Outdoor Bücherbesprechung bedeutet für das Team von Kinderoutdoor.de intensives Lesen und ausprobieren. Für Euch haben wir uns durch das Buch Outdoor Kids, draussen schlafen, Hütte Zelte Tipis und Camping Glück durchgearbeitet. Einen Kandidaten unserer Outdoor Bücherbesprechung fanden alle unsere Teammitglieder gut, das Gleiche traf auf ein anderes Buch zu. Im negativen Sinn.
Unsere Bücherbesprechung startet mit Outdoor Kids. Gut aufgebaut ist das Buch von Nicolas Lätt nach den Jahreszeiten. Das erleichtert manchen Lesern die Arbeit mit diesem Buch. Zu lange fällt die Einleitung mit Vorwort und anderen entbehrlichen Punkten aus. Hier ist weniger ein deutlicher Mehrwert für den Leser. Teilweise rutscht dieser Bereich ins philosophische ab.
Nett ist die Idee, die Protagonisten von diesem Buch vorzustellen. Doch liest sich die Vorstellung der “Helden unserer Abenteuer” eher wie eine Kurzbewerbung. In den einzelnen Kapiteln nehmen auch die persönlichen Schilderungen zu viel Raum ein. Wer sich dieses Buch kauft, ist vorrangig an Anleitungen für “Bushcraft und Abenteuer” wie es der Titel verspricht interessiert und weniger an einen Aufsatz unter dem Motto” Unser schönstes Ferienerlebnis”. Auch Aktionen in denen sich der Autor offensichtlich gefällt, als er eine alte Badewanne auf die Alp trug und mittels Feuer das Wasser darin erhitzte, hat für die Leser wenig Wert. Die allerwenigsten tragen eine alte Badewanne durch die Berge. Leider deutlich zu kurz fällt die Anleitung für den Bau von einem Planenkanu aus. Dafür hätte es sich vonseiten des Lektors gelohnt, das Vorwort “Abenteuer auf dem Wasser” einzusparen. Ansonsten vermittelt das Buch den Eindruck von einem gut bebilderten Familienalbum. Tatsächlich interessante Themen wie Landart, sind auf einer viertel Seite abgehandelt.
Outdoor-Kids
- erschienen im AT Verlag
- 136 Seiten
- Preis 20 Euro
Unsere Bewertung: Zwei von sechs möglichen Kompassen
Outdoor Bücherbesprechung: Draussen Schlafen und zwar richtig
Wie professionelle Arbeit aussehen kann, beweist eindrucksvoll Markus Kellenberger in seinem Buch “Draussen Schlafen”. Geschwurbel? Fehlanzeige. Auf den Punkt bringt der Autor, er nahm zwei mal an der Camel Trophy teil, seine Informationen. Kellenberger, ein erfahrener Outdoorer schafft es sich in den Leser zu versetzen und setzt beim Grundsätzlichen an. So erklärt er, wie in den verschiedenen europäischen Ländern das “wilde Campen” gesetzlich geregelt ist. Eine Angst die Viele bewegt, dass zum Frühstück Uniformierte vor dem Schlafsack stehen. Ebenso bewegt etliche, die Outdoorer sein möchten, wie gefährlich wilde Tiere sein können. Mit wenigen Sätzen schafft es Kellnberger, diese Vorbehalte aus dem Weg zu räumen. Die Waldbewohner hierzulande haben sicher mehr Angst vor den Menschen, als umgekehrt.
Ohne die Leser zu verschrecken. Fundiert geht der Autor auf das gefährlichste Tier in unseren Wäldern und Wiesen ein. Davon hat kein Jäger eine Trophäe an den Wänden hängen: Zecken. Auch aktuelle Gefahren beschreibt der erfahrene Outdoorer. Sind plötzliche Überschwemmungen vor zehn, fünfzehn Jahren noch kein Thema gewesen, jetzt sollte diese Gefahr jeder Outdoorer im Hinterkopf haben, wenn er draußen übernachten will. So zerstörte innerhalb weniger Stunden ein Extremregen ein malerisches Waldtal auf der Schwäbischen Alb. Ebenso viel Mühe hat sich der Autor mit den verschiedenen Packlisten gemacht. Sein Schreibstil ist nicht der belehrende Oberoutdoorer, sondern freundschaftlich und informativ. Ein Buch, das in Zeiten der grassierenden Womo-Seuche einen wunderbaren, sympathischen und professionellen Kontrapunkt setzt.
Draussen schlafen
- erschienen im AT Verlag
- 152 Seiten
- Preis 20 Euro
Unsere Bewertung: Sechs von sechs möglichen Kompassen
Outdoor Bücherbesprechung: Hütten Zelte Tipis fehlt es an allen Ecken
Wer sich einen Reise- oder Wanderführer beim stationären Buchhändler kauft, sollte immer von hinten anfangen zu lesen. Seht Euch zuerst den Bildnachweis an. Ist der so grau die Wolle von einem Bergschaf, weil in kleinster Schrift die einzelnen Urheber der Fotos aufgeführt sind, dann ist es besser, Ihr lasst das Buch im Regal stehen. Der/die Autorin ist mit größter Sicherheit nicht vor Ort gewesen und hat das ganze Werk online recherchiert. Dank Fotolia und Shutterstock kommen die Bilder ins Buch. Ein wenig kommt der Leser auch ins Grübeln, wenn er sich den Bildnachweis in Hütten, Zelte und Tipis ansieht.
Einerseits ist es begrüßenswert, wenn sich der Autor Michel Beauvais nicht dauernd penetrant im Bild selbst inszeniert. Andererseits ist der gute Mann kein einziges Mal auf einem Foto zu sehen, davon stammt die Masse von externen Anbietern, und setzt stattdessen auf Zeichnungen. Die sind gut bis sehr gut angefertigt, doch ist das Buch in vielen Punkten oberflächlich und zu weit gefasst. Von der lebenden Hütte bis zu einem massiven Bauwerk aus Recyclingmaterialien ist alles dabei. Das kann schlecht gut gehen. Anstatt Schritt für Schritt aufzuzeigen wie sich die eine oder andere Hütte bauen lässt, bleibt der Autor leider oft vage und seine “Sprünge” sind zu groß. Manche Ideen sind schlicht etwas fern der Realität. Dazu gehört die Bambushütte. Ein teueres Vergnügen. auch wenn der Autor empfiehlt sich in der Nachbarschaft und Gärten den Bambus zu organisieren. In Japan ist dies sicher kein Problem.
Unsere Bewertung: Ein Kompass von sechs möglichen Kompassen
Hütten Zelte Tipis
- erschienen im AT Verlag
- 192 Seiten
- Preis 19,95 Euro
Outdoor Bücherbesprechung: Camping Glück vom Profi
Das Internet hat einige vermeintliche Vorteile. Wer bisher als Autor keinen Verlag gefunden hat, wenn die Lektoren nicht das Potenzial erkannten oder weil einfach das Niveau zu flach ist, dder kann jetzt im Selbstverlag sein Buch herstellen. Inflationär sind Krimis, Womo-und Campingführer. Bei den meisten ist verständlich, warum sich kein Verlag dafür fand. Ein halbwegs anspruchsvoller Leser leidet an den Texten, die Familien zum Campen animieren sollen, sich aber auf dem Level von einem Grundschulaufsatz bewegen. Nur gut, dass manche dieser Outdoormachwerke lediglich in elektronischer Form erhältlich sind. Das schont zumindest die Ressource Holz. Ganz anders als diese Amateurwerke ist das Buch Camping Glück. Der bekannte TV-Journalist Björn Staschen stellt in diesem lesenswerten Campingführer 80 außergewöhnliche Zeltplätze in Deutschland vor. Dabei reicht seine Spannbreite von der Hallig Hooge bis zum Zellersee bei Schleching in Oberbayern. Tatsächlich entsprechen sind die Plätze, welche sich Stachen ausgesucht hat, alles andere als der Einheitsbrei welche die Womobilisten und darin sitzenden Möchtegern-Outdoorer bevorzugen.
Gemütliche Camping am Deich, garantiert ohne Selbstbedienungslokal oder Übernachten auf einer Burgruine und hier fehlt (zum Glück!) das Animationsprogramm für Kinder. Die meisten der vorgestellten Zeltplätze sind frei von Womos. Ein weiterer guter Grund, sind dieses professionell geschriebene Buch zu kaufen. Anders als die anbiedernden Schreibamateure aus ihren Selbstverlagen ist die Sprache von Staschen informativ und unterhaltsam. Vor allem schafft es der Autor die Besonderheiten der einzelnen Zeltplätze pointeniert herauszuarbeiten. Wer dieses Buch liest will nur eines: Sofort das Zelt schnappen und losfahren. Eines beweist Staschen eindrucksvoll: Deutschland hat viele wunderbare Zeltplätze, die den Vergleich mit Campingplätzen auf Mittelmeerinseln oder anderen sonnigen Orten problemlos standhalten.
Hütten Zelte Tipis
- erschienen im DVA Verlag
- 320 Seiten
- Preis 24,00 Euro
Unsere Bewertung: Sechs von sechs möglichen Kompassen