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Kinder auf Skitouren: Expertin von Hagan rät ” Die Auswahl der Skilänge sollte ebenso dem Fahrkönnen des Kindes entsprechen.”

Kinder auf Skitouren dabei zu haben, dass reizt viele Eltern. Bisher ist das Angebot an Tourenski die speziell für Kinder gefertigt eher übersichtlich gewesen. Auf der ISPO haben wir bei Hagan vorbei gesehen. Der Tourenski Spezialist aus Österreich hat auch ein Modell für Kinder im Sortiment. So müssen die Eltern nicht mehr alleine zum Skibergsteigen gehen. Von diesen Experten gab uns Eva wertvolle Tipps, worauf Ihr bei der Skitouren-Ausrüstung für die Kinder achten solltet.

Eine einfache aber aussichtsreiche Skitour in Tirol, die auch für Kinder geeignet ist. foto (c) kinderoutdoor.de

Vor 95 Jahren startete Hagan aus Antiesenhofen im Innviertel (Oberösterreich) durch. Die beiden Brüder Hager sind gelernte Wagner gewesen und verkauften bereits 1925 etwa 500 Paar Ski. Alle ganz klassisch aus Eschenholz gefertigt. Inzwischen sind die Ski von Hagan voll mit Hightech. Immer mehr Skibergsteiger steigen durch den unberührten Schnee auf und Kinder wollen auch mit dabei sein. Für viele Eltern beginnt das Problem schon einen Tourenski für die Kleinen zu finden. Hagan schließt mit dem Ride JR diese Lücke. Doch welche Länge sollte ein solcher spezieller Ski für die Kinder haben? Warum gibt es für die kleinen Tourengeher eine spezielle Bindung von Hagan? Eva, die Expertin von Hagan, hatte auf unsere Fragen interessante Antworten und diese helfen Euch sicher weiter.

Kinderoutdoor.de Seit 1924 stellt Hagan Tourenski her und nun auch für Kinder. Vor welche Herausforderungen stellte Euch der Ride JR?

Eva, Hagan Ski: Die Idee dahinter war es einen Ski zu entwickeln, der im Gelände aber auch auf der Piste funktioniert und sich spielerisch fahren lässt. Ein Ski der Kindern und Eltern die Möglichkeit gibt, gemeinsam auf Tour zu gehen.

Welche Technologien stecken im Hagan Ride JR?
Twin-Tip für einfaches Fahren im Gelände, Rocker von 220 mm vorne, damit die Kids ihren Schwung ohne großen Kraftaufwand setzen können,
Cap-Konstruktion für ausgezeichneten Kantengriff auch auf der Piste,
Bindungsverstärkung aus Fiberglas.

Ist der Kinder Tourenski nur fürs Skibergsteigen geeignet oder können damit die Kleinen auch auf der Piste dahin brettern?
Beides – dank der Cap-Konstruktion verfügt der BOOST JR über ausgezeichneten Kantengriff auf der Piste, fährt sich weich und fehlerverzeihend. Außerdem ist der Ski als Twin-Tip gebaut, das heißt er ist zugleich sehr spielerisch und kann auch für Funparks verwendet werden.

Bisher klickten manche Eltern einen Adapter in die gewöhnliche Alpinskibindung, zogen Felle auf und die Kinder gingen auf Skitour. Wie unterscheidet sich Euer Kinder Tourenski von einem konventionellen Modell für die Piste?
Ein Tourenski für Kinder sollte breit, tailliert und nicht zu schwer sein:
Etwas breitere Ski „schwimmen“ vor allem im Tiefschnee besser auf, was sich sehr positiv auf die Fahreigenschaften im Gelände auswirkt und den Fahrspaß für die Kinder erhöht.Die Taillierung des Skis ist wichtig, damit sich der Ski „kinderleicht“ drehen lässt bzw. unterstützt die richtige Taillierung auch die Schwungeinleitung. Das Gewicht soll natürlich auch nicht außer Acht gelassen werden – je leichter die Ausrüstung, umso weniger Zusatzgewicht für Kinder, jedoch muss unbedingt die Funktionalität im Vordergrund stehen  der Ski sollte vor allem stabil und spurtreu sein, und zum Fahrkönnen des Kindes passen.

Zum Set von HAGAN: Der BOOST JR hat ein Mittelbreite von 76 cm, eine Taillierung von 114-76-105, einen Rocker vorne von 220 mm, einen Radius von 10,3 und wiegt 950 g pro Stück. In Summe also ein „runder“ Ski, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Kids. Nicht zu unterschätzen ist auch das Gewicht der Bindung, daher bieten wir ab Winter 19/20 eine sehr leichte Pin Bindung mit Stopper und mit einem Z-Wert von 3 – 8 an. Auch bei den Fellen setzten wir auf möglichst einfaches Handling und haben ein Hybrid-Fell im Programm, welches auch von Kindern mit wenig Kraftaufwand auf- und abgezogen werden kann.

Wie lässt sich die ideale Länge für einen Kinder Tourenski ermitteln?
Wir empfehlen beim BOOST JR eine Skilänge zwischen Körpergröße -5 cm und Körpergröße -10 cm. Wie bereits weiter oben erwähnt, sollte die Auswahl der Skilänge ebenso dem Fahrkönnen des Kindes entsprechen.

Euere erfolgreiche Tourenbindung Z02 gibt es nun in der XS Junior Variante. Wie unterscheidet sich diese Bindung von der Erwachsenenvariante?
Vor allem in der Z-Wert-Einstellung und in der Kinderschuh-gerechten Sohlenlänge unterscheiden sich die Bindungen. Der Z-Wert der Junior-Variante kann ab einem Auslösewert von 2 eingestellt werden – damit die Bindung auch kindergerecht auslöst. Weiters hat Bindung einige Ähnlichkeiten zu einer Alpinbindung – deshalb für Kinder interessant, weil sie das meistens vom Skifahren schon kennen und ihnen der Einstieg leichter fällt.

Worauf sollten die Eltern bei der Nutzung der XS Junior Tourenbindung achten, damit diese optimal funktioniert?
Die Bindung soll auf jeden Fall fachgerecht eingestellt werden und auch vor jeder Tour auf Funktion und Einstellung geprüft werden. Wichtig ist die Verwendung der Bindung mit einem Stopper oder mit Fangriemen. Außerdem unbedingt auf die Auswahl des passenden Schuhs achten. Die XS-Bindung ist für Sohlenlänge von 225-280 mm konzipiert.
–>Tipp: mit den Kindern vor der Skitour zu Hause das Handling üben bzw. ausprobieren!<–

Kinder auf Skitour: “Auch die passenden Skistöcke sind wichtig” rät die Expertin von Hagan Ski aus Österreich. foto (c) kindeorutdoor.de

Zum Sortiment von Hagan gehören auch Tourenstöcke. Damit sind wir schon bei einer Frage, die sich manche Eltern stellen: Können Kinder zum Skitourengehen auch gewöhnliche Skistöcke verwenden?
Passende Stöcke sind zum Tourengehen äußerst wichtig. Es können Skistöcke verwendet werden, flexibler und angenehmer sind jedoch Teleskopstöcke, da diese auch während der Tour jederzeit angepasst werden können. Faustregel: Die Arme sollen im rechten Winkel sein (ausprobieren, wenn das Kind die komplette Ausrüstung trägt). Evtl. größere Stockteller montieren, da mit den Mini-Tellern bei Kinderskistöcken die Stöcke schnell im Tiefschneeversinken und so abstützen/anschieben zu einem mühsamen Unterfangen werden kann.

Vor 95 Jahren begann die Erfolgsgeschichte von Hagan Tourenski. Wenn jemand in diesem Bereich Erfahrung hat, dann gehört Ihr dazu. Eine Frage die viele Eltern drückt: Ab wann sollten Kinder mit dem Skibergsteigen beginnen?
In manchen Fällen wird von dem 7. oder 8. Lebensjahr gesprochen – ob ein Kind „bereit“ ist, ist jedoch von Kind zu Kind verschieden und hängt auch von der körperlichen Entwicklung ab. Zu spät ist es nie – aber vielleicht zu früh. Im Zweifelsfall 1-2 Jahre länger warten und die Kinder nicht unter Druck setzen, sonst könnte es schnell heißen „einmal und nie wieder“.
Tipp: Skifahren im Gelände vorab üben und am Anfang einfache Touren wählen.

Wie sollten Skibergsteiger die Felle der Ski pflegen und wie lassen sich diese richtig lagern?
Nach der Skitour die Felle unbedingt zum Trocknen aufhängen – aber wichtig: nicht direkt über die Heizung hängen. Einfach in einem trockenen, warmen Raum aufhängen (möglichst ohne Trennfolien). Wenn die Felle trocken sind, wie gewohnt zusammenlegen und im Packsack an einem trockenen Ort aufbewahren – bzw. die Lagerhinweise unbedingt in der Gebrauchsanweisung des Herstellers nachlesen. Zur Pflege: Fell wachsen oder evtl. „Antistoll“ Imprägnierung verwenden, um die Gleiteigenschaften beizubehalten und Anstollen zu verhindern

Kinder auf Skitouren: Rucksack befreit

Worauf müssen Eltern achten, wenn sie mit den Kleinen auf Skitour gehen?
Richtige Ausrüstung und Spaß bei der Sache:

  • Wichtig auch die richtige Bekleidung à la „Zwiebelprinzip“, LVS-Gerät, Skihelm, Skibrille, Sonnenbrille (Sonnenschutz!)
  • Zum Können und zur Größe der Kinder passende Ski, Schuhe und Stöcke verwenden
  • Reichlich Getränke und Essen – auch schon an die Anfahrt denken, es könnte sein dass die Kids bereits vor dem Weggehen Hunger haben; auf jeden Fall etwas Warmes zu Trinken und eine Stärkung und etwas, wo man weiß, dass es die Kinder sehr gerne mögen (Obst, Müsliriegel, Schokolade…)
  • Vom Rucksack sollte man Kinder „befreien“ – alles nötige sollten die Eltern in ihrem Rucksack dabeihaben
  • Kindgerechte Tour wählen – z.B. mit einfacher Abfahrt (nicht zu steil), mit einer Hütte als Ziel für eine gemütlich Pause im Warmen und einer Stärkung für die Abfahrt; wichtig ist auch der „Erlebnisfaktor Natur“ während der Tour: also z.B. Beobachtung von Tierspuren, Pflanzen, Eiszapfen am Weg
  • Freude & Spaß an der Bewegung in der Natur und im Schnee haben – eines der wichtigsten Dinge!
  • Schlechtwetterprogramm in petto haben, z.B. LVS-Suche spielerisch üben (Tipp: LVS Suche zuhause im Garten)
  • die Kinder keinesfalls unter (Zeit-)Druck setzen

Zum Schluss unsere Frage, die wir allen unseren Interviewpartnern stellen: Was ist Euer ultimativer Outdoor-Tipp für Familien und warum sollten sie das einmal ausprobiert haben?
Eine Familien-Skitour mit Freunden und/oder Geschwistern des Kindes – damit die Kinder ihre Entdeckungen teilen können und Natur & das gemeinsame Erlebnis noch mehr genießen. Als krönenden Abschluss und Belohnung für alle gibt es einen Kaiserschmarren ☺

Vielen Dank liebe Eva vom Hagan Team!