Paddeln mit der Familie ist die beste Gelegenheit zu entschleunigen. Der Fluß und die Natur geben das Tempo vor. Wenn Ihr mit den Kindern im Kanu unterwegs seid, seht Ihr eine Landschaft aus einer völlig anderen Perspektive. Kleinere Wasserschwälle die vom Auto kaum zu erkennen sind, schütteln Euch im Boot kräftig durch. Im Kanu kommt nur vorwärts, wer zusammenarbeitet. Sonst fahrt Ihr Zickzack. Wir stellen Euch Kanurouren in Nord- und Süddeutschland vor, die für Familien geeignet sind.
„Ein mit Weiß vermischtes Karminrot ist breit über den Himmel gestrichen. Es ist sehr still. Das Paddel liegt vor mir. Ganz langsam schiebt mich der träge Fluss an den verwilderten, sich selbst überlassenen Ufern vorbei. Ich fühle mich von innen heraus wachsen und spüre eine starke, unbändige Freude.” So schreibt ein ganz Großer der deutschen Literatur in seinem ersten Buch “Tage und Nächte steigen aus dem Strom”. Lothar Günther Buchheim, vor allem durch seine Bücher “Das Boot”, “Die Festung” und “Der Abschied” bekannt, paddelte als Jugendlicher alleine in einem Faltboot die Donau hinunter. Der Künstler malte dazu beeindruckende Bilder, welche die ganze Faszination vom Paddeln wiedergeben. Mit Sicherheit habt Ihr auf den Flüssen oder Seen ebensolche Erlebnisse wie Buchheim. Worauf Ihr beim Paddeln mit Kindern achten solltet, dazu gibt Euch ein mehrfacher Bayerischer- und Deutscher Meister im Kajakfahren, der 1987 auf der franzöischen Isère den Weltmeistertitel gewann im nachfolgenden Video wertvolle Tipps: Toni Prijon! Sein Name steht auf etlichen Kanus und Kajaks, die er in Rosenheim fertigen lässt.
Paddeln mit der Familie: Die Weser weiß was Anfänger brauchen
Wer sein Kanu in die Weser legt, den schiebt sie, rein theoretisch betrachtet, mit einer Geschwindigkeit von vier bis fünf Km/h voran. Sicher es gibt deutlich flottere Flüsse in Deutschland, aber die geringe Fließgeschwindigkeit ist ein guter Grund, warum Ihr hier mit der Familie das Kanu einsetzen solltet. Ein weiterer Punkt der klar an die Weser geht: Am Oberlauf ist sie frei von Hindernissen. Hier braucht Ihr das vollbeladene Boot nicht aus dem Wasser nehmen und mühsam umtragen. Wer mit kleineren Kindern im Kanu unterwegs ist, weiß diesen Vorteil zu schätzen. Es gibt noch einen viel wichtigeren Grund mit der Familie auf der Weser zu schippern: Unterwegs gibt es eine Menge zu sehen: Die Rattenfänger Stadt Hameln oder Bodenwerder. In dieser Stadt lebte der”Lügenbaron” von Münchhausen und viele andere sehenswürdige Orte. Was es außerdem leichter macht eine Kanutour auf der Weser zu planen ist die ausgezeichnete Infrastruktur: Zeltplätze, Gasthäuser und Jugendherbergen gibt es genügend am Fluss. Mit der gelben Welle, sie gibt es seit 2006, sind die Rast- und Lagerplätze am Fluss gekennzeichnet. Wer kein eigenes Kanu hat, kann es sich vor Ort ausleihen. Klassische Tagestouren auf der Weser von Hannoversch Münden nach Oedelsheim. Hier erwarten Euch 25 reizvolle Flußkilometer. Oder von Bad Karlshafen nach Höxter. Ebenfalls 25 Kilometer.
Paddeln mit der Familie: Jetzt geht´s Naab!
Den Regen kennen die meisten Paddelfreunde. Er ist der Mississippi der Oberpfalz und auf mehreren Tagen in erlebenisreichen Etappen zu befahren. Etwas weniger bekannt ist die Naab. Sie entsteht durch den Zusammenfluss der Haiden- und der Waldnaab. Ein Klassiker auf der Naab für Familien führt Euch von Burglengenfeld nach Pielenhofen. Ihr setzt hinterhalb vom Wehr in Burglengenfeld ein.Paddelt von dort auch Richtung Schorndorf. Vor dem Ort müsst Ihr aus dem Wasser. Ein Wehr versperrt die Weiterfahrt. In zwei Schleifen windet sich die Naab weiter nach Kallmünz. Im Ort wartet ebenfalls ein Wehr und wer hier nicht anlandet und sich Zeit nimmt den Ort zu erkunden ist selbst schuld. Markant thront eine Burgruine über dem malerischen Ort. Apropos malerisch: Kallmünz ist bei Künstlern beliebt. Sogar der russische Grafiker, Maler und Kunsttheoretiker Wassily Kandinsky arbeitete in diesem Ort. Verwinkelte Gassen und mittelalterliche Häuser erwarten Euch dort. Auch gibt es genügend gute Gelegenheiten um hier einzukehren. Auf der halben Strecke zum Ziel in Pielenhofen kommt Ihr in Heitzenhofen vorbei. Hier ist das Wehr auch im Ort. Das Schloss mit seinem Treppengiebel beherrscht den Ort. Paddelt weiter nach Pielenhofen. Hier endet die Tagestour. Wer möchte kann dort auf dem Campingplatzen übernachten und am nächsten Tag nach Etterzhausen und weiter zum Wallfahrtsort Mariaort paddeln. Hier mündet der Fluss, wenige Kilomter oberhalb von Regensburg, in die Donau. In Mariaort lohnt es sich anzulegen und einen Biergarten zu besuchen. Am Abend setzt Ihr Euch mit der Familie an das Ufer der Donau und rezitiert Buchheim: „Ein mit Weiß vermischtes Karminrot ist breit über den Himmel gestrichen. Es ist sehr still. Das Paddel liegt vor mir. Ganz langsam schiebt mich der träge Fluss an den verwilderten, sich selbst überlassenen Ufern vorbei. Ich fühle mich von innen heraus wachsen und spüre eine starke, unbändige Freude.”