Der Secondhand-Markt entwickelt sich dynamisch. Händler wie Bergzeit, Sport Conrad, Globetrotter und Marken wie Patagonia sind sich einig: Secondhand ist längst im Mainstream angekommen.
Freiwillige Initiativen sind wichtiger denn je. Während Einzelne nur begrenzt Einfluss auf CO₂-Emissionen haben, bietet die Kreislaufwirtschaft konkrete Möglichkeiten. Dadurch können Konsument:innen selbst wirksam werden.
Gerade im Bereich Secondhand sind viele Outdoor-Ausrüster aktiv. Folglich tragen sie entscheidend zur Ressourcenschonung bei. Gleichzeitig profitieren Kund:innen von erschwinglicher, hochwertiger Ausrüstung.
Marktvolumen und Wachstum
Von Vinted über ebay Kleinanzeigen bis zu Secondhand-Stores: Der Zweitverkauf boomt. Michael Austermühle, Patagonia Regional Manager Central Europe: „Der globale Secondhand-Markt beläuft sich momentan auf rund 190 Mrd. Euro.“
Darüber hinaus steigt die Nachfrage kontinuierlich. Im Outdoorbereich fehlen zwar verlässliche Zahlen, dennoch gehen Expert:innen von einem Anteil von ein bis zwei Prozent am Bekleidungsmarkt aus. Schließlich sehen alle Beteiligten enormes Wachstumspotenzial.

Stimmen aus der Branche
Austermühle ergänzt: „Wir haben im Outdoor-Markt nach Corona eine gewisse Konsolidierung gesehen – das hat es im Secondhand-Bereich nicht gegeben. So gibt es die Vermutung, dass es eine Verfünffachung in den nächsten zehn Jahren geben wird – mit Blick auf den globalen Markt.“
Damit wird deutlich: Secondhand bietet enormes Potenzial für Kund:innen und für die Kreislaufwirtschaft. Außerdem zeigt sich, dass die Branche langfristig auf nachhaltige Modelle setzt.
Modelle im Vergleich
Bergzeit RE-USE
Seit 2021 betreibt Bergzeit eine Plattform für hochwertige Secondhand-Ausrüstung. Jens Oellrich: „Als E-Commerce-Spezialist können wir gute Services bieten wie eine reibungslose Abwicklung – inklusive schneller Lieferung und der Möglichkeit, Artikel zu retournieren, was viele Plattformen nicht anbieten.“
Globetrotter
2020 startete Globetrotter mit einem physischen Secondhand-Sortiment. Aufgrund der starken Nachfrage wurde es schnell auf alle Standorte ausgeweitet. 2022 folgte die Online-Erweiterung. Mareike Heubel: „Mit diesem Ansatz füllen wir eine Lücke: Qualitativ hochwertige Outdoor-Ausrüstung wird für Jede und Jeden erschwinglich – auch für Menschen, die zuvor nicht über die nötige Kaufkraft für neue Markenprodukte verfügten.“

Sport Conrad NOMOI
Seit 2022 betreibt Sport Conrad das Programm „NOMOI“. Maria Ries: „Auch bei uns ist der Secondhand-Bereich stark wachsend und so haben wir das Programm 2024 ganzjährig auf alle drei Standorte erweitert. Ende November eröffnen wir einen Pop-Up-Store in Garmisch-Partenkirchen.“
Patagonia Worn Wear
Patagonia gilt als Pionier. In den USA startete das Unternehmen 2012 mit Pop-up-Stores, in Europa folgte 2016 der Einstieg mit „Worn Wear“. Austermühle: „Wir beschäftigen uns seit Jahren mit Trade-In, aber uns fehlen IT- und Prozessmanagement – und wir wollen diese sensiblen Prozesse nicht vollständig aus der Hand geben.“
Herausforderungen
Die Händler berichten von Pionierarbeit und strukturellen Hürden. Prozesse laufen manuell, da „keine KI eine Jacke bewerten kann und wir als Händler Verantwortung tragen, Fälschungen und mangelhafte Qualität auszuschließen“, so Heubel.
Oellrich fasst zusammen: „Alle sind begeistert von Secondhand, aber im Tagesgeschäft bedeutet es zahlreiche zusätzliche Schritte und Hürden.“
Secondhand als Geschäftsmodell
Maria Ries: „Unser Secondhand-Programm ist ein strategisches Programm von Sport Conrad. Der Umgang mit Einzelstücken ist zeit- und ressourcenaufwändig, vor allem während stark frequentierter Zeiten im Geschäft.“
Jule Schneider, Bergzeit: „Nur ein sich selbst tragendes Geschäftsmodell hat auf Dauer eine Daseinsberechtigung und erreicht Impact und eine Skalierbarkeit.”

Nachhaltigkeit und CO₂-Einsparung
Heubel verweist auf eine Studie von my climate: Der Fußabdruck einer Regenjacke sinkt von rund 9 kg CO₂ beim Neukauf auf etwa 2 kg beim Zweitverkauf.
Dadurch zeigt sich klar: Secondhand spart Ressourcen und reduziert Emissionen. Außerdem wird die Kreislaufwirtschaft gestärkt.
Fazit
Secondhand hat sein muffiges Image abgelegt. Es spricht eine breite Zielgruppe an – von jungen Menschen bis zu Familien.
Alle Beteiligten sehen großes Potenzial. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, Konsument:innen stärker zu sensibilisieren. Jule Schneider: „Der Wert eines Kleidungsstücks bemisst sich erst beim Zweitverkauf. Im Zweitleben steckt der Markenwert – wir als Händler müssen lernen, dieses Werteverständnis zu entwickeln.“

