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Wandern mit dem Kinderwagen zum Arbersee im Bayerischen Wald

Wandern mit dem Kinderwagen im Bayerischen Wald hat seine besonderen Reize: In einer intakten Natur mit den Outdoorkids unterwegs zu sein, das ist schon was Besonderes. Das Ganze Jahr bietet der “Woid” wie die Einheimischen sagen für Outdoor-Familien eine Menge an Möglichkeiten: Kanufahren, Mountainbiken, wandern, Skifahren oder rodeln. Von Bayerische Eisenstein führt eine Tour zum großen Arbersee. Mit einem Kinderwagen, der für´s Gelände geeignet ist, kommt Ihr bis zum großen Arbersee. Dort erwartet Euch ein Märchenwald und der Schwingrasen. Dieser wächst in keinem Garten.

„Meine ganze Seele hängt an dieser Gegend. Wenn ich irgendwo völlig genese, so ist es dort“ schrieb der österreichische Dichter Adalbert Stifter über den Bayerischen Wald in einem Brief. Immer noch wirkt auf viele Besucher dieses Mittelgebirge an der Grenze zur Tschechischen Republik wie ein Meer aus Wald. Vor allem im Sommer finden sich dort etliche Touren, bei denen Ihr mit dem Handporsche wunderbar die meiste Zeit im Schatten unterwegs seid. Wenn Ihr mit dem Kinderwagen zum Großen Arbersee wandern möchtet, dann startet in Bayerisch Eisenstein. “Boarisch Oasnstoar” heißt es in der Sprache der Einheimischen. In diesem Ort direkt an der Grenze zur Tschechischen Republik folgt Ihr dem Weg Nummer 8 . Auf dem berühmten Fernwanderweg Goldsteig wandert Ihr mit dem Kinderwagen ab der Eisensteinermühle am Großen Regen. Rechts von Euch verläuft der Fluss, während links die weniger pittoreske B 11, auch Bayerwald Highway genannt, verläuft. Überquert den Regen und folgt dem Fluss auf dem Goldsteig. Bald könnt Ihr Seebachhütte sehen. Hier stellten Glasbläser und Schleifer von 1870 bis 1901 Kristallglas der Firma Nachtmann her. Später verlagerte das Unternehmen die Produktion nach Neustadt / Waldnaab und ist mit seinem Bleikristall weltweit bekannt. Parallel zum Großen Regen wandert weiter. Bald ist das Waldhotel Seebachschleife. Hier logierten schon die Cheftrainer der DSV Biathleten. Am Hotel wandert  Ihr bergauf am Geigenbach entlang. Jetzt fließt der Schweiß, denn hier heißt es den Kinderwagen erst einmal hinaufschieben. Oben angekommen ist Euch erst einmal nach einer Pause und manche Kinderwagenpiloten schnaufen wie die erste deutsche Dampfeisenbahn bei ihrer Jungfernfahrt. Zuerst führt Euch der Weg  am Märchenwald vorbei. Er befindet sich rechts im Wald. Seit den 70er Jahren gibt es ihn. Der Rundweg ist im Märchenwald etwa 1,5 Kilometer lang. Dort bekommt Ihr lebensgroße Figuren an den einzelnen Stationen zu sehen und hört das entsprechende Märchen an. Hans im Glück ist im Märchenwald ebenso zuhause wie der Wolf und die sieben Geißlein oder die Bremer Stadtmusikanten. Dazu gibt es ein Karusell und Autoscooter. Vieles hat noch immer den Charme der 70er Jahre. Den Kindern gefällts.

Wandern mit dem Kinderwagen im Bayerischen Wald: Otter und Schwingrasen

Wandert weiter und über das Arberseehaus kommt Ihr direkt zum Ziel unserer Tour: Dem großen Arbersee. Ein gut ausgeschilderter Rundweg führt um das knapp acht Hektar große (das sind elf Fußballfelder) Gewässer. Aus der Eiszeit stammt der Große Arbersee und ist seit 1939 ein Naturschutzgebiet. Im Wald um den See stehen einige Bäume die 400 Jahre oder älter sind. Die Arberseewand ist so steil, dass hier die Holzknechte selten bis gar nicht Bäume fällten. Wegen ihrer Unzugänglichkeit leben in diesem Gebiet die Fischotter in freier Wildbahn. Es ist einer der wenigen in Mitteleuropa, wo diese posierlichen Tiere überleben können. Der Weg um den Großen Arbersee lohnt sich, denn dort gibt es auch den Schwingrasen zu sehen. Biologen bezeichnen damit eine Pflanzendecke die auf dem Wasser schwimmt. Wobei der Schwingrasen nicht aus Gras, sondern aus Moosen besteht. Bitte nicht darauf steigen, denn der Schwingrasen kann keinen Menschen tragen. Ein Problem vom Großen Arbersee ist die Verfilzung. Das hat weniger etwas mit der bayerischen Politik zu tun, sondern durch den Schwingrasen wuchs der Große Arbersee immer mehr zu und verlor an freier Wasserfläche. 1899 sprengten Experten einen Teil vom Schwingrasen ab und entfernten ihn. Wer um den See wandert, kann auch erkennen was der Borkenkäfer für Schäden angerichtet hat. Auf demselben Weg wie wir hierher gekommen sind, wandert Ihr wieder nach Bayerisch Eisenstein zurück. Vielleicht kommt Euch auch der Satz von Adalbert Stifter in den Sinn:„Meine ganze Seele hängt an dieser Gegend. Wenn ich irgendwo völlig genese, so ist es dort“