Gewitter am Berg gehören zu den größten Risiken für Bergsteiger und Wanderer. Erfahre hier, wie du dich richtig verhältst, welche Blitze es gibt, welche Schutzmaßnahmen helfen und wie du mit Kindern sicher durch die Berge kommst.
Outdoor-Know-How kann im Ernstfall Leben retten. Gewitter am Berg sind keine Seltenheit und erfordern vorausschauende Planung, Wachsamkeit und richtiges Verhalten. Wer Warnsignale erkennt und vorbereitet ist, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch die gesamte Gruppe.
Warum Gewitter in den Bergen so gefährlich sind
In den Alpen treten im Sommer heftige Gewitter häufig auf – und durch die Klimakrise nehmen Wetterextreme weiter zu. Für Alpinisten und Familien sind Blitzeinschläge, Starkregen und Sturmböen eine ernste Gefahr. Neben Unterkühlung und Sturzrisiko durch Nässe droht vor allem der direkte Blitzeinschlag.
„An stark wetterlabilen Tagen verzichten wir auf ausgedehnte Touren sowie auf Routen mit Drahtseilsicherungen an exponierten Graten und freistehenden Gipfeln“, erklärt Alpenvereinsexperte Jörg Randl.

Tourenplanung: Sicherheit beginnt vor der Wanderung
- Früh starten: In den Sommermonaten besser schon am Vormittag auf dem Rückweg sein.
- Wetterprognosen prüfen: Verlässliche Dienste wie das Alpenvereinswetter nutzen.
- Route anpassen: Bei Warnungen nur kurze, sichere Touren unternehmen.
- Mit Kindern unterwegs: Wetterentwicklung besonders aufmerksam beobachten – ein frühzeitiger Rückzug ist Pflicht.
Warnsignale für ein nahendes Gewitter
- Ambossförmige, turmhohe Gewitterwolken
- Auffrischender, böiger Wind
- Surrende Geräusche (elektrische Entladungen)
- Faustregel: Sekunden zwischen Blitz und Donner ÷ 3 = Entfernung des Gewitters in Kilometern
Beispiel: 10 Sekunden = 3 Kilometer. Höchste Zeit, Schutz zu suchen!

Richtiges Verhalten bei Gewitter am Berg
- Gipfel, Grate und freistehende Felsen sofort verlassen
- Abstand von mindestens 1,5 m zur Felswand halten
- In Kauerstellung auf isolierendem Material (Rucksack, Seil) verharren
- Auf Klettersteigen gesichert bleiben – Absturzgefahr ist höher als Blitzgefahr
- Schutz vor Nässe: Biwaksack & Funktionsbekleidung einsetzen
- In Felshöhlen nur Schutz suchen, wenn genügend Abstand zur Wand möglich ist
Kinder & Gewitter am Berg
Wandern mit Kindern macht Spaß – aber nur, wenn das Wetter passt. Gerade Familien sollten bei instabiler Wetterlage kurze Touren bevorzugen und frühzeitig abbrechen. Ein Biwaksack gehört unbedingt in den Rucksack, um im Notfall Schutz zu haben.

Tipps für mehr Sicherheit
- Nie auf Drahtseilen, Leitern oder Metall verharren – hier droht Blitzschlag
- Wanderstöcke und Metallgegenstände ablegen
- Gruppenabstand halten: Mindestens 10 Meter zwischen den Personen
- Notfallnummern kennen: 112 in ganz Europa
- Tourenplattform nutzen: z. B. alpenvereinaktiv.com
FAQ: Häufige Fragen zu Gewittern in den Bergen
Welche Arten von Blitzen gibt es?
- Wolke-Erde-Blitz: schlägt direkt in den Boden oder Gegenstände ein
- Wolke-Wolke-Blitz: Entladung zwischen zwei Wolken
- Innerhalb-Wolke-Blitz: Entladung innerhalb einer Gewitterwolke
- Kugelblitz: seltenes Phänomen, leuchtende, bewegliche Kugeln
Wie erkenne ich, dass ein Gewitter näherkommt?
An aufragenden Quellwolken, auffrischendem Wind, Temperatursturz und Donner in der Ferne.

Ist man im Wald sicher?
Unter hohen Einzelbäumen ist es gefährlich. Besser am Waldrand in mittelhohem Bestand Schutz suchen.
Hilft ein Regenschirm gegen Blitzschlag?
Nein, im Gegenteil – ein Schirm mit Metallspitze kann Blitze anziehen.
Wie gefährlich ist Starkregen im Gebirge?
Sehr gefährlich. Er kann Sturzfluten in Rinnen und Felswänden auslösen und Steinschlag begünstigen.
Sollte ich auf dem Berg lieber ausharren oder fliehen?
In den meisten Fällen ist es sicherer, einen geschützten Platz aufzusuchen und das Gewitter abzuwarten, statt in Panik loszulaufen.

