Heute haben wir für Euch gelesen und manche eine Outdoor Buch Rezension verfasst. “Rund um Zürich”, “Litauen” und “Bei dir summt´s wohl” haben wir für Euch gelesen und dazu eine Kritik geschrieben. Welches Outdoor Buch gut davon gekommen ist und welches weniger überzeugte, könnt Ihr bei uns nachlesen.
48. So viele Viertausender gibt es in der Schweiz. Doch wer in der Eidgenossenschaft wandern möchte, muss nicht immer die Steigeisen und die Eisgeräte dabei haben. Viele gemütliche Wanderungen erwarten die Outdoor Familien zwischen dem Rheinfall und dem Genfersee. Der Schweizer Autor Rene P. Moor hat in den 80ern eine Trekkingagentur gegründet und hat sämtliche Landesteile der Eidgenossenschaft erwandert. Mit dem Buch “Rund um Zürich” bietet er im Bergverlag Rother ein neues Werk an. “Zwischen Schaffhausen und Gotthard” heißt es im Zusatz auf der Titelseite und damit sind wir schon in einem Dilemma. Von Zürich bis zum Gotthardpass sind es etwa 170 bis 190 Kilometer Luftlinie. Somit finden sich auch Touren in dem Buch “‘Rund um Zürich” die sich in den Glarner und Urner Alpen befinden. Vergleichbar ist dies mit einem Wanderführer der sich “Rund um Frankfurt am Main” nennt und Teile des Thüringer Waldes beinhaltet. Meiningen ist von der Mainmetropole so weit entfernt wie Zürich vom Gotthardpass. Die Touren in den Glarner und Urner Alpen sind bekannt, aber richtig glänzt der Autor, wenn er Wanderungen beschreibt die tatsächlich im näheren Umfeld von Zürich sind. Wie die Tour über die Lägeren (Tour Nummer zwei) im Zürcher Mittelland oder Cholfirst und Rheinfall im Zürcher Weinland (Tour Nummer 52).
Hier punktet Rene Moor. Ein großer Pluspunkt ist auch, dass sämtliche Fotografien in dem Buch vom Autoren selbst stammen. Bei den Bildern handelt es sich nicht um penetrante Instagram Selfiesa, sondern um handwerklich ordentlich komponierte Aufnahmen. Hierbei zeigt sich, dass Rene Moor ein sensibler Beobachter der Berge ist. Weniger umsichtig ist die Kategorisierung der einzelnen Touren. Von den 52 Touren sind 29 für Kinder geeignet. Alle Wanderungen dauern mindestens fünf Stunden. Beispielhaft ist die Tour 14 Gräfimattstand und Arvigrat. Das Anforderungsprofil entspricht T3 der SAC Skala und dazu gehört auch “zum Teil exponierte Stellen mit Absturzgefahr”. Manche Kinder und Eltern kommen hier an ihre Grenzen. Gut ist der praktische Teil am Anfang des Buches. Hier gibt es hilfreiche allgemeine Tipps zur Tourenplanung und dem richtigen Verhalten in den Bergen.
Unsere Bewertung: Vier von sechs Kompassen
Outdoor Buch Rezension: Litauen, Handbuch für individuelles Reisen
Noch sind die baltischen Staaten eher weiße Flecken auf der Urlaubskarte von vielen Deutschen. Die Masse zieht es in den sonnigen Süden und alle die es lieber kühler wollen, fahren nach Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark oder fliegen nach Island. Die Insel quoll letztes Jahr vor Touristen über. 1991 erschien erstmals “Litauen Handbuch für individuelles Entdecken” im Reise Know How Verlag. Uns lag die neunte Auflage zur Outdoor Buch Rezension vor. Grob geschätzt sind etwa die Hälfte der Fotos in diesem Buch vom Autoren Günther Schäfer. Das Durchblättern macht Lust darauf, Litauen zu entdecken. Kultur und Outdoor sind in diesem baltischen Staat eine gute Kombination. Die Beschreibungen sind gut und verlieren sind regelmäßig in Details. Das Kaunas (S 126) 1408 das Magdeburger Stadtrecht erhielt, dürfte für den Standardtouristen eher weniger von Interesse sein.
Gut gelungen sind die Beschreibungen der Nationalparks Aukstaitija (S. 329), kurische Nehrung (239), Dzukija (S 116), Trakai (S. 96) und Zemaitija (283). Beispielhaft sind diese Nationalparks für Litauen und die abwechslungsreiche Natur. Von Mooren, tiefen Kiefernwäldern, malerische Sandstrände und pittoreske Seenlandschaften ist alles geboten. Gut aufbereitet präsentiert sich das Handbuch “Litauen” und es finden sich auch ungewöhnliche Aspekte wie der Aberglaube. So gehen die Litauer, laut dem Autoren Günther Schäfer, davon aus, dass pfeifen im Haus Unglück bringt. Wem bei Tisch eine Gabel herunterfällt, so der Aberglaube, bekommt Besuch von einer Frau und wenn das Messer zu Boden geht, soll dies auf den Besuch von einem Mann hinweisen.
Unsere Bewertung: Vier von sechs möglichen Kompassen
Outdoor Buch Rezension: Bei dir summt´s wohl!
In den letzten 25 Jahren ging die Population der Insekten in Deutschland um 25% zurück. Die Tobias Köcherfliege ist Ende der 70er für immer in unserem Land verschwunden. Es ist ein leises Sterben. Aber warum, so fragen sich eher schlichtere Zeitgenossen, sollten wir die Insekten vermissen? Weil sie ein wichtiger Baustein im Mosaik der Natur sind. Unter dem Verschwinden der Insekten leiden auch andere Arten und sind deswegen vom Aussterben bedroht. “Bei dir summt´s wohl!” ist ein Buch von Bärbel Oftring und im Kosmos Verlag erschienen. Mehr als 150 verschiedene Insekten sind darin mit Fotos vorgestellt. Gegliedert ist das Buch in braune und schwarze Insekten (ab Seite 12), schwarz-gelbe und schwarz-rote Insekten (ab Seite 66) sowie bunte und weiße Insekten (ab Seite 100). In diesem Buch lernen die Kinder und Erwachsenen, dass der Braune Bär kein Häuptling oder ein Speiseeis ist, dass es sich beim mittleren Weinschwärmer um keinen Alkoholiker handelt und die Gammaeule nicht zu den Vögeln gehört. In diesem Sachbuch gibt es immer wieder Hinweise wie sich die Insekten unterstützen lassen (S 89) wie mit dem Bau von Nisthilfen für unterirdisch nistende Hummeln. Leider kommen diese Tipps etwas zu kurz. So finden sich in der vorderen Klappe vom Buch zehn Tipps für mehr Insekten im Garten. Oftring zeigt auch auf, Seite 8 bis 9, warum Insekten für die Natur wichtig sind (Bestäubung, Stoffkreislauf, Nahrungstiere, sich untereinander in Schach halten). Auch die Gründe für das Sterben der Insekten reisst die Autorin an. Bei den Steckbriefen der einzelnen Insekten ist neben dem Namen auch
- die Länge
- Flugzeit
- Vorkommen
- Nahrung
angegeben. Ein solide aufbereiteter Naturführer, dem aber das gewisse Etwas fehlt.
Fünf von sechs möglichen Kompassen:
Outdoor Buch Rezension: Die Kunst des Gehens
Outdoor Bücher können motivieren, neue Ideen geben oder nachdenklich stimmen. Sie können auch Fragen aufwerfen oder nur langweilig sein, wenn es sich um inhaltsfreie Selbstdarstellung handelt. Uns kamen von hervorragenden Büchern bis zu entbehrlichen Werken dieses mal alles unter die Leselampe. An dieser Stelle noch ein Hinweis: Wir haben keines der vorgestellten rezensierten Outdoor Bücher über einen Verlag erhalten, sondern uns selbst organisiert.
Einen Text in der Ich-Form akzeptiere ich nur in Ausnahmefällen……Wer meint, sich als Autor in Porträts oder Rezensionen einbringen zu müssen, der nimmt sich zu wichtig
schrieb der Textchef und anerkannte Journalist Uwe Kopf an seine lieben Kollegen vom damaligen Lifestyle Magazin TEMPO. Ein Ratschlag, der den Büchern von Christo Foerster auch gut täte. Nach seiner Vita, ließ er sich an der Berliner Journalistenschule ausbilden und ist leitender Redakteur von Fit for Fun und Men´s Fitness gewesen. Der Autor muss sich deshalb mit einem deutlich höheren Maßstab messen lassen.
Das Titelfoto, in Selfiemanier aufgenommen, zeigt worum es in diesem Buch geht: Um Christo Foerster. Eine journalistischer Text soll auch Bilder erzeugen und so beginnt das Buch auf Seite 9 mit einer unglaublichen Beobachtung: “Als ich gerade zwei Möwen beobachtete, die sich um die heruntergefallenen Currywurst-Reste von einem älteren Herren in Touristenmontur streiten…” Lothar-Günther Buchheim schaffte es, über mehrere Seiten einen zerstörten Platz einer franzöischen Hafenstadt zu beschreiben ohne, dass bei dem Leser Langeweile aufkommt und vor dessen geistigen Auge plötzlich diese Szenerie entsteht. Doch derartiges gelingt nur wahren Ausnahmeautoren. Christo Foerster kredenzt hier lieber Triviales wie auf Seite 10, dass etwa 400 Menschen ohne Zelt die Nacht draußen zu verbringen. Was will uns der Autor damit sagen? Dass er Massen begeistert? Im Klappentext steht auch, in aller Bescheidenheit, dass der Autor das Fitnesskonzept “Junglefit” entwickelt hat. Das passt ins Bild zu den Qualitätsmagazinen für die er gearbeitet hat. Hier kommen auch wertvolle Beiträge über Bodyhacking und andere tiefgreifende Dinge. Auf Seite 18 rutscht er völlig ab. Hier setzt sich der Autor mit den kruden Thesen von Rhonda Byrne auseinander und dem völlig substanzlosen “Gesetz der Anziehung”. Ein wilder Mix aus verschiedenen Religionen, philosophischen Strömungen und unhaltbaren Behauptungen. Mit Zitaten, deren Echheit nicht zu überprüfen ist, geben ihm Leser/innen Recht wie “Christo ist ein Macher, dass spürt man sofort Marcel” Claqueure gab es bereits vor über hundert Jahren, sie klatschten wie wild Beifall in den Opernhäusern und Theatern. Gegen Geld bejubelten sie, die noch so mißglückteste Aufführung. Das Buch rundet Foerster mit Fotos von Mikroabenteuern ab. Die Motive sind, zigtausendmal gesehene Instagram Werke. Morgenstimmung in der Hängematte, Füße mit Wanderschuhen vor einem Gletscher, ein Kanu im Wasser. Alles nur nicht besonders originell und motivierend. Manche seiner Schilderungen sind langatmig und kommen kaum auf den Punkt.
Einen Text in der Ich-Form akzeptiere ich nur in Ausnahmefällen……Wer meint, sich als Autor in Porträts oder Rezensionen einbringen zu müssen, der nimmt sich zu wichtig
Das Buch erreicht einen Tiefpunkt bei der zäh geschilderten SUP Tour nach Helgoland. Wenn Bergheroen wie Reinhold Messner oder der Extremkletterer Alexander Huber in der Ich Form schreiben, ist dies perfekt, denn solche Leute haben tatsächlich etwas Besonderes geleistet. Foerster leistet sich Sätze wie ” Auf dem breiten Board bin ich mittlerweile traumwandlerisch unterwegs” (S 127). Ein wenig Bescheidenheit ist oft ganz hilfreich. Drapiert ist dieses weniger gelungene Buch mit Fotos, die wie ein Aufguss aus Instagram wirken (S 157 und 158). Ein exzellenter Selbstdarsteller, vom Journalistischen betrachtet eher zweitklassig. Es bietet dem Leser keinen Mehrwert und es fehlen die besonderen Abenteuer. Alles schon mal dagewesen. Herausgekommen ist eine Melange aus Allerwelts-Motivationssprüchen, Selbstdarstellung und seltsamer Pseudo-Philosophie.
- Christo Foerster “Raus und machen”
- Verlag: HarperCollins Germany
- 278 Seiten
- Preis: 14,99 Euro D / 15,50 Euro A
Unsere Bewertung: Null von sechs möglichen Kompassen.
Mikroabenteuer: Shutterstock sei Dank!
Es lastet auf dieser Zeit, der Fluch der Mittelmäßigkeit
schrieb am 7. Juli 1931 der grandiose Satiriker Kurt Tucholsky in der Weltbühne. Wie lässt sich ein Buch einordnen, dessen meisten Fotos (alle in schwarz weiß) von Shutterstock stammen. Das Bild auf Seite 117 mit der Zugspitze stammt von Shutterstock. Foerster stellt darüber die 16 Summits der Bundesländer vor. Eine Idee die schon etwas angestaubt ist. Es ist verwunderlich, warum der Verlag in diesem Buch auf Shutterstock Fotos zurückgreift, der Autos fotografiert doch gerne; vor allem sich selbst für die sozialen Medien. Hier hätte doch perfekt ein Bild mit Foerster vor der Zugspitze gepasst. Auf Seite 140, wieder bebildert dank Shutterstock, leistet sich der Autor einen Offenbarungseid. Hier geht es um die Arbeit mit Karte um Kompass. Dazu empfiehlt Foerster, die mitgelieferte Gebrauchsanweisung zu nutzen oder sich im Internet schlau zu machen. Das Ganze ist vergleichbar, mit einem Veganer der über die Zubereitung von einem Schweinebraten schreibt. Was an diesem Buch auch auffällt, dass immer wieder Produktempfehlungen mit Preisen auftauchen. Derartiges hat sich bei Qualitätsdruckwerken wie Fit for Fun eingebürgert, müssen solche Produktplatzierungen auch in Büchern sein? Die auf Seite 137 beschriebene Art mit dem “Feuerbohrer” den Zunder zu entzünden hat nur zwei große Nachteile: Dazu braucht es Übung und Zeit. Hier empfiehlt der Autos: Recherchiere weiter und probiere es aus. Ob er selbst schon einmal auf diese Weise Feuer entfacht hat? Bei der Zeichentrickfigur Yakari oder den Aborigines mag dies in wenigen Minuten funktionieren. Andere Methoden die deutlich einfacher sind, wie mit dem Feuerstahl, erwähnt der Autor nicht. Sicher sind sie ihm aber bekannt. Interessanterweise kommen Taschenmesser und deren Gebrauch in diesem Buch nur homöopathisch vor.
Verstört könnten manche Allgäuer von dem Mikroabenteuer in und um München sein. Dort steht auf Seite 302 “Am magischen Schrecksee” Bad Hindelang zum Großraum München rechnen, dass ist mutig oder könnte ein Hinweis auf wenig Kenntnisse von den Begebenheit vor Ort sein. Richtig ist zumindest, dass der Schrecksee leider völlig überlaufen und als Party-Area missbraucht ist. Doch warum stellt der Autor diesen wie eine Münchener U-Bahnstation frequentierten Ort eigentlich vor? Wahrscheinlich weil sich für Instagram dort so tolle Fotos machen lassen. Die Wegbeschreibung ist auf jeden sehr mangelhaft. In diesem Buch finden Outdoorer wenig Neues oder Hilfreiches, dafür eine Menge diskret platzierte Empfehlungen für Outdoor-Produkte und Oberflächliches. Die langweiligen und altbekannten Outdoor Rezepte wirken so, als sollten sie in diesem Buch auf die Schnelle ein paar Seiten füllen. Auffällig ist hier, dass es keine Bebilderung gibt. Dabei fotografiert sich doch der Autor selbst so gerne, warum nicht mal ein Foto am Lagerfeuer oder Gaskocher? Auf jenen Fotos, die mal nicht von Shutterstock sind, sieht der Leser häufig den Autor posen um sich als Outdoorer zu produzieren. Hier gefällt sich einer selbst sehr gut. Mövenpick Outdoorer, die ganz originell mit dem Womo/VW Bulli / umgebauten Feuerwehrauto/ ausrangierten Sanka/ Leichenauto oder Bergepanzer sich an Dünen erfreuen, wenn es dort Stromanschluss und WLAN hat, können vielleicht mit diesem Buch etwas anfangen. Wie heißt es bei Tucholsky weiter:
Hast Du einen schwachen Magen?
Kannst Du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Grießbreifresser?
Ja dann…..Ja dann verdienst Du es nicht besser!
- Christo Foerster “Mikroabenteuer
- Verlag: HarperCollins Germany
- 276 SeitenPreis: 9,99 Euro D / 10,30 Euro A
Unsere Bewertung: Null von sechs möglichen Kompassen
Berührt im Innersten: Gehen Weiter Gehen
Als erster Mensch am Südpol ohne externe Unterstützung. Dasselbe mit einer Expedition am Nordpol und später stand Erling Kagge auf dem Mount Everest. Mit keinem Selfie in dem er grenzdebil grinst quält Kagge seine Leser. Dabei hat der Norweger wirklich eine Menge zu erzählen. Perfekt formuliert und ohne Geschwurbel präsentieren sich die Texte in seinem Buch “Gehen Weiter Gehen”. Eine solche reife Persönlichkeit muss keinen Kult um seine eigene Person betreiben. Hier reflektiert ein Intellektueller über das Gehen. Dabei schafft es Kagge das Innerste seiner Leser auf sanfte Art zu berühren. Erst Sekunden oder Minuten nach dem Lesen seiner Zeilen, kommt der “Aha-Moment”.
“Einen Fuß vor den anderen zu setzen, gehört mit zum Wichtigsten, was wir tun” (S. 20) Für eine derartige Aussage gehört sich eine Portion Mut und Erkenntnis. Tempo ist für die meisten angesagt. Statt zu Fuß zu gehen setzen wir auf Immobilität in SUV´s und anderen PS Boliden, oder stehen auf Strom betriebenen Rollern sowie Segways. Fußgänger erscheinen dagegen so flott wie Schildkröten und als zu umfahrende Hindernisse. Aber warum haben wir es denn so eilig? In einem Satz schafft es der Abenteurer viel Wahrheit zu packen, die manchen Leser vielleicht zu viel ist. “”Der Gang eines Menschen kann mehr über ihn erzählen als sein Gesicht”. Hier lohnt es sich auf den eigenen Gang zu achten. Hetzen wir dahin? Schlurfen wir mit den Füßen über den Boden oder berühren wir ihn kaum? Was beeinflusst unseren Gang? Kagge bietet hier keine billigen Lösungen mit abgedroschen Phrasen Managementlehre an, sondern lässt den Leser bewusst alleine die Antwort zu finden. Er selbst gibt, in kurzen präzisen Worten eine eindrucksvolle Antwort “Am liebsten gehe ich, bis ich beinahe zusammenbreche. Ich will das Glück, die Erschöpfung und Absurdität beim Gehen spüren, wenn sich alles vermischt und ich nichts mehr trennen kann” (S 117) Wer so ehrlich zu sich selbst und den Lesern ist, steht über den Followerzahlen und Likes. Für so einen demütigen Menschen ist die Natur mehr, als nur die Staffage für ein Instagramfoto. Ein leises, unaufdringliches, anregendes und nachdenkliches Buch. Ein Meisterwerk.
- Erling Kagge “Gehen Weiter Gehen”
- Verlag: Insel
- 160 Seiten
- Preis: 16,00 Euro D / 16,50 Euro A
Sechs von sechs möglichen Kompassen.
Manuel Andrack wandert mit Kindern
Große Bekanntheit genießt der Journalist Manuel Andrack. Gerne auch als Wanderpapst bezeichnet. Er schafft dabei ein Kunststück, an dem manche Journalisten verzweifeln. Geschrieben kommen seine Texte und Pointen ebenso gut an, wie im Hörfunk oder Fernsehen. In seinem Buchn”Mit Kindern wandern” stellt er Touren quer durch die Republik vor. Ehrlich beschreibt Andrack auch, wie die Stimmung bei einer Familientour plötzlich in den Keller rutschen kann (S. 131) und wie sich dieses emotionale Tief wieder aufklaren lässt. In diesem Wanderbuch bietet Andrack keine klassischen Tourenbeschreibungen an, sondern verwebt diese mit Kurzgeschichten aus seinem Familienleben. Manche Eltern erkennen sich dort sicher wieder und Andrack beschreibt was für ein Glück es sein kann, mit den Kindern nach den Zahlen der Markierung vom Wanderweg zu suchen (S 74).
Die Texte sind unterhaltsam, kurzweilig und professionell. Eigentlich ein gutes Fundament für ein Buch. Leider mangelt es an Dingen, die der Autor nicht zu verantworten hat. Die 26 Touren, es fehlen lediglich die drei Stadtstaaten, führen quer durch Deutschland. Leider sind die Touren nur als grobe Zeichnungen skizziert. Es fehlten Längenangaben, Dauer und Höhenmeter. Solche Angaben sind aber wichtig, um eine Wanderung mit Kindern planen zu können. In der Mitte des Buches befinden sich die Fotos, alle vom Autoren selbst gemacht, und das zerstört auch den guten Eindruck von diesem Werk. So sind die einzelnen Touren beim Lesen Bleiwüsten und es fehlt eine Auflockerung durch Fotos.
- Manuel Andrack “Mit Kindern wandern”
- Verlag: Pieper
- 208 Seiten
- Preis: 14,00 Euro D / 14,40 Euro A
Unsere Bewertung: Vier von sechs möglichen Kompassen
Inspirierend: Stock&Stein
Wenn die Bücher von Christo Foerster ein Extrem sind, was die übertriebene Selbstdarstellung von Autoren angeht, so ist das Buch von Jarle Jäger ein Gegenpol dazu. Ein interessanter und wohltuender. Das Konterfei von Jäger fehlt komplett. Ebenso vermeintliche Outdoorheldentaten, die er in der Ich Form schreibt. Es ist ein gelungenes Sachbuch, dass unterhaltsam ist, Mehrwerte bietet und angenehm zurückhaltend ist. Im Unterschied zu den Foerster Büchern bekommen hier die Leser hilfreiche Tipps. Für Mövenpick Outdoorer ist diese Lektüre weniger etwas, denn dazu müssten sich die Instagram Poser tatsächlich auf die Natur und ihre Abenteuer einlassen.
So stehen auf Seite 191 Trekkingplätze in Deutschland. Kurz und trotzdem informativ. Aufgebaut ist das Buch Stock&Stein nach den Monaten und beginnt logischerweise mit dem Januar. Anstatt auf Shutterstockfotos, verlässt sich der Verlag auf wenige Zeichnungen und es gelingt minimalistisch das Buch zu illustrieren. In jedem Monat gibt es eine Wanderung des Monats. Im Juni ist dies der Soonwaldsteig (Seite 160) mit allen wichtigen Angaben die Outdoorer für die Planung brauchen Sänger schafft es mit wenigen Worten den Lesern die entscheidenden Impulse zu geben. So wie auf Seite 211: Regionen für Hüttentouren die als eher einsam gelten. Fundiert und teilweise originell sind die Tipps sich draußen zu orientieren. Bekannte Tipps wie Ameisenhaufen oder Bäume an denen sich die Himmelsrichtung ablesen lässt sind dabei, aber auch ungewöhnliche Hinweise, wie die Weinberge. Diese sind immer in den Süden ausgerichtet. Bei der Ausrüstung des Monats beweist Sänger auch Kompetenz und zeigt, wie sich seriös solche Packlisten zusammenstellen lassen, ohne dabei auch nur einmal einen Hersteller zu erwähnen. Wissenswertes für die breite Leserschaft bietet er, vestreut über das ganze Buch, an. Dazu gehören auch die AV- und SAC Skala. (S 186 und 187). Stock&Stein kommt ohne Geschwurbel aus und bietet Mehrwerte.
- Jarle Sänger “Stock&Stein Das Buch vom Wandern”
- Lübbe Verlag
- 336 Seiten
Unsere Bewertung: Sechs von sechs möglichen Kompassen
Schneidig:Einfach schnitzen
Von wegen gute Schnitzbücher müssen eine bestimmte Farbe haben. Celinar Muire, eine texanische Holzwerkerin, erhebt nicht den Anspruch das Schnitzen erfunden zu haben und Ihr ist der Erfolg nicht zu Kopf gestiegen. Was an diesem hochwertig gestalteten Buch auffällt: Alle Fotos entstanden im Zuge des Buches. Es ist kein Bild extern hinzugekommen. In “Einfach schnitzen” geht es weniger um die Handhabung vom Taschenmesser, sondern um die Bearbeitung von Holz mit Stechbeitel, Hammer und Säge. Entsprechend erwachsen sind auch die Texte. Muire schafft es, die Kapitel Holz auswählen (S. 14) und Werkzeugkunde (S. 20) auf das Notwendigste zu begrenzen. Mancher Schnitzautor findet an Ihr ein gutes Beispiel. Auch ist Muire jegliche Ideologie über das Schnitzen fremd. Ein völlig unaufgeregtes Sachbuch.
Die Grundlegenden Schnitztechniken, Materialien und Werkzeuge (S 11 bis 46) nehmen nur ein Drittel des gesamten Buches ein. Das können manchen Autorinnen und Autoren locker überbieten. Entsprechend hoch ist der praktische Wert von diesem fein gestalteten Buch. Bei den zwölf Projekten erwartet die angehenden Schnitzer praktisches für die Küche (S 51 bis 90) oder Haushaltsutensilien (S 97 bis 124). Vorlagen runden das gelungene Schnitzbuch ab. Bemerkenswert ist daran auch, dass sich die Autorin nie in den Mittelpunkt stellt und nur auf selten Fotos zu sehen ist. Schließlich liegt der Fokus auf dem Schnitzen. Die einzelnen Anleitungen sind Schritt für Schritt aufgebaut. Textliches Drumherum fehlt hier. Murie kommt sofort zur Sache. Bei jeder Schnitzanleitung gehören auch eine Materialliste dazu. Was fehlt ist die Angabe von einem Grad der Schwierigkeit.
- Celina Muire “Einfach schnitzen 12 kleine Kunstwerke für Einsteiger”
- Verlag Eugen Ulmer
- 144 Seiten
- 19,95 Euro D 20,60 Euro A
Unsere Bewertung: Fünf von sechs möglichen Kompassen
Schnell geschnitzt: Weniger ist manchmal zu wenig
Jögge Sundqvist zeigt typische skandinavische Schnitzarbeiten in seinem Buch “Schnell geschnitzt für Küche und Garten”. Ein wenig holpert es im Aufbau. So kommen die Seiten über das Arbeiten mit Grünholz (S 72) oder dem Malen mit Leinölfarbe (S 78) erst zum Schluss. Eigentlich sind die Kapietal am Anfang besser positioniert, denn dieses Wissen sollten die Bastler haben, bevor sie loslegen.
Manche der vorgestellten Schnitzarbeiten wie der Pfannenwender (S 28 und 29) lassen sich mit dem Taschen- oder Schnitzmesser umsetzen. Für andere, wie die auf den ersten Blick einfach wirkende Minileiter aus Ästen (S 66) sind eine Schraubzwinge, Spiralbohrer, Hammer, Pinsel, Axt und noch mehr an Werkzeug nötig. Beschrieben sind die einzelnen Projekte nur mit Worten und es ist nur das fertige Werkstück auf dem Fotos zu sehen. Das ist für Anfänger zu wenig. Um sich orientieren zu können hat der Verlag die einzelnen der 20 Schnitzideen mit Schwierigkeitsgraden versehen. Für Anfänger ist dieses Buch weniger geeignet und nur für Schnitzer, die entsprechend ausgerüstet sind.
- Jögge Sundqvist “Schnell geschnitzt für Küche und Garten”
- LV Buch
- 96 Seiten
- 8,99 Euro
Unsere Bewertung drei von sechs möglichen Kompassen
Survivalbücher gibt es bald, gefühlt, so viele wie Kochbücher. Trotzdem freuen sich die Hersteller von tiefgekühlter Kost über neue Umsatzrekorde. Sollte es mit den Outdoor Büchern gar auch so sein? Wir haben fünf Werke für Euch gelesen, denn die Bewertungssterne sind bekanntlich so hilfreich, wie der Wetterbericht vor 14 Tagen. Vom literarischen Debakel bist zu einem wirklich gelungenen Naturführer hatten wir alles dabei.
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Die Verlagsbranche ist unglaublich einfallsreich. Da kam doch ein ganz schlauer Kopf irgendwann einmal darauf, den Einband von einem Buch in Holzoptik zu gestalten. Das ist so originell wie Kaffee in Pappbechern und Deckeln auszuschenken oder über das Internet bestellte Speisen mit Kurier an die Haustüre anzuliefern. Tolle Ideen, die unglaublich einzigartig sind. Oder den Untertitel mit “für echte Männer” versehen. Chapeau! “The Art of Fire. the Joy of Tinder, Spark and Embre” so der ursprüngliche Titel von Daniel Humes Buch. Sein deutscher Verlag übersetzte das Ganze etwas frei “Die Kunst Feuer zu machen. Das Buch für echte Männer” Inhaltlich überzeugt das Werk. Daniel Hume hat auf der ganzen Welt Methoden gesammelt, wie die Menschen Feuer machen. Im Gegensatz zu einem ähnlichen Buch, Feuer machen aus dem AT Verlag, stellt sich hier der Autor völlig in den Hintergrund. Hume geht es darum die verschiedenen Techniken zu zeigen bei denen der wertvolle Funke entsteht und sich weniger als den harten, Wind- und Wettergestählten Outdoorhelden zu produzieren. Manche Tipps jedoch sind etwas schwer oder gar nicht nachzuvollziehen. So beschreibt er, wie sich mit einem ganz speziellen Bambus und einer Porzellanscherbe Feuer machen lässt (Seite 189 ff). Dieser Bambus ist aber so speziell, dass selbst der Autor nicht den exakten Namen davon in seinem Buch erwähnt. Der Nutzwert tendiert deshalb gleich Null. Anders hingegen ist detaillreiche gedschildert, wie sich die Bambus-Feuersäge einsetzen lässt. Dazu genügt ganz “schnöder” Bambus. Gut bebildert und spannend geschrieben. Auch hier punktet das Buch von Hume ganz klar gegenüber dem Werk aus dem AT Verlag. Vom Aufbau des Feuers, Abbau der Feuerstelle, Zunderherstellung und vieles mehr zeigt Hume auf, was wichtig ist. Wahrscheinlich konnte er mit seiner exotischen Sammlung an Feuermethoden manche Technik vor dem Vergessen retten. Einmal taucht ein Foto vom Autoren auf: Auf der letzten Seite. Es geht auch ohne penetrante Selbstdarstellung, aber vielleicht fährt die Generation Instagram auf derartigen Outdoonarzismus ab.
Buch: “Die Kunst Feuer zu machen
- Verlag: Fischer
- 297 Seiten
Unsere Bewertung: Fünf von sechs möglichen Kompassen
Outdoor Bücher Rezension: Survival Guide für echte Kerle Das ultimative Outdoor Handbuch Schön wärs!
Bescheidenheit ist eine Zier. Heißt ein altes Sprichwort. Bescheidenheit ist scheinbar weniger die Sache vom Pietschverlag. Aus der DMAX Reihe kommen die Titel zurückhaltend daher wie ” DMAX Schatzsuche für echte Kerle” oder ” DMAX 99 Dinge für echte Kerle” oder ” DMAX Power für echte Kerle” oder ” DMAX Angel Abenteuer für echte Kerle” Zumindest auf die Holzopitk verzichteten die Designer und gaben dieser Reihe einen knallroten Einband. Doch was ist ein echter Kerl? Diese Frage stellt sich zwangsläufig. Einer mit Sixpack, der sich mit dem blankgeschliffenen Klappspaten am Morgen das Gesicht rasiert und einen Grizzly mit blanken Fäusten windelweich prügelt? Wahrhaftige Abenteurer wie Ernest Shakelton, Sven Hedin oder die Gebrüder Schlagintweit fallen sicher nicht in dieses Raster. Dafür ist das Raster in diesem Buch ziemlich grob. Oberflächlich sind in wenigen Sätzen wichtige Überlebenstechniken abgehandelt. K 23 Reissende Flüsse (Seite 122) hier reichen elf kurze Zeilen um dies zu erklären. Dafür ist die Doppelseite mit einem Raftingboot ausgefüllt. Deutlich länger nimmt sich der Autor N 41 Ameisen essen (Seite 199) vor. Wahrscheinlich als Vorgeschmack für alle Z Promis, die bedauerlicherweise einmal bei RTL im Dschungelcamp landen. Anstatt die verschiedenen Themen sinnvoll in Kapitel zu bündeln, sind sie über das ganze Buch verstreut. Ein wildes Sammelsurium. Überleben im Dschungel, Wüste, Hochgebirge bekommen in diesem Buch zu viel Platz. Einfache Outdoortechniken, die für unsere gemäßigten Breitengrade geeignet sind kommen deutlich zu kurz. Wirklich Neues oder fundierte Erklärungen sind Fehlanzeige. Für Sofa Outdoorer sicher ein perfektes Geschenk. Alle anderen leihen es sich besser aus der Bücherei aus. Für die vielen bunten Fotos gibt es einen Kompass.
Buch: Survival Guide für echte Kerle Das ultimative Outdoor Handbuch
- Pietsch Verlag
- 256 Seiten
Unsere Bewertung: Einer von sechs möglichen Kompassen
Outdoor Buch Besprechung: Reisebudget-Planung für Familien
Alle träumen von der großen Freiheit mit der Familie. Alles hinter sich lassen. Nicht jeden Tag um sechs Uhr aufstehen und von acht bis 16 Uhr malochen. Keine Einkommenssteuererklärung oder anderen bürokratischen Wahnsinn. Einfach mit der Familie völlig frei unterwegs sein. Das tun dann auch etliche. Die einen sind ganz bescheiden mit dem Womo unterwegs und leben von dort als digitale Nomaden, weil sie ihr Geld als Influencer und Blogger mit affiliate Marketing verdienen. Andere starten zur Familienreise mit Crowdfunding, kaufen sich eine altes Feuerwehrauto/Krankenwagen/Bundeswehrpanzer, bauen es zu einem Womo um und sind dann ganz individuell mit den Kindern unterwegs. Wer von seinem Trip der Selbstfindung zurückkommt, der kann, wenn er auf Instagram genügend Follower hat, noch den einen oder anderen Vortrag halten. (einen Vortrag im Gemeindezentrum gegen Eintritt nach der Reise zu halten empfiehlt die Autorin von Reisebudget-Planung für Familien auf Seite 169)Der ist so prickelnd wie die Diashow in den 70ern von Onkel Horst, wenn er mit dem Wohnwagen an der Ost- oder Nordsee unterwegs gewesen ist. Ein wenig Charity noch dazu und fertig ist die perfekte Melange. Dem verstorbenen Börsenexperten André Kostolany ist folgender Spruch zugeschrieben: „Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln.“ In diese Richtung geht “Reisebudget-Planung für Familien”. Die einen verkaufen oder vermieten den Eltern die aussteigen wollen, pardon, ein Sabbatical einlegen möchten Womos. Der Kidsaway Verlag vertickt den Eltern das passende Buch dazu. Es gilt schließlich Fragen zu klären. Wie lässt sich unterwegs Geld sparen? Da kommen unglaubliche Einfälle in diesem Buch zutage. Auf Seite 162 stehen völlig bahnbrechende Ansätze wie “Beim Essen sparen”. Mit wirklichen Expertentipps im Discounter oder Obst und Gemüse saisonal zu kaufen. Ja, hier bekommen die Abenteurer-Eltern geballtes Fachwissen an die Hand! Auch an der Kleidung und den Wohnkosten (Seite 163) lässt sich sparen. Hier stellt sich aber eine fundamentale Frage: Geben nicht die Meisten vor, wenn sie aussteigen, möglichst einfach und frei zu leben? Oder sind vielleicht doch einige Mövenpick Outdoorer darunter? Dschungel ja, aber bitte nur als Blick vom vollklimatisierten Hotelzimmer. Instagram tauglich, versteht sich! Damit die Kleinen nicht nur unglaubliche Eindrücke von der Reise mitnehmen, sondern auch das Wissen sich weiter anhäuft, erklärt die Autorin auf Seite 71 alles Wissenswerte über Fernschulen, auch was diese Kosten. Doch wer die Tipps in diesem Buch berücksichtigt, kauft beim Discounter ein und schon ist genügend Geld auf dem Reisekonto. Das Ganze Buch erinnert an ein Zitat, dass Lenin zugeschrieben ist: „Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich erst eine Bahnsteigkarte!“ Aufgemacht ist dieser Ratgeber so ansprechend wie Broschüren vom Finanzamt. Einem großen Problem unterliegen derartige Ratgeber wie Reisebudget-Planung für Familien: Sie sind unglaublich schnell überholt. Eine Gesetzesänderung beim Kinder- oder Elterngeld, ein aufgeführter Anbieter der seine Preise ändert oder schließt und schon ist eine Menge des Buches Makulatur. Wie meinte ein Journalistenkollege zu mir” Bei den Sabbaticals geht es um die Eltern, nicht um die Kinder”.
Buch: Reisebudget-Planung für Familien
- Seiten 283
- Verlag Kidsaway
Unsere Bewertung: Einer von sechs möglichen Kompassen
Buchbesprechung: Achtung, fertig, Abenteuer!
Der Coppenrath Verlag hat die Menschheit mit Prinzessin Lillifee beglückt. Ganz anders ist das Abenteuerbuch “Achtung, fertig, Abenteuer!” aus der Reihe Nature Zoom. Unterteilt ist es in die vier Abschnitte “Forschen und entdecken”, “Bauen und basteln”, “Abenteuerspiele” und “Kochen nach Trapper-Art”. Leider kommt dieser Teil mit vier Rezepten deutlich zu kurz. Hier findet sich auch das weniger originelle Rezepte und enttäuchen eher die Leser wie die Lagerfeuer-Kartoffeln mit Nussquark auf Seite 73. Doch das ist kein Problem, schließlich schaffte es auch in den 60er Jahren der Schauspieler Clemens Wilmenrod mit Erfindungen wie “Toast Hawaii” oder ” Arabisches Reiterfleisch” sich in die Einbauküchen der Deutschen zu kochen. Manche Ideen in dem Buch erscheinen etwas oberflächlich und altbacken. Das zeigt sich auf Seite 54 bei der Geocaching Schatzsuche. Ein alter Hut und die Beschreibung ist minimalistisch. Ebenfalls weniger gelungen ist die Schnitzanleitung für eine Holunderpfeife. Bis auf ein gekauftes Foto von einem blühenden Holunder setzt hier der Verlag auf eine bunte Illustration. In Wirklichkeit käme wahrscheinlich kein Ton aus diesem selbst geschnitzten Instrument. Bei dem Vorschlag “Expedition in eine Höhle” stellt sich die berechtigte Frage: Braucht es wirklich ein Buch, damit Eltern auf die Idee kommen um mit den Kindern eine Höhle zu besichtigen? Gut gemacht sind das Früchte Quiz (Seite 26) und das Baumquiz (Seite 28). Die Idee einen Staudamm im Bach zu bauen (Seite 40) kommt doch von den Kindern, wenn Eltern mit ihnen draußen unterwegs sind. Ob der Drache aus Zweigen (Seite 46) tatsächlich abhebt ist fraglich. Wenig hilfreich sind die vorgeschlagenen Spiele auf Seite 52 “wild und gefährlich”. Hier schürt die Autorin völlig überholte Ängste vor Wölfen und heimischen Giftschlangen. Selbst Wolfsforscher bekommen in Deutschland Wölfe nur zu sehen aus weiter Entfernung wenn sie diese mit dem Fernglas beobachten oder wenn diese Tiere in die Fotofalle tappen. Wie schlecht es um die Bestände der Schlangen in Deutschland steht, sollte hinreichend bekannt sein. Sätze wie ” Spiele mit deinem Freund gefährliche Situationen nach, in die Naturforscher geraten können, wenn sie wilden Tieren begegnen” sind reißerisch und entbehrlich. Sie geben den Kindern ein völlig falsches Bild von der Natur wieder. Wer auf Seite 53 den Ratschlägen zum Umgang mit Karte und Kompass befolgt, hat hoffentlich viel zum Essen und Trinken dabei. Die Gefahr sich mit diesen oberflächlichen Tipps zu verlaufen ist extrem hoch. Was noch halbwegs passt ist es, die Karte einzunorden. Dann kommt folgender Tipp! “Verbinde nun deinen Start- und deinen Zielpunkt mit dem Linieal und suche in der Natur den Weg, der am ehesten in deine Richtung führt”. Leider ist die Arbeit mit Karte und Kompass kein Thermomix. Zutaten rein, ein paar Knöpfchen drücken und das Ding läuft von alleine. Nach dem Einnorden der Karte ist es wichtig den eigenen Standort zu bestimmen.Dazu fehlt in diesem Buch auf Seite 53 jede Silbe. Wie sich die Marschkompasszahl ermitteln lässt, auch dazu schweigt sich die Autorin diskret aus. Hier ist es sinnvoller: Karte und Kompass zuhause zu lassen. Das spart Platz und Gewicht im Rucksack. Mit derartig vermeintlichen Expertenwissen kommen die Kinder garantiert
Buch: Achtung, fertig, Abenteuer!
- Seiten: 77
- Verlag: Coppenrath
Unsere Bewertung: einer von sechs möglichen Kompassen
Outdoor Bücher Rezension: Stadtwild
Etwa 5.000 Wildschweine sollen in Berlin leben. 3.000 Halsbandsittiche flattern in Köln umher, während das hessische Kassel die Hauptstadt der Waschbären ist. Schon sind wir mitten im Thema. Wilde Tiere und Großstadt, das schließt sich schon lange nicht mehr aus. Es sind nicht nur die großen Säugetiere die es zu beobachten gilt. Auch Kleinere wie der Nashornkäfer faszinieren die Kinder. Nicolas Bogislav von Lettow-Vorbeck, ein junger Biologe, ist mit dem Nachschlagewerk “Stadtwild” ein großartiges Werk gelungen. 99 Tiere von der Amsel bis zur Zauneidechse sind darin optimal beschrieben. Gegliedert ist das Buch nach dem Alphabet. Von Aaskrähe bis zur Zwergfledermaus. Von Lettow-Vorbeck schafft es auf einer Seite das entsprechende Tier und seine Besonderheiten zu erklären. Das Hasensymbol zeigt an, wie oft das Tier in der Stadt zu entdecken ist. Während die Blaumeise die Höchstzahl fünf hat, weil sie entsprechend oft anzutreffen ist, bekommt die europäische Gottesanbeterin nur einen Hasen. Die Wenigsten von uns bekommen dieses filigrane Insekt zu sehen. Auch Tiere wie der gemeine Hllzbock, besser bekannt als Zecke, widmet Von Lettow-Vorbeck eine Seite. Zurecht. Schließlich ist dieses Krabbeltier das gefährlichste Tier in Deutschland, dass in freier Wildbahn lebt. Bei der Kategorie wo es diesen Parasiten zu sehen gibt, schreibt der Autor;: Ihr Körper. Humor beweist er an den richtigen Stellen in seinem gelungenen Buch. Es liest sich kurzweilig und richtet den Fokus auf die wilden Tiere in der Stadt. Auch eingeschleppte Tiere wie den grünen Halsbandsittich, der eigentlich in den Savannen Afrikas oder in Indien vorkommt hat der Autor auf seiner Liste. Schließlich lebten 2011 geschätzte 7.500 dieser Papageien wild in Deutschland. Besonders witzig ist bei diesem Vogel die Anekdote, als in Zweibrücken ein solcher Vogel in eine Tempokontrolle der Polizei geriet. Statt der erlaubten 30 km/h flog der Halsbandsittich flotte 43 Km/h. Exemplarisch für dieses unterhaltsame Buch sind auch, die elf Tipps für urbane Naturentdecker. Kurz, bündig, verständlich und hilfreich. So wie dieses hervorragende Naturbuch.
Buch: Stadtwild
- Verlag: Eden Books
- Seiten: 219
Unsere Bewertung: Sechs von sechs möglichen Kompassen