“Nein…..ich bin Dein Vater!” haucht sterbend der kosmische Bösewicht Darth Vader seinen Sohn an. Diese legendäre Szene drehte George Lucas vor über 30 Jahren in seiner Star Wars Trilogie. Seitdem hat sich auch auf der Erde, was die Väter angeht, einiges getan. Fragt sich nur was und wo. Wir haben uns an einen Väter-Versteher gewandt: Kai Bösel. Er betreibt das erfrischend andere Online-Magazin Daddylicious für Väter. Von Vätern.
Habt Ihr schon mal am Zeitungskiosk aufgepasst wieviele Zeitschriften es mit “Land” im Titel gibt? Inflationär. Doch wieviele Hefte gibt es mit Vater oder Väter als Titel? Warum ist das eigentlich so? Da habe ich jemanden gefragt, der in diesem Bereich anerkannt ist und regelmäßig auf Stern online über das Vatersein schreibt. Kai Bösel. Er ist ein beeindruckender und sympathischer Typ. Online hat Kai schon einiges ins Laufen gebracht, doch mit Daddylicious, das Online Magazin für Väter, ist ihm etwas Besonderes gelungen. Anstatt den Mantelkragen hochzuschlagen und mit Trauerbittermine zu brummeln “Na ja, ich bin halt auch Vater” zeigt Kai einen anderen Weg auf, Vater zu sein. Ich konnten ihm meine Fragen stellen und bekam Antworten, die abseits vom Mainstream sind.
Kinderoutdoor.de Alles redet vom neuen Vater. Wie sieht der ideale Vater aus und welche Eigenschaften hat er?
Kai Bösel: Aus meiner Sicht gibt es nicht die eine Schablone für einen idealen Vater. Es geht glaube ich vielmehr um das Gefühl, das man bei seinen Kindern hinterlässt. Wenn die es so empfinden, dass auf den Papa immer Verlass ist, er einen wesentlichen Anteil zur Erziehung beiträgt und sich bemüht, so viel intensive Zeit wie es geht mit seinen Kindern zu verbringen, dann hat man schon viel richtig gemacht.
Kinderoutdoor.de Wie unterscheiden sich Väter wie Du und ich von der Generation unserer Väter?
Kai Bösel: Das schließt ziemlich gut an die erste Frage an. Die Generation unserer Väter hat sich zum Großteil gern noch beim Frühstück hinter der Zeitung versteckt und mit Windeln wechseln und Kinderwagen schieben recht wenig zu tun gehabt. Damit waren sie oft distanzierter zu ihren Kindern und eben nicht jederzeit für sie da. Das gilt übrigens nicht für meinen Vater, der hat auch schon vor 40 Jahren sehr viel mit meinem Bruder und mir veranstaltet.
Kinderoutdoor.de Noch vor zehn Jahren sind Väter die zuhause bei den Kindern blieben als „Hausmänner“ eher spöttisch tituliert worden. Hat sich seitdem das Ansehen dieser Väter gebessert?
Kai Bösel: Ich habe das Gefühl, dass trotz aller Toleranz die Mühlen wirklich langsam malen. Zwar sehe ich manchmal, wenn ich mit meiner Tochter auf dem Spielplatz bin, ähnlich viele Väter wie Mütter mit ihren Kindern. Aber den Vollblut-Hausmann halte ich gesellschaftlich immer noch für einen Exoten, der mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat. Ebenso wie die Mutter dazu, die vielleicht ihre Karriere vorantreibt und dem Mann den Haushalt überlässt. Hier braucht es vielleicht einfach noch Zeit für mehr Akzeptanz.
Kinderoutdoor.de Mütter wollen unter sich bleiben. Sie treffen sie am Spielplatz, zuhause oder in der Krabbelgruppe. Väter kommen in diese Mütterzirkel schwer oder gar nicht hinein. Ist Dir das auch schon passiert, dass dich Mütter ignorieren und wie reagierst du?
Kai Bösel: Mir ist das online passiert. Da war ich auf der Suche nach Infos, bin auf Mami-Seiten gelandet und wurde von den virtuellen Sheriffs angefunkt. Das war dann der Startschuss für mein Väter-Magazin Daddylicious. Damit haben wir einen Platz geschaffen, an dem sich Väter zumindest im Netz treffen und austauschen. Im echten Leben wurde ich noch nicht von Mamis ignoriert.
Kinderoutdoor.de Am Spielplatz sitzen oft mehr Erwachsene um die Sandkiste herum, als dort Kinder sind. Überbehüten wir Eltern unsere Kinder zu sehr?
Kai Bösel: Also, ich bin sicherlich Gegner von Helikopter-Eltern und traue meiner Tochter auch einiges zu. Aber allein auf den Spielplatz würde ich sie auch nicht gehen lassen. Dafür ist dann doch das Sicherheitsbedürfnis zu groß. Denn es gibt dann doch recht viele komische Menschen, die sich an Orten mit Kindern aufhalten. Aber das meinst Du wahrscheinlich nicht.
Was wohl stimmt ist, dass viele Eltern möglichen Schaden von ihren Kindern fernhalten wollen und dadurch vermeiden, dass sie eigene wichtige Erfahrungen machen. Es passiert ja selten etwas, was man nicht mit einem feuchten Lappen wieder wegwischen oder mit einem bunten Pflaster schnell wieder heilen kann. Daher halte ich es auch oft für besser, die Kleinen einfach mal machen zu lassen, als zu oft „Nein!“ zu sagen. So finden sie am besten Ihren Weg.
Kinderoutdoor.de Du hast erfolgreich drei Startups gegründet und bist Vater einer Tochter. Wie schafft Du es Deine Arbeit mit Deinem Vatersein zu verbinden?
Kai Bösel: Ich bin ja sogar Patchwork-Dad und hab durch meine Frau noch zwei große Kinder von 19 und 17 Jahren zumindest teilweise aufwachsen sehen. Es gerade die Selbstständigkeit, die mehr Freiheiten bringt. Seit 11 Jahren bin ich mit meinen eigenen Projekten am Start. Seitdem gibt es das klassisch „9 to 5“-Arbeiten nicht mehr. Eigentlich gibt es immer was zu tun. Und durch meinen Job als Berater in einer Agentur, muss ich die anderen Projekte abends bearbeiten, wenn die Kleine schläft.
Auf der anderen Seite kann ich auch mal Freitags ab Mittag Feierabend machen und Mika von der KiTa abholen, um den Nachmittag etwas zu unternehmen.
Kinderoutdoor.de Vater werden ist nicht schwer/ Vater sein dagegen sehr/ Ersteres wird gern geübt/Weil es allgemein beliebt. Dichtete schon Wilhelm Busch. Wie hast Du Dich auf Dein Vatersein vorbereitet? Wie können sich angehende Väter auf die neue Situation vorbereiten?
Kai Bösel: Vorbereiten kann man sich eigentlich nicht wirklich. Solange das Kind nicht geboren ist, ist man nicht wirklich empfänglich für gute Tipps und Ratschläge aus dem Umfeld. Und solange man nicht weiss, wie es sich anfühlt, Vater zu sein, kann man es sich auch nicht vorstellen. Daher gibt es kein Erfolgsrezept. Ich war zwar auch sehr gespannt drauf, hatte aber einfach das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt ist und ich der Situation gewachsen bin. Insofern gab es bei mir keine Zweifel und Unsicherheiten. Das habe ich wohl vielen anderen vorausgehabt. Sicherlich auch durch die „Routine“ bei meiner Frau.
Kinderoutdoor.de Wie hat das Vatersein dein Leben verändert?
Kai Bösel: Es hat mich den Moment bewusster wahrnehmen lassen. Als kinderloses Paar guckt man recht oft in die Zukunft, spart auf einen Urlaub oder ein Auto, denkt einige Wochenenden im Voraus und beschäftigt sich alles in allem viel mit der Zukunft. Seit meine Tochter da ist, versuche ich jeden Moment zu geniessen. Tagsüber freue ich mich auf den Abend mit ihr.
Außerdem bin ich sensibler geworden. Es gibt viele Nachrichten im Zusammenhang mit Kindern, bei denen habe ich eine Träne im Knopfloch. Früher war man zwar betroffen, heute ist es kaum auszuhalten, wenn man sich bewusst gemacht hat, wie viele Kinder und Familien viel Leid ertragen müssen.
Kinderoutdoor.de Worin liegen die Unterschiede, wenn ein Vater die Kinder hauptsächlich groß zieht, zu der Erziehung durch eine Mutter?
Kai Bösel: Das kann ich gar nicht so richtig beantwortet. Sicherlich spielen beide eine wichtige Rolle. Ein Vater kann sicherlich ähnlich gut kuscheln, manchmal auch ähnlich gut singen, tanzen, basteln und kochen. Trotzdem kann ich die Mutter aus Sicht des Kindes sicherlich nicht ersetzen.
Kinderoutdoor.de In deinem Internetshop Geschenkman bietest Du Geschenke für Kinder und Erwachsene an. An welchem Regal bleibst Du stehen, wenn Du in einen Spielzeugladen gehst?
Kai Bösel: Mh, am liebsten greife ich direkt in die Ballkiste. Denn das erinnert mich an die eigene Kindheit. Ich habe mit meinem Bruder und Freunden als Kind fast jeden Tag auf dem Fußballplatz verbracht. Dabei war ich nie so richtig brillant an der Pille. Aber wir haben oft Hochtechnik gespielt, bis es zu dunkel dafür war. Später dann auch Tischtennis und Basketball. Handball, Fußball und Tennis habe ich im Verein gespielt. Daher juckt es in den Fingern, wenn irgendwo Bälle rumliegen.
Mit meiner Tochter biege ich meist zu den Schleich-Figuren ab. Manchmal darf sie sich dann ein kleines Tier aussuchen, wenn wir im Spielzeugladen sind. So kriege ich sie ganz gut von den nervigen blinkenden und lärmenden Sachen weg.
Kinderoutdoor.de Auf Daddylicious hast Du in einem Preisausschreiben dazu aufgerufen, die Fotos von den hässlichsten Spielsachen einzusenden. Wer machte das Rennen und warum?
Kai Bösel: Wieder ein perfekter Übergang aus der vorherigen Frage. Denn die Häßlichkeit von Spielzeugen oder Puppen war für die Eltern nicht das Problem, sondern die Krach. Sprechende Autos, schräg klingende Glockenspiele mit Batterie oder laute, nicht abstellbare Figuren, die einem recht schnell den letzten Nerv rauben.
Kinderoutdoor.de Wer kauft so einen Schrott ein oder verschenkt ihn?
Kai Bösel: Ohne der Verwandtschaft zu nahe treten zu wollen: die nervigen Sachen verschenken meist die, die selbst keine Kinder haben. Oder bei denen es schon sehr lange her ist mit dem Kleinkind-Bewusstsein. Sonst wüsste derjenige, dass das siebte Kuscheltier irgendwann kein Platz mehr im Bett erobern wird. Und das die Begeisterung für Dinge, die blinken und hupen mit dem Ende der ersten Batterien meist auch erschöpft ist.
Kinderoutdoor.de Spielen Väter zu wenig mit den Kindern?
Kai Bösel: Ich mag nicht über andere urteilen. Ich halte es nur für wichtig, intensive Zeit miteinander zu verbringen. Also das Handy weglegen und sich gemeinsam ein Spiel überlegen, ein Buch lesen oder auch mal gemeinsam Kuchen backen oder einkaufen. Eigentlich macht vieles gemeinsam Spaß.
Kinderoutdoor.de Welches Profil müsste ein Bewerber für den Job als Ganztagesvater haben?
Kai Bösel: Mh, Durchhaltevermögen und viel Kreativität helfen sicherlich, durch den Tag zu kommen 😉 Nein, es gibt wie schon beschrieben nicht DAS Profil. Die Liebe, Begeisterung und Freude helfen sicherlich dabei, den manchmal anstrengenden Tag gut zu überstehen.
Kinderoutdoor.de Welchen Nutzen haben Väter von Daddylicious?
Kai Bösel: Sie erfahren Dinge, die für sie in ihrer (neuen) Rolle als Vater interessant sind, werden unterhalten, lesen spannende Interviews mit besonderen Vätern, bekommen Tipps zu Produkten und geeigneten Familienautos und können sich auch mit anderen Vätern austauschen. Wir bieten ihnen eine virtuelle Heimat, in der sie ihre Fragen loswerden können und Interessantes erfahren. Viele der Diskussionen finden auch auf unserer Facebook-Page statt.
Kinderoutdoor.de Welchen Outdoor-Tipp hast Du für Familien? Wo sollten sie unbedingt einmal gewesen sein?
Kai Bösel: Ich selbst bin ein Kind der Küste, komme aus Lübeck, habe in Flensburg studiert, später eine Zeit in Kiel gewohnt und bin nun seit 1999 in Hamburg. Somit bin ich großer Fan von Strand, Meer, Küste und Wasser im Allgemeinen. Daher habe ich besonders Spaß und kann prima abschalten, wenn ich mit der Familie am Meer, an der Elbe oder der Alster unterwegs bin. Das hat das ganze Jahr über seinen Reiz, nicht nur im Sommer.
Absolut empfehlenswert ist unser zweites Wohnzimmer, der Hamburger Stadtpark. Da gibt es unendlich viele Möglichkeiten für jedes Alter und tolle Plätze für Picknick und Sonne tanken.
Lieber Kai vielen Dank für das Interview!