Eine Kinderoutdoor-Leserin wies uns auf einen Beitrag im ZDF über Gifte in der Outdoor-Kleidung hin. Für uns als Kinderoutdoor.de ist es wichtig, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen. Deshalb haben wir für Euch Antworten von VAUDE und die Greenpeace Pressemitteilung hier online gestellt.
Greenpeace hat eine Detox-Kampagne gestartet. Wie steht VAUDE dazu ?
Wir begrüßen, dass Greenpeace das Thema jetzt aufgreift. Für uns als mittelständisches Familien-Unternehmen, das sich seit langem ernsthaft für Umweltschutz einsetzt, ist diese Kampagne eine große Chance, dass sich der Markt endlich in die richtige Richtung bewegt. Allein haben wir nur sehr begrenzte Möglichkeiten, die Zuliefererindustrie der Outdoor-Branche zu verändern. Greenpeace ist vor einigen Monaten auf uns zugekommen, weil wir uns sehr klar zum Thema Nachhaltigkeit positionieren, innerhalb der Outdoor-Branche beim Handel, Endverbraucher und in unseren Branchen-Verbänden dieses
Thema vorantreiben und auch bezüglich Fluorcarbone Vorreiter sein wollen. Wir stimmen Greenpeace aus voller Überzeugung zu, dass PFC in allen Produktionsprozessen unbedingt vermieden werden müssen. Dies haben wir auch zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Sportartikelindustrie BSI und der darin organisierten Fachgruppe Outdoor in einer gemeinsamen Presseerklärung vom 20.09.2012 deutlich gemacht.
Was sind überhaupt PFC und wozu braucht VAUDE sie in den Produkten ?
PFC gehören zu einer Gruppe von fluororganischen chemischen Verbindungen. Sie werden auf der Oberfläche von Outdoor-Bekleidung, Schlafsäcken, Zelten und Schuhen eingesetzt, um Wasser und Schmutz von diesen Produkte abperlen zu lassen. Ohne diesen Abperl-Effekt lassen die Produkte Wasser und Schmutz nicht einfach “abperlen”, sondern saugen sich an der Oberfläche beispielsweise mit Regenwasser voll, was für den Benutzer zu einem klammen, feuchten Gefühl beim Tragen führt.
Greenpeace hat Spuren von chemischen Substanzen in VAUDE Produkten gefunden. Kann ich meine Jacke noch tragen ?
Ja ! Von unseren Produkten geht kein gesundheitliches Risiko aus. Green Shape ist die VAUDE-Garantie für umweltfreundliche Produkte.
Sind Green Shape Produkte auch betroffen ?
Green Shape Produkte sind umweltfreundlicher als anderer Produkte. Hier gilt unser Grundsatz „Performance meets Ecology“, sprich wir arbeiten jeweils nach der weltweit besten verfügbaren Technologie. Die beste verfügbare DWR-Technologie kommt leider im Moment noch nicht ohne PFC aus.
Viele VAUDE-Produkte sind bluesign-zertifiziert. Lässt der bluesign Standard die Verwendung von PFC überhaupt zu ?
Der bluesign Standard ist der strengste textile Standard für Umweltschutz, Verbraucherschutz und Arbeitssicherheit. Als bluesign Systempartner gilt für unsere Produkte die bluesign Restricted Substance List (Liste verbotener oder eingeschränkter Substanzen), die auch die Verwendung von PFC stark einschränkt. Für solche Substanzen, die gemäß bluesign Standard nicht sowieso verboten sind, gibt sie strenge Grenzwerte für das Endprodukt vor. Die momentan am Markt üblichen DWR können dazu führen, dass Rückstände von PFC im Produkt gefunden werden. Hierbei handelt es sich meist um PFOA, für das es keinen gesetzlichen Grenzwert gibt. Unter dem bluesign Standard ist PFOA streng geregelt.
Seit wann kümmert sich VAUDE um diese Thematik ?
VAUDE engagiert sich seit vielen Jahren proaktiv für Umweltschutz. Seit 2001 arbeiten wir eng mit bluesign technologies AG (www.bluesign.com) zusammen und stellen bereits über 60 % unserer Bekleidungskollektion nach bluesign Standard her. Wir befassen uns auch mit dem Thema PFC schon seit Jahren und haben dazu immer offen und ehrlich kommuniziert, bspw. hier:
http://www.vaude.com/de_DE/materialien-technologien.asp Wir haben uns schon vor Jahren klar gegen die Verwendung von PTFEMembranen in unseren Produkten entschieden (für deren Herstellung PFC benötigt werden) und verarbeiten ausschließlich Membrane aus PE oder PU. Wir machen dies bewusst, obwohl sich Produkte mit PTFE-Membrane am Markt aufgrund der hohen Marketing-Präsenz des größten PTFE-Membran-Herstellers leider erheblich besser verkaufen ließen. Dennoch bietet der Markt bei Membranen eine überzeugende Alternative, wie z.B. Sympatex, welches wir verwenden.
Warum verzichtet VAUDE nicht einfach auf diese Substanzen ?
Anders als bei Membranen gibt es für DWR schlichtweg bisher keine Technologie ohne PFC, die eine gleichwertige Wasser-, Öl- und Schmutzabweisung beim Endprodukt bietet. Wir haben leider mit PFC-freien Alternativen bisher sehr häufig schlechte
Testergebnisse erzielt. Zum einen lassen sich die wenigen auf dem Markt vorhandenen PFC-freien Alternativen in der Serienproduktion noch nicht zuverlässig genug applizieren. Zum anderen lassen die Produkte Wasser und Schmutz nicht einfach “abperlen”, sondern saugen sich an der Oberfläche beispielsweise mit Regenwasser voll, was für den Benutzer des Produktes zu einem klammen, feuchten Gefühl beim Tragen führt. Die Erwartungshaltung der Kunden an die Funktionalität der Produkte ist in diesem Aspekt besonders hoch, aber die Sensibilität für die Umwelt- und Verbraucherschutz-Probleme, die diese DWR mit sich bringen, bislang noch nicht sehr ausgeprägt. Trotzdem arbeiten wir mit Hochdruck weiter daran, PFC-freie Alternativen zu finden und schrittweise unsere gesamte Kollektion umzustellen. Bis Ende 2014 werden wir komplett aus der C8-Technologie aussteigen, und somit in der gesamten Kollektion dann PFOA-frei sein. Wir sehen das ganz klar nur als einen Zwischenschritt an auf dem Weg zum kompletten Ausstieg aus PFC. Dies ist unser erklärtes Ziel.
Es gibt doch auch gewachste Outdoor-Jacken ohne PFC. Warum verwendet VAUDE kein Wachs als DWR ?
Gewachste Jacken haben erheblich niedrigere Atmungsaktivität, ein höheres Gewicht und damit weniger Tragekomfort.
Warum unterschreibt VAUDE nicht einfach die Forderungen von Greenpeace ?
Wir stimmen Greenpeace in ihren Forderungen grundsätzlich zu. Die technologischen Innovationen, die der Branche dafür aber gelingen müssen, sind in dem von Greenpeace geforderten Zeitraum nicht realistisch. Der schnelle Ausstieg aus PFC kann nur gelingen, wenn möglichst die gesamte Branche eng miteinander und mit der Zulieferindustrie zusammenarbeitet. Wir
würden uns das Vertrauen und die Chancen zur Zusammenarbeit in unserer Branche verspielen, wenn wir die Forderungen von Greenpeace in einem nicht realisierbaren Zeitraum unterschreiben würden.
Darf man jetzt noch guten Gewissens Outdoorprodukte kaufen ?
Outdoorprodukte sind wegen ihrer Funktionalität so beliebt. Diese Funktionalität lässt sich nur mit gewissen Umwelteinflüssen erreichen. Die Herausforderung für uns als Hersteller ist, die richtige Balance zu finden zwischen „Performance“ und „Ecology“. VAUDE hat hier schon viel erreicht. Jeder Mensch muss für sich selbst entscheiden, wie wichtig ihm die Funktionalität eines Outdoor-Produktes ist.
Hier die Presseerklärung von Greenpeace:
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Wetterfeste Marken-Kleidung enthält Schadstoffe, die Umwelt und Gesundheit belasten können. Zwei unabhängige Labore prüften im Auftrag von Greenpeace 14 Outdoor-Artikel für Damen und Kinder auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und weitere Schadstoffe. Die wichtigsten Ergebnisse: In den Produkten von The North Face, Patagonia, Jack Wolfskin, Kaikkialla und Marmot wurde die gesundheitsschädliche Perfluoroktansäure (PFOA) in bedenklichen Konzentrationen gemessen.
Hohe Konzentrationen von Fluortelomeralkoholen (FTOH) wurden in den Jacken von Mammut und Vaude festgestellt. Die Outdoor-Branche wirbt mit unberührter Natur. Doch ihre Schadstoffe finden sich weltweit in der Umwelt und im menschlichen Blut
, sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. Mit der internationalen Kampagne Detox fordert Greenpeace Textilhersteller auf, Risiko-Chemikalien durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen.
In allen untersuchten Markenprodukten wurden PFC in Beschichtungen oder Membranen (zum Beispiel Gore-Tex®) gefunden. Die Fluorverbindungen können in der Umwelt kaum abgebaut werden und gelangen über Nahrung, Luft und Trinkwasser auch in den menschlichen Organismus. Jüngste Studien stellen einen Zusammenhang mit verminderter Fruchtbarkeit, Schilddrüsenerkrankungen und Immunstörungen her. Besorgniserregend sind auch die Test-Ergebnisse der hormonell wirksamen Weichmacher (Phthalate) und der Nonylphenolethoxylate (NPE): Der höchste NPE-Gehalt wurde in einer Kinder-Regenjacke von Seven Summits gefunden. Der höchste Wert an Phthalaten wurde in einem Kinder-Poncho von Northland festgestellt.
Regenpelle ohne Risiko: Fluorfreie Outdoor-Kleidung für verregnete Herbsttage
Mit einem Umsatz von über einer Milliarde Euro ist Deutschland der größte europäische Markt für Outdoor-Produkte. Die Branche wirbt mit Bildern von waghalsigen Kletterern und Tiefschneefahrern – obwohl die meisten Kunden keine Ausnahmeathleten sind, sondern Großstädter, die bei einer Radtour oder Herbstwanderung warm und trocken bleiben wollen. Auch Kinder tragen bei Regen und Matsch auf dem Spielplatz oft eine “High Performance”-Ausrüstung mit perfluorierter Chemie. Die Outdoor-Branche hat sich vom Spezialanbieter zum Hersteller angesagter Alltagskleidung entwickelt
, sagt Santen. Verbraucher sollten prüfen, ob sie eine Regenjacke für den Gipfelsturm oder einen Spaziergang benötigen. Einige Hersteller bieten bereits fluorfreie Alternativen an.
Zu den wetterfesten Alternativen zählen Textilien mit Membranen aus Polyester (zum Beispiel Sympatex®) und Polyurethan. Auch diese Kleidung ist winddicht, atmungsaktiv und hält einem Wolkenbruch stand. Nur bei der Ölabweisung sind die umstrittenen PFC den fluorfreien Textilien noch überlegen. Greenpeace fordert die Outdoor-Industrie auf, PFC aus der Produktion zu verbannen und fluorfreie Alternativen weiter zu entwickeln. Im Rahmen der EU-Chemikaliengesetzgebung müssen alle PFC auf den Prüfstand.