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Outdoor Jacken: Giftschleudern oder alles sauber?

Outdoor Jacken stehen wieder in der Kritik. Greenpeace hat verschiedene Outdoor Jacken von bekannten Herstellern untersucht und diverse Chemikalien festgestellt. Der Bundesverband der Deutschen Sportartikel Industrie hat umgehend auf die Veröffentlichung der Umweltschutz-Organisation reagiert und eine entsprechende Pressmitteilung herausgegeben. Wir stellen Euch beide Pressemitteilungen zum Thema Gift in Outdoor Jacken ohne Kommentar und Veränderungen vor.

Greenpeace schreibt zu dem Thema giftige Chemikalien in Outdoor Jacken:

Wetterfeste Markenkleidung von The North Face, Patagonia, Adidas und Salewa dünstet Chemikalien aus. Zwei unabhängige Labore haben im Auftrag von Greenpeace 17 Outdoor-Artikel auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und andere Schadstoffe geprüft. In allen Proben wurden PFC nachgewiesen.

“Die Outdoor-Branche wirbt nach wie vor mit unberührter Natur. Aber ihre Kleidung enthält Schadstoffe, die sich inzwischen rund um den Globus nachweisen lassen. Das ist vor allem ein Problem in den Produktionsländern. Aber auch bei uns finden wir PFC in der Umwelt, im Trinkwasser und im menschlichen Blut”, sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace.

PFC lassen Wasser und Schmutz von Outdoor-Kleidung abperlen und finden sich auch in den innen liegenden wasserdichten Membranen (zum Beispiel Gore-Tex). Fluorverbindungen können in der Umwelt kaum abgebaut werden und gelangen über Nahrung, Trinkwasser und Luft auch in den menschlichen Organismus. Einige PFC können das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen.

So sehen die Werte aus, welche Greenpeace bei den Outdoor Jacken ermittelt hat.  Grafik: Copyright: © Greenpeace
So sehen die Werte aus, welche Greenpeace bei den Outdoor Jacken ermittelt hat.
Grafik: Copyright: © Greenpeace

Handschuh von Mammut überschreitet gesetzlichen PFOS-Grenzwert

Neben den Ausgasungstests untersuchten die Labore auch das Material selber. Handschuhe der Marke Mammut enthielten illegale Konzentrationen der gesundheitsschädlichen Perfluorsulfonsäure (PFOS): Der Wert überschreitet den gesetzlichen Grenzwert von einem Mikrogramm pro Quadratmeter um das Neunfache. Jacken von Schöffel, Jack Wolfskin und Mammut enthielten bedenkliche Konzentrationen der giftigen Perfluoroktansäure (PFOA). Hohe Werte weiterer PFC wie Fluortelomeralkohole (FTOH) wurden in fast allen Jacken festgestellt, Spitzenreiter waren die Outdoor Jacken von Adidas, Jack Wolfskin, The North Face und Salewa. Bedenklich sind auch einige Test-Ergebnisse anderer Schadstoffe, wie der hormonell wirksamen Weichmacher (Phthalate) oder Nonylphenole.

Alternativen zu dieser schadstoffbelasteten Outdoor-Kleidung sind bereits auf dem Markt. Dazu zählen Jacken mit PFC-freien Membranen oder Imprägnierungen aus Polyester und Polyurethan. Auch diese Jacken sind winddicht, atmungsaktiv und halten einem Wolkenbruch stand. “Vor dem Kauf sollten Verbraucher prüfen, ob sie eine Jacke für den Gipfelsturm oder den Spaziergang benötigen. Die schadstofffreien Jacken genügen fast immer.”

Greenpeace fordert die Outdoor-Industrie auf, konkrete Ausstiegsziele für PFC festzulegen und fluorfreie Alternativen weiter zu entwickeln. Im Rahmen der EU-Chemikaliengesetzgebung gehören alle PFC auf den Prüfstand. Seit dem Start der Detox-Kampagne von Greenpeace im Jahr 2011 haben sich 17 große Textilmarken verpflichtet, bis zum Jahr 2020 auf gefährliche Chemikalien zu verzichten.

Hier ist die Pressemitteilung vom Bundesverband der Deutschen Sportartikelindustrie zum Thema Outdoor Jacken:

Stellungnahme: Greenpeace Report „Chemie für Gipfelstürmer“ 12.12.2013

In seinem am 12. Dezember 2013 veröffentlichten zweiten Report „Chemie für Gipfelstürmer“ zum Thema Outdoor-­‐Jacken hat Greenpeace, wie bereits im Herbst 2012, Produkte auf poly-­ und perfluorierte Chemikalien getestet und dabei in verschiedenen Jacken entsprechende Stoffe gefunden. Dieses Ergebnis überrascht uns nicht.

Insbesondere wurden die Outdoor Jacken diesmal auf Ausdünstungen von FTOH (Fluortelomeralkohole) überprüft. FTOH dient als Ausgangsstoff für die Produktion von „fluorierten Polymeren“, die zur wasser-­ und ölabweisenden Imprägnierung von Outdoortextilien verwendet werden. FTOH-Reste können auf den Textilien verbleiben und sich durch Ausdünstung in der Umwelt in PFOA verwandeln. Nach jüngsten wissenschaftlichen Untersuchungen kann man eine Verbindung zwischen der FTOH-Konzentration in der Luft und dem Nachweis von PFOA im menschlichen Organismus ziehen. Dieser Zusammenhang unterstreicht einmal mehr den Handlungsbedarf auf allen Ebenen.

Gleichzeitig möchten wir aber auch darauf hinweisen, dass trotz dieser neuen Erkenntnisse die Produkte für den Verbraucher sicher sind. Der überwiegende Teil der FTOH-­Ausdünstungen entsteht vermutlich bereits vor dem Verkauf der Jacken und stellt damit vielmehr ein Umweltproblem dar. Genaue toxikologische For-­‐ schungsergebnisse über die Auswirkungen von FTOH-­‐Belastungen auf den Menschen existieren im Übrigen bislang leider nicht. Hier besteht von wissenschaftlicher Seite ein dringender Nachholbedarf. Im Interesse von Mensch und Umwelt würden wir es daher sehr begrüßen, wenn auch von politischer Ebene Forschungen auf diesem Gebiet entscheidend vorangetrieben werden würden.

Nichtsdestotrotz nehmen wir die neuen Erkenntnisse natürlich ernst und fühlen uns in unserer bereits im Herbst 2012 getroffenen Entscheidung bestätigt, aus der Verwendung von Fluorchemie zur Imprägnierung von Outdoor Jacken auszusteigen. Leider dauert ein solcher Aus- und Umstiegsprozess in der Realität länger, als wir es uns wünschen würden. Wir haben mit unseren Produkten eine rund zweijährige Vorlaufzeit für Entwicklung und Produktion. Im letzten Herbst wurde also die Outdoor Jacken Kollektion für die Saison 2014/15 geplant. Wenn Greenpeace nun bereits heute erneut Jacken auf Schadstoffgehalte prüft, werden sie wiederum ähnliche Ergebnisse finden, wie bereits im vergangenen Jahr.

Aus früheren Untersuchen von Greenpeace und vom Umweltbundesamt wissen wir, dass sich Reststoffe perfluorierter Chemikalien (C8-­Chemie) in der Natur in umweltschädliches PFOA (Perfluorcarbonsäure) umwandeln. PFOA steht aufgrund seiner Langlebigkeit in der Umwelt, seinem Potential sich in Organismen anzureichern und seiner großen Mobilität auch in entlegene Gebiete der Erde vorzudringen zu recht in der Kritik. Das Umweltbundesamt setzt sich über die europäische Chemikalienverordnung REACH für ein EU-­weites Verbot dieses Stoffes ab dem Jahr 2015 ein. Wir unterstützen diese Initiative uneingeschränkt, denn diese schädlichen Stoffe gehören nicht in die Umwelt!

Konkret sind wir seit vergangenem Jahr sowohl auf individueller Firmenebene als auch gemeinsam auf Verbandsebene dabei, den PFC-­Ausstieg mit Hochdruck voran zu treiben und haben seitdem folgende Maßnahmen ergriffen:

Gemeinsam als Fachgruppe Outdoor sind wir seit diesem Jahr Mitglied einer großen internationalen Firmengruppe der „Zero Discharge of Hazardous Chemicals“, die sich zusammen entschlossen hat, bis 2020 auf die Nutzung gefährlicher Chemikalien in der Textil-­Produktion zu verzichten. Hier engagieren wir uns insbesondere für die „Substitution von PFC“. Zielsetzung eines umfassenden Projektes ist es, für die Firmen praktische Handlungsempfehlungen zum Ausstieg aus der perfluorierten Chemie zu erarbeiten.

Derzeit unterstützen wir zwei wissenschaftliche Forschungsprojekte zu Outdoorbekleidung und eine mehrjährige schwedische Grundlagenstudie zu „PFC in Textilien“.

Inhaltlich wird in einer Studie eine Konsumentenbefragung durchgeführt, um das Gebrauchsverhalten und die Pflege von Outdoor Jacken zu evaluieren. Hierdurch möchten wir Daten sammeln, um die Funktionalität der Outdoor Jacken in Zukunft noch sehr viel besser auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden abstimmen zu können. In einer zweiten Studie sollen fluorfreie Imprägnierungs-­Chemikalien auf ihre Leistungsfähigkeit getestet werden.

In einem weiteren Schritt planen wir eine Broschüre zur „Bewertung der umwelt-­und humantoxikologischen Eigenschaften PFC-­‐freier Chemikalien“ als konkrete Entscheidungshilfe zur Wahl PFC-­‐freier Alternativlösungen. Auf diese Weise soll eine nachhaltige Verbesserung im Sinne des Umweltschut-­‐ zes sichergestellt werden.

Darüber hinaus stehen wir als einzelne Firmen aber auch als Gesamtverband in engem Kontakt mit der Textil-­Chemieindustrie und ihrem Branchenverband und treiben dort die Entwicklung leistungsfähiger, nichtfluorierter Textil-‐Chemikalien intensiv voran.

Fazit: Wir als Fachgruppe Outdoor engagieren uns derzeit auf vielfältige Weise intensiv für den PFC-­ Ausstieg. Auch unsere Mitgliedsfirmen arbeiten auf individueller Ebene ebenfalls äußerst aktiv an einer umweltgerechten Produktionsumstellung. Wir befinden uns zudem im direkten Austausch mit den deutschen Umweltbehörden und der Fluorchemieforschung. Dabei verfolgen wir die neuen wissenschaftlichen Studien aufmerksam. Angesicht der wissenschaftlichen Erkenntnisse wissen wir, dass die Nachweismengen von PFOA im Normalfall aber extrem gering sind und für Verbraucher das Tragen von Outdoor Jacken absolut sicher ist. Eine Tatsache, die auch Greenpeace in seiner aktuellen Veröffentlichung uneingeschränkt bestäigt.

Wir beantworten jederzeit gerne Fragen zu unseren derzeitigen Aktivitäten und freuen uns über einen interessanten und informativen Austausch mit allen Beteiligten.

 

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