Schnitzen mit Kindern fördert die Kreativität der Kleinen. Plötzlich haben sie die Idee, eine Birne zu schnitzen. Warum in aller Welt eine Birne? Auch hier gilt die alte Schnitzerregel: Je einfacher sich eine Idee anhört, um so schwerer ist sie umzusetzen. Drei große Vorteile hat unsere heutigen Bastelei: Ihr und die Kinder lernt eine Menge über die Birne. Außerdem übt Ihr Euch darin mit dem Taschenmesser richtig umzugehen und die geschnitzte Birne lässt sich wunderbar verschenken.
Jedem Alter des Menschen antwortet eine gewisse Philosophie. Das Kind erscheint als Realist; denn es findet sich so überzeugt von dem Dasein der Birnen und Äpfel als von dem seinigen. Schrieb schon der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. Auch sein großer Vorgänger, der griechische Dichter Homer, verewigte literarisch das Kernobst. In der Odyssee heißt es “Außer Hofe liegt ein Garten nahe der Pforte, Allda stehen die Bäume mit laubdichten Wipfeln gen Himmel, Voll balsamischer Birnen.“ Schon vor dem antiken Griechenland begleitete die Birne den Menschen. Nachgewiesen sind sie in der babylonischen Kultur. Forscher gehen davon aus, dass Menschen noch länger die Birnen essen. Beschrieb der römische Staatsmann und Schriftsteller Marcus Porcius Cato Censorius (Cato der Ältere) noch fünf Sorten von Birnen, gab es im französischen Königreich des 17. Jahrhunderts bereits um 300 verschiedene Birnensorten und derzeit sind wir bei über 5.000. Pro Jahr ernten Landwirte in der Europäischen Union etwa 2,8 Millionen Tonnen an Birnen. Zum Vergleich: Weltweit sind es über 27 Millionen Tonen, also fast zehnmal soviel. Auch das Birnenholz ist seit Jahrhunderten bei Schnitzern beliebt. In Burgen, Schlössern oder historischen Bürgerhäusern habt Ihr sicher schon Möbel aus Birnenholz gesehen. Meistens ist es schwarz gebeizt, denn es galt als preiswerter Ersatz für das hochpreisige Ebenholz. Bei unserer heutigen Schnitzarbeit verwenden wir kein Birnenholz sondern Kiefernholz. Ihr könnt gerne auch anderes verwenden. Besonders beeindruckend ist bei dieser Holzart wie sich die Maserung vom Holz herausarbeitet. Für unser Schnitzprojekt benötigt Ihr
- Taschenmesser
- Stück Holz
- für die Streber unter uns: Schleifpapier
Schnitzen mit Kindern: Die bauchige Form
Vor dem Schnitzen geht Ihr mit den Kindern in den Wald oder den Park und sucht dort ein passendes Stück Holz. Wie dick und lang es sein soll? Dass entscheidet Ihr. Wichtig ist auch bei diesem Projekt, dass die Klinge vom Taschenmesser optimal geschärft ist. Ein stumpfes Messer ist eine Gefahr, weil die Kinder zuviel Druck auf die Klinge ausüben. Wir beginnen bei unserer Holzbirne mit dem Hinteren. Schnitzt die Unterseite der Birne. Dazu rundet Ihr das dickere Ende vom Ast ab. Immer ein kurzer Schnitt auf der Kante. In der Hand dreht Ihr das Holz wenige Millimeter und setzt wieder zu einem Schnitt mit dem Taschenmesser an. Das geht solange, bis eine Halbkugel entstanden ist.
Wenn das Holzstück für eine Birne zu groß ist, sägt es entsprechend ab.
Jetzt heißt es genau hinsehen. Wie sieht denn die Unterseite einer Birne aus? Ist diese platt oder rund? Bevor Ihr eine Suchmaschine nutzt, die Daten über Euch abgreift, kommt prompt die Antwort: Keines von beiden! Dort befinden sich die Reste des Blütenkelches und unregelmäßig ist dort die Frucht geformt. Bohrt mit der Ahle oder Messerspitze vom Taschenmesser ein Loch ins Holz und schnitzt entsprechend die Ränder dort unregelmäßig.
Beginnt jetzt der Birne ihre spätere Form zu geben. Das hört sich einfacher an als es ist. Dieses wunderbare Design der Natur hat nämlich ihre Tücken. Wenn sich noch Rinde am Holz befindet, entfernt dieses mit der Ahle (Stechdorn) vom Taschenmesser. Mit dem Ausarbeiten der Form sind die Kinder eine Zeit beschäftigt. Wichtig ist dabei, immer wieder die Birne in die Hand zu nehmen und von unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Alle Streber dürfen die Birne mit Schleifpapier abschmirgeln. Die ganz Schlimmen lackieren sie auch noch. Zum Schluss schnitzt Ihr aus einem großen hölzernen Span ein Blatt. Bohrt in das obere Ende der Birne ein Loch mit der Ahle und steckt es dort hinein sowie einen dünnen Zweig als Birnenstiel. Fertig ist die Birne!