Unsere Buchbesprechung befasst sich heute mit den Werken Feuermachen, Schnitzen, Hörst Du die Bäume sprechen, Schwarzbuch Alpen und Wildniserleben. Welche Bücher solltest Du besser im Buchladen lassen und welche lohnen sich zu kaufen. Wir haben diese Bücher gelesen, im Gegensatz zu den meisten Rezensenten bei diversen Online-Händlern, und sind auch keine bezahlten Claquere. So was würden Verlage und Autoren zum Glück nie machen und Leute anheuern, die sie mit vielen Sternchen bei den Online-Bewertungen versehen.
“Is mir zu dicke!” soll angeblich Kaiser Wilhelm II gesagt haben, als ihm Beamte den Entwurf für das Bürgerliche Gesetzbuch vorlegten. So mussten die Bürokraten und Juristen noch einmal ran und das ganze Werk kürzen. 1896 verabschiedete der Reichstag das BGB. Während der Kaiser 1918 gehen musste, gilt das BGB noch heute. Ein zeitloses Werk. Ebenso wie das Buch “Deadline” vom Schweizer Journalisten Constantin Seibt. Darin warnt er vor Geschwurbel. Das Schlimmste was Journalisten ihren Leser antun können. “Is mir zu dicke!” sollte kein Leser sagen, wenn er ein Sachbuch in den Hand nimmt. “Feuermachen”, erschienen im AT Verlag aus der Schweiz, hätte eine kleine Diät gut getan. Manche Kapitel kämen auch mit weniger Seiten und Fotos aus. Wie die Erklärung über den Feuerstahl. Auch manche Fotos, die sich über eine Doppelseite erstrecken, sind eher entbehrlich. Wie hilfreich eine Danksagung ist, sollen die Controller der Verlage entscheiden. Was positiv an diesem Buch ist, dass die Masse der Bilder vom Autoren selbst stammen und nicht über Shutterstock und Co zusammengetragen sind. Manche Abschnitte gehen zu sehr in die Tiefe, wie über Zunder selbst herstellen. Für Abenteurer oder Einzelkämpfer beim Militär ist verkohlte Baumwolle als Zunder sicher hilfreich und auch das Wissen darüber, die Masse der Outdoorer braucht dies jedoch weniger. Auch das Format ist ein wenig zu sperrig. Ein Lagerfeuer lässt sich nur draußen entfachen und weniger ist mehr im Rucksack. Hier ist ein Handbuch im Format von einem Taschenbuch deutlich besser mit nach draußen nehmen.
AT Verlag, 160 Seiten,
Unsere Bewertung: Vier von sechs möglichen Kompassen
Buchbesprechung: Schnitzen
Manchesmal ist die Verlagsbranche unglaublich einfallsreich. Dazu gehört auch, den Umschlag eines Buches wie ein Stück Holz zu bedrucken. Originell, das hatte noch keiner! Dachten sich auch die Grafiker von “Die Kunst Feuer zu machen”, “Der Mann und das Holz”, “Der Mann der einen Baum fällte und alles über Holz lernte”, “Ich bin dann mal im Keller”, “Handbuch Holz”, “Praxisbuch Holz”, “Die Birken wissens noch”, “Holzreste clever werken”, “Der Duft von Kiefernholz” und viele weitere Bücher. In dieselbe Kerbe schlägt Melanie Abrantes mit ihrem Buch “Schnitzen schnitzen alles was Du wissen musst”. Die einzelnen Anleitungen zum Schnitzen sind soweit brauchbar, doch leider gelingt es der Autorin nicht, die Leser für das Schnitzen zu begeistern. Es fehlen auch wirklich originelle Ideen. Fundiert ist zumindest kurz und knackig beschrieben welche Arten der Schnitztechniken es gibt. Ein Buch, wie es mittlerweile einige auf dem Markt gibt und das sich kaum von anderen Werken abhebt.
MVG Verlag, 128 Seiten
Unsere Bewertung: Zwei von sechs Kompassen
Buchbesprechung: Hörst Du die Bäume sprechen
Peter Wohlleben ist der Förster der Nation. Etliche Bestseller stammen von ihm. Warum kommt bei den Lesern das Thema Wald so gut an? 33,7% der Fläche von Deutschland ist mit Wald bedeckt. Bevor der ausgebildete Diplom Forstingenieur 2015 seinen Bestseller “Das geheime Leben der Bäume” landete, hatte er schon andere Sachbücher verfasst. Alle haben sie ein Thema: Den Wald. Seine Bestseller zeichnet vor allem der lockere Erzählstil aus. In “Hörst Du die Bäume sprechen” gibt Wohlleben typischen Fragen von Kindern seine Antworten: Können Wälder Regen machen? Wie trinken Bäume? Warum wachsen an Bäumen Pilze? Wie merken Bäume, dass der Frühlin kommt? Mit praktischen Beispielen erklärt der Förster aus Leidenschaft seinen jungen Lesern die Mysterien vom Wald. Auch praktische Ideen gibt es im Buch unter dem Motto “Probier´s aus”. Ohne Geschwurbel und Selbstdarstellung kommt dieses Buch aus. Es geht nämlich um den Wald. Drei Mal ist Peter Wohlleben in diesem Buch zu sehen. Ein wahrer Experte muss nicht auf jeden zweiten Foto präsent sein. Liebevoll ist dieses kurzweilige Buch illustriert und bebildert. Es eignet sich als Lesebuch oder zum Mitnehmen in den Wald.
Verlag: Oetinger Seiten: 128
Unsere Bewertung: Sechs von sechs möglichen Kompassen
Buchbesprechung: Schwarzbuch der Alpen
Spätestens seit dem letzten Sommer sollte uns bewusst sein: Der Klimawandel ist auch bei uns angekommen. Auch die Alpen sind davon betroffen. Hier im zentralen Gebirge Europas herrscht Klimastress. Dieser betrifft uns alle, nicht nur die Alpinisten und Wintersportler. Mit etlichen Illussionen räumt der anerkannte Journalist und Fotograf Matthias Schickhofer in seinem Buch “Schwarzbuch der Alpen” auf. Wie können die Alpen noch ein “wilder” Rückzugsraum sein, wenn dort 30.000 Kilometer Piste (das ist etwa der drei viertelte Umfang der Erde und 11.000 Lifte sowie Seilbahnen surren? Welchen Preis die Natur und die Menschen in den Alpen für den Massentourismus zu zahlen haben, stellt Schickhofer sachlich und gut belegt dar. Er belässt es nicht dabei auf die derzeitige dramatische Lage des größten Teils der Alpen hinzuweisen, der Autor zeigt auch Lösungswege auf. Wie sanfter Bergtourismus aussehen kann, wie sich Dörfer dem Massentourismus erfolgreich widersetzen, wie wichtig es ist in den Alpen wieder die Nähe und die Langsamkeit zu entdecken. Damit jeder für sich überlegen kann, wie er sich für die Alpen einbringt, gibt es am Ende des Buches die Checkliste für alle, denen die Alpen am Herzen liegen.
Verlag Brandstätter, 208 Seiten
Buchbesprechung: Wildnis erleben
Immer mehr Menschen in Mitteleuropa haben Probleme mit dem Einschlafen. Manche nutzen nachts stundenlang das Internet oder sehen fern. Experten raten jedoch von Nutzung der digitalen Medien unmittelbar vor dem Einschlafen ab. Andere nehmen sich ein Buch und lesen darin. Dabei gibt es zwei Arten von Büchern: Die einen fesselt die Lektüre so, dass sie stundenlang darin lesen. Andere Werke beschweren schon nach wenigen Seiten die Augenlider und lassen sie nach unten sinken. Das Buch Wildnis erleben von von Fiona Danks und Jo Schofield ist ein schwerer Stoff. Oft dominieren die Sicherheitshinweise. Manche davon, das Lektorat muss derartige Dinge eigentlich bemerken, sind schlicht und einfach entbehrlich. Dazu gehört der Sicherheitshinweis zum Thema wild campen. Hier gibt es einen Tipp was zu tun ist, wenn sich im Gebiet Bären befinden. Das ist in den USA und Kanada sicher ein Problem, in Mitteleuropa sicher nicht. Ebenso hätte das Buch beim Thema Angeln an die europäischen Gegebenheiten angepasst gehört. Es reicht keinesfalls aus, abgesehen von Skandinavien, hier bei der Gemeinde oder den Grundbesitzer nach Erlaubnis zu fragen, ob man in einem See oder Fluss angeln darf. Dazu bedarf es einen Angelschein, wer diesen nach bestandener Prüfung nicht hat und trotzdem fischt, begeht nach § 293 des deutschen Strafgesetzbuches Fischwilderei. Ein renommierter Verlag passt ein übersetztes Buch entsprechend an. Fragwürdig ist in diesem Buch an manchen Stellen der Umgang mit Lebensmitteln. Paintball mit Mehl befüllten Schleuderbällen spielen, wie es in dem Buch auf Seite 100 steht, zeugt von einem wenig rücksichtsvollen Umgang mit Lebensmitteln. Seit Ende der 80er ist bei den meisten Jugendgruppen, zurecht, basteln mit Salzteig verpönt. Hier empfehlen die Autorinnen mit Mehlbeutel aufeinander zu werfen. Entbehrlich sind auch die Tipps, teilweise bebildert, über das Ausnehmen von Fischen, dem vorbereiten von Fasane und Tauben oder das Häuten von Kaninchen. Besonders diese Fotos dürften den wenigsten Kindern und auch halbwegs empfindsamen Eltern gefallen. Wichtige Dinge, wie das Orientieren, kommen auf den letzten Seiten zu kurz. Ein Buch, dem eine professionalle redaktionelle Überarbeitung gut tut.
AT Verlag, 159 Seiten
Unsere Bewertung: Einer von sechs möglichen Kompassen.