Skitouren mit Kindern führen Euch, meistens, ins unpräparierte alpine Gelände. Hier geht die größte Gefahr von Lawinen aus. Ein Risiko, dass sich weder klein noch wegdiskutieren lässt. Manche Skibergsteiger, Freerider oder Schneeschuhwanderer ignorieren dieses Gefahr. Mit fatalen Folgen. Auch eine optimale “Lawinenausrüstung” ist keine Lebensversicherung.
Glück hatte der bekannte Bergfotograf Christof Simon am Gleirscher Fernerkogel: „Den 40 Grad steilen Gipfelhang mussten wir zu Fuß hinauf stapfen. Gerade als wir aus der Rinne ausgestiegen waren, machten sich die ersten Tourengeher an die Abfahrt. Sekunden später ging der ganze Hang ab. Zum Glück wurde niemand verletzt. Das passierte alles bei Lawinenwarnstufe Eins. Skitourengehen ist also immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Man kann nur versuchen, es so weit wie möglich zu reduzieren.“ Bergführer Mike Rutter war selbst zum Glück noch nie in einer Lawine. Er kritisiert leichtsinnige Tourengeher: „Viele Leute gehen Skitouren wegen der Tiefschneeabfahrt. Die Spur ist da, manche Leute fahren die Spur rechts daneben, dann noch weiter rechts und auf einmal kommen sie in Hangneigungen hinein, wo sie vielleicht bei der aktuellen Lawinensituation nichts verloren haben.“
Christof Simon ergänzt: „Es braucht auch den Mut, eine Tour abzubrechen, wenn die Verhältnisse einen sicheren Aufstieg nicht zulassen. Der Berg läuft einem ja nicht davon. An einem anderen Tag lässt sich die Tour dann sicher beenden.“
Skitouren mit Kindern: Ohne Masten zum Hochseesegeln?
„Genauso wie ich nicht unvorbereitet auf Hochsee segeln gehen kann, ist das auch beim Skitourengehen abseits der Pisten“, sagt Bergführer Mike Rutter. „Das muss von der Pike auf gelernt werden.“ Für Rutter ist es wichtig, dass „sich die Leute selber informieren und nicht blind hinter jemandem nachlaufen oder nachfahren.“ Simon ist derselben Meinung: „Ein Skitourengeher sollte – wie jeder andere Bergsportler auch – ein gewisses Gespür für Gefahren entwickeln. Dieses Gespür kommt erst im Laufe der Zeit, wenn man sich oft in den Bergen aufhält. Für Einsteiger ist es gut, wenn sie schwierige Touren mit einem Bergführer machen oder mit erfahrenen Tourengehern mitgehen.“ Sobald man ins freie Gelände geht, sind zumindest LVS-Gerät, Schaufel und Lawinensonde Pflicht. „Nur mit allen drei Gegenständen kann man im Falle einer Lawine schnell helfen“, erklärt Christof Simon. Zusätzlich sollte man ein Mobiltelefon dabei haben, um schnell Hilfe holen zu können. „Inzwischen gehört auch der Airbag-Rucksack fast schon zur Grundausrüstung dazu. Es muss auch der richtige Umgang damit erlernt und geübt werden“, sagt er, „Skitouren-Einsteiger sollten unbedingt einen LVS-Kurs besuchen. In Tirol ist das Kursangebot sehr gut, manchmal sind die Kurse sogar kostenlos.“
Kinder beim Skibergsteigen: Sicherer Weg im Camp lernen
In Freeride-Camps gibt Matthias Haunholder sein Wissen an Freeride-Einsteiger genauso wie angehende Freeride-Profis weiter. “Hauni” hat dreimal die Freeride World Qualifier Tour gewonnen und ist als Produzent für extreme Skifilmaufnahmen bekannt. Dieser Profi erklärt: „Die brennendste Frage der Kids ist, ob ich schon mal in einer Lawine war. Richtig große Lawinen konnte ich zum Glück bis jetzt vermeiden, aber ein paar kleine Rutscher haben mich schon ab und zu ein bisschen runtergespült. Es ist zum Glück alles positiv ausgegangen, dank der Vorbereitung.“ Sich gut vorbereiten und Lawinen möglichst vermeiden – das ist das Um und Auf für alle, die sich auf die Suche nach frischem „Powder“ begeben. Bergführerin Christine Lang empfiehlt daher auch erfahrenen Freeridern und Tourengehern, Lawinenkurse zu besuchen. „Ein Anfänger, der einen Lawinenkurs besucht und sich an gewisse Regeln bzw. Entscheidungsstrategien hält, ist zum Teil sicherer am Weg als ein Freerider, der sich nur auf seine Erfahrung oder Intuition verlässt. Eine Lawine ist ein seltenes Ereignis- ich bekomme kaum ein negatives Feedback- lerne also nicht wie in anderen Bereichen durch Erfahrung dazu.“ Bei entsprechender Vorbereitung und richtiger Risiko-Einschätzung winken Freeridern einzigartige Erlebnisse. „Es macht Spaß, es ist Abenteuer, es ist spannend und oft ist man an wunderschönen Plätzen, oder irgendwelchen Tälern, in die man sonst nicht kommen würde,“ sagt Christine Lang.
Skitouren mit Kindern: Lawinenlage einholen ist wie Zähneputzen
“Bevor ich losgehe, hole ich mir den aktuellen Bericht über die Lawinen ein!” erklärt ein erfahrener Tourengeher und holt sein Smartphone heraus. Vom Bayerischen Landesamt für Umweltschutz hat er sich eine entsprechende kostenlose App darauf geladen. So ist der Skibergsteiger immer optimal und aktuelle informiert. “Für mich ist das Einholen der Lawinenlageberichte wie Zähneputzen: Es ist eine wichtige Routine. Wer sich nicht regelmäßig die Zähne reinigt, braucht sich über Löcher im Gebiss nicht wundern!” Europaweit ist die Gefährdungsskala vereinheitlicht:-
- Stufe 1 (hellgrün) bei geringer Lawinengefahr.
- Stufe 2 (gelb) bei mäßiger Gefahr durch Lawinen.
- Stufe 3 (orange) liegt bei einer erheblichen Gefahrenlage vor.
- Stufe 4 (hellrot) bedeutet eine große Gefahr durch Lawinen.
- Stufe 5 (schwarzrot) warnt vor sehr großen Gefahren wegen Lawinen.
Außerdem steht in dem Bericht, wo das größte Problem liegt: Sei es im Neuschnee, Triebschnee, Nassschnee, Altschnee oder dem Gleitschnee. Auch in welchen Hangrichtungen es besonders gefährlich ist, zeigt dieser Bericht. Dazu gibt es Daten der Messstationen, mit Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Lufttemperatur und Schneehöhe. Auch bei den Alpenvereinen lassen sich entsprechende Informationen einholen.