Nachhaltige Outdoor Bekleidung ist auf den Leitmessen ISPO und OutDoor immer noch ein Thema. Geht es den Herstellern von Outdoorjacken, Hosen, Rucksäcken und Wanderschuhen eher darum sich ein grünes “Mäntelchen” umzuhängen, oder hat die Outdoor-Branche erkannt worum es geht? Seit zehn Jahren versucht die schwedische Outdoor-Marke Haglöfs sich und die Produkte nachhaltiger zu gestalten. Eva Mullins, Sustainability Managerin von Haglöfs, spricht im Interview wie der Stand der Dinge ist und welche Herausforderungen zu meistern sind.
Im Wasser treibt so einiges.Manches ist nur unter dem Mikroskop zu sehen. Winzigste Plastikpartikel sind im Wasser. Auch in den bayerischen Seen wie dem Chiemsee. Dabei sind die Seen neben Ihrer Funktion als Ort für Erholungssuchende auch Wasserspeicher. Doch woher kommt das Mikroplastik? Es setzt sich beim Waschen von Outdoorkleidung frei. Das hat auch Haglöfs erkannt und eine Vielzahl von Maßnahmen eingeführt: Es kommen hauptsächlich hochwertige Textilien in die Kollektion. Die Konstruktionsmethoden sind so gestaltet, um die Faseremissionen der gekämmten Fleecestoffe auf ein Minimum zu reduzieren. Dazu arbeitet das Unternehmen aktiv mit Lieferanten zusammen, um die Stoffe bereits während der Kämmphase von Faserrückständen zu befreien. Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, Materialien zu benutzen, die einen möglichst geringen Einfluss auf die Umwelt haben, sondern auch ein langlebiges Produkt zu entwickeln. Um mehr zu wissen wie nachhaltig Outdoor Bekleidung ist, antwortete Eva Mullins, Sustainability Managerin von der schwedischen Outdoormarke.
Wie weit ist die Outdoorbranche in Sachen Nachhaltigkeit?
Eva Mullins: Fakt ist, dass es, Stand heute, so etwas wie eine nachhaltige Outdoor-Brand noch nicht gibt. Egal wie gut unsere Absichten sind, wir hinterlassen immer Spuren. Dennoch ist die gute Nachricht, dass sich die Branche bereits verändert. Seit einigen Jahren arbeitet die ganze Outdoorindustrie daran, die Zustände zu verbessern. Die Unternehmen setzen sich unter anderem dafür ein, den Wasserverbrauch und den Einsatz von Chemikalien im Herstellungsprozess zu reduzieren, eine gerechte Tierhaltung sicherzustellen und faire Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu schaffen. Für alle Outdoor-Hersteller ist eine intakte und gesunde Natur essentiell. Deshalb ist es nur logisch, dass wir stetig nach Lösungen suchen, um unseren Fußabdruck zu reduzieren.
Welchen Herausforderungen muss sich die Outdoorindustrie stellen?
Eva Mullins: Es gibt meiner Meinung nach sowohl technische als auch kulturelle und strukturelle Herausforderungen, bei denen wir als Unternehmen Aufklärungsarbeit leisten müssen. Wir müssen Lieferanten überzeugen, umweltfreundliche Materialien mit gleicher Funktionalität zu entwickeln und dafür praktikable Standards zu schaffen. Gleichzeitig fällt es vielen traditionellen Textilproduzenten schwer, sich an diese Forderungen anzupassen. Dazu müssen wir die langfristigen Vorteile von beispielsweise eigenen Wasseraufbereitungsanlagen und räumlich abgetrennten Nähereien, die nicht mit konventionellen Stoffen und Chemikalien in Berührung kommen, hervorheben und auch die Lieferanten für unser Vorhaben gewinnen. Es ist schließlich unsere Aufgabe die Konsumenten aufzuklären, warum sie für nachhaltige Produkte mehr Geld bezahlen sollen. Denn jedes nachhaltige Produkt, das nicht verkauft wird, kann auch nicht nachhaltig sein.
Wie integriert Haglöfs Nachhaltigkeit in Produktion und Entwicklung?
Eva Mullins: Bereits seit 2008 ist Nachhaltigkeit ein Schlüsselelement in all unseren Prozessen und Entscheidungen und fest in unserer Strategie verankert – von der Planungsphase bis hin zur Produktentwicklung und Fertigung. Wir sind stets auf der Suche nach den besten Materialien mit dem geringsten Einfluss auf die Umwelt, ob recycelt, bio-, bluesign®- oder RDS-zertifiziert. Täglich sind wir im Austausch mit all unseren Partnern und Interessensgruppen, um Lösungen für komplexe Probleme wie Mikroplastik zu finden oder PFAS aus unserer Lieferkette zu verbannen. Dafür arbeiten wir mit Partnern wie bluesign®, sowie Textile Exchange und der Swedish Chemical Group zusammen und engagieren uns intensiv in Projektgruppen wie ECG Microplastics Consortium, BioInnovation und SAC/Higg Index, dessen Ziel es ist, ein einheitliches Bewertungssystem der Nachhaltigkeitsleistungen in Bekleidung zu schaffen. Zusammen mit der Fair Wear Foundation bringen wir mehr Transparenz in unsere Lieferkette und schaffen faire Arbeitsbedingungen in allen Produktionsschritten.
Autorin: Lilli Wittmann