Immer mehr Kinder können laut dem DLRG nicht schwimmen. Die Folge daraus: Outdoorkids die sich nicht über Wasser halten können, entgeht einiges. Den Kindern ist dadurch der Zugang zum Element Wasser, zum Spielen in und mit dem Wasser verwehrt. Über Kinder und ihr besonderes Verhältnis zum Wassersport weiß Heinz Stickl viel zu berichten. Er betreibt seit 40 Jahren die größte Wassersportschule am Gardasee und hat mittlerweile Generationen aufs Wasser geführt. Heinz Stickl verbrachte viel Zeit in seinem Leben auf dem Wasser und brachte es zum Europameister im Segeln und gewann die Weltmeisterschaft im Surfen. Er gilt als einer der Pioniere wenn es um das Surfen in Europa geht. In Wettkämpfen und auch als Unternehmter gehörte er oft zu den Ersten. So gründete Stickl im Jahr 2001 am Gardasee die erste Kite-Surf-Schule.
Herr Stickl, jeder kennt sie: Die „Wasserratten“, die mit Begeisterung im Wasser bleiben „bis die Lippen blau sind“, was macht für Kinder die Faszination Wasser aus?
Heinz Stickl: Kinder haben die pure Freude daran, im Wasser zu toben, selbst wenn die Wassertemperatur von Erwachsenen noch als kalt empfunden wird. Das Element Wasser legt ihre Kreativität frei. Sie trainieren das Balancegefühl, Koordination und den gesamten Muskelapparat. Außerdem stärkt Wassersport ihr Selbstwertgefühl. Wenn zudem die Eltern selber begeisterte Wassersportler sind, wollen sie diese Freude natürlich weitergeben und irgendwann auch mit ihren Kindern teilen. Dann überträgt sich der Spaß ganz automatisch und es ist die große Ausnahme, dass Kinder keine Lust haben, am und im Wasser zu spielen. Nach dem Paddeln sind die Kids ausgepowert und strahlen übers ganze Gesicht.
Ab welchem Alter können Kinder mit Wassersport beginnen?
Heinz Stickl: Sobald sie schwimmen können. Ab 6 Jahren sind Segeln mit der Optimisten-Jolle und Windsurfen ein guter Start. Katamaransegeln ab 8 Jahren. Neben dem kindgerechten Training haben wir spezielle Schulungshefte, die auf das Alter angepasst sind und die Kids anregen.
Wenn Kinder Scheu vorm Wasser haben, obwohl sie schwimmen können, wie nimmt man sie ihnen?
Heinz Stickl: Wir haben festgestellt, dass gerade Kinder in unseren Kursen sehr schnell eine Gemeinschaft entwickeln, die zu einer ganz eigenen Dynamik führt. Sie pushen sich gegenseitig, ob beim Optisegeln oder beim Surfen, selbst die ganz Kleinen. Wenn die Eltern nicht dabei sind, fängt kein Kind an zu quengeln. Wir haben 12 Wochen lang jede Saison die Kinderkurse ausgebucht und haben mit jahrzehntelanger Erfahrung ein kindgerechtes Training entwickelt.
Wie sieht das aus? Der Gardasee ist ja bekannt für Wind und Wellen, ist das nicht zu anspruchsvoll für Kinder?
Heinz Stickl: Wir haben bewusst die windgeschützte Traumbucht Val di Sogno bei Malcesine als Standort gewählt, die wie ein ruhiger Hafen ist. Die Bojen geben die Routen für die Kinder vor, eine kleine Insel lädt zum Entdecken ein und das Wasser ist morgens spiegelglatt. Mit den Motorbooten haben wir stets alle im Blick und per Funk-Headsets ist der Trainer mit jedem Kind verbunden.
Das hört sich wirklich nach einem sicheren Hafen an, welche Sicherheitsmaßnahmen gehören noch bei Stickl Sportcamps zum Wassersport?
Heinz Stickl: Die Gruppen bleiben in dem abgesteckten Revier in Ufernähe, es sind immer mehrere Rettungsboote in der Nähe und die Kinder sind mit Neopren, Rettungsweste und Funkset ausgestattet, sie schauen schon immer aus wie kleine Teilnehmer vom America‘s Cup. Die Kinder sind heute auch technisch sehr verständig und wir können selbst mit den Kleinsten richtig guten Unterricht führen. Bei der kleinen Gruppengröße von maximal 6 Teilnehmern hat der Coach immer alle im Blick.
Wie gestaltet sich ein Tag mit der Familie bei den Stickl Sportcamps?
Heinz Stickl: Wichtig ist: Der Wassersport erfordert eine zeitliche Flexibilität, an die wir die Kurszeiten anpassen. Die Kinder sollen ja sicher und motiviert aufs Wasser, da heißt es auch schonmal, der Kurs beginnt eine Stunde später um besseres Wetter mitzunehmen. Dafür bieten wir einen eigenen Service: Ab 8.30 Uhr morgens können die Familien im Internet die Kurszeiten checken – und gemütlich noch einen Cappuccino genießen. Dann geht es beispielsweise um 9 Uhr los mit dem Segel-Perfektionskurs für den Vater und die Mutter geht eine Runde paddeln mit dem SUP-Board. Die Kinder kommen mit zum Stickl Camp und spielen in der Kinderbetreuung bis ihr Kurs startet. Dann werden sie im Stickl Büro vom Lehrer abgeholt, eingekleidet und es geht los für rund 2 Stunden aufs Wasser. 12.30 h ist der Kinderkurs beendet. Sind die Eltern auch schon fertig, können sie ihre Kids abholen. Sind sie noch beim Wassersport, können die Kinder weiter in der Betreuung bleiben. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung.
Manche Ihrer Gäste haben selber als Kind Windsurfen oder Segeln bei Ihnen gelernt und kommen jetzt mit der eigenen Familie. Was hat sich geändert?
Heinz Stickl: Die Kids sind heute sehr taff und technisch verständig. Wassersport ist eine gute Gelegenheit, dass auch die jugendlichen Kinder nochmal mit in Urlaub kommen, die wollen am liebsten Kiten oder Windsurfen. Unser Angebot ist jetzt natürlich breiter als vor 40 Jahren, sowohl was die Sportarten angeht als auch das Niveau: vom Optikurs für die Kleinsten bis zum Top Level mit Foilen für die Könner ist bei uns alles möglich.
Was kann ich mit meiner Familie sonst noch in der Nähe von Malcesine unternehmen?
Heinz Stickl: Mit der Seilbahn auf den Monte Baldo fahren, um im „Botanische Garten Europas“ zu wandern, in Torbole klettern oder biken gehen, Verona besuchen, es gibt so viele Möglichkeiten.
Vielen Dank für das Interview!