Stefanie Fink, die Gründerin und Inhaberin von alpenstieg.com einem Anbieter von Bergkursen und Individualtouren, gab uns wieder Auskunft auf Euere Fragen zum Thema Wandern mit Kinder. Vielen Dank für Fink und wer zu Wanderungen mit den Kindern aufbricht, kann sich vielleicht den einen oder anderen Tipp hier holen. Ein Fall für Stefanie!
Wie lange darf ich mit einem achtjährigen Kind wandern?
Stefanie Fink. Die Frage ist pauschal sehr schwer zu beantworten: Es kommt also immer drauf an!
Ich habe am Berg schon Eltern gesehen, die ihre ca. 10 jährigen, maulenden Sprösslinge bereits 500m nach der Seilbahn hinter sich herzogen und war einmal sehr überrascht, als ich in der Nähe der Johannishütte am Großvenediger auf einem Gipfel Eltern mit zwei sechsjährigen Mädchen getroffen habe, die mir erzählten, dass sie schon 6h unterwegs seien. Und alle vier hatten richtig Spaß dabei!
Zwei Faktoren spielen hier die Hauptrolle: 1. Läuft Ihr Kind gern? 2. Wie gut ist die Kondition Ihres Kindes? Einem Kind, das sich gern in der Natur bewegt wird es weniger ausmachen, wenn ein Weg etwas steiler ist oder die Tour etwas anstrengender. Wenn dem nicht so ist, dann wird schon nach einer halben Stunde gejammert. Und wenn ihr Kind vielleicht Ballett macht, klettert oder Tennis spielt, dann fehlt einfach die Langzeitausdauer für größere Touren.
Um ein Kind nicht zu überfordern fangen Sie doch einfach ganz klein an. Gerade, wenn es „Stadtkinder“ sind. Mit der Bahn nach oben, gemütlich 1-2 Stunden wandern und sehen, wie es allen dabei geht. Steigern lassen sich Touren immer, wenn man aber gleich die große Tour plant, es kein Zurück mehr gibt und die nächste Hütte noch viele Stunden entfernt ist, dann hat sicher keiner Freude daran. Und im Zweifel verliert das Kind völlig die Lust am Berg!
Auch Abwechslung ist immer gut: ein Tag wandern, ein Tag Klettersteig, ein Tag Badesee, oder, oder, oder… So wird alles „rund um den Berg“ nie langweilig!
Soll ich auf jede Bergwanderung GPS Gerät oder Karte und Kompass dabei haben?
Stefanie Fink: Generell kann man sicher festhalten, dass es lobenswert und sicherer ist, überhaupt etwas zur Orientierung am Berg mitzunehmen. Ob es dann ein GPS oder eine Karte ist, das ist auch ein bisschen Geschmackssache. Auf jeden Fall sollten Sie mit den Materialien vertraut sein. Das beste GPS Gerät hilft wenig, wenn Sie es vor Ort nicht richtig bedienen können. Und wenn man Schwierigkeiten beim Kartenlesen oder dem Umgang mit dem Kompass hat, wird auch dann die Entscheidung ob rechts- oder linksherum sicher mühsam! Es ist auch immer die Frage, welche Tour Sie unternehmen: So lange Sie noch auf einem Pfad unterwegs sind, kostet das Verlaufen Zeit und ist ärgerlich, aber meist nicht lebensbedrohlich. Wenn Sie jedoch auf einem Gletscher im Nebel stehen, kann das sehr schnell sehr gefährlich werden!
Warum rufen die Hersteller von Klettersteigsets diese zurück?
Stefanie Fink: Eine ganze Reihe von Herstellen hat Anfang des Jahres seine Klettersteigsets aus Sicherheitsgründen zurückgerufen.
Man hat festgestellt, dass die Modelle mit Seilbremse im Falle eines Sturzes versagen können. Die Seilbremse sollte eigentlich dazu dienen, den Fangstoß abzufedern, doch Tests mit gebrauchten Kletterststeigsets haben gezeigt, dass die Festigkeit der Karabiner nicht gegeben war. Im Falle eines Bruchs des Karabiners kann es unter Umständen zu einem völligen Versagen des Systems und damit zu schweren Unfällen kommen.
Einen recht guten Überblick, welche Modelle betroffen sind gibt ein pdf der Österreichischen Bergrettung:
Soll mein Kind in der Halle mit einem Helm klettern?
Stefanie Fink: Der Helm dient – wenn Sie im Freien klettern – dazu, Ihren Kopf vor eventuellem Steinschlag „von oben“ zu schützen. Steinschlag ist in der Halle glücklicherweise sehr selten!:-) Und auch von herunterfallenden Lampen, Klettergriffen oder Bohrhaken ist – zumindest mir – nichts weiter bekannt. Sie können daher Ihr Kind in der Halle getrost ohne Helm klettern lassen.
Viel wichtiger als der Helm ist die vertrauenswürdige Person, die Ihr Kind korrekt sichert, damit es hier nicht zu Unfällen kommt. Denn das Risiko, dass dabei etwas passiert, ist deutlich höher!
Schadet Höhenluft den kleinen Kindern?
Stefanie Fink: Hier wäre interessant, was für eine Tour denn geplant wird und wie alt das Kind ist. Einen Fünfjährigen würde man sicher nicht mit auf einen 8.000er nehmen! Wenn Sie jedoch in den Alpen wandern gehen und sich in Höhen unter 2.500HM bewegen, muss sich der Körper noch nicht akklimatisieren. Erst ab ca. 2.500HM muss er sich an die Höhe anpassen, das gilt für Erwachsene genauso, wie für Kinder. Zusammenfassend kann man sagen, dass Höhenluft bis 2.500Hm gar kein Problem darstellt, egal wie alt das Kind ist. In größeren Höhen akklimatisieren sich Kinder ebenso wie Erwachsene (erhöhter Herzschlag, häufigeres Luftholen, Bildung zusätzlicher roter Blutkörperchen, etc.). Da aber fast alle 3.000er Gipfel der Alpen im Hochtourenbereich und vergletschertem Gebiet liegen, stellt sich auch hier wieder die Frage, ob man ein Kind auf eine solche Tour m
itnehmen muss…