Veröffentlicht am

Crossbuggy YippieYo: “Ein Wagen, der gezogen wird überwindet viel leichter Hindernisse”

Der Crossbuggy YippieYo fällt auf. Wegen seines Designs und weil er sich schieben oder ziehen lässt. Mit der Gründerin von YippieYo, Dr. Tanja Rippberger, haben wir ein Interview geführt. Dabei stellten wir Ihr auch Fragen wie sicher der Crossbuggy YippieYo ist und wie es mit Schadstoffen aussieht. Schließlich kommen in einem aktuellen Test der Stiftung Warentest einige Kinderwagen alles andere als gut davon, wenn es um Sicherheit und diverse chemische Substanzen geht.


Wo andere Kinderwagen hängen bleiben, da rollt der YippieYo munter weiter. Dr. Tanja Rippberger hat diesen Crossbuggy ins Rollen gebracht. Dabei geht sie eigene Wege. Das zeigt sich schon im Design vom YippieYo. Was hinter diesem Crossbuggy für eine besondere Philosophie steckt, dass bekamen wir in einem Interview zu hören.

Kinderoutdoor.de  Wie gut bist Du in Chemie gewesen?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Na ja, mein Vater ist Chemiker, aber diese Leidenschaft hat sich bei mir nie übertragen. Ich fand Mathematik und Physik immer leichter nachvollziehbar als Chemie.

Kinderoutdoor.de   Also dann haben wir doch ein Fundament für die nächste Frage: Wo glaubst Du finden sich folgende gesundheitsgefährendenden Stoffe wie Flammschutzmittel, Weichmacher, Napthalin, TCCP, poly­zyklische aromatische Kohlen­wasser­stoffe, DEHP, DINP und TDCPP?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Das sind Substanzen, die häufig in Kunststoffen und auch Textilien vorkommen können.

Kinderoutdoor.de   In Kinderwägen. Die Stiftung Warentest hat dies in einem aktuellen Test festgestellt. Was haben die Nutzer von einem YippeYo Crossbuggy in Sachen Chemie zu erwarten?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Ich bin selber Mutter von drei Kindern und da gehen wir beim Thema Sicherheit und Gesundheit bei YippieYo keinerlei Kompromisse ein. Wir haben deshalb schon während des Designs mit einem weltweit führenden Prüfinstitut in Deutschland zusammengearbeitet und jedes noch so kleine Teil am YippieYo auf Schadstoffe testen lassen – der Wagen ist wirklich absolut schadstofffrei. Ausserdem ist der Crossbuggy GS-zertifiziert (Geprüfte Sicherheit), d.h. er wurde ausgiebig auf Sicherheit, Langlebigkeit und Qualität getestet, selbst der Produktionsprozess in der Schweiz ist zertifiziert.

Kinderoutdoor.de  Wieso kommt Ihr ohne Schadstoffe aus?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Weil wir bereit sind, für bessere Qualität auch mehr zu bezahlen und alle unsere Komponenten nur von renommierten Markenherstellern aus der EU beziehen. Räder und Bremssystem kommen beispielsweise aus Deutschland, Chassis und Pulverbeschichtung aus der Schweiz, Sitzgurte aus Schweden und Sitzpolster aus Polen. Letztere übrigens in Ökotex 100 Klasse 1 Qualität – das ist der Standard für Babybekleidung. In Fernost hingegen ist die Freiheit von Schadstoffen deutlich schwieriger zu gewährleisten. Und man muss natürlich bereit sein, sich den strengen Anforderungen einer deutschen GS-Zertifizierung zu stellen, was – anders als viele Eltern glauben – keine Selbstverständlichkeit bei Kinderwagen ist.

 

Schieben oder ziehen? Der Crossbuggy YippieYo ist der Jeep unter den Kinderwagen und gut im Gelände unterwegs.
Foto (c) YippieYo

Kinderoutdoor.de  Bisher gab es in diversen Foren und am Kinderspielplatz die Diskussion darüber was besser im Gelände und zum Wandern ist: Ein Kinderwagen mit vier Rädern oder drei. Jetzt kommt Yippieyo aus der Schweiz mit einem Crossbuggy der mit nur zwei Rädern und einer Achse auskommt. Ja was jetzt? Denken sich einige Eltern. Worin liegen die Vorteile von zwei Rädern und einer Achse am Buggy?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Der Vorteil ergibt sich aus der Kombination von einer Achse und dem Prinzip „Ziehen statt Schieben“. Ein Wagen, der gezogen wird überwindet viel leichter Hindernisse wie z.B. Steine und Wurzeln und bleibt nicht immer irgendwo stecken, so wie ein herkömmlicher Kinderwagen. Das ist ja auch gar kein so ungewöhnliches Prinzip, denn Pferde hat man schon immer zum Ziehen vor die Kutsche oder den Pflug gespannt und nicht dahinter und auch die chinesische Rikscha wird schliesslich gezogen. Es hat zudem den positiven Effekt, dass man gerade im Gelände freien Blick auf den Weg hat und somit Hindernisse besser erkennen kann, als wenn der Kinderwagen die Sicht versperrt. Wenn man einen Wagen zieht und dieser vom Gewicht her perfekt ausbalanciert ist, dann ist eine Achse mit zwei Rädern völlig ausreichend und sogar von Vorteil: Der YippieYo ist extrem agil und wendig und kann beispielsweise ganz einfach mit einer Hand auf der Stelle gedreht werden.

Crossbuggy YippieYo: Das Ur-Modell läuft nach 50 Jahren immer noch!

Kinderoutdoor.de   Der Crossbuggy, wie Ihr ihn im Programm habt, hat einen ganz interessanten Urgroßvater. Wie kam es dazu, dass bereits in den Sechzigern Jahren der Ingenieur und Tüftler Heinz Höfelmann diese eigenartige Kinderkutsche erfand?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Mein Onkel hat mit seinen damals noch kleinen Söhnen immer sehr viele Wanderungen unternommen und war es leid, einen der beiden immer auf den Schultern tragen zu müssen. Da er auf dem Markt kein geeignetes Produkt finden konnte, hat er sich an die eigene Entwicklung eines geländetauglichen Kinderwagens gemacht.

Kinderoutdoor.de Wie kam es dazu, dass Ihr Euch an dieses praktische Gefährt aus den Sechzigern wieder erinnert habt und es bauen wolltet?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Der alte Wagen wurde innerhalb unserer Familie weitergereicht und meine Eltern haben ihn auf zahlreichen Wanderungen im Pfälzer Wald für meine Schwester und mich benutzt. Wir hatten immer jede Menge Spass damit und haben uns später sogar gegenseitig gezogen. Wiederum später nutzte ihn meine Schwester für ihre eigenen Kinder und wurde häufig von Passanten gefragt, wo man den Wagen denn kaufen könne. So wurde die Idee für den YippieYo Crossbuggy geboren. Der alte Wagen ist übrigens schon weit über 50 Jahre alt und immer noch einsatzfähig – diesen Benchmark wollen wir mit dem Crossbuggy natürlich auch erreichen.

Hier zieht´s! Im Grünen, aber auch in der City sind die Kinder gut im Crossbuggy YippieYo unterwegs.
foto (c) YippieYo

Kinderoutdoor.de Bei dem renommierten Designbüro Busse Design + Engineering habt Ihr dem YippieYo mit entwickeln lassen. Welche Ansprüche hattet Ihr an das Design?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Es sollte ein innovatives, frisches und gleichzeitig zeitlos modernes Design werden. Wir wollten mit möglichst wenig Kunststoffteilen auskommen, sondern der Wagen sollte aus hochwertigem Aluminium sein. Und wir wollten natürlich die Sicherheit der Kinder in jeder Hinsicht gewährleisten, das schlägt sich natürlich im Design nieder. Beispielsweise hat der Wagen keinerlei Scher- und Klemmstellen, einen Kippschutz, einen niedrigen Schwerpunkt, Vollscheibenräder und viele andere Sicherheitsfeatures.

Kinderoutdoor.de Viele Kinderwagenhersteller lassen Ihre Produkte in Fernost fertigen. Ihr stellt Eure Crossbuggys als handgefertigte Einzelstücke in der Schweiz her und lasst sie in einer gemeinnützigen Einrichtung in Deutschland montieren. Darüber können manche Unternehmensberater nur die Köpfe schütteln, weil sie die Kosten sehen. Was sind Eure Gründe in Europa zu fertigen?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Für uns stehen Nachhaltigkeit, Qualität und Sicherheit an erster Stelle. Wir glauben daran, dass sich ein hochwertiges Produkt langfristig auch durchsetzen wird, zumindest in einer Zielgruppe, der diese Werte ebenfalls wichtig sind.Anders als herkömmliche Kinderwagen ist der Crossbuggy speziell für den off-road Einsatz entwickelt und ist deshalb besonders extremen Belastungen ausgesetzt. Deshalb ist er hinsichtlich Qualität eher mit einem Mountainbike als mit einem klassischen Kinderwagen vergleichbar: keine Steckverbindungen aus Kunststoff, sondern ein per Hand verschweisster Rahmen aus hochwertigem Aluminium. Keine Trommelbremsen aus Plastik, sondern hochwertige Scheibenbremsen. Diese besonderen Anforderungen an Robustheit und Langlebigkeit können wir aufgrund des Produktionsprozesses in der Schweiz und in Deutschland sicherstellen. Und für YippieYo ist Nachhaltigkeit kein leeres Wort, sondern ein zentraler Unternehmenswert: Wir wollen lokal produzieren, die Wege möglichst kurzhalten und unseren CO2 Footprint minimieren.

 

Alles ohne Imbusschlüssel: Der YippieYo Crossbuggy kommt bereits fertig montiert an

 

Kinderoutdoor.de Vielleicht nutzt Ihr wenigstens bei den Komponenten ein gewisses Sparpotenzial. Woher kommen die Bremsen und andere Bauteile vom YippieYo?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Leider nicht. Bremsscheiben und Bremszüge stammen aus Deutschland, der Hebel beispielsweise von Magura, die sonst Mountainbikes ausstatten. Die Sicherheitsgurte kommen aus Schweden, die Räder werden extra für uns in Deutschland gefertigt, die Sitzbezüge stammen von einer renommierten polnischen Firma, die diese in Ökotex 100 Klasse 1 Qualität herstellt. Rahmen und sogar die Farben für die Pulverbeschichtung stammen von Schweizer Herstellern.

Kinderoutdoor.de Muss ich über ein abgeschlossenes Maschinenbaustudium verfügen, wenn ich den Yippeyo zusammenbauen will?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Oh nein, das wäre schlimm. Mich persönlich stört es zunehmend, wenn ich Produkte immer komplett selbst montieren muss. Deshalb kommt der Crossbuggy bereits fertig montiert an. Lediglich die Räder muss man per Klickverschluss noch anstecken und los kann es gehen.

Kinderoutdoor.de Ihr in der Schweiz habt das wunderbare Privileg von vielen, vielen tollen Bergen. Wer in Deutschland zum Wandern will, muss mit dem Zug (wenn er auf Abenteuerreisen steht) oder mit dem Auto anreisen. Wie klein lässt sich der Crossbuggy zerlegen und wie schwierig ist das?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Der Crossbuggy ist in drei einfachen Schritten transportbereit: Einfach Deichsel- und Rückenlehne einklappen und wer will kann die Räder per Klickverschluss abnehmen – fertig. Der Wagen passt dann problemlos in den Kofferraum eines Mittelklassewagens.

Kinderoutdoor.de   Im Gegensatz zu einem konventionellen Buggy können die Nutzer von einem YippeYo entscheiden ob sie den Crossbuggy schieben oder ziehen wollen. Wann ist schieben besser und wann ziehen?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Wenn man wirklich off-road, also im anspruchsvolleren Gelände unterwegs ist, dann ist Ziehen immer die bessere Variante. Wenn man aber einfach mal durch den Park oder die Stadt spaziert, dann kann man den Crossbuggy auch genauso gut schieben.

Kinderoutdoor.de  Ist der YippeYo ausschließlich für´s Gelände gedacht oder auch für die City?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Er kann selbstverständlich auch in der City und im Park eingesetzt werden. Gerade wenn man schon etwas ältere Kinder hat, die beispielsweise auf dem Weg zum Kindergarten oder Spielplatz keine Lust mehr auf einen klassischen Buggy haben, denen der Crossbuggy aber meist jede Menge Spass macht.

Frei von Schadstoffen, GS zertifizierte Sicherheit und in Europa hergestellt: Der Crossbuggy YippieYo.
foto (c) yippieyo

Kinderoutdoor.de  Ein Problem bei den Kinderwagen ist, dass die Knilche sehr schnell wachsen. Zu schnell. Bis zu welcher Körpergröße und Gewicht lässt sich der YippeYo nutzen?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Der Wagen ist für Kinder zwischen ein und sechs Jahren geeignet, das offiziell zulässige Gesamtgewicht ist 40 kg. (Die meisten Kinderwägen sind oft nur bis 15 kg zugelassen.) Wir haben aber auch Kunden, die den Wagen für deutlich ältere Kinder nutzen, die beispielsweise aufgrund einer Behinderung in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind.

Kinderoutdoor.de  Zum Schluss eine Frage, bei der niemand von unseren Interviewpartnern auskommt: Wo sollten Outdoor Familien unbedingt einmal gewesen sein? Was ist der ultimative Geheimtipp?

Dr. Tanja Rippberger, Gründerin YippieYo: Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn ich habe sehr lange in München und in Zürich gelebt und in den Alpen gibt es so viele schöne Touren. Am Vierwaldstätter See gibt es einen tollen Rundweg, den „Weg der Schweiz“, von dem man aus eine wundervolle Aussicht auf den See und die Berge hat, unsere Kinder wollten diesen Weg immer wieder gehen, zumal man auch noch mit einem alten Raddampfer über den See zurückfahren kann.

 

Vielen Dank und viel Erfolg mit dem YippeYo