Eine Kuhattacke ist extrem selten. Bei einem tragischen Zwischenfall in Laax (Schweiz) kam eine deutsche Urlauberin bei einer Kuhattacke ums Leben. Sind Kühe wirklich so gefährlich? Sollt Ihr mit den Kindern besser auf keine Almen mehr gehen? Wir sagen Euch wie Ihr eine Kuhattacke ganz leicht verhindern könnt.
Eine Kuhattacke habe ich bisher weder gesehen noch selber miterlebt. Für meine Bücher und Artikel bin ich oft in den Bergen unterwegs und komme an Almen und wunderbaren Bergweiden vorbei. Noch nie hat mich eine Kuh angegriffen. Hatte ich einfach Glück? Auf dem Weg zur Gindelalm am Schliersee bin ich sogar einem Galloway Rind begegnet. Das sind die schottischen Hochlandrinder mit ihren langem Fell und den beeindruckenden Hörnern. Schmatzend sah das gutmütige Tier kurz zu mir auf und fand mich scheinbar alles andere als interessant. Warum passiert manche Kuhattacke. Bei einem Senn habe ich nachgefragt.
Kuhattacke: Da muss viel zusammenkommen!
Auf meine Frage wie es zu einer Kuattacke kommen kann, meinte der Naturbursche :”Keine Ahnung wie so was Schlimmes passiert. Da muss wahrscheinlich einiges zusammenkommen. Mich hat in den vergangenen vierzig Jahren noch nie eine Kuh angegriffen!” Grundsätzlich sind Kühe Fluchttiere und vom Charakter her eher gemütlich veranlagt. “Eine Kuh will vor allem eines: Ihre Ruhe und genug zum Fressen haben.” Wenn es zu einer Kuhattacke kommt, dann ist es das letzte Mittel zu dem das Tier verzweifelt greift. Was viele Wanderer nicht wissen, das Blickfeld von einer Kuh liegt bei etwa 270 Grad. Wir Menschen kommen auf lediglich ein Blickfeld von 180 Grad. Doch dieser Weitwinkel, wie die Fotografen sagen, hat einen großen Nachteil für die Kuh: Sie sieht das meiste verkrümt. Je weiter ein Gegenstand am Rand vom Blickfeld der Kuh ist, um so deformierter erscheint er. Bis zu sechs Meter sieht die Kuh die Dinge genau. Dann nimmt die Sehfähigkeit rapide ab. Doch das große Blickfeld hat noch einen negativen Aspekt: Die Tiefenwahrnehmung der Kuh ist unglaublich schlecht. Vor allem Schatten ängstigen die Kühe. Offensichtlich kommt ihnen ein Schatten wie ein Loch vor. Um das Ganze genauer zu betrachten hebt und senkt die Kuh den Kopf. Wenn ein Wanderer auf die Kuh zukommt nimmt sie auch seinen Schatten wahr und kann dadurch erschrecken. Ein weiteres Problem ist es, wenn sich Menschen der Kuh von hinten nähern. Hier ist für das Tier ein toter Winkel. Wer aus dieser Zone kommt, stellt für die Kuh instinktiv eine Gefahr dar. Deshalb versucht zu vermeiden, Euch der Kuh von hinten zu nähern.
Kuhattacke: Eigene Herd, goldes wert!
Kritisch ist es auch, wenn eine Herde den Wanderweg quert oder darauf steht. “Hier ist es besser nicht den Helden zu spielen” rät der Senn “Weniger schlau ist es, die Kühe mit dem Wanderstock zu vertreiben. Dadurch fühlen sie sich angegriffen” Immerhin kann eine ausgewachsene Kuh bis zu 800 Kilogramm wiegen. Bei solchen tierischen Straßensperren gibt es zwei Möglichkeiten: “Abwarten bis die Herde weitergetrottet ist oder die Tiere umgehen,” rät der Senn. Wichtig ist auch, dass Ihr Euch ruhig verhaltet. Keinen Spaß verstehen die Kühe bei den Kälbern. Diese schützen sie konsquent. So lieb die Kälber auch aussehen, bitte streichelt sie nicht und haltet Abstand. So schwer das auch den Kinder fällt. Wer dennoch einem Kälbchen nachstellt, der löst wahrscheinlich eine Kuhattacke aus. “Zuerst schnaubt die Kuh. Das geht dann in ein Brummen über. Sie senkt den Kopf und brüllt.” erklärt der Experte von der Alm. Höchste Zeit den geordneten Rückzug anzutreten. “Wenn die Kuh mit ihren Hufen scharrt dann nichts wie weg. Dreht aber der Kuh keinesfalls den Rücken zu,” so der Senn. Was Ihr bei einer Kuhattacke keinesfalls unterschätzen dürft: Die Kuh kann auf einer kurzen Distanz richtig schnell sein. Hinzu kommt ihre Masse von 600 bis 800 Kilogramm. Außerdem rät der Senn auf den Wanderwegen zu bleiben und nicht in die Weide der Kühe zu gehen. “Stellt Euch vor, Ihr sitzt mit der Familie am Esstisch und plötzlich geht eine Kuh an Euch vorbei!” erklärt der Experte die Situation. Eine Bitte hat der Senn “Seid bitte so lieb und leint die Hunde an, wenn Ihr über Weidegründe geht.”