Tirolwool hat das Zeug bei den Bergsteigern und Outdoorern ganz vorne zu landen. Über 150 Tonnen von dieser wunderbaren natürlichen Faser sind mehr als nur ein perfekter Rohstoff für alle die gerne draußen sind. Mit Tirolwool lässt sich auch ein aktiver Beitrag zum Erhalt der Bergwelt und einer tiergerechten Haltung leisten. Von der bayerisch–südtirolerischen Bergsteigermarke Salewa bekamen wir freundlicherweise dieses Interview zur Verfügung gestellt.
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Bereits 2017 brachte Salewa eine Kollektion mit einem ungewöhnlichen Material heraus: Tirolwool Celliant kann viel mehr, als nur die Bergsteiger warm zu halten. Rund 250 Bergschafe weiden über die Sommermonate im hinteren Ötztal, in einer hochalpinen Landschaft zwischen 1.900 Metern und 3.000 Metern – für die extremen Bedingungen bestens durch ihr Wollkleid gerüstet. Das Gebiet zwischen dem Bergsteigerdorf Vent und dem nahen Südtirol ist nicht nur Weidefläche für die Schafe, sondern auch ein sensationelles Terrain für Wanderer und Alpinisten. So kann es durchaus passieren, dass ein Bergsportler an einem Schaf vorbeimarschiert, dessen Wolle ihm – in der Jacke eingearbeitet – Wärme spendet. Denn die thermo-regulierende und wasserabweisende, natürliche Funktionsfaser verarbeitet SALEWA in Isolationsjacken und -westen, die dafür sorgen, dass wir im Gebirge funktionell ausgerüstet und geschützt sind. Es geht wieder bergauf. Jedes Jahr Ende Mai treibt Markus Pirpamer seine Schafe auf die Hochlandweiden im hintersten Ötztal. Der Schafbauer aus Vent – das bereits auf 1895 Metern liegt – hat schon als Achtjähriger seine ersten Schafe gehalten. Die Schafzucht hat Tradition in der Familie Pirpamer: vom Vater, der die Schafhaltung wiederum vom Vater übernommen hat, erbt Markus nicht nur die Tiere, sondern seine Leidenschaft für das Tier. Diese Leidenschaft und Aufgabe treiben die Familien an, ihre Tiere über den Sommer in höhere Lagen zu
schicken. Finanziell lohnt sich die Reise nämlich nicht. Seit ein Teil der Wolle der Tiroler Bergschafe in die Isolation der Kleidung von SALEWA wandert, hat sich der Wollpreis positiv entwickelt. Die Nachfrage nach der Entwicklung zaubert Herrn Pirpamer ein Lächeln ins Gesicht. Seinen Lebensunterhalt wird er mit der Schafzucht nach wie vor nicht bestreiten können, aber die Entwicklung geht in die richtige Richtung: Schafhaltung wird wieder lukrativer.
SALEWA: Markus, würdest Du sagen, dass es Euren Schafen auf den Wiesen der Ötztaler Berge gut geht?
Markus Pirpamer: Unbedingt. Die Freude ist schon groß – bei uns und bei den Tieren, wenn wir sie auf den Berg schicken. Wenn der Frühling anbricht, beginnen sie zu scharren, weil sie genau wissen, dass es bald auf die Weide geht. Und dann ist kein Halten mehr. Man weiß auch, dass die Schafe dorthin gehören, wenn man sieht, wie gut sie sich in diesem Gelände bewegen. Und ja, natürlich finden sie auch optimale Bedingungen vor. Es ist angenehm kühl und sie finden eiweißhaltiges, köstliches Gras.
SALEWA: Liefern denn glückliche Schafe auch bessere Wolle?
Markus Pirpamer: Ja, absolut. Unsere Schafe haben stärkeres Haar als Merino Schafe und die Wollqualität ist dank des rauen Klimas sehr hoch. Von den vier Kilogramm Wolle, die das Schaf jährlich liefert, müssen wir nur wenige Gramm aussortieren, bevor es in die Waschung geht. Auch die Winterwolle der Schafe kann man beeinflussen. Je mehr Platz die Schafe haben, desto schöner ist die Wolle. Die Herbst-Wolle – nach der Sommerzeit hoch in den Bergen – ist aber am Schönsten.
SALEWA: Wann und wie oft wird denn geschoren?
Markus Pirpamer:Zweimal im Jahr: im Frühjahr und im Herbst.
SALEWA Euch liegt die artgerechte Haltung sehr am Herzen – aber was versteht Ihr darunter?Markus Pirpamer Alles was natürlich ist! Der Alpensommer. Das Weiden auf Koppeln und die gezielte Abweidung von Flächen. Die erste Einschränkung für die Tiere ist die Hofhaltung – die Schafe mögen ins Freie. Euer Gedanke ist sehr ideell – wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus? Bei der Scherung bringt ein Schaf etwa zwei Kilogramm Wolle. Der Preis für ein Kilo liegt bei 70 Cent. Der Scherer verlangt jedoch 2 Euro pro Schaf. Das Aufwendigste an der Schafwoll-Produktion ist dann das Waschen und Sortieren der Wolle. Ich denke, da kann jeder selbst die Wirtschaftlichkeit ausrechnen. Allerdings ist die Schafhaltung in den letzten Jahren wieder lukrativer geworden. Der Tiroler Schafzuchtverband hat diverse Kooperation eingeführt, so wie mit SALEWA. Das ist fantastisch, weil die Wolle wieder einen anderen Stellenwert erlangt und das Bewusstsein für ihre Qualität und ihre Bedeutung für die Landschaft und die Kultur wieder in den Vordergrund rückt. Auch wenn der Verdienst in keinem Verhältnis zum Aufwand steht, ist die Schafhaltung am Berg etwas sehr Schönes und für die Erhaltung unseres Naturraums essentiell.
Tirolwool: Derzeit die leichteste Wattierung und chlorfrei
Warum hat sich Salewa Tirolwool entschieden? Das und andere Besonderheiten erklärt Christine Landstätter, Innovations & Special Projects Managerin bei Salewa.Wo kann Tirolwool besonders punkten, schließlcih stehen diverse Kunstfasern derzeit hoch im Kurs.
Was passiert mit der Schafwolle bei SALEWA?
Christine Ladstätter: Die Wolle wird direkt zu unserem Partner Imbotex in Cittadella (IT) geliefert, wo sie gekämmt und gebürstet wird. Imbotex lässt sie mit Oxywash, einer chlorfreien Waschung, ausrüsten und produziert dann nach unseren Konzeptionen die Wattierungen, die wir für unsere Textilien brauchen. Die leichteste Wattierung, die wir zum heutigen Entwicklungsstand verarbeiten können, wiegt 50 Gramm.
Warum verarbeitet ihr die Tiroler Schafwolle und wie veredelt ihr die Naturfaser?
Christine Ladstätter: Der Grundgedanke ist alt, denn jeder weiß, dass Isolation aus Wolle das körperliche Wohlbefinden unterstützt und Feuchtigkeit reguliert durch die Aufnahme und langsame Wiederabgabe. Wolle vermeidet Auskühlung und Wärmestaus. Wir haben festgestellt, dass wir die Wärmeleistung und den Komfort der Wolle durch die Mischung mit Celliant® potenzieren können. Zudem wird der Griff der rauen Bergwolle durch dieser Veredelung weicher und packbarer. Die Celliant® Technologie besteht aus thermoreaktiven Mineralien, die in recyceltem Polyester eingebettet sind. Sie arbeitet mit den Infrarot Strahlen des menschlichen Körpers und unterstützt so das Wohlbefinden und die Regeneration.
Was sind die Vorteile der Tiroler Schafwolle?
Christine Ladstätter:Die Wolle des Tiroler Bergschafs ist äußerst widerstandsfest und hat sich in unseren Breiten und Höhen über Jahrtausende entwickelt. Die Schafe sind wichtig für die Weideerhaltung und um ein Zuwachsen der Almen zu vermeiden. Sie bewegen sich leichtgewichtig, grasen spezifisch und so, dass die alpine Pflanzenwelt nicht zerstört wird. Dass das Bergschaf in einem sehr gesunden Umfeld lebt, wirkt sich auch auf die Wolle aus, die keinen Belastungen ausgesetzt ist. Das ist entscheidend, denn diese Wolle ist sehr reaktiv und vor allem resilient, wenn sie immer wieder zusammengedrückt wird. Sie springt immer gut zurück und erlaubt so viel Raum für Luft in der Wattierung. Dieser Loft unterstützt wiederum die Qualität der Isolierung, auch nach vielen Wäschen. Gründe gibt es noch mehr: Die Bergschafe produzieren mehr Lanolin durch die Höhe, die Temperaturen und Witterung in den Bergen. Dieser natürliche Schutz für die Tiere wird zwar ausgewaschen, ein Teil bleibt aber in der Wolle. In den Bergen wurde die Schafwolle früher für Notfälle als „Wickel“ verwendet.
Warum ist euch der Ursprung der Wolle wichtig?
Christine Ladstätter:Das Projekt und der Einsatz dieser Wolle will auch eine territoriale Zugehörigkeit zeigen und wir erarbeiten textile und funktionale Lösungen mit einer Faser, die hier in den Bergen, im Umkreis von 100 Kilometern zum Firmensitz, gewachsen ist. Die Wolle ist zwar weiterhin ein Nebenprodukt, aber durch diese Zusammenarbeit ist eine regionale Wertschöpfung möglich.
*schreiben wir hin um Stress zu vermeiden