Wenn es auf dem Campingplatz Vorderboden orange leuchtet, haben sich dort keine niederländischen Fußballfans in den Zelten einquartiert. Es ist wieder Zeit für das Marmot Family Camp. Hier erlebten die teilnehmenden Familien gemeinsame Abenteuer in den Bergen: Sie suchten Spuren von Wildtieren und konnten sich von einer 40 Meter hohen Brücke abseilen.
“Der Berg ist mindestens viertausend Meter hoch” schätzt ein Junge als er auf der Kanzelwand steht. Dieser Gipfel im Zweiländereck hat eigentlich 2.058 Meter, doch der Bub hat mit seinen Eltern den Walser Klettersteig absolviert. Am Felsen entlang klickten immer wieder die Sicherungskarabiner aus dem Stahlseil, wenn die Familien an Bohrhaken gelangten. Hier mussten sie, so wie es ihnen die Bergführer erklärt hatten,die Karabiner umhängen. Lustig ging es in der Wand und beim Zustieg zu. Plötzlich ertönte ein dumpfes Geräusch, dass die Kinder und Erwachsenen an rülpsen erinnerte. Ein Schneehuhn, wie sich später herausstellte, gab diese Töne von sich. Langeweile hatte beim Marmot Family Camp keine Chance. Hier gab es unterschiedliche Angebote für die Familien. Wer einmal die moderne Version der Schnitzeljagd ausprobieren wollte, der nahm an der GPS-Teamrallye teil. Mit den GPS Geräten ausgerüstet ging es durch die tiefen Wälder und bunten Bergwiesen vom Kleinwalsertal. Unterwegs erwarteten verschiedene Stationen die Teilnehmer und hier hatten sie Aufgaben zu lösen. Gemeinsam schafften sie diese.
Wilde Kinder mit Dreck eingeschmiert beim Marmot Family Camp
“Aus Breitwegerich lassen sich Blasenpflaster herstellen!” erklärte ein Kind den überraschten Eltern. Es kam vom Wildnistag zurück.Hier lernten die Outdoorkids die wilde Seite vom Kleinwalsertal kennen. Abseits von markierten Wanderwegen entfachten sie Feuer ohne Feuerzeug und einen Liter Grillanzünder so wie es Papa im Sommer immer vormacht. Außerdem bastelten die Kinder Pfeil und Bogen. Doch was Kindern und Erwachsenen am besten gefiel: Sich mit Schlamm einzuschmieren. Eine perfekte Tarnung. Doch schmutzig so sollte niemand in den Schlafsack. Im eiskalten Wasser vom Bach wuschen sie alle wieder ein. Ein besonderer Höhepunkt vom Marmot Family Camp ist das große Bergabenteuer. Eine Tour, die es seit Jahrzehnten gibt und sich bei Schulklassen bewährt hat. Erfahrene Bergführer zeigten den Teilnehmern wie sie richtig im Felsen klettern. Beim Top Rope sammelten die Outdoorkids und Eltern ihre ersten Erfahrungen beim Kraxeln. Überwinden mussten sich einige beim Abseilen im Klettergarten. Ein gutes Gefühl ist es gewesen, als die Kinder und Eltern sich gegenseitig sicherten. “Immer zwei Hände am Seil und den Blick auf den Kletterer!” bekamen sie vom Bergführer eingeschärft. Auf einer wackeligen Seilbrücke überquerten die Kinder, gut angeseilt, einen wilden Bach. Zehn Meter unter ihnen schlugen die Wellen in die ausgespülten Felsbecken. Von nun an ging es bergab: Beim Flying Fox bretterten die Teilnehmer vom Bergabenteuer durch den Wald. Wer mutig ist, konnte es bei der letzten Station auf der Schwendebrücke beweisen: 40 Meter seilten die Bergführer ihre Schützlinge ab. Dagegen ist eine Matheschulaufgabe ein Klacks.
Spuren lesen statt Handy oder Tablet
Genauer hinzusehen beim Wandern lernten die Kinder von Peter Sürth. Der anerkannte Wildbiologe ist ein Spezialist wenn es um Wölfe, Bären und Luchse geht. Zusammen mit seiner Gruppe wanderte der Experte durch die Gegend um das Marmot Family Camp und zeigte welche Spuren die Tiere am Boden sowie an Pflanzen hinterlassen hatten “Seht ihr das abgekaute Gras?” sagte Sürth und plötzlich entdeckten die Kinder auch diese Spuren. “Wunderbar!” freute sich dier Wildbiologe “Seht mal diesen tollen Abdruck an! Hier ist ein Hirsch unterwegs gewesen” Am Abend erklärte Sürth den Kindern viel über seine Arbeit und zeigte den Zuhörern Fotos und Filme von seinen Expeditionen durch die wilden Gegenden von Europa. Am Abend saßen die Kinder und Eltern am Lagerfeuer statt vor Bildschirmen zusammen. Gemeinsam schnitzten sie und genossen die Zeit im Kleinwalsertal. Nach diesem Abenteuercamp fuhren alle mit vielen unvergesslichen Eindrücken nach hause.Genug um die Kanzelwand zu einem 4.000er aufzuschütten.