Paddeln mit Kindern stellt Euch vor ein Problem: Wo wollt Ihr mit der Familie das Kanu einsetzen? Den weiten Weg zur Ardèche in Frankreich könnt Ihr Euch sparen. Hierzulande gibt es genügend Möglichsten zum Paddeln mit Kindern. Ausgewiesene Flußwanderwege mit angelegten Zeltplätzen sind ideal für Familien die das Abenteuer auf dem Wasser suchen. Quer durch Deutschland zeigen wir Euch, wo es sich lohnt, dass Kanu einzusetzen.
Von wegen im Norden gehen die Leute nur zum Segeln! Auch paddeln ist in Schleswig Holstein angesagt. Paddler sind überzeugt: Die 14,5 Wasser-Kilometer der Wakenitz von Lübeck bis zum Ratzeburger See sind etwas ganz Besonderes. Bei Kanuten heißt dieser Fluß auch Amazonas des Nordens . Alles ist hier grün, wie im tropischen Regenwald. Was an der Wakenitz auch auffällt sind die vielen Seerosen. Das hat seinen guten Grund, denn seit Jahrhunderten staut der Mensch diesen Fluß auf. Bis 1972 kam das Trinkwasser von Lübeck aus deer Wakenitz. Manche Paddler aus dem Süden wundern sich über den seltsam klingenden Namen. Wakenitz ist slawisch und heißt übersetzt soviel wie „Barschfluss“. Auch ein Stück jüngster Geschichte ist bei dieser Tour dabei: Hier verleif auch teilweise die Grenze zur DDR. Für die Natur ein Glücksfall, so konnte sich am Ostufer der Wakentiz eine urwaldähnliche Wildnis erhalten. Ausgedehnte Röhricht- und Schwimmblattzonen gehen an den Ufern in Bruchwälder mit Erlen und Weiden über. Davor wiegen sich Schilfrohr, Binsen und Rohrkolben im Wind. Moorfrosch, Ringelnatter und Sumpfmeise oder die scheue Waldschnepfe finden hier Rückzugsgebiete. Neben Wald flankieren den Fluss Nasswiesen und Grünland, aber auch Trockenrasen und Heideflächen mit artenreicher Flora und Fauna. Insbesondere auf der Wakenitz gilt, was für den Wasserwanderer stets selbstverständlich sein sollte: Er ist nur Gast in der Natur, sollte sich auch dementsprechend verhalten und möglichst wenig stören. Viele Uferbereiche des Flusses sind aus Naturschutzgründen nicht für das Betreten freigegeben. Nach einer wirklich schönen und ruhigen Fahrt erreicht man nach etwa fünf Stunden das Nordende des Ratzeburger Sees mit dem Fährhaus Rothenhusen. Dies war Ende des 16. Jahrhunderts eine von Lübeck befestigte Zollstation. Noch heute zeugen das Lübsche Wappen und eine Kanone auf der Südseite des Fährhauses von dieser Zeit. Von Rothenhusen aus – hier gibt es sogar einen kleinen Zeltplatz – gelangt man nach einer kleinen Wanderung zur Haltestelle der öffentlichen Verkehrsmittel, die einen wieder nach Lübeck zurückbringen. Wer den Wasserweg bevorzugt, kann mit der Wakenitz-Schifffahrt Quandt den Rückweg antreten und erreicht nach einer romantischen Schifffahrt wieder die Lübecker Altstadt. Wer noch mehr sehen will, der fährt mit dem Personenschiff „Heinrich dem Löwen” von Rothenhusen über den großen Ratzeburger See bis zur Domstadt Ratzeburg.
Wakenitz
- Bundesland: Schleswig Holstein
- Länge der Tour: 13 Kilometer
- Dauer: Vier Stunden
- Schwierigkeit: Mittel
Paddeln mit Kindern: Mecklenburg-Vorpommern ist me(h)r als nur die Seenplatte
Wer ans Paddeln mit der Familie denkt, dem fällt sicher auch die mecklenburgisch Seenplatte ein. Dabei bietet dieses Bundesland für die Outdoor Familie viel mehr an Kanu- und Kajakrevieren. Weniger überlaufen ist das Fischland-Darß-Zingst. Die Halbinsel punktet in vielerlei Hinsicht als ideales Kajakrevier. Zum einen bietet der die Halbinsel umgebene Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft einen unvergleichlichen Naturreichtum, zum anderen hält er abwechslungsreiche Bodden- und Küstenreviere bereit, die sich sowohl für geübte Paddler als auch für Einsteiger anbieten. Die Boddengewässer mit den hügelförmigen Erhebungen, Bülten genannt, sind manchmal so flach, dass man zum Fotografieren auch aus dem Kajak steigen kann. Der Kajakspezialist „darßtour“ in Prerow kennt die Reviere mit ihren geheimen Plätzen, malerischen Schilfinseln und seltenen Tieren und bietet geführte Touren an. Und wer den Dreh mit den Doppelpaddeln raus hat, für den ist ein Abstecher zur Ostseeinsel Hiddensee genau das Richtige. Ab dem Hafen von Barhöft, wo zur Stärkung noch schnell ein frisch geräucherter Dorsch genossen werden kann, geht es vorbei an den östlichsten kleinen Inseln von Fischland-Darß-Zingst und der Insel Bock durchs Fahrwasser nach Hiddensee. An der Ostküste wird der Anker geworfen. Ob Vitte, Kloster oder Neuendorf, jeder der beschaulichen Inselorte hat seinen ganz eigenen Charme auf dem autofreien Eiland.
Weitere Informationen unter www.darsstour.de
Rein ins Abenteuer Flusslandschaft: Das letzte unverbaute Flusstal Westeuropas lockt Gäste in eine Landschaft aus der Eiszeit – auf die Peene. Zwischen Kummerower See und der Insel Usedom windet sich der Fluss auf etwa 80 Kilometern durch eine abwechslungsreiche Naturlandschaft. Ideal zum paddeln! Unterwegs erzählen Reste slawischer Burgen, Wikingersiedlungen sowie Dorfkirchen und Klosterruinen von der wechselvollen Geschichte der Peene. Das Besondere: Schleusen und Stromschnellen gibt es hier nicht, sodass Touren auf der Peene sich besonders für Familien eignen, die eine Alternative zum Großstadtlärm suchen und in ursprünglicher Natur paddeln wollen. Das 2010 mit dem EDEN-Award ausgezeichnete Tourismus-Netzwerk „Abenteuer Flusslandschaft“ hat für junge und junggebliebene Gäste die Tour „Paddeln auf dem Amazonas des Nordens“ als Zeltvariante entwickelt. Die siebentägige Reise mit Tagesetappen zwischen acht und 18 Kilometern führt durchs Peenetal. Übernachtet wird im Zelt direkt am Fluss. Störche, Reiher, Seeadler, Fischotter und Biber können hier beobachtet werden. Weitere Informationen: www.abenteuer-flusslandschaft.de
Paddeln mit Kindern in der Lüneburger Heide: Bömischer Dörfer, oder was?!
Die Lüneburger Heide ist ein wahres Paradies für Paddler. Besonders für solche, die erst damit angefangen haben und Familien. Für diese Tour plant Ihr einen Tag ein. Erst ab dem 15. Juli dürft Ihr die Böhme, ein gemütlicher Kleinfluss, befahren. Sie führt Euch 17 Kilometer von Tetendorf bis nach Dorfmark. Es geht auch gleich flott los. Bei der Straßenbrücke in Tetendorf setzt Ihr die Boote ein. Zwei Stufen wirbeln den ansonsten gemächlichen Fluß durcheinander. Umtragen müsst Ihr deshalb nicht. Was hier ein wenig stört, wie verkrautet der Fluß teilweise ist. Weiter geht es nach Imbrock. Hier ist ein Wehr, das ebenfalls befahrbar ist. Wer sich dafür zu unsicher ist, trägt das Boot um. Nun schippert Ihr gemütlich durch die Wiesen hindurch. So macht paddeln Spaß! Der hat allerdings in Jettebruch ein Ende: Alles raus aus dem Boot und das Kanu muss aus dem Wasser. Rechts den Steg benutzen. Leider lässt sich das Mühlenwehr nicht befahren. Wie schön Umtragen sein kann, lernt Ihr hier kennen. Auf der Wiese stehen Ponys und Esel, diese ziehen Kinder bekanntlich magisch an. Wenn die Besatzung wieder im Boot ist weiter paddeln. Für das nötige Abenteuer sorgen manche flachen Brücken. In Dorfmark angekommen könnt Ihr auf dem Campingplatz zelten.
Paddeln mit Kindern in Franken: Die temperamentvolle Wiesent
“Schau mal eine Burg!” freut sich das Kind vorne im Kanu. Wehrhaft erhebt sich die intakte Festung Rabeneck über dem Wiesenttal. Oberhalb vom Fluss steht die Burg auf einem Waldkegel. Die Kinder sind begeistert. Zwischen Waischenfeld und Doos liegt dieses mittelalterliche Gemäuer. Schon am Einstieg sind manche Familien etwas nervös. Das Kanu ist ein wenig kippelig. Zum Glück ist die Wiesent in diesem Abschnitt alles andere als temperamentvoll. Ganz gemächlich fließt sie dahin. Hätte Bedrich Smetana nicht die Moldau, sondern die Wiesent vertont, er hätte als Tempo sicher Largo oder Adagietto gewählt. Zumindest an einer kurzen Stelle gibt es eine Stromschnelle “Die wahrscheinlich kürzeste Stromschnelle der Welt!” wie ein ortansässiger Paddler zwinkernd meint. Wer auf der Wiesent zum ersten Mal paddelt, der braucht keine Angst vor wildem Wasser zu haben. Das ist für die Kinder auch beruhigend und entsprechend motiviert paddeln sie mit. Bitte denkt daran: Auch wenn die Wiesent ein eher gemächlicher Fluss ist, zieht trotzdem die Schwimmwesten an. Das muss für Kinder und Erwachsene selbstverständlich sein.Nach wenigen Minuten sind alle dem Reiz der Wiesent erlegen. Die Familie im Kanu kommt zur Ruhe. Alleine schon wegen ihrer Fließgeschwindigkeit, entschleunigt bei dieser Schnuppertour zwischen Pulvermühle und Doos die Paddler. Durch Wiesen geht es gemütlich dahin. Die Wiesent, sie ist zwischen fünf und sechs Metern breit, verzeiht den Anfängern ihre Fehler. Ebenfalls von Vorteil ist, dass auf diesem Flussabschnitt die Paddler nur zwei mal die Boote umtragen müssen. Auch für Familien sind diese wenigen hundert Meter an Land zu schaffen. Hier zeigt sich auch, wie gut die Familie zusammenarbeitet. Unterwegs haben die Kinder und Erwachsenen immer genügend Zeit umd Dinge in der Natur zu entdecken: Ein Milan zieht am Himmel seine Kreise und immer wieder zeigen sich Felsen aus dem Wald. Nur selten müssen die Paddler große Äste oder Bäume die ins Wasser hängen umfahren. Beeindruckend ist immer wieder die wilde Landschaft vom Wiesenttal. Die Kinder fühlen sich wie in Kanada. Allerdings ohne Braunbären die nach Lachsen im Fluss jagen. Ob es in Kanada solche tollen Burgen wir Rabeneck gibt? Wohl kaum.
- Schwimmwesten (die tragen alle! Achtet, dass die Gewichtsangabe der Weste und das der Paddler zusammenpassen)
- Wasserdichte Packsäcke (die gibt es beispielsweise von Ortlieb)
- Ersatzpaddel (bekommt ihr vom Kanuverleiher)
- Auftriebskörper(bekommt ihr auch vom Kanuverleiher; wenn nicht, dann sucht Euch besser einen anderen!)
- Sonnencreme (auf dem Wasser ist die Sonnenlicht um einiges stärker)
- Sonnenbrille
- Mütze oder Sonnenhut
- Trinken
- Essen
- Erste Hilfe Set
- Flussführer
- Flusskarte
- Wechselwäsche
- Badekleidung
- Spielsachen für die Kinder z.B. Lupenbecher mit denen sie das Wasser oder Pflanzen untersuchen können
- Handy und Fotokamera wasserdicht einpacken (da habe ich schon mehrmals erlebt, wenn solche versenkt wurden!)
- Taschenmesser
- eventuell Bootswagen wenn ihr längere Strecken umsetzen müsst (gibt es vom Kanuverleiher)