Mit Reisemobil und Camper Van in den Skiurlaub? Absolut – schließlich kann man mit dem mobilen Heim flexibel dem besten Schnee hinterherjagen. Mit diesen 8 Tipps gelingt das Wintercamping!
Modern ausgestattete Fahrzeuge sind für jede Jahreszeit bestens gerüstet. Doch bei winterlichen Temperaturen gilt es, einiges im Auge zu behalten. Wir haben SUNLIGHT Adventure Crew-Mitglied, Profi-Freeriderin (und Profi-Wintercamperin) Lena Stoffel gebeten, ihre Tipps für einen perfekten Wintercampingtrip auszupacken.
„Für jemanden wie mich, die dem Schnee hinterherreist, ist der Camper Van die ideale Lösung. Ich bin maximal flexibel, habe alles an Bord, was ich brauche und kann mich direkt an die besten Spots stellen. Wintercamping wird von vielen falsch eingeschätzt. Es ist ein Traum – aber man muss natürlich auch einige Dinge beachten!“
Wärmequelle
Die reibungslose Versorgung mit Gas ist das A und O beim Wintercamping. Die Gasflaschen müssen ausreichend gefüllt sein – schließlich speisen sich sowohl Heizung wie Warmwasser und Kochfelder in den Camping-Fahrzeugen. Die Heizung sorgt nicht nur dafür, dass es im Fahrzeug mollig warm bleibt, sondern schützt auch den Frischwassertank vor dem Einfrieren. In der SUNLIGHT-Flotte laufen die Heizungen mit 2×11 Liter Propangas-Flaschen (mit Ausnahme des CLIFF 601, der mit 2×5 Litern Gas unterwegs ist). Je nach Außentemperatur und Größe des Fahrzeugs reicht eine Flasche im Winter zwei bis fünf Tage lang.
Mein Tipp: Unbedingt regelmäßig die Gas-Vorräte prüfen!
Wintertauglichkeit
Viele Wohnmobile sind wintertauglich, also mit einer Heizung ausgestattet und gegen Kälte isoliert. Die Camper Van-Baureihe der Marke ist in der Sonderausstattung mit isoliertem und beheiztem Abwassertank sogar winterfest erhältlich. Winterreifen sind im Winter selbstverständlich bei jedem Fahrzeug Pflicht. Wichtig: Wer nicht sicher ist, ob die Straßen bis zum anvisierten Stellplatz geräumt sind oder über Pässe in den Skiurlaub fährt, sollte unbedingt Schneeketten im Gepäck haben.
Wasser-Check
Wasser ist ein wichtiges Thema beim Wintercamping. Bei wintertauglichen Fahrzeugen muss man sich bei Temperaturen um oder unter null Grad vergewissern, dass die Wasserleitungen nicht einfrieren. Der Frischwassertank wird durch die Bord-Heizung vor Frost geschützt. Bei den Wasserleitungen empfiehlt es sich, je nach Modell zu prüfen, ob sie nicht einfrieren können.
Mein Tipp: den Tank eher immer zu 2/3 gefüllt haben, da das Wasser so länger braucht zum Einfrieren und es durch die Bewegungen im Fahrzeug nicht gefriert.
Frostschutzwächter
Die Boiler in wintertauglichen Reisemobilen und Camper Vans verfügen über einen so genannten Frostschutzwächter. Das bedeutet: Die Heizung hat ein Frostventil, dass sich automatisch öffnet und das Wasser auslaufen lässt, bevor es gefriert.
Mein Tipp bei kalten Temperaturen: eine Stunde vor dem Befüllen mit Wasser die Bord-Heizung anschalten, damit der Frostschutzwächter nicht aktiv wird.
Strom sparen
Im Winter ist der Stromverbrauch höher als im Sommer. Es wird früher dunkel und man verbringt viel mehr Zeit im Fahrzeug. Es ist also ratsam, sich mit dem Landstrom zu verbinden, weil die Bordbatterie weniger Leistung bei Temperaturen unter null bringt.
„Wenn ich mit einem anderen Reisemobil und nicht mit dem CLIFF unterwegs bin, lasse ich deshalb den Kühlschrank mit externem Strom laufen, sobald ich einen Stromanschluss habe, um mein Gas für das Beheizen zu sparen. Mit meinem Camper Van läuft der Kühlschrank sowieso ausschließlich über Strom.“
Trocken bleiben
Je Fahrzeuggröße haben die Wohnmobile unterschiedlich große Heckgaragen. Diese verfügen nicht nur über viel Platz für Ausrüstung, sondern eigenen sich auch zum Trocknen feuchter Skiausrüstung oder -bekleidung. Packt man die Sachen in die Heckgarage, gelangt die Feuchtigkeit nicht in den Wohnraum. Und im Winter gilt an Bord generell: regelmäßig Stoßlüften, damit es nicht dampfig und feucht wird.Mein Tipp: In manchen Modellen gibt es sogar eine Steckdose in der Heckgarage. Hier schließe ich meinen Skischuhtrockner an – und schlüpfe am nächsten Morgen nicht nur in trockene, sondern auch warme Skischuhe.
Winter-Outfit für Reisemobile und Camper Vans
Kältebrücken kann man in Reisemobilen und Camper Vans mit speziellen Isolierungen und Thermohauben entgegenwirken. Wichtig ist die Passform – für die meisten Modelle gibt es maßgeschneiderte Lösungen und cleveres Zubehör wie Thermo-Fenstermatten oder passende Isolierungen für Hecktüren.Ich verpasse meinem CLIFF eine Thermo-Isolierung am Heck, wenn es richtig kalt draußen wird. So bleibt es im Schlafbereich im hinteren Teil des Camper Vans die ganze Nacht mollig warm.
Stellplatzwahl
Campingplätze, die ganzjährig geöffnet haben, sind meist bestens vorbereitet und bieten Komfort durch beheizte Sanitäranlagen, gemütliche Aufenthaltsräume oder sogar einen Saunabereich. Wer zum ersten Mal im Winter auf dem Campingplatz ist, wird schnell merken, dass es ruhiger und gemächlicher zugeht. Es sind meist weniger Gäste vor Ort und die Camper*innen verbringen viel Zeit in den Fahrzeugen. Ich behalte im Winter immer die Wettervorhersage im Blick! Extreme Temperaturen oder starker Schneefall spielen beim Wintercamping eine wichtige Rolle – man kann immer auch eingeschneit werden: Eine Schaufel dabei zu haben ist deshalb absolut Pflicht.
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Wohnmobil und Kinder? Zehn gute Gründe die Finger davon zu lassen!
SATIRE
“ravageur blanc!” meint ein französischer Gendarm zu mir. Er ist in Zivil unterwegs und genießt seine freie Zeit im Sattel. Wir haben uns vor drei Stunden beim Rennradfahren kennengelernt. Der Polizist zeigt auf eine weiße Wand die sich vor uns auftaut. Ein Wohnmobil an das andere reiht sich auf. “Weiße Pest!” nennt er diese Individualisten (Womobilisten bitte googeln!), die hier das Loire Tal zuparken. Kollegen von ihm kommen und verteilen Strafzettel. “Oft genug rufen uns Grundstückseigentümer an. Schau Dir das mal an. Die stehen zur Hälfte auf der Straße mit ihren Fahrzeugen. Dabei gibt es hier im Tal offizielle Stellplätze” und schiebt hinterher “Die sind aber alle belegt!” Eigentlich sah es so aus, als ob die sich manifestierte Spießigkeit des Reisens von selbst erledigt. Nur noch ältere Herrschaften kutschierten mit den fahrenden Wohnzimmern durch die Lande. Doch die Bürgerlichkeit erlebt eine Renaissance. “Das Spießige überlebt alles!” meint ein befreundeter Soziologe (Womobilisten bitte googeln!) und erklärt die Gründe dafür ” In einer Welt, in der sich alles unglaublich schnell verändert und täglich neue Horrormeldungen über einem hereinbrechen, ziehen sich die Meisten in ihr bürgerliches Schneckenhaus zurück. Da haben sie die Übersicht und sind Herr der Lage.” Damit lässt sich auch ein Wiederaufleben der Wohnmobile erklären. Ein Ärgernis auf den Straßen und in den Urlaubsorten. Schlimmer noch als die mit 100 Km/h dahinzockelnden Hobbytrucker ist die Ideologie dahinter. Die passt hinten und vorne nicht zusammen. “Die anderen tausend können sich wohl kaum irren!” sagt ein Lemming zum anderen und stürmt in der Masse begeistert auf die Klippen zu. Was alle tun kann nicht falsch sein. Wenn alle jemanden toll finden, muss der oder diejenige wohl toll sein. Damit lässt sich simpel der Erfolg der jüngsten Milliardärin Kyle Jenner (Womobilisten bitte googeln!) erklären. Was die gute Frau tut? Eigentlich nichts. Sie hat nur Millionen von “Followern” auf Instagram und ist damit für viele Marken als Influencerin (diese Bezeichnung erinnert eher an eine Krankheit!) interessant. Hier gilt das Prinzip vom Herdentrieb: Wenn alle die Kyle gut finden, muss sie ja gut sein. Vor über 80 Jahren brachte es Kurt Tucholsky (Womobilisten bitte googeln!) auf den Punkt”Die meisten Leute feiern Weihnachten, weil die meisten Leute Weihnachten feiern.” So ist es mit diesen Vakuums auf Instragram und auch mit den Wohnmobilen. Es ist auch ein Statussymbol. Da haben die Häuslebauer mit Mitte vierzig geerbt und der Bausparvertrag ist fällig, dann kommt eben ein Womo ins Haus. Weil alle anderen auch Womo fahren. Die meisten Leute feiern Weihnachten, weil die meisten Leute Weihnachten feiern.
Wohnmobile und Familie: Freiheit, Freiheit, Freiheit………..gibt es woanders!
Dazu gibt es die perfekte Werbung von Womo-Hersteller und Vermietern. Sie suggerieren (Womobilisten bitte googeln!)Freiheit. Dazu kommen diverse Magazine. Sie gehen auch inflationär (Womobilisten bitte googeln!) mit dem Begriff Freiheit um. Sie setzen irgendwelche Personen in Szene die sich aus Gründen der Freiheit aus der menschlichen Gesellschaft verabschiedet haben und nun monatelang kreuz und quer mit der rollenden Spießbude unterwegs sind. Vorbilder? Noch besser ist es, wenn Familien sich in die Womos zwängen und der Vater nicht nur am Steuer sitzt, sondern ganz nebenbei online sein Geschäft betreibt. Als Blogger und Influencer. Da gilt es Provisionen und 10% von Amazon abzugreifen. Dazu sind wiederum viele Follower nöitg. Instagramdaddy. Einer der wohl entbehrlichsten Begriffe. Auch Bücher über die tollsten Campingplätze gibt es. Alles wunderbar und mit Perwoll gewaschen. Ein Gemälde von Franz Carl Spitzweg (Womobilisten bitte googeln!) ist dagegen ein sozialkritisches Werk. Und alle schreiben sie von der großen Freiheit: Für die Kinder, für sich selbst und den Hund. Freiheit leitet sich von dem indogermanischen Wort (Womobilisten bitte googeln!) frī-halsa ab. Unser Vorfahren meinten damit, jemand gehörte sein eigener Hals selbst. Im Gegensatz zum Womo. Mit dem dürfen sich einige Straßen nicht befahren, bei Parkhäusern müssen sie draußen bleiben und es gibt auch Beschränkungen wo sie stehen dürfen. Sieht so Freiheit aus? Dann braucht so ein, ach so autarkes (Womobilisten bitte googeln!) eine beänstigende Infrastruktur (Womobilisten bitte googeln!); Entsorgungsstation für Fäkalien, Stromanschluß, WLAN um auch weiterhin als Blogger und Influencer auf Provisionsjagd zu sein. Sieht so Freiheit aus? Die Zigarettenmarke Marlboro warb auch mit Freiheit. Dazu setzten sie in Werbefilmen, Plakaten und Anzeigen Cowboys mit Glimmstengeln in szene. Drei der Darsteller sind an Lungenkrebs verstorben.
Unterwegs mit dem Wohnmobil und alle sind schon da!
Wer auf dem Campingplatz einen halbwegs angenehmen Platz mit seinem spießigen Womo ergattern will, muss oft lange zuvor reservieren. So sieht Freiheit aus. Doch das Schöne daran: Hier treffen sich Gleichgesinnte. In Wacken (Womobilisten bitte googeln!) treffen sich die Metaller, bei einem Marathon die Sportler und auf dem Campingplatz? Genau! Da ist dann auch der farblose Herr F. aus der Buchhaltung. Der bekam nämlich, wie die anderen auch, seinen Bausparvertrag zugeteilt und kaufte sich, der Freiheit wegen, ein Womo. Oder Familie S. Die haben zwölf Eigentumswohnungen geerbt und schimpfen, wenn sie nicht auf dem Helene Fischer Konzert sind, gerne über DIE Flüchtlinge und Sozialschmarotzer. Alle kommen, ganz legere (Womobilisten bitte googeln!) gekleidet im Einheitslook daher: Lässige Sonnenbrille (die aber nur bei Hollywoodschauspielern seltsamerweise cool aussieht), Short, Adiletten und Baseballmütze. Alle essen dasselbe und trinken das gleiche Bier. Mao hätte seine Freude daran.
Wohnmobilurlaub: Der Wildnis ganz nah!
Womo und Wildnis harmonieren so gut wie Tütensuppe und Gourmetessen (Womobilisten bitte googeln!). Auch hier gaukeln die Hersteller, Vermieter, Magazine, Buchautoren, Blogger und Influencer ihren Herden einiges erfolgreich vor. Die Verleugnung der Realität beginnt bereits beim Namen vom youtube Kanal oder Blog: Outdoor muss drinnen stehen, oder Wildnis, Familie, oder Wild. Fertig ist die Laube, wie der Berliner sagt. Dazu ein paar nette Fotos, die das Klischee erfüllen: Da steht das Womo vor einem einsamen See. Mitten in den Wäldern oder vor einem atemberaubenden Gebirgspanorama. Dabei vergessen die Betrachter, dass diese Aufnahme auf Parkplätzen oder am Straßenrand entstanden sind. Woanders kommen diese Hobbytrucker nicht hin. Zu Fuß ist deren Aktionsradius (Womobilisten bitte googeln!) so groß, wie der von einem kriegsversehrten Rollatorpiloten. Mit Augenwischerei lässt sich die Herde begeistern. Dabei ist Wildnis genau das Letzte, was diese Blendgranaten erleben möchten.
Wohnmobil und Familie: “Dann fahrt mal schön”
Sollen 1918 die meuternden Heizer in Kiel ihren Offizieren (Womobilisten bitte googeln!) zugerufen haben, als diese sie aufforderten zu einer letzten Seeschlacht rauszuschippern und die Kriegsschiffe zu befeuern. Dann fahrt mal schön, ließe sich manchen Wohnmobilisten zu rufen. Will dieser mobil sein, braucht er vor Ort ein Fahrrad. Pardon, E-Bike. Wer Womo fährt, der tritt auch nicht in die Pedale. Schließlich ist für so einen umgebauten Kleintransporter in den meisten Innenstädten nur schwer einen Parkplatz zu finden. Zu groß, zu breit, zu hoch. In der Toskana (Womobilisten bitte googeln!) fuhr ich mit dem Rennrad durch eines dieser malerischen Dörfer. Wunderbare verwinkelten Gassen und selbst die Hauptstraße erinnerte eher an Tetris (Womobilisten bitte googeln!). Plötzlich stauten sich vor mir die Autos. In diesem Fall Fiats. Es folgte der italienische Standard in solchen Situationen: Hupen, aussteigen doch dann gab es eine Abweichung von der üblichen Routine. Die Einheimischen und Autofahrer lachten. Ich stimmte mit ein und bin froh gewesen, dass ich mit meinem Rennrad stand. Ein Wohnmobil hatte sich zwischen zwei Häusern verkeilt. Deutsches Kennzeichen. Ich hörte nur wie der Fahrer sagte: “Aber das Navi hat doch angezeigt!” Tja, dann fahrt mal schön, dachte ich mir und radelte auf den staubigen, aber wunderbaren Straßen der Toskana weiter.
Kinder und Wohnmobil: Vorbildlich in Sachen Verbrauch
Abgasnormen hin oder her, Womos sind Kleintransporter. Während der Handwerker sein Gefährt bis oder über 3,5 Tonnen aus sinnvollen Gründen bewegt, fehlt diese Sinnhaftigkeit bei diesen Familienkutschen auf vier oder sechs Rädern. Lassen wir die Abgase völlig außen vor und rechnen uns mal den Verbrauch durch. Gehen wir von einem Womo mit 3,5 Tonnen aus. Es ist ein Diesel (ganz toll für die Umwelt!) und gehen, wohlwollend, von einem Dieselverbrauch von 15 Litern auf 100 Kilometern aus. Dabei machen wir folgende Rechnung auf: 15 Liter : 3,5 Tonnen = 4,3 Liter Diesel pro Tonne auf 100 Kilometer. So und jetzt sehen wir uns mal den Verbrauch von einem anderen Gefährt an. Von seinen Fans liebevoll Leo genannt. Reden wir über den Leopard 2A4. Kampfpanzer. Ein 1.500 PS Bolide mit einer Kompositpanzerung der 3. Generation. Laut österreichischem Bundesheer (Womobilisten bitte googeln!) hat dieser auf der Straße, ins Gelände kommt kein konventionelles Womo (außer das Navi ist mal wieder in Mittagspause) einen Verbrauch von 340 Litern. Das ist doch ein Wort. Zum Vergleich die standardisierte Badewanne hat ein Volumen von 150 Litern. Der Leopard 2A4 wiegt aber 62 Tonnen. Im Gegensatz zum Womo kann er sich keine Platten fahren, weil er Ketten hat. Stellen wir dieselbe Rechnung auf und kalkulieren wir den Verbrauch pro Tonne auf 100 Kilometern: 340 Liter : 62 Tonnen = 5,4 Liter Diesel pro Tonne auf 100 Kilometern. Wie gut, dass manche Armee nicht mit Womos ausgerüstet ist. So lässt sich wenigstens der Dieselverbrauch in Grenzen halten. Übrigens: Was ist der Unterschied zwischen dem Leo und einem Womo? Im Kampfpanzer haben vier Leute richtig angenehm Platz! Dafür ist die Verpflegung im Womo aus dem Reformhaus.
Kinder und Wohnmobil: So was von minimalistisch
Neben dem Begriff Freiheit schmeißt die Womo-Szene und deren Gurus gerne auch mit Ausdruck minimalistisch herum. Dabei ist der gelebte Minimalismus (Womobilisten bitte googeln!) genau das Gegenteil, von dem was die Wohnmobilpiloten praktizieren. Anstatt sich auf das Nötigste zu beschränken, ist ihnen nach Besitz und Prestige. Auf einem Campingplatz flüsterten die anderen Womofahrer ehrfurchtsvoll “Dreiachser!” als ein rollender Bungalow an ihnen vorbeirollte. Das Ganze im Tonfall wie zur wilhelminischen Zeit (Womobilisten bitte googeln!) den die Berliner hatten, wenn am Kurfürstendamm der Kaiser in seiner Kutsche vorbeirollte. Da schleppen die Womobilisten einen kompletten zweiten Hausstand mit sich und loben den Minimalismus. Auch das gehört zum falschen Mythos (Womobilisten bitte googeln!) von dieser Art zu reisen. Gerne hätten die Hobbytrucker noch mehr eingepackt, wenn es sie den dazu nötigen Stauraum hätten. Es ist unglaublich mit welchen nicht strahlenden Sondermüll diese Urlauber unterwegs sind: Von Campingstühlen, bis hin zu einem eigenen Stromaggregat. Schließlich wollen Minimalisten ihren Prosecco, das Feierabenbierchen, den Ramazotti (nicht Eros!), die T-Bone Steaks, die Bio Joghurts und die fünf verschiedenen Arten von Grillsoßen gut gekühlt wissen. Auch der Laptop, die Smartphones und Tablet der Kinder brauchen Strom. Das Ganze lässt sich, bei schlechtem Wetter, in der rustikalen Sitzecke verspeisen. Sie erinnert von ihren Bezügen und Furnieren, eher an ein provinzielles Möbelhaus in den 80ern. Dank der sich selbst ausrichtenden Satellitenschüssel, ist der Fernsehempfang am Abend gesichert, ohne dabei einen Fuß nach draußen zu setzen. Um 20.15 Uhr lässt sich dann die (fromme) Helene Fischer Show ansehen. Es lebe das minimalistische Leben in der Wildnis!
Familie im Wohnmobil: Das U Boot als Präsidenten Suite
In München und Laboe gibt es einen Test für alle die sich mit dem seltsamen Gedanken spielen, einmal ins Womo zu steigen. In der Bavariafilmstadt und am Strand von Laboe stehen U Boote. In München ein Nachbau für den Film “Das Boot” und in Laboe ein echtes aus dem zweiten Weltkrieg. Genauso gemütlich wie im stählernen Leib von so einer Waffe, geht es auch in einem Womo zu. Nur etwas enger. Legendär ist die Szene im “Das Boot” als Uwe Ochsenknecht als Bootsmann Lamprecht dem Kriegsberichterstatter Leutnant Werner, gespiel von Herbert Grönemeyer, erklärt warum eine der beiden Toiletten an Bord geschlossen ist. Weil dort auch Lebensmittel lagern. “Mehr essen, weniger sche..n. Des is auch a Logik!” sagt er dem verblüfften Leutnant Werner. Nun gegen die unbequemen Standard-Matratzen von den Womos ist die Koje von den U-Booten so luxuriös wie die Präsidenten Suite (Womobilisten bitte googeln!) in einem Grand Hotel. Auch das Angebot an freien Platz ist in so einem Kriegsschiff, abgesehen von den störenden Leitungen und Torpedos, deutlich besser als in einem rollenden Wohnzimmer.
Urlaub und Wohnmobil: Hier herrschen klare Verhältnisse
Die lieben 68er und die damit einhergehende Frauenbewegung sind krachend gescheitert. Zumindest in der Womo Szene. Hier gelten noch die Rollenmuster aus der Adenauer Zeit (Womobilisten bitte googeln!). Der Mann sitzt am Steuer. Die Frau daneben. Der Mann bringt den Inhalt der Toiletten weg, während die Frau kocht und die Kinder bespaßt. Auch das Putzen vom Womo ist hier noch Frauensache. All die Bestrebungen von Alice Schwarzer und ihren Mitstreiterinnen perlen an diesem Milieu ab, wie Butter in der heißen Pfanne. Dafür steht er in der Outdoor-Schürze am Gasgrill und wendet die Bratwürstchen oder Steaks, während sie die Salate zubereitet und den Tisch deckt. Zumindest ein Neandertaler (Womobilisten bitte googeln!) fühlt sich hier wohl und wähnt sich unter Seinesgleichen.
Ferien im Wohnmobil: Nur der Mediamarkt ist besser sortiert
Immer wieder gibt es zu lesen, wie toll die Kinder sich in einem Womo auf Anhieb fühlen. Da spielen die Kleinen verstecken. Sie setzen sich an den Tisch um Brettspiele gemeinsam zu spielen. Ach was für eine Idyle. Bullerbü auf Rädern. Was zuhause nicht klappt, in einem rollenden Wohnzimmer schon. Die Realität sieht, von den Frontberichten dieser Rosarotmaler (schließlich verdienen sie alle dran), deutlich anders aus. Die Hoobytrucks sind rollende Multimedia-Stationen. Bis der Brenner erreicht ist, haben die Kinder bereits sich sämtliche Teile vom “Der Herr der Ringe” und der Hobbits reinzgezogen. Nach dem Urlaub können, sogar die ganz Kleinen, die Dialoge (Womobilisten bitte googeln!) auswendig. Ideal sind auch Dauerserien wie “Star Wars”. Da haben die Kleinen was davon, während der Papa voller Glückseligkeit das Womo über die Straßen steuert und Mama mit apathischen Blicken (Womobilisten bitte googeln!) auf dem Beifahrersitz versunken ist. Ja, so mit 100 km/h dahinzugurken hat auch was meditatives. In der Zwischenzeit toben sich die Knilche im Rückraum multimedial aus. Manche Womos können so problemlos mit elektronischen Unterhaltungsabteilungen vom Mediamarkt konkurrieren. Auch das gehört zu dem propagierten (Womobilisten bitte googeln!) minimalistischen Lebensstil der Hobbytrucker. Dass sie dabei einen aktiven und vor allem vermeidbaren Beitrag zur Verringerung der Ressourcen (Womobilisten bitte googeln!) und der Erwärmung vom Klima beitragen, ist geschenkt. Von Sozialneidern lässt sich niemand den tollen Wildnis-Familien-Outdoor-Urlaub im Womo kaputt machen. Dafür zerstören und beschädigen die Womofahrer genug. Beim Einparken, wenden, rückwärtsfahren. Wer hätte das gedacht, so ein rollendes Wohnzimmer ist doch breiter und länger als die sonst gefahrene Mercedes A Klasse. Zum Glück gibt es für solche Dellen die Selbstbehalt-Reduzierungs-Versicherung. Für das Klima leider nicht.