Immer mehr Familien zieht es auf einen Klettersteig. Gemeinsam, durch das am Felsen fixierte Stahlseil, geht es hoch hinaus. Wenn selbst ein Sechsjähriger den Innerkoflersteig am Paternkofel in Südtirol geschafft hat, wie ein deutsches Alpin-Magazin berichtete, kann ein Klettersteig doch kaum so schwer sein. Oder vielleicht doch?
Eigentlich ganz simpel: Die Sicherungskarabiner in das Stahlseil einklinken und rauf geht´s! Doch Moment, warum ist denn dieser dritte Karabiner auch noch da und der ist irgendwie an einem kurzen Badstück befestigt? Leider stellen viele Sport-, Lifestyle- und Wandermagazine einen Klettersteig als die einfachste Sache der Welt dar. Kann jeder und bringt einen Kick. Klar, dass auch Familien gemeinsam sich am Stahlseil ausprobieren wollen. Wer sich mit Kindern ernsthaft an eine Via Ferrata wagen möchte, der belegt am besten einen Kurs. Die Alpenverein und Bergschulen bieten solche an. Hier lernt Ihr welche Ausrüstung dafür nötig ist und wie Ihr diese richtig anwendet. Wer beide Sicherungskarabinder gleichzeitig aus dem Stahlseil ausklinkt, lebt verdammt gefährlich. Wie Ihr die Karabiner an den Eisenstiften richtig umsetzt gehört dort ebenso zu den Lehrinhalten, wie Ihr Euch im Klettersteig richtig verhaltet. Dort gibt es nämlich sehr ambitionierte Alpinisten, die wollen / müssen andere Bergsteiger unbedingt überholen und scharren vor lauter Ungeduld sich die Finger am Felsen wund. Die Experten bei einem Kurs für den Klettersteig lernen Euch auch, wie Ihr die Kinder richtig sichert. Nur mit dem Set alleine ist es nicht getan. Es gibt derzeit ein Klettersteigset auf dem Markt, dass für leichte Alpinisten ausgelegt ist und bei einem Sturz auslöst. Was heißt das im Umkehrschluß? Wenn ein Kind mit einem Set für einen Erwachsenen unterwegs ist und stürzt, kann es durchaus sein, dass hart ins Stahlseil fällt, weil der Bandfalldämpfter nicht auslöste.
Klettersteig mit Kindern: Besser nachgesichert
Wer auf der sicheren Seite der Berge unterwegs sein möchte, der nimmt ein 20 Meter Seil mit in den Klettersteig. Lasst das Kind vorsteigen und sichert es nach. Das kostet Zeit, aber dafür minimiert Ihr das Risiko für die kleinen Kraxler. Bei den Klettersteigen gibt es einen Schwierigkeitsskala die mit A beginnt und bei E endet. Sucht Euch für den Anfang einen kurzen und weniger anspruchsvollen Steig aus. So einen erkennt Ihr daran, dass das Stahlseil meistens horizontal verläuft. Dort wo es steil ist und die Kinder sich weniger wohl fühlen, sichert Ihr am besten nach. Bei einer Via Ferrata gibt es immer wieder Stellen, an denen die Alpinisten ausgesetzte Passagen meistern müssen. Hier bekommen manche Erwachsenen weiche Knie. Wie muss es dann erst Kindern ergehen? Bevor Ihr Grundschüler oder Kindergartenkinder auf den Paternkofel schleppt, ist es sinnvoller, Ihr geht intelligent an das Thema Klettersteig heran und zwar mit den Kindern. Überfordert sie nicht, denn dadurch verlieren sie dauerhaft den Spaß am Bergsteigen. Vielleicht kennt Ihr das auch: Da fährt man halbwegs gut Ski und alle anderen in der Gruppe sind die absoluten Könner. Die warten zwar immer gnädigerweise am Pistenrand, doch kaum habt Ihr sie erreicht und wollt auch kurz verschnaufen, rasen diese gleich los. Das frustiert und so ergeht es den Kindern wenn sie in den Bergen überfordert sind, weil sie Angst vor der Höhe und der Ausgesetztheit am Klettersteig haben. Eigentlich ganz simpel, oder?