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Schürze zum Schnitzen für Kinder: Experten Interview zu einem span(n)enden Thema

Eine Schütze zum Schnitzen für Kinder ist mehr als ein Stück robuster Stoff mit zwei Kordeln dran. Wir haben die Schürzen-Experten Anke und Katrin von Gusswerk aus Berlin dazu interviewt und einige Aha-Erlebnisse bekommen.

Kinderoutdoor.de Darf ich mal den Jauch geben? Woher stammt das Wort Schürze eigentlich ab?
a) Aus dem englischen churz und bedeutete so viele wie Prost; schließlich hatten die Wirte Schürzen an
b) Aus dem bulgarischen шурз (sprich şurz) übersetzt Hühnchen, weil die Gickerlbrater Schürzen tragen
c) Aus dem mittelniederdeutschen schörte, was die Abgeschnittene bedeutet
oder d) Aus dem tadschikischen чурз (sprich curz), was so viel auschecken meint.

Also was meint Ihr A) B) C) oder D)?

Anke und Katrin von Gusswerk: Wir finden alle Antworten haben etwas für sich. Wärst Du der Günther, würden wir Antwort C wählen.

Vom Mittelalter bis in die Mitte vom 19. Jahrhundert gehörten Schürzen zur Alltagskleidung. Warum kamen diese aus der Mode?

Aufgrund der Industrialisierung gab es mehr Kleidung für den einzelnen Menschen als noch im 18. Jahrhundert. So wurde der Schutz der Kleidung durch die Schürze weniger relevant – sowohl in den Handwerksberufen, die durch den Einsatz von Maschinen abnahmen, als auch für die täglichen Arbeiten im Haushalt. 


Wenn jemand ein Startup gründet, dann ist es zu 90% IWMI (Irgend was mit Internet). Wie kam Euch die Idee Schürzen zu produzieren?

Wir haben beide mehrere Jahre im Mode- bzw. Berufsbekleidungsbereich gearbeitet, das heißt wir haben einen fundierten textilen Hintergrund. Die Schürze hat uns begeistert, weil dieses Produkt vor einigen Jahren noch stark vernachlässigt und verstaubt war. Und weil es einen echten Bedarf gibt, da man in vielen verschiedenen Berufen Schürze trägt, aber kaum gutes und nachhaltiges Design findet. Jeder Beruf hat seine eigenen, kleinen Besonderheiten in puncto Arbeitsschürze. Wir finden es stets spannend mit den verschiedenen Profis oder Professionen zusammen ein gut durchdachtes, schönes und funktionales Produkt zu entwickeln.

GUSSWERK stellt die Schürzen in der EU her. Dazu die beiden Gründerinnen Anke und Katrin: ” Zudem macht es uns einfach Spaß, einen großen Teil des Produktes in unserer Werkstatt zu fertigen. Und dadurch langfristig Arbeitsplätze zu schaffen.” Foto (c) GUSSWERK

Ihr verwendet in Deutschland gewebte Baumwolle, auch für die Kinderschnitzschürzen, und lasst sie in Polen oder hierzulande schneidern. Das Leder für Eure Gurte stammt aus Bayern oder Norddeutschland. Die Komponenten fertigt Ihr in der eigenen Berliner Manufaktur. Warum lasst Ihr nicht, so wie viele andere, die Schürzen in Fernost fertigen? Das ist deutlich günstiger und Eure Marge ist deutlich höher.

Für uns ist es gar keine Frage wie wir fertigen lassen, sondern selbstverständlich, dass weder Mensch noch Natur ausgebeutet werden. Wir pflegen selber ein möglichst nachhaltiges „Leben“ in Bezug auf Konsumverhalten, Reisen, Fortbewegungsmittel, etc. und können uns nicht vorstellen ein Produkt zu verkaufen, welches ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Natürlich sind unsere Schürzen daher auch nicht im Billigsegment zu finden. Und der Verkauf funktioniert nur über den Direktvertrieb, da für die Händlermargen „kein Platz“ mehr ist. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht vielleicht auf den ersten Blick ein Nachteil. Aber die Art des Konsums wandelt sich gerade und es gibt immer mehr Menschen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist. Langfristig gesehen ist dies auch die einzig mögliche Art, wenn wir weiter auf diesem Planeten leben möchten. Zudem macht es uns einfach Spaß, einen großen Teil des Produktes in unserer Werkstatt zu fertigen. Und dadurch langfristig Arbeitsplätze zu schaffen.

Mein Opa ist ein richtig gelernter Holzbildhauer gewesen. Im Süddeutschen Raum nennen die Leute solche künstlerischen Handwerker „Herrgottsschnitzer“. Zu seinen Eisen und Messern gehörte auch die Schürze. Wisst Ihr eigentlich worin eine ganz wichtige Funktion der Schürze für einen Schnitzer liegt? In der Mulde der Schürze, die sich beim Sitzen zwischen den Oberschenkeln bildet, fallen die Holzspäne rein. Das ersparte dem Schnitzer das lange kehren seiner Werkstatt. Was kann Euere Schnitzschürze für Kinder alles?

Die „Mulde“ der Schürze oder Auffang an der Werkbank, kennen wir aus dem Bereich der Goldschmiede. Hier ist eine Auffangmöglichkeit von wertvollen Werkstoffen am Arbeitsplatz natürlich total wichtig. Beim Schnitzen haben wir die Erfahrung gemacht, dass es von Vorteil ist, wenn sich bei der Schürze keine Mulde bildet. Im Gegenteil. Unsere Schnitzschürze ist extra zweigeteilt, damit die Kinder beim Schnitzen breitbeinig sitzen können und die Oberschenkel dennoch geschützt sind. Durch die Zweiteilung haben sie eine gute Bewegungsfreiheit, ohne dass der Stoff von den Oberschenkeln rutscht. Außerdem lassen sich beispielsweise auch Ablagetische zwischen den Beinen platzieren.

Ein Ärgernis bei Schürzen ist das Waschen. Aus der Waschmaschine kommt ein in sich völlig verknoteter Klumpen. Dabei drängt sich der Vergleich mit einem Rubik Zauberwürfel auf. Mit etwas Zeit, Fingerspitzengefühl und viel Geduld lässt sich so ein nasser Textilknoten wieder lösen. Wie verhindert Gusswerk, dass sich eine Schürze beim Waschen in ein solches Geduldsspiel verwandelt?

Eine GUSSWERK-Schürze besteht immer aus zwei Teilen: der textilen Front und dem Gurt, der die Schürze am Körper hält. Der Gurt ist über ein Druckknopfsystem einfach abnehmbar. Die Front wird immer ohne den Gurt gewaschen. Das Zauberwürfelerlebnis entfällt somit „leider“. Ein weiterer Vorteil der abnehmbaren Gurte ist, dass man Leder dafür verwenden kann, ohne dass dieses während der Wäsche leidet. Wir persönlich finden aber, dass die Schnitzschürze für Kinder gar nicht so oft gewaschen werden muss – der „Dreck“ beim Schnitzen hält sich in Grenzen und weniger Waschen bedeutet Energie und Waschmittel sparen.

Was für Pflegetipps habt Ihr für die textilen und ledernen Schürzen von Gusswerk?

Bisher machen wir keine Schürzen aus Vollleder. Wir verkaufen textile Fronten wahlweise mit Leder- oder Textilgurten. Wir empfehlen in der Regel, die Schürzenfronten bei 30°C oder 40°C zu waschen. Die meisten Flecken gehen bei diesen Temperaturen raus, das Gewebe wird geschont und die Umwelt auch.

„Jemanden an der Schürze hängen“ lautet eine alte Redewendung und die passt perfekt für Blogs, die beim Thema Schnitzen mit Kindern nur altbekanntes langweilig wiederkäuen, keine eigenen Ideen vorstellen, dafür aber etliche Links zu einem Quasi-Monopolisten im Internethandel haben.Schließlich gilt es 10% Provision abzugreifen, für die andere Leute (Autoren, Versand, Logistik, Produktion) im Gegenzug weniger Geld bekommen. Wir fragen Euch, völlig provisionsfrei,wo lassen sich die Schürzen von Gusswerk kaufen?

Wir sind momentan zweigleisig aufgestellt, das heißt wir haben einen Zweig für Gewerbekunden und einen Zweig für Endverbraucher. Aber beides im Direktvertrieb. Der Endverbraucher kauft die Schürze über unseren Onlineshop. Wie schon erwähnt, gibt es eigentlich keine Möglichkeit für die Händlermarge für unsere Kinderschnitzschürze im Einzel- oder Onlinehandel. Diese Marge würde die Schürze so teuer machen, dass sie für fast niemanden mehr erschwinglich ist – und wir selbst diesen Preis auch kaum noch vertreten könnten. Wir möchten dem Kunden ein Produkt verkaufen, welches unter fairen Bedingungen gefertigt wird. Und teure Händler bzw. Zwischenhändler sind da einfach nicht drin. Um die Schürzen „anprobierbar“ zu machen und eine größere Bekanntheit zu erlangen, denken wir aktuell über ein Konzept mit Kooperationspartnern nach. Entweder wir verzichten hier quasi komplett auf den Gewinn zugunsten der „Bekanntmachung“ oder wir finden Partner, die mit uns ein jeweils passendes Verkaufsmodell realisieren.

So zum Schluss die Frage, an die keiner unserer Interviewpartner vorbeikommt: Was ist Euer ultimativer Outdoor-Tipp? Wo sollten Familien unbedingt draußen einmal unterwegs gewesen sein und warum?

Wir haben zwei Tipps:
Das Elbsandsteingebirge. Das ist etwas für die ganze Familie. Man kann wandern, ausgiebig spazieren gehen oder klettern. Die Landschaft ist wunderschön und hat etwas Verwunschenes. Die bizarren Felsformationen und die Elbe, auf die man immer wieder blicken kann, machen jedem Freude.
Die Nordsee. Die frische Luft, die Weite und das Spiel der Gezeiten sind einfach toll. Im Wattenmeer gibt es so viel zu entdecken und es ist spannend für Kinder im Schlick zu graben, Krebse zu fangen oder Krabben zu „keschern“. Und natürlich ist es fantastisch, im Sommer in den Wellen zu toben, wenn das Meer da ist.

Vielen Dank liebe Anke und Katrin und viel Erfolg mit diesen tollen Schürzen!