Survivalbücher gibt es bald, gefühlt, so viele wie Kochbücher. Trotzdem freuen sich die Hersteller von tiefgekühlter Kost über neue Umsatzrekorde. Sollte es mit den Outdoor Büchern gar auch so sein? Wir haben fünf Werke für Euch gelesen, denn die Bewertungssterne sind bekanntlich so hilfreich, wie der Wetterbericht vor 14 Tagen. Vom literarischen Debakel bist zu einem wirklich gelungenen Naturführer hatten wir alles dabei.
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Die Verlagsbranche ist unglaublich einfallsreich. Da kam doch ein ganz schlauer Kopf irgendwann einmal darauf, den Einband von einem Buch in Holzoptik zu gestalten. Das ist so originell wie Kaffee in Pappbechern und Deckeln auszuschenken oder über das Internet bestellte Speisen mit Kurier an die Haustüre anzuliefern. Tolle Ideen, die unglaublich einzigartig sind. Oder den Untertitel mit “für echte Männer” versehen. Chapeau! “The Art of Fire. the Joy of Tinder, Spark and Embre” so der ursprüngliche Titel von Daniel Humes Buch. Sein deutscher Verlag übersetzte das Ganze etwas frei “Die Kunst Feuer zu machen. Das Buch für echte Männer” Inhaltlich überzeugt das Werk. Daniel Hume hat auf der ganzen Welt Methoden gesammelt, wie die Menschen Feuer machen. Im Gegensatz zu einem ähnlichen Buch, Feuer machen aus dem AT Verlag, stellt sich hier der Autor völlig in den Hintergrund. Hume geht es darum die verschiedenen Techniken zu zeigen bei denen der wertvolle Funke entsteht und sich weniger als den harten, Wind- und Wettergestählten Outdoorhelden zu produzieren. Manche Tipps jedoch sind etwas schwer oder gar nicht nachzuvollziehen. So beschreibt er, wie sich mit einem ganz speziellen Bambus und einer Porzellanscherbe Feuer machen lässt (Seite 189 ff). Dieser Bambus ist aber so speziell, dass selbst der Autor nicht den exakten Namen davon in seinem Buch erwähnt. Der Nutzwert tendiert deshalb gleich Null. Anders hingegen ist detaillreiche gedschildert, wie sich die Bambus-Feuersäge einsetzen lässt. Dazu genügt ganz “schnöder” Bambus. Gut bebildert und spannend geschrieben. Auch hier punktet das Buch von Hume ganz klar gegenüber dem Werk aus dem AT Verlag. Vom Aufbau des Feuers, Abbau der Feuerstelle, Zunderherstellung und vieles mehr zeigt Hume auf, was wichtig ist. Wahrscheinlich konnte er mit seiner exotischen Sammlung an Feuermethoden manche Technik vor dem Vergessen retten. Einmal taucht ein Foto vom Autoren auf: Auf der letzten Seite. Es geht auch ohne penetrante Selbstdarstellung, aber vielleicht fährt die Generation Instagram auf derartigen Outdoonarzismus ab.
Buch: “Die Kunst Feuer zu machen
- Verlag: Fischer
- 297 Seiten
Unsere Bewertung: Fünf von sechs möglichen Kompassen
Outdoor Bücher Rezension: Survival Guide für echte Kerle Das ultimative Outdoor Handbuch Schön wärs!
Bescheidenheit ist eine Zier. Heißt ein altes Sprichwort. Bescheidenheit ist scheinbar weniger die Sache vom Pietschverlag. Aus der DMAX Reihe kommen die Titel zurückhaltend daher wie ” DMAX Schatzsuche für echte Kerle” oder ” DMAX 99 Dinge für echte Kerle” oder ” DMAX Power für echte Kerle” oder ” DMAX Angel Abenteuer für echte Kerle” Zumindest auf die Holzopitk verzichteten die Designer und gaben dieser Reihe einen knallroten Einband. Doch was ist ein echter Kerl? Diese Frage stellt sich zwangsläufig. Einer mit Sixpack, der sich mit dem blankgeschliffenen Klappspaten am Morgen das Gesicht rasiert und einen Grizzly mit blanken Fäusten windelweich prügelt? Wahrhaftige Abenteurer wie Ernest Shakelton, Sven Hedin oder die Gebrüder Schlagintweit fallen sicher nicht in dieses Raster. Dafür ist das Raster in diesem Buch ziemlich grob. Oberflächlich sind in wenigen Sätzen wichtige Überlebenstechniken abgehandelt. K 23 Reissende Flüsse (Seite 122) hier reichen elf kurze Zeilen um dies zu erklären. Dafür ist die Doppelseite mit einem Raftingboot ausgefüllt. Deutlich länger nimmt sich der Autor N 41 Ameisen essen (Seite 199) vor. Wahrscheinlich als Vorgeschmack für alle Z Promis, die bedauerlicherweise einmal bei RTL im Dschungelcamp landen. Anstatt die verschiedenen Themen sinnvoll in Kapitel zu bündeln, sind sie über das ganze Buch verstreut. Ein wildes Sammelsurium. Überleben im Dschungel, Wüste, Hochgebirge bekommen in diesem Buch zu viel Platz. Einfache Outdoortechniken, die für unsere gemäßigten Breitengrade geeignet sind kommen deutlich zu kurz. Wirklich Neues oder fundierte Erklärungen sind Fehlanzeige. Für Sofa Outdoorer sicher ein perfektes Geschenk. Alle anderen leihen es sich besser aus der Bücherei aus. Für die vielen bunten Fotos gibt es einen Kompass.
Buch: Survival Guide für echte Kerle Das ultimative Outdoor Handbuch
- Pietsch Verlag
- 256 Seiten
Unsere Bewertung: Einer von sechs möglichen Kompassen
Outdoor Buch Besprechung: Reisebudget-Planung für Familien
Alle träumen von der großen Freiheit mit der Familie. Alles hinter sich lassen. Nicht jeden Tag um sechs Uhr aufstehen und von acht bis 16 Uhr malochen. Keine Einkommenssteuererklärung oder anderen bürokratischen Wahnsinn. Einfach mit der Familie völlig frei unterwegs sein. Das tun dann auch etliche. Die einen sind ganz bescheiden mit dem Womo unterwegs und leben von dort als digitale Nomaden, weil sie ihr Geld als Influencer und Blogger mit affiliate Marketing verdienen. Andere starten zur Familienreise mit Crowdfunding, kaufen sich eine altes Feuerwehrauto/Krankenwagen/Bundeswehrpanzer, bauen es zu einem Womo um und sind dann ganz individuell mit den Kindern unterwegs. Wer von seinem Trip der Selbstfindung zurückkommt, der kann, wenn er auf Instagram genügend Follower hat, noch den einen oder anderen Vortrag halten. (einen Vortrag im Gemeindezentrum gegen Eintritt nach der Reise zu halten empfiehlt die Autorin von Reisebudget-Planung für Familien auf Seite 169)Der ist so prickelnd wie die Diashow in den 70ern von Onkel Horst, wenn er mit dem Wohnwagen an der Ost- oder Nordsee unterwegs gewesen ist. Ein wenig Charity noch dazu und fertig ist die perfekte Melange. Dem verstorbenen Börsenexperten André Kostolany ist folgender Spruch zugeschrieben: „Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln.“ In diese Richtung geht “Reisebudget-Planung für Familien”. Die einen verkaufen oder vermieten den Eltern die aussteigen wollen, pardon, ein Sabbatical einlegen möchten Womos. Der Kidsaway Verlag vertickt den Eltern das passende Buch dazu. Es gilt schließlich Fragen zu klären. Wie lässt sich unterwegs Geld sparen? Da kommen unglaubliche Einfälle in diesem Buch zutage. Auf Seite 162 stehen völlig bahnbrechende Ansätze wie “Beim Essen sparen”. Mit wirklichen Expertentipps im Discounter oder Obst und Gemüse saisonal zu kaufen. Ja, hier bekommen die Abenteurer-Eltern geballtes Fachwissen an die Hand! Auch an der Kleidung und den Wohnkosten (Seite 163) lässt sich sparen. Hier stellt sich aber eine fundamentale Frage: Geben nicht die Meisten vor, wenn sie aussteigen, möglichst einfach und frei zu leben? Oder sind vielleicht doch einige Mövenpick Outdoorer darunter? Dschungel ja, aber bitte nur als Blick vom vollklimatisierten Hotelzimmer. Instagram tauglich, versteht sich! Damit die Kleinen nicht nur unglaubliche Eindrücke von der Reise mitnehmen, sondern auch das Wissen sich weiter anhäuft, erklärt die Autorin auf Seite 71 alles Wissenswerte über Fernschulen, auch was diese Kosten. Doch wer die Tipps in diesem Buch berücksichtigt, kauft beim Discounter ein und schon ist genügend Geld auf dem Reisekonto. Das Ganze Buch erinnert an ein Zitat, dass Lenin zugeschrieben ist: „Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich erst eine Bahnsteigkarte!“ Aufgemacht ist dieser Ratgeber so ansprechend wie Broschüren vom Finanzamt. Einem großen Problem unterliegen derartige Ratgeber wie Reisebudget-Planung für Familien: Sie sind unglaublich schnell überholt. Eine Gesetzesänderung beim Kinder- oder Elterngeld, ein aufgeführter Anbieter der seine Preise ändert oder schließt und schon ist eine Menge des Buches Makulatur. Wie meinte ein Journalistenkollege zu mir” Bei den Sabbaticals geht es um die Eltern, nicht um die Kinder”.
Buch: Reisebudget-Planung für Familien
- Seiten 283
- Verlag Kidsaway
Unsere Bewertung: Einer von sechs möglichen Kompassen
Buchbesprechung: Achtung, fertig, Abenteuer!
Der Coppenrath Verlag hat die Menschheit mit Prinzessin Lillifee beglückt. Ganz anders ist das Abenteuerbuch “Achtung, fertig, Abenteuer!” aus der Reihe Nature Zoom. Unterteilt ist es in die vier Abschnitte “Forschen und entdecken”, “Bauen und basteln”, “Abenteuerspiele” und “Kochen nach Trapper-Art”. Leider kommt dieser Teil mit vier Rezepten deutlich zu kurz. Hier findet sich auch das weniger originelle Rezepte und enttäuchen eher die Leser wie die Lagerfeuer-Kartoffeln mit Nussquark auf Seite 73. Doch das ist kein Problem, schließlich schaffte es auch in den 60er Jahren der Schauspieler Clemens Wilmenrod mit Erfindungen wie “Toast Hawaii” oder ” Arabisches Reiterfleisch” sich in die Einbauküchen der Deutschen zu kochen. Manche Ideen in dem Buch erscheinen etwas oberflächlich und altbacken. Das zeigt sich auf Seite 54 bei der Geocaching Schatzsuche. Ein alter Hut und die Beschreibung ist minimalistisch. Ebenfalls weniger gelungen ist die Schnitzanleitung für eine Holunderpfeife. Bis auf ein gekauftes Foto von einem blühenden Holunder setzt hier der Verlag auf eine bunte Illustration. In Wirklichkeit käme wahrscheinlich kein Ton aus diesem selbst geschnitzten Instrument. Bei dem Vorschlag “Expedition in eine Höhle” stellt sich die berechtigte Frage: Braucht es wirklich ein Buch, damit Eltern auf die Idee kommen um mit den Kindern eine Höhle zu besichtigen? Gut gemacht sind das Früchte Quiz (Seite 26) und das Baumquiz (Seite 28). Die Idee einen Staudamm im Bach zu bauen (Seite 40) kommt doch von den Kindern, wenn Eltern mit ihnen draußen unterwegs sind. Ob der Drache aus Zweigen (Seite 46) tatsächlich abhebt ist fraglich. Wenig hilfreich sind die vorgeschlagenen Spiele auf Seite 52 “wild und gefährlich”. Hier schürt die Autorin völlig überholte Ängste vor Wölfen und heimischen Giftschlangen. Selbst Wolfsforscher bekommen in Deutschland Wölfe nur zu sehen aus weiter Entfernung wenn sie diese mit dem Fernglas beobachten oder wenn diese Tiere in die Fotofalle tappen. Wie schlecht es um die Bestände der Schlangen in Deutschland steht, sollte hinreichend bekannt sein. Sätze wie ” Spiele mit deinem Freund gefährliche Situationen nach, in die Naturforscher geraten können, wenn sie wilden Tieren begegnen” sind reißerisch und entbehrlich. Sie geben den Kindern ein völlig falsches Bild von der Natur wieder. Wer auf Seite 53 den Ratschlägen zum Umgang mit Karte und Kompass befolgt, hat hoffentlich viel zum Essen und Trinken dabei. Die Gefahr sich mit diesen oberflächlichen Tipps zu verlaufen ist extrem hoch. Was noch halbwegs passt ist es, die Karte einzunorden. Dann kommt folgender Tipp! “Verbinde nun deinen Start- und deinen Zielpunkt mit dem Linieal und suche in der Natur den Weg, der am ehesten in deine Richtung führt”. Leider ist die Arbeit mit Karte und Kompass kein Thermomix. Zutaten rein, ein paar Knöpfchen drücken und das Ding läuft von alleine. Nach dem Einnorden der Karte ist es wichtig den eigenen Standort zu bestimmen.Dazu fehlt in diesem Buch auf Seite 53 jede Silbe. Wie sich die Marschkompasszahl ermitteln lässt, auch dazu schweigt sich die Autorin diskret aus. Hier ist es sinnvoller: Karte und Kompass zuhause zu lassen. Das spart Platz und Gewicht im Rucksack. Mit derartig vermeintlichen Expertenwissen kommen die Kinder garantiert
Buch: Achtung, fertig, Abenteuer!
- Seiten: 77
- Verlag: Coppenrath
Unsere Bewertung: einer von sechs möglichen Kompassen
Outdoor Bücher Rezension: Stadtwild
Etwa 5.000 Wildschweine sollen in Berlin leben. 3.000 Halsbandsittiche flattern in Köln umher, während das hessische Kassel die Hauptstadt der Waschbären ist. Schon sind wir mitten im Thema. Wilde Tiere und Großstadt, das schließt sich schon lange nicht mehr aus. Es sind nicht nur die großen Säugetiere die es zu beobachten gilt. Auch Kleinere wie der Nashornkäfer faszinieren die Kinder. Nicolas Bogislav von Lettow-Vorbeck, ein junger Biologe, ist mit dem Nachschlagewerk “Stadtwild” ein großartiges Werk gelungen. 99 Tiere von der Amsel bis zur Zauneidechse sind darin optimal beschrieben. Gegliedert ist das Buch nach dem Alphabet. Von Aaskrähe bis zur Zwergfledermaus. Von Lettow-Vorbeck schafft es auf einer Seite das entsprechende Tier und seine Besonderheiten zu erklären. Das Hasensymbol zeigt an, wie oft das Tier in der Stadt zu entdecken ist. Während die Blaumeise die Höchstzahl fünf hat, weil sie entsprechend oft anzutreffen ist, bekommt die europäische Gottesanbeterin nur einen Hasen. Die Wenigsten von uns bekommen dieses filigrane Insekt zu sehen. Auch Tiere wie der gemeine Hllzbock, besser bekannt als Zecke, widmet Von Lettow-Vorbeck eine Seite. Zurecht. Schließlich ist dieses Krabbeltier das gefährlichste Tier in Deutschland, dass in freier Wildbahn lebt. Bei der Kategorie wo es diesen Parasiten zu sehen gibt, schreibt der Autor;: Ihr Körper. Humor beweist er an den richtigen Stellen in seinem gelungenen Buch. Es liest sich kurzweilig und richtet den Fokus auf die wilden Tiere in der Stadt. Auch eingeschleppte Tiere wie den grünen Halsbandsittich, der eigentlich in den Savannen Afrikas oder in Indien vorkommt hat der Autor auf seiner Liste. Schließlich lebten 2011 geschätzte 7.500 dieser Papageien wild in Deutschland. Besonders witzig ist bei diesem Vogel die Anekdote, als in Zweibrücken ein solcher Vogel in eine Tempokontrolle der Polizei geriet. Statt der erlaubten 30 km/h flog der Halsbandsittich flotte 43 Km/h. Exemplarisch für dieses unterhaltsame Buch sind auch, die elf Tipps für urbane Naturentdecker. Kurz, bündig, verständlich und hilfreich. So wie dieses hervorragende Naturbuch.
Buch: Stadtwild
- Verlag: Eden Books
- Seiten: 219
Unsere Bewertung: Sechs von sechs möglichen Kompassen