Kochen mit Kindern ist wichtiger denn je. Immer mehr verlieren die Kinder den Bezug zu Lebensmitteln. Wir haben dazu einen Experten gefragt, der so gut kocht, dass sein Restaurant Kuno 1408 im Jahr 2014 einen der begehrten Michelin Sterne erhielt. Das ist die Championsleague im Kochen.
Würzburg. Die Stadt ist für seine Baudenkmäler, den fränkischen Wein und die besondere Küche bekannt. Hier steht Benedikt Faust in der Küche. 2010 zeichnete ihn die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit dem Prädikat “Entdeckung des Jahres” aus. Wir durften diesen Spitzenkoch interviewen und bekamen tolle Tipps für die tägliche Küche sowie Einblicke in die Welt der Profiköche.
Kinderoutdoor.de: Herr Faust warum dürfen Kinder zuhause immer seltener mitkochen?
Benedikt Faust, Sternekoch: Da generell zuhause nicht mehr gekocht, sondern meistens nur zubereitet wird bekommen die Kinder gar keine Möglichkeit mehr dazu!
Kinderoutdoor.de: Was entgeht den Kindern, wenn sie nicht am Herd assistieren dürfen?
Benedikt Faust, Sternekoch: Es entgeht ihnen der Bezug zu „echten“ Lebensmitteln und deren ursprünglichen Zubereitungsarten!
Kinderoutdoor.de: Was sind typisch einfache Gerichte, die auch Kinder problemlos kochen können?
Benedikt Faust, Sternekoch: Pommes selbst gemacht, Kartoffelbrei, Rahmspinat, Erbsen-Möhren-Gemüse, etc.
Kinderoutdoor.de: Für viele Kinder kommt die Butter aus dem Kühlregal und nicht aus der Milch der Kuh. Derartige Beispiele lassen sich viele finden. Warum haben wir den Bezug zu unseren Lebensmitteln verloren?
Benedikt Faust, Sternekoch: Durch den Massenkonsum und unsere Erwartung dass immer jedes Produkt verfügbar sein muss ist der Bezug verloren gegangen.
Kinderoutdoor.de: Wie können wir als Eltern den Kindern ohne erhobenen Zeigefinger vermitteln, wie viel Aufwand hinter Lebensmitteln steckt?
Benedikt Faust, Sternekoch: Am einfachsten wäre es beim traditionellen Zubereiten mit frischen Lebensmitteln (kochen) zu beginnen, damit wird automatisch der Frage,- und Spieltrieb geweckt. Woher kommt das? Was ist das? Von welchem Tier / Bereich?…
Kinderoutdoor.de: Bei den meisten Kindern ist Gemüse alles andere als beliebt. Woran liegt das eigentlich?
Benedikt Faust, Sternekoch: Es liegt an der Ernährung der Eltern die es selbst nicht mehr frisch essen. Und Kinder eifern immer den Eltern nach!
Kinderoutdoor.de In einer Fernsehwerbung sah ich erst, wie die Kinder Gemüse verschmähen. Dann schüttet die liebe Mutti eine Pulvermischung darüber und schwupp lieben die Kinder das Gemüse. Ob das der richtige Weg ist, lasse ich mal dahingestellt. Wie lässt sich Gemüse den Kindern schmackhaft machen?
Benedikt Faust, Sternekoch: Zu erst benötigt man ein tolles Produkt welches leider nicht mehr im Supermarkt erhältlich ist, denn dort schmeckt alles nach Pappe. Frischemärkte, Bauern, Stände, Felder sind die neuen „Bio“ Anlaufpunkte. Dann zubereiten und wenn nötig mit Kräutern verfeinern. Jeder kennt den Geschmack von Sonnengereiften Orangen in Spanien oder frischen Tomaten mit gutem Mozzarella in Italien, doch die wenigsten wissen leider noch wie eine tolle Karotte, Kartoffel, Apfel aus deutschen Gärten schmecken sollte!
Kinderoutdoor.de: Sind fertige Mahlzeiten, die nur noch in die Mikrowelle oder dem Backofen aufgewärmt gehören, tatsächlich preiswerter als frisch zubereitete Mahlzeiten?
Benedikt Faust, Sternekoch:
Die Arbeitszeit ist natürlich deutlich kürzer, jedoch muss man nicht jede Portion Karottengemüse extra kochen sondern kann auch 10 Portionen zubereiten und dann portionsweise einfrieren und auftauen. Dann ist der Kochprozess genauso schnell und durch die Menge deutlich günstiger – selbst mit Gefrierbeutel
Kinderoutdoor.de: Viele Eltern geben Zeitmangel an, warum sie nicht frisch kochen. Können Sie das nachvollziehen?
Benedikt Faust, Sternekoch: Für mich ein nicht akzeptabler Grund, da es siehe oben auch anders geht und das wichtigste Gut eigentlich die Familie ist, die GEMEINSAM miteinander etwas erlebt und da gehört kochen und vor allem gemeinsames Essen am Tisch einfach dazu! Jeder freut sich zur Weihnachtszeit im Kreise seiner Familien an Tisch zu speisen und sich Geschichten zu erzählen – warum geht das nicht jeden Tag für 30 Minuten??
Kinderoutdoor.de: Wie viel Zeit brauche ich etwa als Amateur um für mich und ein Kind zu kochen?
Benedikt Faust, Sternekoch: Zwischen fünf bis 120 Minuten je nach Aufwand den man möchte. Ein schnelles Nudelgericht mit frischem Gemüse und gebratenem Fisch oder Fleisch ist in zehn bis zwölf Minuten zubereitet. Die Erwartungshaltung sollte einfach weit weniger hoch sein. Essen kann auch einfach und lecker sein. – wie lange benötige ich effektiv aus Gemüseresten eine Suppe / Eintopf zu kochen??
Kinderoutdoor.de: Bei den meisten in der Küche gibt es bei der Temperaturregelung nur zwei Positionen: Null und Neun. Warum ist das so und worin liegt hier der große Fehler?
Benedikt Faust, Sternekoch: Es ist so, weil pro Generation immer mehr Wissen über Kochvorgänge verloren geht. Der Fehler besteht darin, dass bei 0 Nix passiert und bei 9 alles Schwarz wird.
Kinderoutdoor.de: Kochen ist mehr als nur Lebensmittel in der Pfanne warm zu machen. Hier kommen auch die Chemie und Physik ins Spiel. Zum Kochen zähle ich auch, wenn Familien die eigene Marmelade herstellen oder andere Früchte einmachen. Wie lassen sich Kinder fürs Kochen begeistern?
Benedikt Faust, Sternekoch: Spielerisch geschmackvoll
Kinderoutdoor.de: Wann begann Ihre Leidenschaft fürs Kochen?
Benedikt Faust, Sternekoch: Fürs Essen mit 12 bei dem Ausschlecken des Kuchenteiges, fürs Kochen mit vollem Bewusstsein mit 20 weit nach meiner Lehre!
Kinderoutdoor.de: 1993 haben Sie eine Lehre als Koch begonnen. Wie haben Ihre Freunde damals darauf reagiert? Bei den Jugendlichen stehen Berufe wie Maschinenbauer, Kfz Mechaniker oder Elektroniker ganz klassisch an der Spitze.
Benedikt Faust, Sternekoch: Da man als Koch andere Arbeitszeiten hat und wenn man erfolgreich sein möchte sowieso etwas die Welt bereisen sollte lösen und ändern sich die Freunde sehr schnell.
Kinderoutdoor.de: Sie sind Küchenchef im Kuno 1408 in Würzburg. Dort haben Sie ein eingespieltes Team in der Küche, das entsprechend professionell ausgerüstet ist. Haben Sie eigentlich schon mal wie viele unsere Leser auf einem Gaskocher oder am Lagerfeuer gekocht und was waren Ihre Erfahrungen dabei?
Benedikt Faust, Sternekoch: Lagerfeuer teilgenommen – Ja, auf Gaskochern gekocht – Auch , beides gemeinsam noch nicht. Für mich ist es egal worauf und wann ich koche – manches ist komplizierter und anderes weniger. Der Umstand entscheidet über das Vorgehen in der Zubereitung!
Kinderoutdoor.de: Was sollte ein Outdoorer als Grundausrüstung für die mobile Küche dabei haben?
Benedikt Faust, Sternekoch: Alles was er braucht um seinen Bedürfnissen zu entsprechen, jedoch ohne dabei den Spaß zu vergessen
Kinderoutdoor.de: Welche Nahrungsmittel eignen sich am besten für die Küche beim Zelten?
Benedikt Faust, Sternekoch: Haltbare Lebensmittel – je weniger Feuchtigkeit in den Produkten umso länger sind sie meist haltbar.
Kinderoutdoor.de: Was halten Sie davon saisonal und regional zu kochen?
Benedikt Faust, Sternekoch: Das sollte unser aller Vorbild sein, denn nur dann kommt es aus der Region und ist frisch!
Kinderoutdoor.de: Beliebt bei manchen Outdoorern sind die Fertigmahlzeiten. Tüte aufreißen, heißes Wasser drüber und fertig. Eine Alternative zum Kochen am Lagerfeuer oder dem Gaskocher?
Benedikt Faust, Sternekoch: Wenn es nicht anders geht – okay, aber besser schmecken und mehr Spaß macht natürlich die frische Zubereitung.
Kinderoutdoor.de: Sie sind mit dem Michelin Stern ausgezeichnet und kochen in der Championsleague. Die meisten Laien gehen davon aus, dass sie mit unglaublich vielen Zutaten hantieren. Ist das so?
Benedikt Faust, Sternekoch: Nein, im Gegenteil, wir machen extrem wenig – aber besonders intensiv, dafür viele Gänge um verschiedenste „reine“ Geschmackserlebnisse zu zaubern
Kinderoutdoor.de: Welchen hilfreichen Grundsatz haben Sie in Sachen Kochen für und mit Kindern an unsere Leser?
Benedikt Faust, Sternekoch: Kocht was ihr könnt und wollt – habt keine Angst – kochen ist Spaß am Essen!
Kinderoutdoor.de: Zum Schluss noch eine Frage, die wir allen unseren Interviewpartnern stellen: Was ist Ihr ultimativer Geheimtipp für Outdoorfamilien? Wo sollten diese unbedingt einmal unterwegs gewesen sein und warum?
Benedikt Faust, Sternekoch: Es gibt für mich nicht diesen ultimativen Geheimtip – am tollsten ist es wo man sich wohl fühlt!
Vielen Dank Herr Faust für das Interview mit Ihnen!