Burley Fahrradanhänger kennen die meisten Eltern. Bei diesen Gefährten stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Kinderoutdoor wollte mehr dazu wissen und wir haben es geschafft, mit Allison Coughlin ein Interview zu führen. Sie ist Sales & Marketing Manager und Tochter von Burley-Inhaber Mike Coughlin. Allerdings ist Allison immer gut unterwegs und ohne die unglaubliche Hilfe von Marion (ganz lieben Dank!) hätten wir unserer Interviewpartnerin nur schwer die Fragen stellen können.
Liebe Allison, viele Deutsche denken bei den USA sofort an PS starke Autos und weniger an Fahrräder oder gar Fahrradanhänger. Wie populär ist denn das Fahrradfahren in Deiner Heimat den USA?
Allison Coughlin: Fahrradfahren gewinnt in den USA definitiv an Popularität, sie reicht aber nicht an jene in Deutschland heran. Etwas mehr als ein Drittel aller Amerikaner fährt Fahrrad, aber – im Gegensatz zu Deutschland – tun es die meisten von ihnen (ungefähr 70 Prozent) hauptsächlich als Freizeitbeschäftigung, und etwas weniger als die Hälfte nutzt ihr Fahrrad für den Weg zur Arbeit oder in die Schule. Innerhalb der letzten 15 Jahre ist diese Zahl aber um mehr als 60 Prozent gestiegen. Das ist natürlich großartig, und wir hoffen, dass der Trend anhält!
Vor fast 40 Jahren begann der Siegeszug der Fahrradanhänger mit Burley Bev. Wie kam es zu den ersten Burley Fahrradanhängern?
Beverly, die Frau von unserem Unternehmensgründer, war Namensgeberin für Burley. Als Radrennfahrerin war sie oft unter ihrem Spitznamen Burley Bev unterwegs. Alles begann also mit der Leidenschaft Radfahren und mit der Liebe zur Natur. Der Gründer von Burley (und Mann von Bev), Alan Scholz, stellte ursprünglich Fahrradtaschen her, die er auf dem ca. 50 km entfernten Markt verkaufte. Und so suchte er nach einer Möglichkeit, seine Ware dorthin zu transportieren – und zwar ohne Auto, denn er und seine Familie verzichteten der Umwelt zu Liebe auf einen motorisierten Untersatz. Also entwarf er einen Fahrradanhänger, um sowohl die Taschen als auch seine kleine Tochter zum Markt befördern zu können. Dort waren die Scholz‘schen Fahrradtaschen sehr beliebt, aber die Kunden wurden vermehrt auch auf den handmade Anhänger aufmerksam. Es dauerte nicht lange, und Burley machte sich einen Namen für sichere und langlebige Produkte. Der Name Burley wurde zum Synonym für Fahrradanhänger.
Burley Fahrrandanhänger: Am Anfang stand die Hollywood Schaukel…….
Stimmt es dass, die ersten Burley Anhänger aus einer alten Hollywoodschaukel gefertigt wurden?
Ja, das ist richtig. Die Teile eigneten sich gut für einen Prototypen.
Hollywoodschaukeln zersägt Burley mittlerweile nicht mehr. Worauf sollten Eltern achten, wenn sie einen Fahrradanhänger kaufen?
Zunächst einmal sollten Eltern sich überlegen, für welche Aktivitäten sie den Anhänger nutzen wollen. Viele Burley-Fahrradanhänger sind multifunktional. Das heißt, dass man sie mit nur wenigen Handgriffen auch als Kinderwagen, Jogger oder sogar zum Skilanglaufen verwenden kann. Dies stellt für viele Eltern einen enormen Zusatznutzen dar. Können sie so doch z.B. mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren und vor Ort den Anhänger gleich als Kinder- und sogar Einkaufswagen nutzen. Sicherheit und Qualität sind natürlich auch von höchster Wichtigkeit, wenn man auf der
Suche nach einem Kinderfahrradanhänger ist. Eltern befördern damit ihr wertvollstes Gut (ihre Kinder!), was Sicherheit und Langlebigkeit zu einem entscheidenden Faktor macht. In den USA beispielsweise, sind die von der ASTM (eine Art US-TÜV) vorgegebenen Standards für Kinderfahrradanhänger lediglich von freiwilliger Natur. Das bedeutet, Hersteller können Anhänger verkaufen, ohne die Vorgaben der ASTM einhalten zu müssen! Das ist verständlicherweise für viele erschreckend. Und tatsächlich gibt es in Sachen Sicherheit und Qualität große Unterschiede. Bei Burley betrachten wir die ASTM-Standards lediglich als Minimalanforderung und arbeiten stets daran, diese bis zu einem Vielfachen zu übertreffen. Sicherheit, Qualität und Langlebigkeit haben bei uns oberste Priorität. Darum entwickeln wir zusätzliche Features, die einen sicheren Gebrauch unserer Anhänger einfacher und komfortabler machen.
Was ist Deine Meinung: Macht es Sinn einen gebrauchten Fahrradanhänger zu kaufen oder besteht die Gefahr, dass dieser Schäden hat die nicht zu erkennen sind?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten! Im Gegensatz zur Automobilbranche kennen wir keine Zertifikate für Gebrauchtwagen – bzw. in diesem Fall gebrauchte Anhänger. Grundsätzlich ist immer ein gewisses Risiko dabei, wenn man etwas Gebrauchtes kauft. Auf jeden Fall sollte man folgende Schlüsselbereiche gründlich nach Hinweisen auf
Abnutzung oder Beschädigung – wie z.B. Kratzer, Risse, Falten oder auch Farbveränderungen – untersuchen: Verbindungsstücke (am Fahrrad befestigte Kupplung, Zugstange/Deichsel, Aufnahme am Anhänger), Sitz inklusive Gurt, Rahmen, Achse und Räder. Wenn das Verdeck deutliche Abriebspuren aufweist, könnte dies auf einen vorangegangenen Überschlag hindeuten – was wiederum versteckte bzw. nicht erkennbare Schäden verursacht haben könnte.
Für viele Eltern steht das Thema Sicherheit bei Fahrradanhängern ganz oben auf der Liste. Was tut Burley damit die Kinder sicher im Anhänger unterwegs sind?
Für Burley ist Sicherheit nichts, was erst im Nachhinein bedacht wird. Sicherheit steht bei der Entwicklung unserer Anhänger von Anfang an im Zentrum, und bevor ein Produkt überhaupt auf den Markt kommt, hat es bereits zahlreiche Überprüfungen und Tests hinter sich gebracht. Unser Unternehmen hat übrigens dabei geholfen, die ersten
Internationalen ASTM Standards für Kinderfahrradanhänger zu entwickeln. All unsere Produkte werden während des gesamten Herstellungsprozesses, also in jedem einzelnen Fertigungslauf, getestet, um eine gleichbleibende Qualität sicherzustellen. Die Basis für jeden Kinderfahrradanhänger ist ein Überrollrahmen aus Aluminium, um im Falle eines Unfalls bestmöglichen Schutz zu bieten. Beim Design achten wir außerdem darauf, dass es nirgendwo verschluckbare Kleinteile, kleine Öffnungen, scharfe Kanten oder Gefahren für Quetschungen gibt. Die verwendeten Materialien
werden sorgfältig ausgewählt und von externer Seite auf Schadstoffe hin überprüft. Sie entsprechen zahlreichen Standards für chemische Tests – inklusive CPSIA und REACH.
Wie testet Ihr die Fahrradanhänger auf Schadstoffe?
„Chemikalienmanagement“ während der Lieferkette ist extrem wichtig! Im Rahmen unserer Branche entwickelt sich das Wissen um schädliche Stoffe ständig weiter. Und es ist von großer Bedeutung, dass wir als Unternehmen neue Informationen umgehend aufnehmen bzw. berücksichtigen. Wir arbeiten mit einem externen Labor zusammen, um unsere Standards in Sachen gefährlicher Substanzen alle sechs Monate zu überprüfen. Darüber hinaus haben wir ein praktisches Tool entwickelt, das es unseren Zulieferern leicht macht, all die Anforderungen zu verstehen – bevor wir überhaupt eine Komponente auswählen. Im Fokus stehen hauptsächlich: Blei, Cadmium, Phtalate, PFOS, PAHs und Formaldehyd. Unsere REACH-Richtlinie stellt außerdem sicher, dass unsere Produkte frei von vielen anderen löslichen chemischen Stoffen sind. Unsere Zuliefererm bewahren die Testprotokolle auf, um die Einhaltung aller Bestimmungen nachweisen zu können, und wir beauftragen noch zusätzlich externe Kontrollen unserer Produktionsstätten, um Kontinuität zu gewährleisten. Wie man sieht, beschäftigt dieses Thema die Eltern zu Recht, und Burley nimmt sowohl die Sorgen als auch die Anforderungen sehr ernst.
Welche Tipps kannst Du Eltern geben, die mit dem Fahrradanhänger unterwegs sind. Wie lässt sich dieser noch zusätzlich sichern (z.B. Fahne oder Beleuchtung) damit ihn die Autofahrer besser sehen?
Bei den Kinderfahrradanhängern von Burley gibt es eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen, um die Sichtbarkeit für Autofahrer zu erhöhen. Zunächst einmal wählen wir kräftige, gut sichtbare Farben für das Verdeck und versehen dieses mit reichlich reflektierendem Material. Darüber hinaus gibt es eine Sicherheitsfahne, Reflektoren an der Front- und Heckseite sowie an jedem Rad und eine Befestigungsschlaufe für ein Rücklicht (plus zusätzliche Lichthalterung bei den meisten Modellen).
Wie wichtig findest Du Fahrradhelme?
In meinen Augen sind Fahrradhelme unerlässlich. Das Gehirn ist der wohl wichtigste Teil unseres Körpers, also macht es doch Sinn, diesen sorgfältig zu schützen! Das Gehirn eines Kindes befindet sich in einem ständigen Lern- und Wachstumsprozess, also sollte dieses extra gut geschützt werden. Wir empfehlen also grundsätzlich das Tragen eines
Helmes und haben dies auch bei der Entwicklung unserer Produkte bedacht. In manchen Anhängern wird der Kopf des Kindes durch das Tragen eines Helms nachvorne gedrückt, was die ganze Sache recht unbequem macht. Alle Burley-Anhängerhaben eine Aussparung in Form eines locker gespannten Netzes über dem Schulterbereich. Der Helm verschwindet also in dieser „Tasche“, wodurch eine angenehme Sitzposition für das Kind geschaffen wird. Das Tragen eines Helmes ist ein einfacher und entscheidender Weg für mehr Sicherheit.
Wie verändert sich das Fahrverhalten mit einem Gespann aus Fahrrad und Anhänger? Ist die Umstellung schwer?
Ein Anhänger bedeutet zusätzliches Gewicht, wodurch das Fahrrad weniger schnell reagiert. Größere Steine, Bordsteinkanten, scharfes Bremsen oder plötzliche Lenkbewegungen sollten vermieden werden, um schwierige oder gefährliche Situationen zu umgehen. Unser Tipp ist, den Anhänger mit Gepäck zu beladen und das Fahren erst einmal in einem offenen und sicheren Terrain – z.B. auf einem leeren Parkplatz oder einem breiten Fahrradweg – zu üben. So kann man sich in Ruhe an das ungewohnte Handling herantasten und fühlt sich danach sicher und bereit auch für kritischere Situationen. Übrigens ist die Fahrtauglichkeit und Kompatibilität des Fahrrads genauso wichtig! Ein Check-up durch einen qualifizierten Händler wäre also ein guter Start.
Eine große Angst mancher Eltern ist, dass der Fahrradanhänger umkippt. Wie lässt sich das mit der richtigen Fahrweise vermeiden?
Neben dem Extra-Gewicht, das gezogen werden muss, sollte man bedenken, dass das ganze Gefährt aus Fahrrad und Anhänger sowohl länger als auch breiter ist als gewohnt. Also muss man seine Fahrweise in mancher Hinsicht anpassen. Burley Kinderfahrradanhänger sind für das Fahren auf befestigten Straßen und Wegen konstruiert. Unwegsames Gelände sollte gemieden werden – was das Risiko eines Umkippens minimiert. Wichtig ist jedoch, dass die Räder auf gleicher Ebene gehalten werden. Denn wenn man ein Hindernis nur auf einer Seite überquert, kann dies den Anhänger in eine gefährliche Schräglage und schlimmstenfalls zum Kippen bringen. Im Übrigen empfehlen wir ein Tempolimit von 24 hm/h auf ebenen, geraden Strecken sowie ein Limit von 8 km/h in Kurven oder auf unebenen Straßen. Die Zugstange ist bei Burley so designt, dass der Anhänger leicht nach links versetzt ist. Dies schützt vor einer
Kollision mit oft auf der rechten Seite befindlichen Hindernissen – wie z.B. dem Bordstein.
Verdeck auf oder zu? Das ist hier die Frage!
Die erste Ausfahrt mit meiner mittleren Tochter endete nach fünf Minuten. Sie schrie im Fahrradanhänger lauter als eine Feuersirene. Wie lassen sich Kinder Kinder an den Fahrradanhänger gewöhnen?
Ich würde dazu raten, mit einer kurzen Fahrt zu einem beliebten Ziel – z.B. dem Spielplatz oder einer Eisdiele – zu beginnen. Oft hilft es auch, ein paar Sachen mitzunehmen, die das Kind gerne mag, egal, ob sein Lieblingskuscheltier, ein Buch oder eine Kleinigkeit zu naschen. Wenn der Nachwuchs etwas zögerlich oder ängstlich ist, lässt man ihn den Anhänger am besten in Ruhe und von allen Seiten erkunden, bevor die erste Fahrt überhaupt losgeht. Ich bin mir sicher, dass der oder die Kleine in kürzester Zeit erst dann schreien wird, wenn es Zeit ist, den Anhänger wieder zu verlassen!
Eine Frage die manche Eltern spaltet: Muss das Verdeck von einem Fahrradanhänger immer geschlossen sein und warum ist das so?
Ja, das Verdeck muss unbedingt bei jeder Fahrt geschlossen sein, aus zwei einfachen Gründen: Nur so ist das Kind vor Schmutz, kleinen Steinen oder Zweigen, welche leicht aufgewirbelt werden können, geschützt. Und das Verdeck fungiert als wichtige Barriere zwischen Kind und Fahrrad-Hinterrad. Wir verstehen natürlich, dass die kleinen Passagiere auch ein paar warme Sonnenstrahlen oder den angenehmen Fahrtwind abbekommen wollen, deswegen haben wir unsere Anhänger so designt, dass man bei Bedarf – also gutem Wetter – das Regencover ganz einfach aufrollen kann. Es bleibt dann nur noch ein Netz, so dass das Kind die gute Luft in der freien Natur schnuppern kann und trotzdem geschützt ist. Nutzt man den Anhänger als Kinderwagen, kann das Verdeck selbstverständlich komplett geöffnet werden – solange man ein Auge auf die Umgebung hat.
Ihr empfehlt, Burley Fahrradanhänger nicht bei motorgetriebenen Fahrzeugen zu verwenden. Wie ist das mit einem E Bike? Darf ich einen Fahrradanhänger daran ankoppeln?
Das ist noch eine super Frage! Für die es allerdings keine allgemein gültige Antwort gibt… E-Bikes sind nicht immer mit den gleichen Hinterradnaben und -achsen ausgestattet. Es gilt also als Erstes zu überprüfen, ob die Anhängerkupplung sicher am E-Bike befestigt werden kann. Aber es sind viele verschiedene Steckachsen-Lösungen auf dem Markt erhältlich, und Burley bietet mehrere Kupplungsadapter an, so dass es oft möglich ist, den Fahrradanhänger mit einem E-Bike zu nutzen. Wer sich nicht sicher ist, kann sich gerne an unseren Kundenservice wenden: Einfach ein paar Fotos vom Bike schicken, und wir können in den meisten Fällen sagen, ob überhaupt eine
Verbindungsmöglichkeit gegeben ist bzw. welcher Adapter am besten passt. Was noch ganz wichtig ist: Viele E-Bikes sind so ausgestattet, dass sie bis zu 32 km/h schnell fahren können! Das übersteigt das empfohlene Tempolimit für ebene, gerade Strecken mit Anhänger um 8 km/h. Um alle sicher ans Ziel zu bringen, sollten sich EBike- Fahrer hohe Geschwindigkeiten also lieber für Ausflüge ohne Anhänger aufheben.
Zum Schluss noch eine Frage die wir jeden unserer Interviewpartner stellen: Was ist Dein ultimativer Outdoortipp für Familien? Wo sollten Outdoorfamilien unbedingt einmal gewesen sein?
Mein Outdoortipp für Familien ist ganz einfach: Fangt schon früh an, auch wenn die Ausflüge erst einmal kurz sind! Wer seine Kinder von klein auf in die freie Natur eintauchen lässt, schenkt ihnen Entdeckerfreude und Abenteuerlust fürs ganze Leben. Und wenn ich einen Ort empfehlen soll, den Outdoor-Familien unbedingt einmal besucht haben sollten, wäre das natürlich unsere Heimat – Oregon. Der US-Bundesstaat ist ein Ganzjahresmekka für Abenteurer! Von Biken über Wandern bis hin zu Skifahren oder Paddling, hier sind Outdoor-Aktivitäten keine Grenzen gesetzt. In Oregon ist man nie weit entfernt von Wiesen, Wäldern oder einem wirklich atemberaubenden Ausblick.
Vielen Dank Allison für das Interview!
Sehr gerne!