Swisswool steht auf vielen Ortovox Produkten. Doch woher kommt Swisswool die fair gehandelte Schurwolle? Alles ein genialer Einfall von Marketingexperten oder ist Swisswool wirklich nachhaltig? Wir haben ein Interview organisiert mit einem der es wissen muss: Jon Roner ein Alpmeister aus Scuol.
“Swisswool? Na ja ich weiß nicht!” meinte ein guter Freund zu mir. Wir standen auf einem Gipfel in Tirol und er zeigte auf meine Ortovox Weste mit dem Swisswool Zeichen. Zuvor hatte ich mit ihm eine Diskussion geführt über Nachhaltigkeit und Outdoor-Produkte die in Europa gefertigt sind. Das Gespräch nahm ich zum Anlass bei Ortovox nachzufragen. Schließlich stellt diese Alpinistenmarke in Europa her und verwendet auch Swisswool. Durch Zufall entdeckte ich in einem Workbook von Ortovox ein Interview. Genau, das was ich suchte. Ein Alpmeister spricht über Swisswool. Ich fragte bei Ortovox an und dort stellte man mir folgendes Interview zur Verfügung. Danke schön!
Swisswool: „Dort, wo man herkommt und geboren ist, ist es immer einmalig.“
Seit 1987 beschäftigt sich Jon Roner aus Scuol im Engadin intensiv mit der Schafwirtschaft. Er ist einer der zahlreichen Swisswool-Bauern, die ihre Wolle zweimal im Jahr bei den Swisswool-Sammelstellen abgeben. Neben einigen Mutterkühen und Pferden hat Jon auch 150 Schafe, deren Wolle in unseren Jacken verarbeitet wird. Wir haben Jon und seine Herde im vergangenen Sommer auf seiner Alp mitten in den Bergen besucht.
Jon, verbringst du eigentlich den ganzen Sommer mit deinen Schafen?
Jon Roner: Nein, leider nicht. Ich bin Alpmeister auf der Alp. Das heißt, dass ich im Sommer nicht selbst ständig bei den Schafen sein kann. Das übernimmt für mich unser Hirte Leonhard. Als Alpmeister bin ich sein Ansprechpartner. Ich komme immer wieder mal auf die Alp, damit wir uns besprechen können und ich ihm helfen kann, wenn einmal Probleme auftauchen. Sonst bin ich im Sommer vor allen Dingen mit Heuernten beschäftigt. Es geht den ganzen Sommer eigentlich darum, das Futter für die Tiere für den Winter zu gewinnen.
Es gibt ja sehr viele verschiedene Schafrassen. Auf welche Schafart hast du dich spezialisiert?
Jon Roner: In meiner Herde habe ich überwiegend das gewöhnliche weiße Alpenschaf. Diese Rasse wird schon lange hier gezüchtet. Die meisten Bauern haben diese Schafe. Durch die Aufzucht in den Bergen sind sie sehr gut daran gewöhnt, die Bealpung zu überstehen. Das heißt, sie haben keine Probleme einen Wetterumsturz mitzumachen oder im steilen Gelände zu sein. In unserer Herde haben wir aber auch noch einige Engadiner Fuchsschafe. Das sind braune Schafe, die ursprünglich aus dem Engadin stammen und die über ein Projekt wieder “eingebürgert“ wurden. Ich finde diesen Heimatbezug wichtig. Denn dort, wo man herkommt, ist es immer einmalig.
Schweizer Schafe werden zwei Mal im Jahr geschoren, warum ist das so?
Jon Roner: Wir scheren die Schafe, damit es ihnen gut geht. In der Schweiz sind die Schafe im Winter im Stall, zwar teilweise im Offenstall, aber dennoch auf begrenzterem Raum. Wenn wir im Herbst die Schafe scheren, sorgen wir damit dafür, dass sie den Winter über eine angenehmere Zeit im Stall haben. Im Frühjahr müssen die Schafe dann geschoren werden, weil das Fell sonst im Sommer für die Alp einfach zu lang ist. Die Herbstwolle, also die Wolle, die wir nach der Alp gewinnen, ist die schönere Wolle, weil die Schafe den ganzen Sommer über an der frischen Luft sind.
Warum ist die Herbstwolle schöner?
Jon Roner: Abgesehen von dem vorzüglichen Gras, das die Schafe überall in den Alpen zum Fressen bekommen, glaube ich, dass das Klima und die Alpung einen Einfluss auf die Wolle haben– die Schafe sind in der Nacht Minustemperaturen ausgesetzt, tagsüber kann es aber auch sehr heiß werden. Die Bedingungen sind also sehr unterschiedlich. Dadurch wird die Wolle so besonders.
Eine Zeit lang wollte keiner Schweizer Wolle kaufen. Als wir das gehört haben, konnten wir das selbst kaum glauben.
Jon Roner: Ja das stimmt. Früher hat die Wollzentrale die Wolle gekauft. Der Bund hat das aber irgendwann nicht mehr mitfinanziert und keiner wollte die Wolle kaufen. Eine Weile lang wussten wir wirklich nicht mehr, was wir mit der Wolle machen sollten. Das ist wirklich schade. Man wirft heute zum Teil ja auch Lebensmittel weg, und das mussten wir mit der Wolle auch machen. Manche haben sie auch verbrannt. Wolle ist aber, genauso wie andere Rohstoffe, etwas sehr Kostbares. Daher haben wir uns nach neuen Optionen umschauen müssen. Jetzt sind wir froh, dass wir die Wolle an Swisswool geben können und dass daraus letztlich Kleidungsstücke entstehen.
Wie seid ihr da auf Swisswool gekommen und wie läuft das mit der Wollabgabe ab?
Jon Roner: Martin Keller, der Leiter von Swisswool, hat auch eine Alp in der Gemeinde und durch Publikationen in Bauernzeitschriften haben wir dann von den Sammelterminen in Scuol und auch von der Idee an sich erfahren. Es gab dort dann auch eine Einladung zur Wollannahme. Wenn die Wolle gesammelt wird, fahren wir also hin, die Wolle wird gewogen, man legt vor, welche Art von Wolle es ist, also welche Farbe. Dann bekommt man die Wolle pro Kilo bezahlt. Die Wolle wird dann zu Ballen gebunden und so für den Weitertransport fertig gemacht.
Liebe Freunde von Ortovox und Swisswool: Vielen Dank für das Interview!