Wer Outdoor Kleidung für die Kinder oder sich selbst einkaufen will, der tut es am besten alleine. Denn Kinder können beim Einkaufen das Gruselformat von Godzilla erreichen. Selbst erfahrene Eltern sind oft überrascht, was den Kleinen für Ideen einfallen, mit denen sie das Einkaufserlebnis so richtig vermiesen können. Doch dabei sind nicht die Kinder schuld und genervte Eltern sollten sich mal in die Perspektive der Kinder versetzen. Doch wie sieht das ideale Geschäft aus, in dem sich Kinder und Erwachsene wohlfühlen? Kinderoutdoor.de fragte bei den Ladenbau-Experten von der Konrad Knoblauch GmbH aus dem schwäbischen Markdorf nach und bekam von Julia Kohler interessante Antworten. Wer beim nächsten Einkauf mit den Kindern den einen oder anderen Tipp beherzigt, kommt stressfreier durch die Regale!
Kinderoutdoor.de: Quengeln. Für viele Eltern ist das Einkaufen eine Tortur, wenn die Kinder keine Lust haben. Warum rebellieren Kinder so gerne in den Läden?
Julia Kohler: Kinder rebellieren beim Einkaufen immer dann, wenn es ihnen langweilig wird und sie nichts anfassen oder ausprobieren dürfen. Wenn ihnen der Einkaufsbummel im wahrsten Sinne des Wortes über den Kopf wächst. Stellen Sie sich vor, Sie sind einen knappen Meter groß und müssen hinter Mama oder Papa zwischen 1,40 Meter hohen Kleiderständern herschleichen. Da muss man doch schlecht drauf kommen, oder? Wenn die Kinder dann nicht die volle Aufmerksamkeit bekommen, und die aufs Shoppen konzentrierten Eltern auch nicht auf die noch so kreativen Ablenkungsversuche reagieren – dann kommt Stress auf. Und irgendwie schaukelt sich das dann hoch. Wer kennt das Bild nicht: Genervte Mama oder gestresster Papa verlässt mit schreiendem Kind im Stechschritt den Laden.
Kinderoutdoor.de: Manche Händler haben spezielle Kinderecken. Wie sollte so eine gestaltet sein? Was in Kinderecken immer gut funktioniert – auch wenn es noch so abgedroschen ist – sind Spielecomputer. Da können die Kleinen nach Herzenslust puzzeln, Memory spielen oder Zahlen sortieren. Die Bildschirme sind meistens direkt in die Möbel eingelassen und fallen kaum auf. Die Anwendung ist total selbsterklärend. Die Kleinen begreifen auf Anhieb, was sie tun sollen. Und solang die Kinder beschäftigt sind, können die Großen in Ruhe einkaufen. Es gibt Sporthäuser, die programmieren ihr eigenes Spiel im eigenen Corporate Design. Da sortieren die Kinder dann keine Standardmotive, sondern zum Beispiel die im Haus vorhanden Markenlogos oder so. Gern gemocht von den Kindern ist natürlich der gut alte Fernseher. Auch wenn es pädagogisch nicht immer sinnvoll ist, erfüllt der TV seinen Zweck: Die Kids haben was zu tun. Der Sport- oder Outdoorhändler kann die gezeigten Inhalte natürlich steuern. Tier- oder Naturaufnahmen statt Action. Idealerweise werden auch nur Kurzfilme gezeigt – also mit einer Spieldauer von zwei Minuten. Sonst wird es schwierig, die Kinder vom Film weg zu lotsen. Werden kurze Episoden gezeigt, kann man ganz gut mit Junior verhandeln: Okay, ein Film noch, danach gehen wir.
Oder, wer es gern lebhafter will, der kann in der Kinderecke zum Beispiel ein Klettergerüst aufstellen. Bei Sport Kuhn in Offenburg gibt es den „Flip“, da können die Kinder selbständig rumkraxeln und turnen. Das wird sehr gut angenommen. Solche Einbauten müssen natürlich sehr gut abgesichert sein, damit die Kleinen auch wirklich unbeaufsichtigt toben können.
Der Platzbedarf ist dabei wirklich recht gering. Es muss keine Riesenfläche oder Spieleparadies sein. Wenn die Kinder eine Aufgabe haben, sind sie schon zufrieden. Wenn die Aufgabe dann noch mit dem Thema Sport oder Outdoor zu tun hat, dann sind auch Mama und Papa zufrieden. Im Endeffekt bekommt jeder Händler eine Kinderecke unter! Das sind ein paar Quadratmeter, die sich wirklich lohnen.
Auch toll ist, wenn die Kinder was zu trinken bekommen. Jeder kennt inzwischen die Kaffebars, an denen sich die Erwachsenen ein Getränk holen können. Die Kinder haben nach spätestens einer Stunde Durst und freuen sich riesig über eine kalte Fanta. Und schon wird die Verweildauer der Familie im Geschäft wieder verlängert….
Wenn man an ganz kleine Kinder denkt, ist auch ein Wickelraum sehr sinnvoll. Der muss nicht unbedingt auf der Damentoilette sein. Besser ist ein extra Raum mit schönen Möbeln, angenehmen Licht und vor allem Windeln und Feuchttüchern auf Vorrat. Damit punktet der Händler garantiert bei jungen Eltern, die stressfrei einkaufen wollen.
Kinderoutdoor.de: Was sind die häufigsten Fehler, was die Einrichtung von Kinderabteilungen betrifft? Fatal ist, wenn in Kinderabteilungen Materialien verbaut sind, die kaputt gehen können, oder wackelige Möbel stehen. Wie schnell zieht ein Knirps irgendwo was raus – wenn dann der Kleiderständer umfällt, ist der Schreck erst mal groß. Von der Verletzungsgefahr ganz zu schweigen. Eine Glasvitrine zum Beispiel hat in der Kinderabteilung definitiv nichts zu suchen.
Oft sind die Kinderabteilungen auch zu eng bestückt. Wenn Mama und Papa nur mit Mühe oder gar nicht mit dem Kinderwagen durch die Abteilung fahren können, werden sie garantiert nichts kaufen. Weil sie gar nicht richtig an die Ware rankommen. Entweder sind die Gänge etwas breiter oder es gibt günstige „Parkbuchten“ für die Kinderwagen.
Kinderoutdoor.de: Wie sieht die ideale Kinderabteilung aus? Da steht idealerweise ein Fliewatüüt: Die Kinder können in das Gefährt einsteigen, hupen, blinken, klingeln, den Propeller starten und auf die Reise ins Land der Phantasie aufbrechen. Dazu läuft laute Musik und auf der Pritsche gibt’s kühle Getränke. Ein Paradies für Kinder! Das Fliewatüüt gibt es übrigens echt, in „Your Youtopia“ von Bredl in Ravensburg.
Prima wäre auch eine Art Flying Fox im Laden: Die Kinder flitzen gut gesichert und hoch in der Luft durch den Raum. Das wäre ein Mordsspaß und die Eltern hätten die Kinder immer im Blick…Okay, Spaß beiseite. Toll wäre zum Beispiel ein animiertes Laufband für Kinder. Die Kinder könnten während des Testlaufs einen coolen Film anschauen und die Eltern und das Fachpersonal hätten alle Zeit der Welt, den Schuh und den Laufstil zu analysieren.
Kinderoutdoor.de: Bei einer sehr großen Fastfood-Kette sind die Tische, Stühle, Türklinken und vieles mehr auf Kinderhöhe. Warum ist das in den meisten Kinderabteilungen nicht auch so? Ein klein wenig muss man bei der Möblierung in Kinderabteilungen auch an die Eltern und das Verkaufspersonal denken: Wenn alles auf Kinderhöhe ausgerichtet ist, dann ist es für die Erwachsenen ergonomisch nicht sehr komfortabel, wenn das Kind zig Schuhe oder den ganzen Hosenständer durchprobiert. Dennoch kann man da gewisse Kompromisse treffen: Teilbereiche können auf Kinderhöhe sein und das Visual Merchandising kann beim Dekorieren an die Kinder denken. Oder aber man dreht den Spieß um, indem man nicht die Einrichtung kleiner macht, sondern die Kinder größer. Das geht zum Beispiel mit Podesten im Ankleidebereich oder einem Laufsteg, auf dem die Kinder durch ihre Abteilung flitzen können. Das macht den Kleinen bestimmt Spaß!
Man darf aber nicht vergessen, dass in einem Sporthaus immer Bewegung ist. Je nach Saison ziehen die Abteilungen im Haus um: Laufschuhe nach vorne, Skistiefel nach hinten. Auch die Kinderabteilung kann mal den Platz wechseln, oder sich zumindest ausdehnen oder verkleinern. Daher würde der Händler sich wichtige Möglichkeiten verbauen, wenn das fixe Mobiliar auf Kinder ausgerichtet wäre. Diesen Wechsel gibt es im Restaurant wahrscheinlich nicht.
Kinderoutdoor.de: Stehen Kinder auf andere Farben in den Geschäften als Erwachsene? Natürlich wollen Kinder es bunt und knallig haben. Durch diese Farbgebung ist die Kinderabteilung übrigens sehr schnell im Laden auszumachen – und die Kleinen können zielstrebig in ihren Bereich gehen und sich mit Spielecomputer, TV oder Klettergerüst beschäftigen.
Kinderoutdoor.de: Ihr Outdoortipp für die Familie, wo sollten sie unbedingt einmal gewesen sein? Der Wald vor der eigenen Haustüre – abseits der Wege die Umgebung erkunden.
Herzlichen Dank für das Interview!