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Aletschgletscher: Essbare Wildkräuter frisch von der Almwiese

Am Alteschgletscher kommt das Leben jetzt im Frühjahr zurück. Die ersten Blumen auf den Almwiesen um den Eisriesen blühen langsam auf. Mittendrin ist Lisa Engler. Auf Zupfgang. Dazu nimmt sie regelmäßig Interessierte mit und zeigt welche Heilkräuter und andere Delikatessen hier oben auf den Bergweiden gedeihen.

Wildkräuter frisch von der Almwiese. Am Aletschgletscher ist die Expertin Lisa Engler auf Zupfgängen unterwegs. Foto Karin Bittel Bettmeralp
Wildkräuter frisch von der Almwiese. Am Aletschgletscher ist die Expertin Lisa Engler auf Zupfgängen unterwegs.
Foto (c) Altescharena.ch Karin Bittel Bettmeralp

Der Aletschgletscher ist mehr als eine gigantische Eismasse. Rund um ihn ist alles grün. Es duftet und hier ist Lisa Engler, die Kräuterexpertin, seit 15 Jahren zuhause. Sie führt das Restaurant “Gläcktricka” und kocht mit Kräutern. Diese sammelt sie und gibt bei Kräuterwanderungen Ihr Wissen weiter. Im Rahmen des kostenlosen Gletschi-Programms tauchen auch Kinder mit Lisa Engler in die zauberhafte Welt der Pflanzenkunde ein. Das Highlight: Kräutersalben selber machen. Auch Kochkurse gehören zum Angebot der Kräuterfrau. Doch sie kann noch mehr  und stellt  Tees, Salben und Tinkturen aus den selbst gezupften Salben her. in kreativster Vielfalt herstellen und ihrem Wunsch nachkommen, das kaum noch verbreitete Wissen über die wundersame Pflanzenwelt weiterzugeben. 2008 erfüllte sie sich einen weiteren Traum und eröffnete das Kräuterrestaurant „Gläcktricka“, in dem sie seither jeden Winter feinste Köstlichkeiten aus „Un-Kräutern“ und Zutaten der Region kreiert.„Das Grün hier oben ist so rein und unberührt, dass man den ,Salat‘ zur Mittagspause eigentlich direkt von der Wiese essen könnte“, sagt Lisa Engler und steckt sich dabei genüsslich lächelnd die Blüte eines Storchschnabels in den Mund. Den Einwand, so ginge das in der Stadt aber nicht, lässt die Kräuterfrau nicht gelten: „Ganz viele Kräuter, die es hier oben gibt, wachsen so oder ähnlich auch in städtischen Parks oder entlang Spazierwegen.“ Nur noch kräftig abwaschen, und schon landen auch daheim leckere Gelbdolden-Pasteten mit Wegerichsahne auf dem Tisch. Oder ein anderes kreatives Kräuter-Rezept.

Lisa Engler in ihrem Element. Auch für Kinder bietet sie Kräuterwanderungen am Alteschgletscher an. Foto (c) Altescharena.com
Lisa Engler in ihrem Element. Auch für Kinder bietet sie Kräuterwanderungen am Alteschgletscher an.
Foto (c) Altescharena.ch

Kinderoutdoor.de Gibt es Unkraut?

Lisa Engler: Nein, Unkraut gibt es nicht,  ausser wir müssen den Garten oder die Felder bearbeiten und finden Pflanzen, die wir nicht wollen dann sprechen wir von Unkträutern!

Kinderoutdoor.de Warum ärgern sich manche Erwachsenen über Wildkräuter?

Lisa Engler: Ich denke, dass sich Erwachsene über Unkräuter ärgern. Über Wildkräuter wohl eher nicht, sofern sie den Unterschied erkennen….

Kinderoutdoor.de Für die meisten Leute sind Löwenzahn, Hirtentäschl, Girsch und Brennnesseln Unkraut. Warum eigentlich?

Lisa Engler: Weil sie überall wachsen und sie meistens nicht zu dem passen, was die Leute im Garten anpflanzen bzw. weil diese Pflanzen ungefragt in  Mengen da sind und kaum zu entfernen sind! Aber auch hier, all diese Pflanzen sind für mich keine Unkräuter . Ich kann sie in verschiedenen Bereichen nutzen.

Kinderoutdoor.de Seit wann nutzen die Menschen Wildkräuter?

Lisa Engler: Schon seit ewig. Seit es Menschen gibt.

Kinderoutdoor.de Wozu lassen sich die Wildkräuter einsetzen?

Lisa Engler: Wildkräuter lassen sich verarbeiten in der Küche, im Bereich der Heilkunde aber auch für kreative Arbeiten wie im Dekobereich.

Kinderoutdoor.de Manche Eltern haben Angst mit den Kindern Kräuter zu sammeln, weil sie befürchten, giftige Pflanzen zu erwischen. Ist diese Angst berechtigt?

Lisa Engler: Es ist berechtigt, vorsichtig zu sein. Wer eine Pflanze nicht 100% sicher kennt, sollte die Finger davon lassen.

Bei Wildkräutern empfiehlt Lisa Engler nur zu essen, was man auch sicher kennt. Foto (c) alteschgletscherarena.com
Bei Wildkräutern empfiehlt Lisa Engler nur zu essen, was man auch sicher kennt.
Foto (c) altescharena.ch

Kinderoutdoor.de Finde ich Kräuter nur in den Bergen oder auch in der Stadt?

Lisa Engler: Kräuter findet man überall! Auch in der Stadt wachsen aus allen Ritzen Pflanzen. Schon mal beobachtet?

Kinderoutdoor.de Wie sollten Eltern Ihre Kinder an das Kräutersammeln heranführen?

Lisa Engler: Bei jeder Wanderung eine Pflanze kennenlernen, Kräuterkurse besuchen, zusammen Bücher anschauen … etwas aus einer Pflanze produzieren.

Kinderoutdoor.de Die Arznei wächst sozusagen am Wegesrand. Was für ein Kraut hilft gegen Bauchschmerzen bei den Kindern und was gegen Erkältung?

Lisa Engler: Naja, so einfach ist das nicht! Wo ist der Wegesrand und was für Bauchschmerzen habe ich? Ich bei mir auf der Alp kann zum Beispiel zu gewissen Zeiten gegen Verdauungs-Bauchschmerzen wilden Kümmel essen, aber bei der Beratung von Krankheiten mache ich nicht gerne pauschal Aussagen, da kommen so viele Faktoren zusammen!

Kinderoutdoor.de Wie kann ich die Kräuter lagern? Irgendwann werden sie doch welk…..

Lisa Engler: Kräuter können getrocknet und so gelagert werden. Man kann sie in Öl einlegen und so konservieren. Sie können zu Salbe verarbeitet werden oder zu Sirup oder, oder, oder … die Vielfallt der Verarbeitung ist riesig und je mehr Fantasie um so besser!

Ein Schmaus für die Augen und den Gaumen sind die gesammelten Wildkräuter. Foto (c) altescharena.com
Ein Schmaus für die Augen und den Gaumen sind die gesammelten Wildkräuter.
Foto (c) altescharena.com

Kinderoutdoor.de Gibt es ein kinderleichtes Rezept mit Kräutern, das Sie empfehlen können?

Das einfachste ist, einen Wildkräutertee zu machen und den Kindern zeigen, was für Kräuter sie sammeln können. Sie sammeln lassen und danach das Sammelgut kontrollieren, dann mit heissem Wasser übergiessen und zuschauen was mit den Kräutern resp. dem Wasser passiert. Den Kräutertee so trinken, das ist Natur pur und nur etwas Zucker hinzu, damit es nicht nur nach Kräuter schmeckt!

Kinderoutdoor.de In Notzeiten, wie im letzten Krieg, nutzten viele Menschen die Wildkräuter um genug zum Essen zu haben. Viel von diesem Wissen geht aber verloren. Was lässt sich dagegen tun?

Wissen geht immer wieder verloren, aber es kommt irgendwo auch immer wieder zum Vorschein. Das lässt sich wohl nicht vermeiden, aber sich damit auseinandersetzen und vielleicht auch mal was ausprobieren resp. anzuwenden hilft sicher.

Vielen lieben Dank für das Interview Frau Engler!

Kräuterkochkurse: Termine auf Anfrage

Auskunft und Buchung bei Lisa Engler, Bettmeralp, Tel. 0041/797395325, info@loewenrose.ch

  • Nächster Termin der Kräuterwoche: Juni – 22. Juni 2016
  • Einzelne Kräutertage finden im Juli und August jeweils mittwochs statt (9:30 – 11:30 Uhr)
  • Individuelle Kräutertage für Kleingruppen: Termine auf Anfrage
  • Im Rahmen des kostenlosen Gletschi-Programms tauchen auch Kinder mit Lisa Engler in die zauberhafte Welt der Pflanzenkunde ein. Das Highlight: Kräutersalben selber machen

Auskunft und Buchung im Infocenter Bettmeralp. www.aletscharena.ch, Tel. 0041/(0)279285820.