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Kinder besichtigen Burgen: Ritter und edle Burgfräulein

Kinder besichtigen Burgen und reisen dort zurück in das Mittelalter. Es lohnt sich mit Kindern Burgen zu besichtigen, denn jede dieser alten Festungen hat eine eigene Geschichte und Sagen. In etlichen der mittelalterlichen Wehrbauten gibt  es auch spezielle Kinderführungen und Programme. Wir stellen Euch quer durch Europa Burgen vor, die einen Besuch mit den Kindern lohnen.

Was nahm die Burgherrin mit, wenn Sie das Kettenhemd Ihres Mannes zum Trocknen aufhängte? Kettenöl! In seiner Rüstung steht Ritter Friedrich im Hof vom Schloss Prösels in Südtirol vor den begeisterten Kindern. Er berichtet seinen kleinen Zuhörern von dem Leben auf der Burg. 1279 tauchte erstmals die Burg bei Völs am Schlern als “Castrum Presil” in Urkunden auf. Am meisten ragt dabei der Leonhard von Völs- Colonna heraus. Ein gewiefter Taktierer und Politiker. Er ist der einflußreiche Landeshauptmann an der Etsch gewesen und außerdem der Burggraf von Tirol. Unter Leonhard von Völs-Colonna veränderte sich die Burg, denn der adelige Mann hatte das entsprechende Geld für solche Umbauten. Er baute seinen Stammsitz zu einem repräsentativen Schloss um. Heute gibt es für die Kinder in der südtiroler Burg zu sehen, was die Kleinen sich unter einer Burg vorstellen: Hellebarden, Rüstungen, Schilder, prachtvolle Helme und vieles mehr. Spezielle Kinderführungen finden am 17., 24., 31. Juli und 7., 21. und 28 August von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr statt.  Außerdem gibt es leichte Wanderungen für Familien rund um die Burg. Eine leichte Tour, sie dauert etwa zwei Stunden, führt Euch von Völs zum Schloß Prösels und wieder zurück. Doppelt solange ist der Oachner Höfeweg der Euch an wunderbaren alten Gehöften vorbeiführt.

Schloß Prösels

  • Südtirol
  • Führungen für Kinder und Familien
  • außer Samstag täglich vom 1. Mai bis 31. Oktober geöffnet

Kinderoutdoor Bewertung: Sechs von sechs möglichen Kompassen

 

Kinder besichtigen Burgen: Die Zitadelle von Besancon mit Zoo

Am Rande vom französischen Juramassiv liegt die Stadt Besancon. Eine sehenswerte Altstadt in deren Zentrum die Kathedrale Saint Jean liegt. Die Häuser sind mit Kalkplatten verkleidet die einen leichten blauen Schimmer haben. In der Altstadt kam in einem unscheinbaren Haus der Schriftsteller Victor Hugo zur Welt. Über Besancon thront die Zitadelle. Im 17. Jahrhundert errichtete sie der Festungsbaumeister Vauban. Inzwischen ist die Festung mit ihren teilweise bis zu 20 Meter hohen zum Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. In der Festung selbst befinden sich unterschiedliche Dauerausstellungen und Museen. Für die Kinder dürfte das Museum des Widerstandes und der Deportation schwierig zu verstehen sein. Sehenswert und kindgerecht sind das Insektarium. Die Kinder können dort auch in einen Ameisenbau kriechen. In etlichen Glaskästen sind die Insekten zu besichtigen. Nirgends in ganz Frankreich gibt es so viele unterschiedliche Insekten in einer Ausstellung. Was alles unter dem Wasser los ist, bekommen die Kinder im Aquarium zu sehen. Besonders beliebt ist das Außenbecken mit den Kois. Hier kommen die Kindern in direkten Kontakt mit den japanischen Zierbarschen. Finger ein wenig ins Wasser halten und schon lutscht ein Koi daran. Weiter geht es durch die weitläufige Zitadelle hinauf zum Zoo. Tiger, Löwen, Affen, Hirsche, Kängurus und auch einen kleinen Bauernhof gibt es hier. Insgesamt sind es um die 400 Tiere die im Zoo von der Zitadelle ihre Gehege haben. Ein halber Tag lässt sich problemlos in der Zitadelle von Besancon verbringen, ohne dass bei den Kindern Langweile aufkommt.

Zitadelle Besancon

  • Frankreich
  • Rundgang mit kostümierten Museumsführer (in franzöisch und englisch)
  •  täglich geöffnet (außer 25. Dezember und 1. Januar)
  • Kindgerechte Museen und ein Zoo

Kinderoutdoor Bewertung: Sechs von sechs möglichen Kompassen

 

Kinder besichtigen Burgen: Tannhäuser, Luther und die Heilige Elisabeth

 

2017 gab es einen Ansturm auf die Wartburg. 500 Jahre Reformation ließ Besucher aus der ganzen Welt nach Thüringen kommen. Oberhalb von der Stadt Eisenach befindet sich diese Burg. 1067 soll sie Landgraf Ludwig der Springer erbaut haben. Seinen Beinamen bekam der Adelig, als er sich aus dem Kerker mit einem beherzten Sprung über die Saale rettete. Jedes Zeitalter hinterließ auf der Wartburg ihre Spuren. Am bekanntesten sind aber zwei Persönlichkeiten. Von denen bekommt Ihr bei der Burgführung auch einiges zu hören und zu sehen. Eine Persönlichkeit ist die Heilige Elisabeth von Thüringen. Ursprünglich stammt sie aus Ungarn und ist die Tochter des Königs gewesen. Mit nur vier Jahren (!) kam sie nach Thüringen zu ihrem späteren Mann, Landgraf Ludwig IV. Sie begeisterte sich für die Armenbewegung und spendete viel den Bedürftigen. Als ihr Gatte bei einem Kreuzzug starb, gab es einen Konflikt um dessen Erbe. Elisabeth unterlag und verbrachte ihre letzten drei Lebensjahre als Spitalschwester in Marburg. Am bekanntesten ist der Junker Jörg. Er fand hier auf der Wartburg seine Zuflucht. Junker Jörg diente nur als Tarnname, hinter dem sich der gesuchte Reformator Martin Luther verbarg. In einer kleinen, kargen Stube (sie ist heute noch zu besichtigen) übersetzte er die Bibel vom Lateinischen ins Deutsche. Beeindruckt sind die Kinder von der Dauerausstellung in der Wartburg mit prächtigen Hofgeschirr aus Gold oder Silber sowie edlen Rüstungen. Eine Besonderheit ist es auch, mit dem Esel hinauf zur Wartburg zu reiten. Seit 150 Jahren gibt es diesen besonderen Transport. Richard Wagner, der Opernkomponist, verlegte die Handlung von Tannhäuser auf die Wartburg. Kindgerecht gibt es in dem Neogotischen Rittersaal spezielle Aufführungen für Kinder vom Sängerwettstreit auf der Wartburg. Dabei sehen die Kinder genau so fasziniert zu, wie manche Erwachsene bei den Wagner Festspielen in Bayreuth. Es lohnt sich auch Eisenach mit dem Bachhaus zu besichtigen und durch die Drachenschlucht zu wandern.

Wartburg

  • Thüringen
  • Kindgerechte Tannhäuser Inszenierung
  •  täglich geöffnet von 8.30 bis 17.30 Uhr

Kinderoutdoor Bewertung: Fünf von sechs möglichen Kompassen

Kinder besichtigen Burgen: Kein Thermomix in der Burg Wolfsegg

Erhaltene gotische Burgen gibt es selten. Zum einen bauten in den Jahrhunderten die Burgbesitzer ihre Festungen um (das Leben auf der Burg ist alles anderes als komfortabel gewesen), zum anderen gab es durch Kriege Zerstörungen. Besonders im Dreißigjährigen Krieg gab es viele zerstörte Burgen in Deutschland. Aus diesem Grund ist die Burg Wolfsegg im Landkreis Regensburg ein Kleinod, weil sie zu den wenigen komplett erhaltenen gotischen Burgen in Bayern gehört. Von weitem ist die Festung zu sehen. Sie liegt mitten im Ort und wirkt noch heute wehrhaft. Um das Jahr 1300 ist es gesichert, dass bereits die Burg sich auf dem Felsenkegel befindet. Ritter Bruno Wolf von Schönleiten ließ sie errichten. Wer glaubt, dass Spekulationen mit Immobilien nur in unserer Zeit gibt, der sollte einmal nachlesen wer alles in den vergangenen Jahrhunderten Burg Wolfsegg sein Eigentum nennen konnte. Am Fuße der Burg ist ein großer Parkplatz und von dort steigt Ihr auf. Vorbei an der Burgkapelle Sankt Laurentius geht es hinauf zum Tor der Festung. Im Sommer gibt es hier besondere Veranstaltungen.

Dazu gehört auch eine nächtliche Führung. Ob dort die bekannte Weiße Frau zu sehen ist? Sie geistert immer wieder durch die Presse. Ein völlig mißglücktes Portrait vonder angeblichen Weißen Frau  hängt in einem Saal der Burg. Es soll sich dabei Klara von Helfenstein handeln. Der Maler hatte sich, was den Kleidungsstil angeht, wenig Mühe gegeben. Angeblich hatte die Adelige eine Affäre. Ihr Ehemann, Ritter Ulrich von Laaber kam dahinter und brachte die untreue Ehefrau um. So geht in wenigen Worten die Sage. Doch diese Geschichte hält keiner Überprüfung stand. Ulrich von Laaber starb, nachweislich, vier Jahre vor seiner Gattin. Und was die Spukgestalt betrifft: Sie taucht schriftlich erst nach dem Jahr 1848 auf. Also kann es sich auch nicht um eine  Sage aus dem Mittelalter handeln. Fake News gab es scheinbar schon immer. In den 60er Jahren gewann die vermeintlich Sage mit der Weißen Frau von Wolfsegg richtig an Fahrt. Geisterjäger und Journalisten pilgerten regelmäßig zur Burg um neue „Details“ über das Gespenst zu (er)finden. Interessant ist auch der die Unterwelt dieser Burg. Eine Schachthöhle die ungefähr 500 Meter lang ist. Seit 1841 kennen Experten Unterwelt vom Wolfsegger Burgberg. Leider ist die Höhle nicht öffentlich zugänglich. In verschiedenen Ausstellungen bekommen die Kinder eine Menge über das Leben auf der Burg Wolfsegg zu sehen. Detailreich ist die Küche nachgestellt. “Ja was? Alles ohne Thermomix!” meinte eine Besucherin. Auch Schwerter, Rüstungen, Arkebussen und viele andere Waffen aus dem Mittelalter sind hier ausgestellt. Diese stammen zwar aus bayerischen Archiven und nicht aus Wolfsegg, doch das interessiert die Kinder wenig.

Burg Wolfsegg

  • Bayern
  • Sonderaktionen und Dauerausstellungen
  •  1. Mai bis 30. September immer am Wochenende und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr

Kinderoutdoor Bewertung: Fünf von sechs möglichen Kompassen