Kinder wollen es wissen: Was ist eigentlich Gold? Wo kommt es vor? Diese und andere Fragen beschäftigen die Kinder. Wir haben einen Experten gefragt, wenn es um Goldvorkommen in Deutschland geht: Dr. Markus Schade. Der Geologe hat das lesenswerte Sachbuch für Kinder “Entdecke das Gold” (erschienen im Natur + Tier Verlag) geschrieben. Uns gab Dr. Schade Antworten auf die Fragen zum Gold.
Kinderoutdoor.de Herr Dr. Schade, wenn Sie ins Jahr 2118 reisen, was nehmen Sie als Zahlungsmittel mit und warum: einen Koffer voll mit Euro Scheinen, eine Kreditkarte oder Goldmünzen?
Dr. Markus Schade: Das Bargeld wurde ja schon im Kapitalismus abgeschafft. In der nachkapitalistischen Gesellschaft gibt es nur noch Plastikgeld als Zahlungsmittel. Damit beziehe ich die von mir benötigten Waren und Dienstleistungen aus der Gemeinschaft, in die ich meine adäquate Arbeitsleistung einbringe. Jedenfalls stelle ich mir die Zukunft so vor. Goldmünzen haben dann nur noch ästhetischen und wissenschaftlichen Wert. Finanzwirtschaftlich spielt es keine Rolle mehr.
Kinderoutdoor.de Drehen wir die Zeit zurück. Sie reisen ins Jahr 1918. Was packen Sie ein um vor 100 Jahren bezahlen zu können: den Koffer mit Euro Banknoten, die Kreditkarte oder die Goldmünzen?
Dr. Markus Schade… Goldmünzen! Die anderen Zahlungsmittel akzeptiert ja niemand.
Kinderoutdoor.de Kinder können sich unter dem materiellen Wert von Dingen wenig vorstellen. Warum sind die Kinder trotzdem von Gold fasziniert?
Dr. Markus Schade: Die gelbe Farbe und der Glanz des Goldes sind die auffälligsten Merkmale dieses Metalls, die viele Menschen – nicht nur Kinder – als attraktiv empfinden.Naturvölker sehen – wie Kinder – in Gold und Edelsteinen in erster Linie ästhetische Werte und verwenden sie als Schmuck oder Spielzeug. Der zivilisierte Mensch sieht darin zunehmend finanzielle Werte. Für viele Zeitgenossen ist Gold gleich Geld. Und Geld ist der Wert, auf den in unserer Zeit immer mehr andere Werte reduziert werden. So gesehen erfüllt Gold viele Wünsche. In Zukunft wird dieser Teil der Faszination des Goldes immer kleiner werden und schließlich ganz verschwinden.
Kinderoutdoor.de Was macht denn dieses Edelmetall so einzigartig?
Dr. Markus Schade: Einzigartig am Gold gegenüber anderen Metallen ist die Faszination, die es auf uns Menschen ausübt. Es sind im Wesentlichen fünf Eigenschaften, die diese Faszination bewirken:
- Die gelbe Farbe erinnert an die Sonne, die Inbegriff für Wärme und Licht, für Wachstum der Pflanzen und damit auch für die Nahrung ist. Gold ist wie ein Stellvertreter der Sonne auf der Erde.
- Der metallische Glanz zieht die Aufmerksamkeit auf sich.
- Die Beständigkeit des Goldes gegenüber Umwelteinflüssen macht es zu etwas Edlem, Erhabenen.
- Die Seltenheit des Goldes macht es zu etwas Besonderem.
- Das Hohe Gewicht des Goldes macht es (ge)wichtig.
Die Summe dieser Eigenschaften in einem Material findet sich nur im Gold. Deshalb ist es für uns Menschen so einzigartig.
Kinderoutdoor.de Wie entstand eigentlich Gold und wie alt ist es?
Dr. Markus Schade: Gold ist ein chemisches Element und damit ein Grundstoff der Natur. Es ist fast so alt wie das Universum, also etwa 13-14 Milliarden Jahre, und entsteht bei der Synthese schwerer Elemente zum Beispiel bei einer Supernova, einer gigantischen Sternexplosion. Ein Teil des dabei freiwerdenden Staubes verbindet sich zu Planeten, die zu einem geringen Teil auch aus Gold bestehen. Die Erdkruste enthält im Durchschnitt etwa 4 Milligramm Gold pro Tonne Gestein. Im Ozeanwasser sind sogar nur 8 Mikrogramm pro Tonne enthalten. Um daraus ein Gramm Gold – ein Kügelchen von 4 mm Durchmesser – zu gewinnen, braucht man also 250 Tonnen Gestein oder 125000 Tonnen Wasser.Häufig werde ich im Goldmuseum gefragt, ob tatsächlich alles Gold, was an der Erdoberfläche vorkommt, durch Meteoriten eingetragen wurde. Stimmt das? Das stimmt so nicht! Zwar findet sich im Erdkern mehr Gold als in der Erdkruste, weil die Gravitation (Erdanziehung) die schweren Elemente wie Eisen und Gold ins Zentrum der Erde zieht. Das bedeutet aber nicht, dass die Erdkruste vollkommen frei von Gold ist. Im Durchschnitt enthält die Erdkruste 4 Milligramm Gold pro Tonne. Das ist nicht viel, reicht aber aus, um mit Hilfe bestimmter geologischer Prozesse – etwa der hydrothermaler Gangerzbildungen – Goldlagerstätten zu bilden. Das bewerkstelligt die Natur auch ohne den Einfluss von Meteoriten.
Kinderoutdoor.de Beim Wandern entdecken Kinder sowie Erwachsene auch alte Flussnamen und Ortsnamen kommt immer wieder Gold vor: Goldbach, Goldberg, Goldsteig, Goldhausen, Goldingen. Woher stammt dieser Zusatz? Gab es an diesen Orten vielleicht einmal Goldvorkommen?
Dr. Markus Schade: Ja, oftmals leiten sich solche Namen tatsächlich von Goldvorkommen ab. Dafür gibt es viele Belege. Manchmal steckt dahinter aber auch nur Katzengold, das so aussieht wie Gold, aber keins ist.
Kinderoutdoor.de Wo lässt sich Gold überall finden?
Dr. Markus Schade: Elementares Gold als Spurenelement gibt es überall, in jedem Stein, jedem Gewässer, jedem Lebewesen. Ein erwachsener Mensch enthält zum Beispiel etwa 0,2 Milligramm Gold (auch wenn er keine Goldzähne hat). Mineralisches Gold, also kleine Körnchen und Stückchen, finden sich dagegen nur an wenigen Orten in der Welt. Feinste Goldpartikel hat etwa die Eiszeit aus Skandinavien nach Norddeutschland gebracht, wo sie noch heute zu finden sind. Etwas größere Goldstücke liefern bestimmte Gesteine in einigen Gebirgen auch in Deutschland. Eine bekannte Fundgegend ist das Thüringer Schiefergebirge.
Kinderoutdoor.de In ihrem Buch „Entdecke das Gold“ schreiben Sie auch, dass sich Gold in deutschen Flüssen finden lässt. In wie vielen konnten Sie Gold nachweisen?
Dr.Markus Schade: Aktuell habe ich in 774 deutschen Bächen und Flüssen Gold gefunden. Diese Zahl steigt stetig. Vor einer Woche habe ich zum Beispiel an einem Tag drei neue Goldbäche entdeckt.
Kinderoutdoor.de Eldorado ist das sagenhafte Goldland, das Abenteurer vergeblich suchten. Wo sind in Deutschland die größten Lagerstätten von Gold?
Dr. Markus Schade: Lagerstätten sind ja wirtschaftlich abbauwürdige Rohstoffvorkommen. Goldlagerstätten haben wir derzeit in Deutschland keine. Das war aber nicht immer so und wird auch in Zukunft nicht so bleiben. Es gab und gibt interessante Vorkommen, die eines Tages wirtschaftlich interessant werden könnten. Bei Rohstoffvorkommen gilt die gleiche Regel wie bei Schatzsuchern: Wer einen großen Schatz gefunden hat, verrät ihn nicht so einfach.Kleine Goldschätze sind in allen größeren deutschen Flüssen und in vielen Bächen einiger Mittelgebirge zu finden. Wo genau Gold gefunden werden kann, darüber informieren Bücher und das Deutsche Goldmuseum in Theuern.
Kinderoutdoor.de Am Rhein, im Bayerischen Wald, in Thüringen, in Waldeck-Frankenberg, in der Silvretta-Montafon und anderen Orten gibt es die Möglichkeit zum Goldwaschen. Darf das jedermann?
Dr. Markus Schade: Goldwaschen ist ein Hobby wie Angeln. Es darf jedermann, solange man sich an die Regeln hält. Regeln gibt es vor allem in Deutschland sehr viele. Wichtig ist, dass man die Umwelt nicht schädigt und keine zu große Technik einsetzt. Bagger und Planierraupen sowie motorisierte Waschanlagen dürfen in Deutschland zum Beispiel ohne bergrechtliche Genehmigung nicht verwendet werden. Tabu ist das Goldwaschen natürlich auch in Naturschutzgebieten und Trinkwasserschutzzonen. An Pachtgewässern für Angler sollte man mit den Pächtern sprechen usw.
Kinderoutdoor.de Was brauche ich an Ausrüstung für die Goldsuche in einem deutschen Fluss oder Bach?
Dr. Markus Schade: Es genügen eigentlich eine Schaufel und eine Goldwaschpfanne. Viele Goldwäscher verwenden auch noch ein Sieb und einen Eimer. Dazu sind Gummistiefel empfehlenswert für den Aufenthalt im Wasser. Ich habe auch immer eine Lupe dabei.
Kinderoutdoor.de Worauf sollte ich bei der Goldsuche achten und lässt es sich erlernen?
Dr. Markus Schade: Das Goldwaschen ist ein Handwerk wie viele andere auch und muss erlernt werden, wenn man es richtig beherrschen will. Man kann es autodidaktisch lernen, kann dazu auch eine Anleitung verwenden oder man belegt einen Grundkurs, der bei verschiedenen Anbietern gebucht werden kann.
Kinderoutdoor.de Was ist eigentlich das Katzen- oder Narrengold und wie lässt es sich von echtem Gold unterscheiden?
Dr. Markus Schade: Katzengold ist Gold für die Katz. Es sind Minerale, die wie Gold aussehen, also eine gelbe Färbung und metallischen Glanz haben, aber kein Gold sind. Tatsächlich handelt es sich beim Katzengold um Sulfidminerale wie Kupferkies oder Eisenkies (Pyrit) oder auch um bestimmte Glimmerminerale.Gold unterscheidet sich von all diesen Mineralen durch seine Dehnbarkeit. Pyrit und Glimmerminerale zerbrechen beim Draufdrücken mit einem harten Gegenstand etwa einer Messerspitze. Diese Minerale sind also spröde, zerbrechlich. Anders verhält sich Gold, es biegt sich eher, als dass es bricht. Es ist weich wie Blei.
Kinderoutdoor.de Zum Schluss eine Frage, die wir jeden unserer Interviewpartner stellen: Was, Herr Dr. Schade, ist Ihr ultimativer Outdoor-Tipp? Wo sollten Familien unbedingt einmal gewesen sein und warum?
Dr. Markus Schade: Mein Tipp für jeden Naturfreund ist, irgendwo in der Nähe seines Wohnortes zu versuchen, Gold zu finden. Nach meinen geologischen Untersuchungen wohnt in Deutschland wohl niemand weiter als 50 km vom nächstgelegenen Goldfundpunkt entfernt. Da gibt es noch viel Neues zu entdecken.Da es an den meisten Goldfundpunkten aber sehr mühsam ist, einen Nachweis zu erbringen, sollte man sich zunächst ein reicheres Vorkommen wie etwa im Thüringer Schiefergebirge oder am Rhein aussuchen. Aber bitte stets die einschlägigen Vorschriften und Verbote einhalten!Dieser Tipp ist allerdings nicht ultimativ gemeint, denn ich möchte damit niemandem ein Ultimatum stellen.
Vielen Dank für das Interview!
Infos zum Buch von Dr. Markus Schade:
Entdecke das Gold
erschienen im Natur und Tier – Verlag
12,80 € pro Stück
· Autor Dr. Markus Schade
· Umfang 64 Seiten
· Format 20,7 x 28 cm
· Einband Hardcover
· Abbildungen zahlreiche Farbfotos
· ISBN 978-3-86659-391-6