Das Bergans Wiglo LT4 Familienzelt musste sich beweisen. Bei einer Paddel- und einer Fahrradtour hatten wir das Zelt dabei und so konnten wir draußen die Vor- und Nachteile vom Wiglo LT4 kennenlernen.
Einen Baumarkt zu finden, ist leichter als einen im Baumarkt zu finden. In den meisten Fällen, ist es wahrscheinlicher den Yeti im Himalaya zu treffen, als eine/n Verkäufer/in die Zeit für den Kunden hat im Baumarkt zu erwischen. Zwischen Mauern aus aufeinander gestapelten Torfsäcken, zusammengerollten Schilfmatten und traurig hängenden Geranien, irrt der Kunde durch den Außenbereich. Plötzlich findet er, wie es sich für einen Baumarkt gehört, eine ganze Campingausstellung. Mit Gas betriebene Grillstationen, abgetrennt durch Säcke mit Holzkohle und dahinter: Familienzelte. Ein Zelt für sechs Personen kostet hier weniger als 150 Euro. Ein Schnäppchen. Warum mehr hinlegen, wenn es so günstig auch geht?! Schnappatmung bekommen hingegen Interessenten, die sich ein Zelt von renommierten Herstellern ansehen. Für das Bergans Wiglo LT 4 sind 900,– Euro fällig. Dafür bekommen Outdoorer im Baumarkt sechs Familienzelte und könnten darin 36 Personen unterbringen. Doch sehen wir uns die Details an. Viele Outdoorer gehen davon aus, dass ein Zelt um so hochwertiger ist, je höher die Wassersäule von der äußeren Plane ist. Eigentlich reichen 300 bis 600 Millimeter. Hier fehlen keine Nullen. Diese Wassersäule hat ein Baumwollgewebe, aus dem ein klassischer englischer Regenschirm gefertigt ist. Warum hält dieser trotzdem trocken? Weil der Stoff perfekt gespannt ist. Gleiches gilt für Zelt.
Wichtig ist, wie gut es abgespannt ist. Bilden sich Falten oder Beulen, verwandelt sich das Innere in kurzer Zeit in eine Tropfsteinhöhle. Zwischen 1.500 und 3.000 mm sollte die Wassersäule für ein Outdoorzelt sein. Wer auf Expedition mit seinem Zelt geht, braucht extremes Material. Bei dem Berganz Wiglo LT4 beträgt die Wassersäule außen 3.000 mm und bei der Bodenwanne 5.000 mm. Doch der entscheidende Unterschied ist, wie gut die Zeltplane gespannt ist. Hier zeigt sich die Besonderheit vom Bergans: Es kombiniert zwei Zeltformen. Während sich das Zelt aus dem Baumarkt maximal im Sommer für das Campieren im Garten hinter dem Haus eignet, ist das Bergans Wiglo LT4 eine transportable Unterkunft für das ganze Jahr. Beim Aufbau macht sich der weitere große Unterschied bemerkbar. Während es bei der Baumarktversion immer wieder hakelt, läuft der Aufbau vom Zelt aus Norwegen wie das Wasser vom Gebirgsbach bei der Schneeschmelze im Frühjahr. Wer halbwegs erfahren ist im Aufbau von Zelten, kommt intuitiv und ohne Bauanleitung flott voran. Drei Stangen und das Ganze ist fast schon bezugsfertig.
Test: Begans Wiglo LT4 und die interessanten Details
Beeindruckend ist auch, wie leicht dieses Zelt ist. Nur etwa über 6 Kilogramm bringt es auf die Waage. Hier erweist sich der Konkurrent aus dem Baumarkt als Schwergewicht und wiegt fast 11 Kg. Entsprechend sperrig fällt das Packmaß aus. Einfacher lässt sich das Bergans Zelt verteilen. Besonders beim Paddeln oder Radfahren ist dies wichtig. Das Außenzelt in die eine wasserdichte Packtasche, das Innenzelt in eine andere Tasche einpacken und zum Schluss die Stangen mit Zelthäringen verteilen. Die Qualität von diesem Zelt zeigt sich auch im Aluminium, aus dem die Stangen gefertigt sind. Sie lassen sich klein zusammenlegen. So passt das Zelt gut verteilt in zwei Kanus oder auf Fahrräder. Im Gegensatz zur Baumarktware fehlen dem Bergans Zelt die Fenster. Doch schließlich wollen wir mit diesem Zelt nicht campen, sondern draußen Abenteuer erleben. Wer auf keinen Campingplatz nächtigen möchte und sich, legal versteht sich, in der Natur eine Fläche zum Zelten sucht, der muss oft mit wenigen Quadratmetern auskommen. Unter diesem Aspekt ist das Wiglo LT4 ein wahres Wunder. Ganz anders breitet sich das Familienzelt aus dem Baumarkt aus. Es braucht richtig viel Fläche. Entsprechend anfällig ist es auch bei starken Wind. Deutlich stabiler präsentiert sich das Berganszelt. Es ist in sich solide und sorgfältig mit den Leinen abgespannt, fegen auch stärkere Winde darüber hinweg. Dank der Stormflaps bleibt das Zelt am Boden. Eine regelrechte Zitterpartie bietet sich im Familienzelt aus dem Baumarkt. Hier findet der Wind seinen Weg ins Innere vom Zelt und schüttelt es durcheinander, wie der Barkeeper seinen Cocktail Shaker.
Während beim Baumarktzelt das Ganze komplett aufgebaut sein muss, lässt sich das Außenzelt von Bergans seperat aufstellen. Die Unterschiede in der Qualität zeigen sich auch am Morgen. Gut belüftet ist das Kondenswasser beim Bergans Wiglo LT4 kein Problem. Deutlich mehr Wasser sammelt sich im Inneren vom Dach der Baumarktware an. Polyester eben. Aus Nylon-Ripstop lässt Bergans das Zelt schneidern. Genügend Platz bietet sich unter dem Außenzelt für die Ausrüstung und das Gepäck. Im Familienzelt vom Baumarkt lässt sich stehen, während Erwachsene im Wiglo LT4, eher gebückt unterwegs sind. 1,60 Meter ist es dort drinnen hoch. Im Familienzelt lassen sich auch Stühle aufstellen. Doch wer mit dem Fahrrad oder dem Kanu sein komplettes Gepäck transportiert, verzichtet gerne auf derartigen Luxus. Aufgeräumt geht es im Inneren vom Bergans Wiglo LT 4 zu. Sechs Taschen sind dort festgenäht um wichtige Utensilien wie Stirnlampen, Brillen und andere Dinge zu verstauen. Bergans hat eine lange Erfahrung im Bau von Zelten. Deutlich schneller lässt sich das Zelt aus Norwegen auf- oder abbauen, als das Familienzelt vom Baumarkt. Auch bei stärkeren Regen perlten die dicken Tropfen am Berganz Zelt ab. Während sich bei der Baumarktware bald die ersten Mängel zeigen, und es hereintropft. Mit seiner hohen Qualität konnte das Wiglo LT4 überzeugen. Wer mehr Schlafplätze benötigt, für den gibt es das Zelt auch in einer Version für sechs bis zehn Personen.
Details:
- Liegefläche: 5,5 qm
- Grundfläche: 10 qm
- Schlafplätze: vier Personen
- Gewicht: 6,1 kg
- Wassersäule außen: 3.000 mm
- Wassersäule innen: 5.000 mm
Unsere Bewertung: Sechs von sechs mögliche Kompassen