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Kinder Outdoor Interview mit Ronan Donovan dem Filmemacher

Ein Kinder Outdoor Interview der Extraklasse haben wir heute für Euch. Der weltweit bekannte Filmemacher und Fotograf Ronan Donovan sprach mit uns über seine Erlebnisse in der Natur. Im Yellowstone Nationalpark ist er auf der Suche von Nachfahren des legendären Wolfes Mister Blue unterwegs gewesen. Gut ausgerüstet von Jack Wolfskin gelingen dem US-Amerikaner einzigartige Aufnahmen.

Kinderoutdoor.de Rate doch bitte Ronan, wann der letzte Wolf in Deutschland erschossen wurde?

Ronan Donovan: Anfang 1900.

Den Wölfen auf der Spur. Der weltbekannte Naturfotograf Ronan Donovan ist den Tieren auf der Spur und von Jack Wolfskin ausgerüstet. foto (c) Jack Wolfskin

Im Jahr 1904 starb der letzte freilebende Wolf in Deutschland. In meiner Heimat Bayern wurde bereits 1836 der letzte Wolf ausgerottet. Heute herrscht in Deutschland eine regelrechte Hysterie wenn sich Wölfe, Bären oder Luchse ansiedeln. Warum hat der Wolf so ein schlechtes Image?

Wölfe haben in der Moderne meist ein schlechtes Image. Das liegt daran, dass wir ihre wilde Beute domestiziert haben. Wir halten die Rinder, Schafe und Ziegen in Ställen oder auf eingezäunten Weideflächen. Dadurch sind die Tiere weniger wachsam und verlieren ihre Instinkte. Der Wolf steht also in direkten Wettbewerb mit uns und anderen Raubtieren. Bevor wir Tiere vor etwa 10.000 Jahren domestiziert haben, hatten wir nicht den gleichen Konflikt mit Wölfen. Sie wurden eher als Hilfsmittel in der Landschaft gesehen, denn sie haben den Sammlern und Jägern geholfen, sie durch die Landschaft zu führen. Das ermöglichte uns Menschen, sich auf der ganzen Welt auszubreiten. Seit vielleicht erst 10.000 Jahren haben wir so eine schwierige und herausfordernde Beziehung zwischen Mensch und Wolf.

Ronan Donovan ist abseits der Zivilisation für seine Film- und Fotoprojekte unterwegs. Dabei vertraut er auf Kleidung und Ausrüstung von Jack Wolfskin. foto (c) Jack Wolfskin

Du kommst aus Vermont. Ein US Bundesstaat mit wunderbaren Wäldern. Eigentlich ideale Lebensräume für den Wolf. Warum verschwand dieses Tier Ende des 19. Jahrhunderts aus Vermont?

Als die Europäer nach Nordamerika kamen, brachten sie im Wesentlichen eine Lebens- und Denkweise mit, die sie der Natur auferlegt haben. Die Idee, Vieh zu besitzen und Getreide mitzubringen und diese Vorstellung von einer Art religiösem Manifest, dass das Land für Europäer da ist, bedeutete in der Konsequenz: Indianer und Tiere wurden als Ware gesehen oder getötet. Die Predators, Elche, Hirsche und Bisons und eigentlich alle Tiere Nordamerikas, wurden entweder fast oder komplett ausgerottet. Die Wandertaube war damals die zahlreichste Vogelart auf dem Kontinent, die aber von den Einwanderern Anfang des 20. Jahrhunderts quasi ausgerottet wurde. Das letzte Exemplar starb in einem Zoo. Wölfe gehören hier auch dazu, sie waren also kein Sonderfall. Es beruhte auf der Idee, die Landschaft dem Einwanderer anzupassen, um als landwirtschaftliche Gesellschaft zu funktionieren.

Mit modernster Technik ist Ronan Donovan den wilden Tieren auf der Spur. foto (c) Jack Wolfskin

Ronan Du bist ein international anerkannter Fotograf und Wolfsexperte. Was fasziniert Dich so an diesem Tier?

Was fasziniert mich an Wölfen?  Wölfe sind sehr einzigartige Tiere in der menschlichen Geschichte. Sie sind das erste Tier, das wir vor vielleicht 20.000 Jahren domestiziert haben. Diese Tiere haben uns bei der Jagd geholfen und gaben Sicherheit und Schutz. Sie wachten am Rande des Camps, war sehr vorteilhaft war, wenn man ein früherer Jäger und Sammler in Europa und Amerika war. Also haben die Menschen damit angefangen, einer Art vertraute Beziehung zu Wölfen aufzubauen, solange bis es sich in einen Wettbewerb zwischen Menschen und Wölfen um die gleichen Nahrungsquellen wandelte. Was mich an Wölfen fasziniert, ist, dass sie es uns ermöglichen, über diesen Einstiegspunkt zu sprechen. Es geht um die menschliche Beziehung zu wilden Tieren (nicht nur Wölfe), sondern die Tiere im Allgemeinen. Es geht darum, Wege des Zusammenlebens zu finden, weil die Beziehung zwischen Menschen und Wölfen herausfordernd ist. Wenn wir herausfinden, wie Menschen mit Wölfen koexistieren können, dann können wir auch über das Zusammenleben mit vielen anderen Tieren sprechen.

Der Autodidakt Ronan Donovan geht seine eigenen Wege. foto (c) Jack Wolfskin

Ich habe gelesen, dass Du Autodidakt bist, was das Filmen und Fotografieren angeht. Deine Eltern sind beide Lehrer gewesen. Haben Sie Dir die Freiräume gegeben, dass Du Deinen eigenen Weg im Leben finden konntest?

Meine Eltern haben sowohl meinen Bruder als auch mich sehr bewusst im ländlichen Vermont in bewaldeten Landschaften, ganz in der Nähe der Natur, großgezogen: Dazu zählte: Die ganze Zeit draußen in der Natur zu spazieren, zu campen, Kanu zu fahren, zu wandern und Vögel zu beobachten. Sie wollten wirklich, dass wir uns in der Natur zu Hause fühlen. So gaben sie mir die absolute Freiheit, selbstbewusst, unabhängig und neugierig auf die Natur zu sein und mich draußen im Freien zuhause zu fühlen.

Für einen Naturfotografen und Filmer, wie es Ronan Donovan ist, muss die Ausrüstung optimal sein. foto (c) Jack Wolfskin

Ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen in den westlichen Industrieländern, hat sich von der Natur entfremdet. Die Wildnis ist für sie bedrohlich. Was können Eltern tun, damit die Kinder und Jugendlichen sich wieder für die Natur begeistern?

Ich denke, eines der größten Dinge, die Eltern tun können ist es, Neugier und Begeisterung für die Welt der Natur zu wecken. Damit ermöglichen sie ihren Kindern, zu erleben, wie es ist, schmutzig, kalt und nass zu werden. Wenn Eltern das nicht selbst tun wollen, sollten sie ihre Kinder in Freizeitcamps schicken oder von Freunden und Familienmitgliedern, die naturbegeistert sind, mitnehmen lassen. Sie sind somit in der Welt der Natur und in Outdoor-Fähigkeiten geschult. So lernen Kinder und Eltern, diese Fähigkeiten zu nutzen und zu verstehen. Es ist auch gut für Eltern, in der natürlichen Welt zu sein, denn es ist gesünder und besser für unser Immunsystem. Man sollte so viel Zeit wie möglich draußen verbringen.

Für seine Aufnahmen braucht Ronan Donovan viel Geduld und ein Gespür für die Natur. foto (c) Jack Wolfskin

Seit wann begeisterst Du Dich für den Wolf? Gab es ein spezielles Erlebnis?

Meine erste Interaktion mit Wölfen war 2014. Ich wurde 2014 beauftragt, Wölfe im Yellowstone-Nationalpark für National Geographic zu fotografieren. Das war das erste Mal, dass ich wirklich erhebliche Mengen an Energie und Zeit im Zusammenhang mit Wölfen und dem Wissenschaftsteam vom Yellowstone verbracht habe.Und so wurde das Fragenstellen und das Lernen über Wölfe im Zusammenhang zur menschlichen Beziehung zu einer wirklich wertvollen Erfahrung für mich. Wölfe sind eine Möglichkeit für mich, um weitreichendere Gespräche über die menschliche Verbindung zur Natur und die menschliche Verbindung zu Tieren zu führen. Vor allem Tiere, die vielleicht nicht in die Schubladen passen, die Menschen in ihrer Welt haben wollen. Ich denke, das ist eine wirklich wichtige Botschaft. Oftmals sind es Menschen, die in Städten oder städtischen Gebieten leben, die sich eine Meinung über Wölfe bilden, obwohl sie den Wolf vielleicht noch nie zu Gesicht bekommen haben. Der Wolf ist leider in unserer Folklore, unseren Geschichten, unseren Filmen und in Gesprächen vorbelastet. Das ist der Einstiegspunkt, um das Thema Wölfe und deren Beziehung zum Menschen aufzugreifen und richtig zu stellen.

Der Wildtierbiologe ist auf allen sieben Kontinenten schon unterwegs gewesen. foto (c) Jack Wolfskin

Du bist auf den Spuren von dem legendären Wolf Mr. Blue im und um den Yellowstone Nationalpark unterwegs gewesen. Warum konnte Mr. Blue in mindestens acht verschiedenen Rudeln leben?

Mr. Blue ist einer dieser einzigartigen Wölfe, der durch seine Lebenserfahrungen wie zum Beispiel, Familienmitglieder zu verlieren, anpassungsfähig geworden ist. Es wurden in seiner Gegenwart drei seiner Gefährten von Menschen gejagt und getötet. Somit war er ohne Partner, ohne Familie und musste sich dann im Grunde eine andere Familie suchen. Er passte sich notgedrungen an, aber aus irgendeinem Grund konnte er sich mehreren Rudeln anschließen, die bereits existierten und die auch bereits männliche Wölfe hatten. Er war nicht bedrohlich genug, aber auch nicht zu unterwürfig, um nicht in die Hierarchie dieser Rudel aufgenommen zu werden. Denn Wolfsrudel streben danach groß zu sein. Es ist ein Vorteil, mehr Wölfe zu haben, weil sie mit mehr Mündern sowie Beißkraft effizienter jagen können. Somit können sie auch Land und Ressourcen-Territorium vor anderen Rudeln schützen. Alle Wölfe sind Individuen. Es gibt keine bestimmte Form, in die sie alle passen, genau wie Menschen. Es gibt allgemeine Verhaltensweisen und Eigenschaften, aber wir sind alle Individuen und Wölfe sind das auch. Mr. Blue hatte also genau die richtige Mischung aus Lebenserfahrung, Verhaltensweisen und Persönlichkeit, die es ihm erlaubten und ihn zwangen, sich anzupassen.

„Man kann keinen Naturschutz betreiben, ohne sich mit Menschen auseinanderzusetzen.“ foto (c) Jack Wolfskin

Welche Spuren hast Du von diesem besonderen Wolf gefunden?

Ich habe keine bestimmten Wölfe gefunden, die wie Mr. Blue dieses blaugraue Fellfarbe haben. Er war ganz schwarz und dann nahm er diese Farbe an. Es könnten also immer noch Wölfe im Yellowstone-Ökosystem geben, die seine Nachkommen oder seine Verwandten sind, die schließlich dieses blaugraue Fell bekommen werden. Die Suche geht also weiter.

Ronan Donovan ist leidenschaftlicher Naturfotograf und in den entlegendsten Landschaften unterwegs. foto (c) Jack Wolfskin

Was ist der emotionalste Moment für Dich bei der Arbeit mit den Wölfen gewesen?

Ich würde sagen, dass einer der emotionalsten Momente die hatte, mit Wölfen in der Arktis war, nachdem ich ihnen konstant 65 Meilen über mehr als 40 Stunden gefolgt bin. Ich bin dabei weit über die Grenzen des gesunden menschlichen Daseins hinaus gegangen, das bedeutete Mangel an Schlaf, Ruhe und Essen.Auch die Wölfe waren sehr erschöpft, aber für sie war das nicht wie für mich der epische Tag, an den ich mich erinnere, für sie war es wohl nur ein weiterer Tag. Die Welpen waren damals 12 Wochen alt und sie wimmerten und heulten und hatten Schmerzen und Erschöpfungs-Erscheinungen, denn sie versuchten, mit dem Rest des Rudels mitzuhalten. Aber das konnten sie auch. Dann sind sie alle auf einmal zusammengebrochen und haben stundenlang geschlafen, um sich auszuruhen und zu erholen. Für sie war es einfach ein Tag im Leben eines Wolfs, der versucht, Nahrung zu finden und die Landschaft bereist. Die meisten Momente ihres Lebens sind diese ruhigen Momente. Nicht die 65-Meilen (ca. 105 Kilometer)-Tageswanderungen, oft schlafen sie und spielen und entspannen sich einfach und sind sehr sozialen Tiere. Das zu sehen war für mich sehr emotional. Ihr täglicher Rhythmus und ihr Leben entfalten sich und das denke ich, sind wirklich intensive, herausfordernde Extremsituationen, aber für diese perfekt angepassten Tiere sind sie nur ein weiterer Tag. Ich bin ständig beeindruckt, wie perfekt sich die wilden Tiere daran angepasst haben, dass ich Wölfen folge. Sie wissen, wann die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt. In der Arktis haben sich ihre Mäntel / ihr Fell verdickt und sie sind dicker geworden um in der Lage zu sein, mit minus 60 Grad Temperaturen fertig zu werden. Ich dagegen bin eine an die Savanne angepasste Art. Ich habe am größten Teil meines Körpers kein Fell. Also muss ich mich mit Werkzeugen in Form von Kleidung und Ausrüstung anpassen. Die Wölfe können sich durch verschneite Landschaften und felsiges Gelände bewegen, hier kann ich nicht einmal zu Fuß Schritt halten. Ich versuche mein Bestes zu geben, um weiterhin präsent zu sein, um diese Tiere zu beobachten und zu dokumentieren, zu fotografieren und zu filmen, aber es ist ständig herausfordernd und demütigend. Es ist immer noch eine Herausforderung.

Bei extremen Bedingungen zu filmen oder zu fotografieren ist eine Herausforderung.foto (c) Jack Wolfskin

Worauf kommt es Dir bei Deiner Outdoor-Ausrüstung und Kleidung an, wenn Du in der Natur unterwegs bist?

Ich bin ständig beeindruckt, wie perfekt sich die wilden Tiere, denen ich folge, sich an ihre Umgebung angepasst haben, wie z.B. Wölfe. Sie wissen, wann die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt. In der Arktis hat sich ihr Fell verdickt. Sie sind dicker geworden, um in der Lage zu sein mit minus 60 Grad Temperaturen fertig zu werden. Ich bin eine an die Savanne angepasste Art. Ich habe am größten Teil meines Körpers kein Fell. Also muss ich mich mit Werkzeugen in Form von Kleidung und Ausrüstung anpassen.All die Dinge, die ich habe, verschiedene Schuhe, Handschuhe, Hüte, Jacken mit verschiedenen Schichten sowie einen ATV mit vier Rädern, um mit den Wölfen Schritt zu halten. Dabei bin ich immer noch schlecht ausgestattet im Vergleich zu ihnen. Wölfe können problemlos gefrorenes Wasser überqueren, dabei nass werden oder bei eisigen Temperaturen wandern. Sie können sich durch verschneite Landschaften und felsiges Gelände bewegen, wo ich nicht einmal zu Fuß Schritt halten kann. Und so versuche ich, mein Bestes zu geben, um es zu versuchen, die richtige Ausrüstung bzw. Kleidung zu haben, die es mir ermöglicht, weiterhin präsent zu sein, um diese Tiere zu beobachten und zu dokumentieren, zu fotografieren und zu filmen. Aber es ist ständig herausfordernd und demütigend, wenn ich da draußen friere und nicht gut an diese Temperatur angepasst bin, selbst mit all der Kleidung ist es immer noch eine Herausforderung.

Neben der Kleidung müssen auch das Zelt, der Rucksack und die Schuhe perfekt funktionieren. foto (c) Jack Wolfskin

Was hast Du an Outdoor Ausrüstung mitgenommen, als Du auf den Spuren von Mr. Blue unterwegs warst?

Während ich an „The trail of Mr. Blue“ arbeitete, war ich im Wintereinsatz, also bin ich mit Skiern und Wintercampingausrüstung draußen: Ein Vier-Jahreszeiten Zelt, ein Vier-Jahreszeiten Schlafsack, Handschuhe, große bauschige warme Jacken. Ich versuche, so viel Isolierschichten wie möglich anzulegen und so viel Luft wie möglich in der Daunenjacke, die ich trage, zu haben, um warm und gesund zu bleiben. Denn nur das ermöglicht mir es, die Arbeit fortzusetzen und zu versuchen, die Überreste von Mr. Blues Familie zu finden.

Für National Geographic ist Ronan Donovan unterwegs. foto (c) Jack Wolfskin

Auf welche unvorhergesehen Schwierigkeiten bist bei Deiner Arbeit im Yellowstone Nationalpark gestoßen?

Eines der schwierigsten Dinge im Yellowstone Nationalpark ist, dass die Wölfe Angst vor Menschen haben. Es ist immer noch ein Nationalpark. Sie sind im Park geschützt, aber jedes Rudel im Yellowstone hat irgendwann in den letzten Jahren ein Tier durch die Jagd verloren, sie wurden außerhalb des Parks erschossen, wenn sie die Parkgrenzen im Winter auf Suche nach Beute verlassen. Viele Beutetiere wie der z.B. Elche, wandern im Winter in niedrigere Lagen außerhalb des Parks. Dort sind sowohl die Elche als auch die Wölfe zur Jagd freigegeben. So ist es schwer, in die Nähe von Wölfen zu kommen. Sie haben Angst, also bekommt man nur diese flüchtigen Einblicke von ihnen. Das ist wirklich herausfordernd: Wenn man versucht ihr natürliches Verhalten zu fotografieren und wenn die Tiere dich nicht an sich heranlassen, dann wird es sehr schwer. Du bekommst nur schnelle Einblicke. Es wäre so, als würde man Menschen fotografieren, die Angst vor einem haben. Du würdest nicht sehr viele interessante Bilder bekommen. Yellowstone ist also hart, weil deine Ziele vor Menschen Angst haben, obwohl es ein Nationalpark ist.

Kein nine to five Job ist die Arbeit von einem Naturfotografen. foto (c) Jack Wolfskin

Du arbeitest mit Jack Wolfskin zusammen. Das Logo dieser Outdoormarke ist eine Wolfstatze. Was sagst Du zu diesem Zufall?

Es ist kein Zufall. Jack Wolfskin habt mich gefragt, ob wir gemeinsam Zusammenarbeiten wollen. Denn – ich beschäftige mich schon lange mit den Wölfen und dem dazugehörigen Ökosystem. Und ja, auch das Logo und die Marke Jack Wolfskin passen. Dem Outdoor-Ausrüster liegt der Schutz unserer Umwelt und Natur sehr am Herzen. Ein besonderes Anliegen ist der Wiederaufbau von Ökosystemen, der Erhalt der Biodiversität und der Schutz bedrohter Pflanzen und Tierarten.Ich persönlich interpretiere das Jack Wolfskin Logo und den Name so: wie ein wildes Tier zu denken, dem Wolf unter die Haut gehen und versuchen, sie besser zu verstehen. Denke wie ein Wolf!

Aus Ruanda hast Du aufrüttelnde Fotos mitgebracht, wie die Wälder dort abgeholzt werden und die Schimpansen ihren Lebensraum verloren. Wie versuchst Du nachhaltig zu leben?

Ja, das Foto aus Ruanda hat mit Berggorillas zu tun, nicht mit Schimpansen. Aber ich habe Fotos, die ähnliches darstellen. Herausforderung ist hier die Entwaldung auf einem schmalen Grat zwischen der menschlichen Welt und der wilden Welt. Für mich ist es eine Herausforderung, ständig nachhaltig zu leben. Ich weiß nicht, ob der moderne Mensch überhaupt nachhaltig leben kann. Das muss noch bewiesen werden. Ich für meinen Teil versuche, nachhaltige Lebensmittel zu essen. Ich jage das Fleisch, das ich esse (Wild). Das finde ich wichtig.

Ich versuche, bewusste Entscheidungen bei den Marken zu treffen, mit denen ich in Bezug auf meine Outdoor-Ausrüstung zusammenarbeite. Zum Beispiel frage ich, ob die soziale Verantwortung, die in ihr Geschäftsmodell integriert ist, (ob sie versuchen nachhaltige Materialien und Stoffe zu beziehen). Und ja, ich versuche mein Bestes mir bei meinen Reisen bewusst zu sein und wohin ich gehe. Ich denke, es ist eine ständige Herausforderung. Unser moderner Kapitalismus basiert nicht auf Nachhaltigkeit, sondern auf dem ewigen Wachstum des Wirtschaftsmodells. Unsere Arbeit und unser Leben sind Produkte dessen. Nachhaltig zu leben ist immer noch sehr schwer, auch wenn man es aktiv versucht.

Veränderungen beginnen mit kleinen Schritten. Wie wichtig ist es nachhaltige Outdoorkleidung zu verwenden?

Ich denke, es ist sehr wichtig, nachhaltige Outdoor-Bekleidung zu verwenden. Menschen, die, die wie ich im Naturschutzbereich arbeiten, sind ethisch verpflichtet, so nachhaltig wie möglich zu leben. Das gilt auch für das Arbeiten und Reisen sowie sämtliche Kleidung und Ausrüstung, die wir verwenden.

Kommt es in Deiner Heimat den USA auch zu Konflikten der Menschen mit den Wölfen?

Ich lebe in Montana in den Vereinigten Staaten und Wölfe wurden hier in den frühen 1900er Jahren ausgerottet und dann im Yellowstone Nationalpark und dem nahe gelegenen Bundesstaat Idaho wieder eingeführt. Die Wolfspopulation hat sich seitdem stetig erhöht. Und gerade im vergangenen Jahr hatten wir eine neue Landesregierung, Gesetzgebung und Führung, und beschlossen hat, dass 80 bis 90 Prozent der Wölfe im Bundesstaat Montana entfernt werden sollen, ebenso wie in Idaho. Sie taten dies ohne wissenschaftlichen Hintergrund. Es gibt 50.000 Elche mehr als die staatlichen Biologen als nachhaltiges Zielniveau erachten, es sind also zu viele.Wölfe sind offensichtlich Elch-Spezialisten. So scheint die Idee, Wölfe zu beseitigen und gleichzeitig zu versuchen, Elche zu beseitigen, wie eine Abkehr von der wissenschaftsbasierten Politik, auf die der Staat seit Jahrzehnten stolz ist. Viele Menschen, sowohl innerhalb der staatlichen Verwaltungsbehörde als auch in der Öffentlichkeit, sind verärgert über die neue Situation. Also ja, die Beziehung zwischen Menschen und Wölfen in den USA ist immer noch angespannt und immer noch werden Wölfe nur in etwa 5% ihres historischen Verbreitungsgebiets in den unteren 48 Bundesstaaten der Vereinigten Staaten zurückgeholt bzw. geduldet. Das ist immer noch eine viel zu geringe Prozentzahl ihrer historischen Reichweite, die sich über den größten Teil der Vereinigten Staaten erstreckte. So ist es immer noch sehr herausfordernd und konfliktgeladen für Wolf und Mensch.

Wie können Menschen und Wölfe friedlich koexistieren?

Menschen und Wölfe leben seit Zehntausenden von Jahren nebeneinander. Ein Großteil des Konflikts oder der Idee des Konflikts in den Vereinigten Staaten, hat meist mit Wölfen und Nutztieren zu tun. Beispielsweise mit Leuten, die Kühe und Schafe für den Markt zum Verkauf züchten.Historisch gesehen gibt es in Europa und Asien immer noch viele Praktiken, um Konflikte zwischen Menschen und Wölfen zu minimieren, wie zum Beispiel Herdenschutzhunde, die in den meisten Kulturen in Europa und Asien verwendet werden. In Nordamerika sah man früher keine Notwendigkeit, Herdenschutzhunde zu haben oder die Anwesenheit von Menschen bei den Tieren zu gewährleisten.Die Tradition in den letzten 100 Jahren ist, dass Menschen diese Tiere einfach in die Berge oder in die Gebiete treiben, wo es Weidemöglichkeiten gibt, jedoch ohne menschliche Präsenz oder Schutz. Damit beginnt der Konflikt. Aber ja, die Idee des Konflikts ist eher ein Mythos als eine Realität. Es gibt nicht sehr viel Konflikte.  Schafe und Kühe aus Europa und Asien werden es auf einem neuen Kontinent schwer haben, sich selbst zu versorgen. Die Herausforderungen sind also eher augenscheinlich als real. Es ist eine Art Umlernen oder Umerziehung. Es gibt eine andere Art und Weise, wie mit Konflikten in Nordamerika vom europäischen Standpunkt aus umgegangen wird. Es muss besser verstanden werden, dass es eine Alternative zu Konflikten gibt. Das sind aber nur langsame inkrementelle Änderungen in Richtung Koexistenz zwischen Menschen und Wölfen in den USA.

Eine Frage die keiner unserer Interviewpartner auskommt (wir hatten schon Olympia-Medaillen-Gewinner, Tour de France Teilnehmer, Kajakweltmeister, Extrembergsteiger als Interviewpartner): Was ist Dein ultimativer Outdoor Tipp? Wo sollten Familien unbedingt einmal gewesen sein und warum?

Mein ultimativer Outdoor-Trip würde beinhalten: Mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate ohne Internet und vom Netz abgeschnitten zu sein, ohne Handyempfang. Zusammen mit einer Gruppe von Freunden in einer wilden Landschaft, sagen wir mal in der Brooks Range von Alaska zu verbringen. Um hier den Puls und den Rhythmus der natürlichen Zyklen zu erleben.

Wir errichten ein Basislager und dann machen wir Tageswanderungen, um verschiedene Täler, verschiedene Bergrücken und verschiedene Berge zu erkunden und wild lebende Karibus, Wölfe und Grizzlybären zu beobachten. Einfach verstehen, was es heißt, ein wilder Mensch zu sein.

Vielen Dank Ronan und bitte bringe uns auch weiterhin so beeindruckende Fotos und Filme mit!