf 1.707 m Höhe, diente bereits den bayerischen Königen bei der Jagd als Unterkunft. Hier lohnt es sich auf jeden Fall eine Pause einzulegen. Der Blick auf den Forggensee und die umliegenden Berge ist atemberaubend. Wir folgen der Beschilderung Reitweg Bleckenau. Vom Tegelberghaus sind es ungefähr 2 1/2 Stunden. Über schroffes Gelände geht es bergab. Schwindelfrei muss bei diesem Wanderweg keiner sein. Wer will kann auch einen Abstecher auf den Ahornsattel (1.661 m) unternehmen.

Wandern mit den Kindern zu Königs! Eine Tagestour vom Tegelberg nach Schloß Neuschwanstein. Foto: (c) Kinderoutdoor.de

Wandern mit den Kindern zu Königs! Eine Tagestour vom Tegelberg nach Schloß Neuschwanstein.
Foto: (c) Kinderoutdoor.de

Kinder wandern auf den Spuren der Monarchen

Bald ist der Reitweg erreicht, bei dem es einen Naturlehpfad gibt. Weil die bayerischen Könige und der Prinz Regent Luitpold gerne in dem “Leibgehege” zur Jagd gingen, ließ König Max I. einen Reitweg anlegen. Wichtig ist für die Monarchen gewesen, dass der Weg genügend Platz für das eigene Pferde und dem Jagdgefolge geboten hat. Außerdem durfte der Reitweg keine starke Steigung haben. Wir gehen diesen Weg immer bergab. Auf den Naturlehrpfad erfahren wir eine Menge über die Umwelt in den Allgäuer Alpen. Auch Mitmachstationen wie ein Holzxylophon gibt es. Nach gut zwei Stunden erreichen wir eine kleine Teerstraße. Hier ender der Naturlehrpfad. Wir biegen links ab und in zehn Minuten haben wir das malerisch an einem Wildbach gelegene Gasthaus Bleckenau erreicht. König Ludwig II. nutzte es als Jagdhaus. Wenn die Kinder erschöpft sind, kein Problem! Es gibt eine Busverbindung von der Bleckenau hinunter zur Tegelbergbahn. In einer halben Stunde wandern wir bergab und kommen unterhalb der Marienbrücke heraus. Oben stehen sich gegenseitig die Touristen auf den Füßen. Die Kinder sind vom Wasserfall unterhalb der Brücke fasziniert. Alle die möchten, steigen über die Steintreppen hinauf zum Schloß Neuschwanstein. Kalkuliert Wartezeit mit ein. Wir steigen über die wilde Pöllatschlucht ab. Unterwegs bauen die Kinder Stoarmandl. Am Ausgang der Schlucht biegen wir nach rechts und kommen über einen gut beschilderten Wanderweg zum Parkplatz an der Tegelbergbahn.

Mit den Kindern wandern wir in die Bleckenau. Ein wunderbarer Ort in einem wildromantischen Tal. Das wusst auch schon König Ludwig II. Foto: (c) Kinderoutdoor.de

Mit den Kindern wandern wir in die Bleckenau. Ein wunderbarer Ort in einem wildromantischen Tal. Das wusst auch schon König Ludwig II.
Foto: (c) Kinderoutdoor.de

Am höchsten Ort Deutschlands: Lasst Euch Zeit in Balderschwang

Balderschwanger sind etwas schwer zu verstehen. Vor allem für Outdoorer aus Norddeutschland. Diese besonderen Allgäue sprechend das “Wäldlerisch”. Noch nie gehört? Wer den Hit “Vo Mello bis ge Schoppornou” im Ohr hat, der kennt diesen Dialekt, der eigentlich ins österreichische Vorarlberg gehört. Aber warum sprechen die Einheimischen von Balderschwang so? Schließlich gehört doch die höchstgelegenste Gemeinde Deutschlands zu Bayern? Das Ganze ist historisch einfach zu erklären. Na ja, was ist in der Geschichte von einfach. Balderschwang gehörte zur Grafschaft Bregenz und damit zu Österreich. 1805 ging das Dorf, sowie Teile des Bregenzer Waldes, an das Königreich Bayern. Nur neun Jahre später, 1814, kam der Bregenzerwald wieder zurück an Österreich. Seltsamerweise blieb aber Balderschwang bis heute bei Bayern und darf stolz den Titel tragen: Am höchsten gelegene Dorf Deutschlands. Selbst manche Allgäuer müssen sich sehr konzentrieren, wenn sie Balderschwanger zuhören.

Gemütlich geht es mit dem Kinderwagen oberhalb von Balderschwang im Allgäu entlang. foto (c) kinderoutdoor.de

Deren Dialekt ist schon etwas Besonderes. Deshalb heißt auch der Zeitweg “Sich Zit long! Eine ideale Tour für Familien, die weniger Wert auf das Sammeln von Höhenmetern legen, sondern lieber etwas unterwegs erleben wollen. Keine Sorge, auch wenn Ihr in der höchsten Gemeinde der Republik unterwegs seid, Sauerstoffflaschen braucht für die Tour garantiert niemand. Die Kinder meckern bei dieser Wanderung nicht. Zu groß ist die Abwechslung auf dem Zeitweg. Ihr startet im Ortsteil Wäldle. Auf 7,5 Kilometern verteilt erwarten Euch 16 abwechslungsreiche Stationen. Hier sind alle Sinne der jungen und etwas älteren Wanderer gefordert. “Hm, die duftet aber wie unser Hustensaft!” meint ein Kind und schnuppert nochmals an einer Heilpflanze. Bei Kienles Kräuterparadies bekommen die Kinder Kräuter zu sehen und zu riechen. Bei manchen Pflanzen sind sie erstaunt, dass diese heilen können und kein “Unkraut” sind.  Schließlich muss alles weichen, was zuhause auf dem Rasen vor dem Reihenhaus nicht ins Bild passt. Der Weg führt Euch nun zu etwas, worauf die Balderschwander unglaublich stolz sind: Die alte Eibe von Balderschwang. Geht mit der entsprechenden Ehrfurcht dorthin. Auf dem Hinweisschild steht, diplomatisch formuliert, “vielleicht der älteste Baum Deutschlands” Die die meisten Balderschwanger streichen das Wort vielleicht und sind sich absolut sicher, dass ihr grüner Methusalem der älteste Baum Deutschlands ist. Noch ein Rekord bei dieser Wanderung. Wie alt die 8,1o Meter hohe Eibe ist, lässt sich schwer sagen. Zwischen 800 und 1.500 Jahre kann der Baum schon durchaus alt sein. Trotzdem ist dieser Baum schon ein imposanter Anblick. Was aber sicher ist, dass Balderschwang zwei deutsche Rekorde hält: Es ist der Ort, wo pro Jahr die meisten Niederschläge runterkommen. Um die 2.450 Liter sind es pro Quadratmeter Balderschwang. Den Einheimischen tut das wenig, und niemand läuft deswegen dauernd in Gummistiefeln und Ostfriesennerz herum. Ein weiterer Rekord von Balderschwang: 1970 gingen hier in einem Jahr 3.503 Liter Niederschläger runter. Da hilft nur ein trockenes Plätzchen. Nach Regen sieht es heute in dem malerischen Hochtal kaum aus. Von der alten Eibe geht es wieder auf den Wanderweg. Die Kinder wandern an den satten den Weiden vorbei. Milchwirtschaft ist hier schon immer wichtig gewesen. Im Jahr 1800 sollen in Balderschwang lediglich 16 Familien um die 1.400 Tonnen Käse hergestellt haben. Zum Vergleich: Ein Superriesenbagger wiegt ebenfalls 1.400 Tonnen. An der nächsten Station lernen die Kinder eine Menge über die Kühe. Oberhalb vom Dorf Balderschwang kommen wir beim Wandern mit Kindern im Allgäu zum Sägebachtobel. Mit Tobel bezeichnen die Allgäuer ein enges Tal.

Wandern mit Kindern im Allgäu: Diesen Blick habt Ihr von der alten Eibe nach Balderschwang. foto (c) Kinderoutdoor.de

 

Im Sommer ist dieser Bach eher ein dünnes Gewässer, doch nach langen Regenfällen entwickelt er eine Naturgewalt. Auf einer großen Bergwiese ist die Heimat vom Apollofalter. Von Juni bis August flattert er hier herum. Bei der nächsten Station im Ruhepavillon legt sich die ganze Familie auf die gemütlichen Liegen und geniesst den Ausblick auf die Berge. Am Waldrand geht es nun oberhalb vom Ortsteil Gschwend vorbei. Beim Gästehaus Säntisblock ist ein Gehege mit Kaninchen, Ziegen und Hühnern. Da müssen die Kinder rein und streicheln. Bei den nächsten Stationen gibt es schottische Hochlandrinder und Hirsche in einem Wildgehege zu sehen. In Schlipfhalden endet der Zeitweg und es macht Spaß ihn zurückzugehen.

Tief im Süden: Wanderung mit Kindern zum südlichsten bewohnten Punkt Deutschlands

Oberstdorf bietet das ganze Jahr über Möglichkeiten für Outdoor-Familien. Durch Zufall habe bei den Recherchen für ein Wanderbuch vor Ort diese geographische Besonderheit erfahren. Auf dem Weg zum Rappensee kam ich in Einödsbach an. Der Ort besteht aus drei Häusern (davon ein Gasthof) und einer Kapelle. Um allen Haarspaltern zuvor zu kommen: Einödsbach ist der Klassifizierung nach kein Ort und auch kein Weiler sondern eine Einöde. Doch der Ort am Ende vom Birgsautal ist alles andere als öde und ein lohnendes Wanderziel. Ihr startet am Parkplatz bei der Talstation der Fellhornbahn. Diese liegt auf 920 m. Weiter nach hinten ins Birgsautal zu fahren ist zwecklos. Nur wer die entsprechende Erlaubnis hat, darf das. Alle anderen die es trotzdem probieren, bekommen einen teueren Strafzettel. Dafür könnt Ihr gut essen gehen oder euch tolle Bergschuhe kaufen. Vom Parkplatz aus geht Ihr auf einem  breiten, gut ausgebauten Wanderweg Richtung Birgsau. Der Weg ist flach und führt durch Weideland. Schnell kommt Ihr hier sicher nicht vorwärts, denn die Kinder bleiben sicher fasziniert bei den Kühen und Rindern stehen. Wie sagte die eine Kuh zur anderen, als wieder eine Horde von Wanderern vorbei kam: “Nur gut, dass die alle hinter dem Elektro-Zaun sind!”

Kinder wandern im Allgäu nach Einödsbach zu einer geographischen Besonderheit. Foto (c) kinderoutdoor.de

Gemütliche Wanderung bei Oberstdorf

Nach dem Ort Birgsau bleibt Ihr auf dem Weg Richtung Einödsbach. Langsam steigt der Weg an und führt Euch in einen Wald. Hier geht es an einer kleinen Straße (keine Sorge, hier kommt alle 100 Jahre ein Auto) bergauf. Bald habt Ihr Einödsbach erreicht. Der Blick auf die Berge ist die pure Idylle. Von hier aus könnt Ihr zum Rappensee, Enzianhütte, Petersalpe oder der Sennalpe Breitgehren aufsteigen. Setzt Euch vor den Berggasthof mit einem kühlen Getränk und lasst die Kinder auf dem kleinen Spielplatz austoben. Dann seht Euch die Kapelle an, dahinter ragen die Trettachspitze, die  Mädelegabel und die markante Hochfrottspitze auf. Plötzlich fällt es Euch ein: “Irgendwo habe ich dieses Bild schon mal gesehen?!” Richtig. Es ist nicht die Fototapete von Onkel Erwin aus den 70ern gewesen, sondern in diversen Prospekten über das Allgäu oder Bayern taucht dieses Motiv regelmäßig auf. Gratulation ihr befindet Euch auf 1.113 m und dem südlichsten Ort Deutschlands. Wer kann von sich behaupten, dort einmal gewesen zu sein? Die knapp 200 Höhenmeter bei dieser Wanderung sind auch für weniger konditionsstarke Kinder zu packen. Eine Einkehr in die Gastwirtschaft von Einödsbach lohnt sich auf jeden Fall. In der sechsten Generation ist dort dieselbe Familie als Wirte drauf und kümmern sich sehr mit regionalen Spezialitäten um ihre Gäste. In Einödsbach besteht auch die Möglichkeit zu übernachten. Nur wenige Meter hinter dem Gasthof rauscht ein Wildbach. Dort können die Kinder Dämme oder Wasserräder bauen und selbstgebastelte Schiffe schwimmen lassen.

Wandert im Herbst mit den Kindern zum südlichsten Ort Deutschlands: Einödsbach. foto (c) kinderoutdoor.de

Zur ehemals höchsten Schule Deutschlands wandern

“Oh mei!” erklärt ein Einheimischer “Ohne Strom und Wasserleitung do habm de koar Freid ghabt und sann olle wegazogn!” So lässt sich in einem Satz erklären warum im Bayerischen Wald das Dorf Leopoldsreut ausgestorben ist. Hier gab es, über viele Jahrzehnte, die höchste Schule Deutschlands. Als die Bewohner freiwillig das Dorf räumten, stellte auch die Dorfschule ihren Lehrbetrieb ein. Das tolle an dieser Wanderung: Ihr könnt dort auch mit dem Kinderwagen hinwandern. Jedoch sollte dieser entsprechend dicke Reifen haben und für eine solche Wanderung geeignet sein. Ein klassischer Buggy, er hat diese typischen schmalen Reifen, ist hier eine Plage und fährt sich regelmäßig fest. Mit dem Handporsche geht die Tour am Parkplatz beim Forstamt Bischofsreut los. Das GPS kann zuhause bleiben, denn die Wanderung ist gut beschildert. Folgt dem Wanderweg mit der Nummer 7 auf dieser Tour im Bayerischen Wald. Zuerst rollt Ihr auf einer kleinen Straße dahin, die später sandig ist. Hier kommen manche Mamas und Papas ins Schwitzen. Verlaufen ist bei dieser Tour kaum möglich. Immer geht es auf dem Hinweg bergauf und Ihr folgt den Wegweisern nach Leopoldsreut und zum Haidel. Leider ist es kaum möglich mit dem Kinderwagen zu diesem wunderbaren Aussichtsgipfel mit seinem Turm zu wandern. Bald ist das Geisterdorf im Bayerischen Wald erreicht. Ein seltsames Gefühl beschleicht manche Wanderer. Die Natur holte sich hier, was gut zu sehen ist, im Laufe der Jahrzehnte ihren Platz wieder zurück. Zu sehen sind noch im ehemaligen Dorf Leopoldsreut die Kirche und die Schule. Alle anderen 33 Gebäude sind abgerissen und von manchen ist noch der Keller da. Die Schule ist lange Zeit die höchst Gelegendste in Deutschland gewesen. Weil die wirtschaftliche Lage für die Bewohner schwer gewesen ist, eine Strom- und Wasserleitung fehlte, zogen die 150 Dörfler für immer aus Leopoldsreut weg. Auf den Infotafeln seht Ihr alte Fotografien vom ehemaligen Dorf. Nun können sich die Kinder und Eltern mehr darunter vorstellen. Auf dem gleichen Weg wie Ihr nach Leopoldsreut gewandert seid, kommt Ihr auch wieder zum Parkplatz beim Forstamt zurück. Hier zeigt sich, wie sinnvoll eine Bremse am Kinderwagen sein kann.