Eine Familientour ist dann perfekt, wenn alle ihren Spaß dabei haben und auch der Kinderwagen mit kann. Im Wental auf der Schwäbischen Alb erwartet Euch ein wunderbarer Rundweg durch das Felsenmeer. Die Tour ist für die Kinder, dank der bizarren Felsformationen, kurzweilig und ideal für ein Picknick.
“Mir ist langweilig!” Diese drei Worte sind die Atombombe der Outdoorkids. Derartige Quengelattacken, richtig platziert, treiben den Blutdruck der Eltern in ungeahnte Höhen. Doch auf der Albhochfläche, in der Nähe der Gemeinde Bartholomä, hat Langeweile im Felsenmeer keine Chance! Ihr startet zu der sechs Kilometer Tour beim Wanderparkplatz in der Nähe vom Landhotel Wental. Nach wenigen Minuten ist das Felsenmeer erreicht. In seltsamen Formen stehen dort die Felsen herum. Kinder und Eltern mit Fantasie erkennen darin Tiere oder Bauwerke . Der Weg durch das Felsenmeer ist wunderbar angelegt und niemand hat am nächsten Tag Muskelkater in den Armen vom Kinderwagen schieben. Beliebt bei den Wanderern sind das Nilpferd oder die Sphinx. Dazu braucht Ihr nicht nach Ägypten fliegen, auch wenn die Felsen hier ein wenig von den Originalen abweichen. Auf den großen Rasenflächen vor den Felsen sind Picknickzonen ausgewiesen. Schwäbisch gründlich eben. In der freien Natur speisen, vor Felsen die gut 150 Millionen Jahre alt sind, das hat schon was. Als sich das Jurameer zurückzog durchspülte das Wasser die Felsen und schuf so diese unglaublichen Formen. Die Kinder sind fasziniert von diesen Formen und klettern an den Felsen herum. Wichtig ist auch zu respektieren wo Ihr Euch breit machen könnt und wo nicht, denn das Felsenmeer ist ein Geotop und Teil eines Naturschutzgebiete. Seit 2009 stehen 290 Hektar, das sind 406 Fußballfelder, vom Wental unter besonderen Schutz.
Wandern mit Kinderwagen: Vorbei am Hexenloch
Weiter geht es auf dem gut ausgebauten Weg am Waldrand Richtung Bartholomä weiter. Bald passiert Ihr das Hexenloch. Für die Kinder ist dieses Geotop pures Abenteuer. Links ein wenig abseits vom Weg liegt diese Felsenspalte. Fachleute nennen es eine dolinenartige Vertiefung. Bis zu zwei Meter sind diese Gräben tief. Doch was interessiert Kinder schon Geologie? In Wirklichkeit entstand das Hexenloch so, wie ein Einheimischer erzählte. Die Hexen feierten die Walpurgisnacht im Felsenmeer. Da kam eine junge Hexe, die noch einen wilden Besen hatte. Anstatt bei den Kolleginnen zu im Felsenmeer zu landen raste der Besen mit der Hexe darauf auf den Ort Bartholomä zu. Im letzten Augenblick zog ihn die kleine Hexe nach oben und so bremste der wildgewordene Besen in dem er einen Graben im Boden hinterließ. Das Hexenloch. Klingt eigentlich ganz logisch, oder? Wenn Ihr glaubt es ist die einzige Sage aus dem Wental, dann irrt ihr Euch kräftig. Es gibt nämlich das Wentalweible, den wohl bekanntesten Felsen in dieser Region. Auch hierfür gibt es eine Sage, welche die Kinder gruseln lässt! Bei dieser bizarren Felsformation soll es sich um eine versteinerte Marktfrau handeln. Sie ist zu Lebzeiten geizig, betrügerisch und bösartig gegenüber anderen Menschen gewesen und deshalb muss sie als Dolomitkalkfelsen im Wental stehen. „Jedes Jahr in der Andreasnacht vom 29. Auf 30 November hört man sie heulen!“ erzählte ein älterer Bewohner vom Dorf Bartholomä. Die Kinder gruseln sich! Vor diesem Felsen befindet sich eine Infotafel mit folgendem Gedicht:
„Drei Vierleng send koi Pfond,
drei Schoppe ischt koi Mauß.
Ei, ei, ei und au, au, au,
o hätt i no dees Deng net dau,
no müaßt i net em Wental stau.“
Am Wentalweible führt unsere heutige Wanderung nicht vorbei. Wir gehen weiter am Waldrand. Wandern, bis scharf rechts ein Waldweg abzweigt. Diesen nehmen und in den Forst wandern. Immer geradeaus führt dieser Weg zur Gemeintalhütte. Wer aufmerksam unterwegs ist, sieht wenige hundert Meter vor dieser Schutzhütte rechts im Wald einen Grabhügel aus keltischer Zeit. Dem Weg weiter geradeaus folgen. Bei der Gemeintalhütte eine Pause einlegen. Hier bei der Schutzhütte treffen vier Wanderwege zusammen. Nun rechts und gleich wieder rechts den Kinderwagen schieben. Auf einem breiten Forstweg geht es durch einen beeindruckenden Mischwald. Wenn der Weg auf einen anderen trifft, rechts halten. Nach wenigen hundert Metern links abbiegen und bald ist der Parkplatz am Felsenmeer erreicht. Plötzlich eröffnen sich bei den Kindern ungeahnte Energiereserven und sie wollen noch einmal an den Felsen herumklettern. Da gibt es nur eines: Nachgeben und in die Wiese setzen. Wo können sich Eltern sonst in Gegenwart von 150 Millionen Erdgeschichte sonnen?