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Giftige Jacken? Salewa, Schöffel und Gore-Tex beziehen Stellung

Jacken für Outdoorer sind alles andere als ungefährlich für Umwelt und Mensch. Zu diesem Ergebnis kommt Greenpeace in seinem Bericht “Chemie für Gipfelstürmer”. Die Umweltschutzorganisation untersuchte Funktions Jacken von bekannten Herstellern und kam zu erschreckenden Ergebnissen. Gestern haben wir Euch die Pressemitteilung von Greenpeace und dem Bundesverband der Deutschen Sportartikelindustrie vorgestellt. Heute beziehen Salewa, Schöffel und Gore-Tex zu dem Thema Gift in Outdoor Jacken Stellung. Wie immer haben wir nichts an den Texten verändert.  

Jacken können Schadstoffe ausdünsten. Meint Greenpeace. Eine andere Meinung haben die betroffenen Hersteller und hier kommt das Statement von Salewa:

Am 12.12.2013 veröffentlichte Greenpeace einen zweiten umfassenden Bericht unter dem Titel „Chemie für Gipfelstürmer“ über Schadstoffe in Outdoor-Kleidung. 15 Jacken und 2 Paar Handschuhe  wurden von Greenpeace auf umweltschädliche oder potenziell schädliche Chemikalien untersucht, wobei der Fokus erneut auf den sogenannten perfluorierten und polyfluorierten Chemikalien (PFCs) lag – insbesondere  auf der Ausdünstung von Fluortelomeralkoholen (FTOH) und Fluortelomeracrylaten (FTA).Greenpeace fordert die gesamte Outdoor-Branche auf, schnellstmöglich auf die Verwendung von PFC zu verzichten, da perfluorierte und polyfluorierte Chemikalien (PFC)im Produktionsprozess, sowie dem Gebrauch der Textilien, in die Umwelt gelangen können und dort  kaum bzw. nicht abbaubar sind. Allerdings kann bisher keine direkte Aufnahme von PFC über Hautkontakt nachgewiesen werden. Daher besteht allein durch das Tragen von Outdoorbekleidung kein negativer Einfluss auf die Gesundheit des Menschen. 

Was ist drinnen in Outdoor Jacken, fragen sich die Kunden.  Foto: (c) Aka  / pixelio.de
Was ist drinnen in Outdoor Jacken, fragen sich die Kunden.
Foto: (c) Aka / pixelio.de

 

 

 

Perfluorierte und polyfluorierte Chemikalien (PFCs), werden in der Outdoorbranche in zwei Bereichen eingesetzt. Zum einen werden sie für die Ausrüstung der Stoffe verwendet um diese wasserabweisend, aber auch öl- und schmutzabweisend zu machen. Das heißt Stoffe werden mit einem sogenannten DWR (durable water repellency) Treatment ausgerüstet um ihnen die technische Funktionalität zu geben, die  man  von Outdoor Produkten erwartet. Zum anderen werden PFCs, als Hilfsmittel in der Produktion von PFTE Membranen verwendet. Im Speziellen wurden die verschiedenen Produkte diesmal auf die Ausdünstung von FTOH (Fluortelomeralkohle) und Fluortelomeracrylate (FTA) überprüft. FTOH sind Ausgangstoffe in der Produktion von „fluorisierten Polymeren“, die  wiederum zur wasser- und ölabweisenden Imprägnierung von Outdoortextilien genutzt werden. 

 

Im Gegensatz zum  Greenpeace Report von 2012, wurde dieses Jahr auch ein SALEWA Produkt getestet. Hierbei handelt es sich um eine hochfunktionelle 3-lagige Bergjacke aus GORE-TEX® Active Shell aus unserer Sommerkollektion 2013.

 

Die getestete Jacke enthält laut Greenpeace Fluortelomeralkohole (FTOH), und Perfluorcarbonsäuren, welche in PFTE Mebranen und in  DWR Behandlungen vorkommen können. Die DWR-Behandlung der Jacke Kali basiert auf C6-Chemie. Der leicht erhöhte Wert von Nonylphenolethoxylate (NPE) über dem bluesign® Limit, kann auch an einer Kontamination liegen.

Wir werden die Jacke zu einem unabhängigen und akkreditierten Prüfinstitut schicken und testen lassen, die Ergebnisse sollten nächste Woche vorliegen. Diese Resultate werden uns helfen die genaue Ursache der erhöhten Werte zu klären und aktive Verbesserungen anzugehen.

Der Fokus  des Berichts liegt auf  FTOH. Wir nehmen die neuen Erkenntnisse, speziell in Bezug auf deren Ausdünstung ernst. Im Zuge dessen haben wir bereits eigene Analysen in Auftrag gegeben, die wir in Zusammenarbeit  mit unseren Partnern sowie spezialisierten Laboren durchführen. Genaue Ergebnisse liegen derzeit noch nicht vor.

SALEWA ist  dabei von C8- auf C6-Chemie bei der Verwendung der wasserabweisenden DWR-Ausrüstung (durable water repellency) umzustellen, was aber nicht als definitive Lösung der Problematik angesehen werden kann. Zudem arbeitet SALEWA daran DWR-Ausrüstungen, die frei von poly- und perfluorierten Chemikalien (PFCs) sind, zu testen und bringt in den kommenden Kollektionen bereits erste Produkte mit dieser Lösung, die von  Rudolf Chemie entwickelt wurde, auf den Markt. Für die Sommerkollektion 2015, welche derzeit entwickelt wird, rechnen wir damit, dass SALEWA ca. 20% der verwendeten Textilien mit DWR in unserer Bekleidungslinie ohne PFC Ausrüstung anbieten kann.  Ziel für die darauffolgenden Kollektionen ist die Verwendung dieser umweltfreundlicheren Lösungen in unserer Bekleidungskollektion auf einen Anteil von ca. 50 – 60% zu erhöhen.

Generell arbeitet SALEWA  in einem laufenden Prozess daran, umweltfreundlichere und nachhaltigere Lösungen einzusetzen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit  Partnern wie GORE-TEX®  oder bluesign® und Lieferanten, die wir in der Weiterentwicklung und Umsetzung unterstützen.

 

SALEWA setzt vielfach auf PU-Membrane. Für die Herstellung der PU-Membrane werden, im Gegensatz zu PFTE Membranen, keine PFC´s eingesetzt. Allerdings werden diese vielfach in DWR Ausrüstungen  verwendet, mit denen auch PU Membrane behandelt werden. Mit der Sommerkollektion 2015 werden ca. 72% unserer eingesetzten Membrane   oder Produkte, die eine Membran haben, PU Membrane sein, was gegenüber der Sommerkollektion 2014 eine Steigerung von 11% darstellt.

 

Gute Outdoor Jacken haben ihren Preis. Auch gesundheitlich? Foto. (c) Carsten Jünger  / pixelio.de
Gute Outdoor Jacken haben ihren Preis. Auch gesundheitlich?
Foto. (c) Carsten Jünger / pixelio.de

 

Um negative Einflüsse unserer Produkte auf die Umwelt weitestgehend zu reduzieren ist SALEWA seit 2011 Systempartner von bluesign®. Der bluesign® Standard berücksichtigt die strengsten Umweltrichtlinien und ist ein globales Gütesigel für den Schutz der Umwelt und der Menschen. SALEWA verwendet für seine Produkte unter anderem Stoffe oder andere Materialien die mit Hilfe des bluesign® Systems produziert worden sind. Wir haben die Verwendung von „bluesign® approved fabrics“ von Kollektion zu Kollektion gesteigert. Während SALEWA für Winter  2012 22% der Artikel mit „bluesign® approved fabrics“ oder „bluesign® approved materials“  in der Bekleidungskollektion hatte, konnten wir das für Winter 2014 bereits auf 37% der Artikel erhöhen und beabsichtigen dies in Zukunft weiter auszubauen. Berücksichtigt sind in diesen Angaben  nur jene Produkte wo das Hauptmaterial bluesign approved ist. bluesign® wird die Verwendung von langkettiger C8-Chemie bei DWR-Ausrüstungen ab 2015 verbieten.

 

Seit wir uns der Problematik von PFCs bewusst sind, arbeitet SALEWA aktiv an den dem Umstieg von  C8 und C6 Chemie auf PFC freie DWR. Da die Vorlaufzeiten für die Entwicklung unserer Produkte aber sehr lang sind, finden Erneuerungen immer zeitverzögert statt. Derzeit entwickeln wir zum Beispiel unsere Sommerkollektion 2015. Die getestete Kali Gore-Tex Jacke aus dem Sommer 2013, wurde also bereits 2011 konzipiert.

Selbstverständlich sind wir uns bewusst, dass es in dieser Hinsicht noch viel zu tun gibt und gehen diese Herausforderung engagiert, aber Schritt für Schritt an. Als technische Marke stehen wir für hochqualitative Produkte, die den hohen Anforderungen unserer Endkonsumenten entsprechen. Daher verstehen wir es als wichtige Aufgabe, die Verwendung von PFC freien Alternativen weiter auszubauen, ohne dabei allzu große Kompromisse in der Performance der Produkte eingehen zu müssen. In der Entwicklung unserer Innovationen beziehen wir die Fortschritte der Chemieindustrie mit ein und möchten Produkte anbieten, die gleichzeitig funktionell sind und dem Gedanken der Nachhaltigkeit entsprechen. Diesem langfristigen Ziel gehen wir mit vollem Engagement entgegen.

Alles sauber bei Outdoor Jacken? Foto: (c) Dieter Schütz  / pixelio.de
Alles sauber bei Outdoor Jacken?
Foto: (c) Dieter Schütz / pixelio.de

 

 Zu dem Bericht von Greenpeace über Chemikalien in Jacken für Outdoorer bezieht Schöffel Stellung:

Outdoor- und Skibekleidungshersteller Schöffel hält an seinem erklärten Ziel fest, Fluorchemie langfristig vollständig aus dem textilen Produktionsprozess zu tilgen. Das teilte das Unternehmen nach der Veröffentlichung des aktuellen Greenpeace Reports „Chemie für Gipfelstürmer“ mit. In dieser Aktion waren Funktionsjacken verschiedener Hersteller einem groß angelegten Schadstofftest unterzogen worden. Dabei wurden, wie bei allen getesteten Jacken, auch in der Herrendaunenjacke Keaton von Schöffel Reststoffe per- und polyfluorierter Chemikalien (PFC) gefunden.

Auch wenn die Testergebnisse auf den ersten Blick nicht zufriedenstellend sein können, unterstützt der Outdoor- und Skibekleidungshersteller die Beschäftigung mit diesem sensiblen Thema. „Unser langfristiges Ziel ist und bleibt es, vollständig auf C0 umzusteigen“, sagt Peter Schöffel, geschäftsführender Gesellschafter der Schöffel Sportbekleidung GmbH in Schwabmünchen. „Daher arbeiten wir bereits seit geraumer Zeit mit unseren Stofflieferanten an Lösungen und konnten mit der Sommerkollektion 2014 bei der Ausrüstung der Funktionsbekleidung den vollständigen Umstieg von C8 auf C6 vollziehen.“ Unter diesen Bezeichnungen versteht man fluororganische Verbindungen, die mit unterschiedlichen Verfahren auf Textilien aufgebracht werden, um diese wasser- sowie öl- und schmutzabweisend zu machen

Die aktuell in der Keaton nachgewiesenen Stoffe stellen keine Überraschung dar. „Sie stammt aus der Wintersaison 2012, also aus dem letztjährigen Winter“, erklärt Klaus Gulde, Leiter der Materialwirtschaft, „zum Zeitpunkt der Produktion war der Ausstieg aus C8 noch nicht abgeschlossen.“ Das dargestellte Diagramm beziffert die Summe aller PFC, d.h. der Ausrüstung auf Basis von Fluorcarbon in dieser hochwertigen und aufwendig verarbeiteten Funktions-Jacke. Dennoch, darauf weist das Unternehmen mit Nachdruck hin, liegt bei den gemessenen Werten keinerlei Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte vor, ist – wie auch Greenpeace in der Studie selbst betont – das Tragen der Jacke nicht schädlich.

Peter Schöffel sieht für die Zukunft neue Aufgabenstellungen in der Produktion – branchenübergreifend müssen und werden Lösungen erarbeitet werden. Forschung und Entwicklung werden am Schöffel-Stammsitz in Schwabmünchen intensiv vorangetrieben „Unser Fokus bei der Suche nach PFC-Alternativen lag bisher auf einer gleichbleibend hohen Funktionalität unserer Bekleidung. Nun heißt es, die ökologischen Anforderungen vor allem in der Vorstufe – Stoffherstellung, chemische Industrie – noch stärker zu berücksichtigen.“ In der Tat, so Gulde, gibt es Alternativen zur PFC-Ausrüstung, die aber bis dato den Ansprüchen in Bezug auf Performance und Haltbarkeit (Nachhaltigkeit!) in keiner Weise genügen. Zudem müssen nicht zuletzt Erwartung und Bedürfnisse des Endverbrauchers stärker in den Mittelpunkt rücken.

Was das gesundheitliche Risiko durch Outdoor Jacken angeht, dazu äußert sich Gore-Tex wie folgt:

Feldkirchen-Westerham, 13. Dezember 2013 – In seinem letzten Bericht „Chemie für Gipfelstürmer“ vom 12. Dezember 2013 erwähnt Greenpeace eine „mögliche Belastung der Raumluft beim Verbraucher”. Die Annahme, dadurch bestehe ein Risiko für Konsumenten oder für die Umwelt, wurde wissenschaftlich nicht bewiesen. Eine der Studien, die Greenpeace als Beleg hinzuzieht – Schlummer et al. – kommt zu dem Ergebnis: „Die innerhalb von geschlossenen Räumen über die Luft aufgenommene Menge von FTOH liegt weit unter dem tolerablen Wert für eine tägliche Aufnahme (TDI) von PFOA, was darauf hinweist, dass kein Gesundheitsrisiko besteht, auch wenn man unrealistischerweise davon ausgeht, dass ein vollständiger Abbau von FTOH in PFOA stattfindet.” Seit mehr als zwanzig Jahren liefert Gore sichere Produkte, die ihre Nutzer schützen und verpflichtet sich der Umwelt gegenüber verantwortlich zu handeln. Dies tun wir unter anderem, indem wir unsere Zulieferer und Rohmaterialen sorgfältig aussuchen, ohne dabei die Haltbarkeit und Lebensdauer des Produktes zu beeinträchtigen.

 Der Greenpeace-Report beweist außerdem nicht, dass sich Spuren von kurzkettiger DWR oder PTFE-Membranen in einer GORE-TEX® Outdoor-Jacke signifikant negativ auf die Umwelt auswirken. Eine der Substanzen, auf die Greenpeace in dem Bericht Bezug nimmt, ist PFOA. Die Organisation bestätigt in ihrer Zusammenfassung, dass die Industrie in der Beseitigung von PFOA merkliche Fortschritte gemacht hat. Bei GORE-TEX® Jacken und Handschuhen wurde kein PFOA nachgewiesen oder nur in Mengen, die weit unter dem weltweit strengsten gesetzlichen Grenzwert liegen. Dieser wurde kürzlich von der norwegischen Regierung ankündigt und tritt im Juni 2014 in Kraft (1 μg/m2). Dies ist ein weiterer Beleg für unser verantwortliches Umweltprogramm, in dessen Rahmen wir PFOA bis zum Ende des Jahres 2013 aus sämtlichen unserer Rohmaterialien beseitigt haben werden, ohne dabei die Funktionalität zu beeinträchtigen, die unsere Kunden von unseren Produkten erwarten.

Aus unserer Sicht führt die Forderung von Greenpeace, alle fluorhaltige DWR zu ersetzen, vorrausichtlich zu wesentlichen Funktionalitätseinbußen und einer kürzeren Lebensdauer der Produkte. Zahlreiche unterschiedliche Nutzer wie Bergsteiger, Feuerwehrleute und Polizisten würden dann nicht mehr den Schutz bekommen, auf den sie sich verlassen – auch die Umwelt würde durch die kürzere Gebrauchszeit einer Jacke stärker belastet: Ökobilanz-Studien zeigen eindeutig, dass die effektivste Art, die Auswirkung von Outdoor-Kleidung auf die Umwelt zu verringern, die Verlängerung ihrer Lebensdauer ist. Angesichts der umfangreichen Umweltschutzeinrichtungen bei Gore wie etwa Abluftverbrennungsanlagen und Abwasserbehandlungsanlagen oder die Wahl unserer Rohstoffe, sind wir überzeugt, dass unsere fluorhaltigen DWRs die umweltgerechteste Wahl sind. Gore unterstützt aktiv das Ziel, Emissionen zu verringern, die mit Funktionsbekleidung in Verbindung stehen. Wir verpflichten uns zu verantwortlichem Handeln und werden dem auch in Zukunft gerecht werden.

Weitere Informationen unter www.gore-tex.de/verantwortung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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