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Rodel-Pabst Stefan Herbke "Stabile Holzschlitten begleiten Familien ein Leben lang"

Stefan Herbke kennt sie alle: Die Naturrodelbahnen der Alpen. Von Berchtesgaden bis St. Ulrich in Südtirol kennt der Journalist die Besonderheiten der Rodelbahnen. Beim allem Spaß am Wintersport legt Herbke auch Wert auf Sicherheit, schließlich haben Schlittenfahrer keine Knautschzone. Mit welchen Schlitten der meiste Spaß garantiert ist, worauf man bei der Ausrüstung achten sollte und ob ein Wok besser auf dem Herd bleibt, darauf gab Stefan Herbke und fachmännisch Auskunft. 

 Kinderoutdoor.de: Warum haben immer mehr Erwachsene Spass am Schlittenfahren?

Stefan Herbke: Ob als Familie mit dem Nachwuchs oder mit Freunden in der Gruppe, beim Rodeln ist keiner ausgeschlossen. Jeder kann sich auf einen Schlitten setzen und losfahren, die Technik spielt dabei keine Rolle, man sollte nur sein Tempo seinem Können anpassen. Rodeln ist also ein „Sport“ für alle mit Emotionen wie Gleiten oder Geschwindigkeit in einer wunderschön verschneiten Winterlandschaft.

Kinderoutdoor.de: Von 5 Euro für ein ” Poporutscherl” bis hin zu mehreren hundert Euros für einen Designerschlitten lässt sich viel Geld in einen Schlitten investieren. Worauf sollten Eltern beim Kauf achten?

Stefan Herbke:Für den kurzen Rodelhang hinterm Haus reicht vielleicht ein Plastikrutscher, doch auf Naturrodelbahnen haben die nichts verloren. Hier sollte es schon ein stabiler Holzschlitten sein, wobei man hier nicht unbedingt das preiswerteste Modell wählen sollte. Mehr auszugeben ist nicht schwer und durchaus sinnvoll, immerhin handelt es sich hier um eine langlebige Investition – so mancher stabile Holzschlitten begleitet eine Familie ein Leben lang.

Schlittenbahn-Experte Stefan Herbke: “Für den kurzen Rodelhang hinterm Haus reicht vielleicht ein Plastikrutscher, doch auf Naturrodelbahnen haben die nichts verloren.”
Foto: © Firma V – Fotolia.com

Kinderoutdoor.de: Gibt es eine Schlittenart mit Allroundqualitäten?

Stefan Herbke: Für Gelegenheitsrodler wäre dies der Hörnerrodel: Ein Klassiker mit Gurt- oder Lattensitz und nach oben verlängerten Kufen, die durch ihre Bogenform gut zum Greifen sind. Wer sportlicher unterwegs sein möchte, der nimmt einen Tourenrodel. Der ist schnell, aber nicht so bissig und unbequem wie ein Sportrodel und auch als Kinder- und Jugendrodel erhältlich.

Kinderoutdoor.de: Durch Stephan Raab hat der Wok als Rodel Bekanntheit erlangt. Wo liegen die Vor- und Nachteile von einer solchen Reispfanne?

Stefan Herbke: Einen Wok habe ich noch nie ausprobiert und funktioniert wohl höchstens in einer Bobbahn, in der die Richtung klar vorgegeben ist – steuern lässt sich die Schüssel garantiert nicht.

Kinderoutdoor.de:Worauf ist bei der Ausrüstung zu achten?

Stefan Herbke: Ein Schlitten, warme und wetterfeste Kleidung, wasserdichte Handschuhe mit Gore-Tex-Membran, feste Schuhe, Skibrille und Helm, mehr braucht es eigentlich nicht für den Start ins Rodelvergnügen. Wobei neben dem Helm vor allem die richtigen Schuhe unverzichtbar sind. Wer ohne stabile, natürlich wasserdichte Winterstiefel (am besten Bergschuhe) mit einem rutschfesten Profil unterwegs ist, handelt grob fahrlässig und hat gar keine Möglichkeit, seinen Schlitten zu lenken, geschweige denn zu bremsen.

Lösungswort: Davoser

Kinderoutdoor.de: Was ist Deine Meinung zum Schlittenfahren mit Helm?

Stefan Herbke:Da gibt es nichts zu diskutieren: Ein Helm ist Pflicht und schützt vor schweren Verletzungen. Allerdings ist es wie beim Radfahren: jeder weiß um den Schutz, doch nicht jeder trägt einen Helm.

Alle guten Rodler tragen einen Helm! Was im Eiskanal von Berchtesgaden gilt, schützt auch auf den Naturrodelbahnen.
Foto: (c) Kinderoutdoor.de

Kinderoutdoor.de:Nach welchen Kriterien teilst Du die Schwierigkeitsgrade von Schlittenbahnen in Deinen Büchern ein?

Stefan Herbke: Offizielle Kriterien gibt es in Deutschland noch nicht. Daher greife ich bei der Klassifizierung zum einen auf das Gefälle der Strecke zurück, zum anderen auf den Verlauf der Bahn nach einem Steilstück. Allgemein kann man sagen, dass Rodelbahnen mit weniger als 14 Prozent Gefälle als leicht, bis 18 Prozent als mittel und alle steiler als 18 Prozent als schwer einzustufen sind. Berücksichtigt werden dabei Steilstücke mit mehr als zehn Meter Länge.

Kinderoutdoor.de:Wie soll ich mich beim Aufstieg an der Rodelbahn und bei der Abfahrt verhalten?

Stefan Herbke: Am sichersten sind natürlich Bahnen, die nur von Rodlern genutzt werden dürfen und die für andere Wintersportler gesperrt sind. Häufig ist dies allerdings nicht der Fall. Sofern der Anstieg über die Rodelbahn führt, sollte man stets am inneren Bahnrand bleiben und darauf achten, dass auch der Rodel nicht in die Bahn rutscht. Positiv: Bereits beim Anstieg kann man sich neuralgische und eventuell gefährliche Stellen einprägen. Für abfahrende Rodler gilt allgemein, dass sie jederzeit mit Hindernissen (gestürzte Rodler oder kreuzende Winterwanderer und Skifahrer) rechnen müssen und ihre Fahrweise darauf einstellen müssen.

Kinderoutdoor.de:In Deinen Rodelführern zeigst Du auch die Testergebnisse vom ADAC über die Schlittenbahnen. was sind die gravierendsten Mängel?

Stefan Herbke: Der wichtigste Punkt beim Rodelbahntest des ADAC ist der Bereich Sicherheit. Beim Rodeln werden durchaus Geschwindigkeiten von über 50 km/h erreicht – und als Rodler hat man keine Knautschzone. Entsprechend müssen Gefahrenstellen entlang der Rodelbahn rechtzeitig angekündigt und ausreichend abgesichert werden, beispielsweise mit Prallmatten oder Verbauungen zur Vermeidung von Abstürzen. Hier gibt es bei vielen Bahnen noch großen Nachholbedarf, genauso wie bei der Anbringung von Orientierungshinweisen entlang der Strecke. Dies ist vor allem für die Bergrettung im Falle eines Unfalls wichtig – bei ungenauen Ortsangaben kann viel Zeit verloren gehen.

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Kinderoutdoor.de:Welche Schlittenmodelle erreichen die höchsten Geschwindigkeiten und gibt es Tricks, wie sich auf der Fahrt ein hohes Tempo erreichen lässt?

Stefan Herbke: Abhängig vom Schnee ist die Breite der Kufen ausschlaggebend. Bei weichem Schnee sinkt etwa ein Davoser Schlitten mit seinen schmalen Kufen ein und ist daher sehr langsam, während ein Sportrodel mit seinen breiten Kufen selbst im tiefen Sulz noch locker drüber rauscht. Wie der Name schon sagt sind Sportrodel sehr schnell, allerdings sind die nur etwas für ambitionierte Rodler: Die Sitzposition ist tief und damit sehr sportlich, gelenkt wird durch Gewichtsverlagerung sowie Ziehen am Leitriemen. Gelegenheitsrodler sollten besser zu einem anderen Schlitten greifen, zu einem klassischen Davoser, einem Hörnerrodel oder einem Tourenrodel.

 

Kinderoutdoor.de:Dein Outdoor-Tipp als Schlitten-Pabst: Wo sollten Familien unbedingt zum Rodeln gehen?

Stefan Herbke: Der erst im letzten Winter eröffnete Hirscheckblitz ist sicher eine gute Adresse, zumindest für Familien, die schon etwas Erfahrung im Rodeln mitbringen. Immerhin hat Rodellegende Georg Hackl bei der Trassenführung der Bahn, die im ADAC Rodelbahntest bestens abgeschnitten hat, seine Hände im Spiel gehabt.

DANKE für das Interview!

 

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