Ein Lastenfahrrad mit dem sich Kinder und Einkäufe transportieren lassen, kann in der Stadt problemlos das Auto ersetzen. Nach der anhaltenten Diskussion über Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in den Innenstädten und die Probleme mit Feinstaub drängt sich die Frage auf, warum so wenige Familien auf die praktischen Lastenräder umsteigen. Wir haben das Babboe City intensiv getestet.
“Vorurteile, Bequemlichkeit und Nichtwissen” mit diesen vier Worten erklärt mir ein Fahrradhändler, warum viele Eltern lieber täglich in den Städten im Auto im Stau stehen um die Kinder in die Schule/Kindergarten/Sportverein/Musikstunde zu bringen oder zu holen. “Das Bewusstsein ist da. Am Fernsehen oder in den online Nachrichten gibt es überall zu lesen und hören, welche Probleme die Dieselfahrzeuge machen”erklärt der Fahrrad-Experte und weiter “‘Etliche Eltern wissen eigentlich, dass ein Fahrrad die deutlich bessere Lösung ist, als das Auto!” Tatsächlich sprechen etliche Tatsachen für das Velo in den Innenstädten. Fahrradfahrer kennen keine Parkplatzprobleme und brauchen einen Umweltplakette. Im Gegensatz zu den Straßen sind die Radwege frei und hier rollt der Verkehr. Außerdem tun die radelnden Eltern auch etwas für die Gesundheit, wenn sie mit dem Lastenrad unterwegs sind. Die Stunde Fitness-Studio können sie sich ersparen.
In den Niederlanden, unsere Nachbarn sind in vielen Punkten was Radfahren angeht voraus, gehören Lastenräder schon seit vielen Jahren zum Straßenbild. Babboe heißt ein bekannter Hersteller und bietet Lastenräder mit drei oder zwei an. Weil diese wendiger sein sollen, entscheiden wir uns für das Babboe City. Der Name ist Programm. Ausgerüstet ist das Lastenrad mit einer Sieben-Gang-Schaltung von Shimano. Für eine Stadt, wenn sie wenig Anstiege hat, ist dies ausreichend. Bei einer Stadt mit vielen Hügeln, Stuttgart gehört dazu, kommen die Eltern damit schnell an ihre Leistungsgrenzen. Zum Leergewicht von 60 Kilogramm kommt noch das Gewicht der Kinder sowie des tretenden Elternteils hinzu. Schnell sind 150 Kilogramm auf zwei Reifen beisammen. Die Transportbox hält, so der Hersteller, maximal 80 Kilogramm aus und die Belastung am Sattel sollte 100 Kilogramm betragen. Mit dem Leergewicht kommen wir so auf 240 Kilogramm! Zum Vergleich. Das Motorrad Moto Guzzi Griso 11o0 wiegt ebensoviel. Doch dieses hat einen Motor und das Babboe City wie wir es getestet haben nicht. Hier heißt es feste strampeln. Das stellte sich auch bei unserem Test heraus. Auch wenn der Rollwiderstand geringer ist als bei einem Lastenrad mit drei Reifen, gilt es dieses Gesamtgewicht in Schwung zu halten. Auch bergauf und ohne elektrische Unterstützung.
Lastenfahrrad für Kinder: Zu großer Wendekreis
Eigentlich, so dachte ich, sollte das Babboe City mit seinen zwei Reifen wendiger sein, als eine Familienkutsche mit drei Reifen. Ich irrte mich, wie ich bei den Testfahrten feststellen musste. Während ein Babboe Big einen deutlich kleineren Wendekreis hat, holt das City Modell mit zwei Reifen kräftig aus. Im Stadtbetrieb ein klarer Nachteil. Wie ein konventionelles Fahrrad lässt sich das Babboe City fahren. Die Lenkung spricht sofort an und die Kinder sind in der Box vor mir. Um dort einzusteigen hat Babboe die Mauselöcher angebracht. Damit kommen die kleinen Passagiere problemlos in die Fahrgastzelle. Standardmäßig ist dieses Fahrrad mit einer Sitzbank ausgerüstet und lässt sich um eine Zweite erweitern. Vier Kinder passen in die 99 x 64 x 50 cm große Box nur hinein, wenn sie entsprechend jung und klein sind. Perfekt technisch gelöst ist der Kippschutz. Leider fehlt diesem Modell ein Gepäckträger. Mit wasserdichten Radtaschen ließe sich so noch mehr transportieren. Von der Verarbeitung her, lässt das Babboe City keine Wünsche offen. Es sind die Eigenschaften im Fahrbetrieb, die zu denken geben. Trotz mancher Nachteile ist ein Lastenfahrrad immer noch die bessere Alternative zum Auto in der Innenstadt. Stau ma mal!
Unsere Bewertung: Vier von sechs möglichen Kompassen