Vor wenigen Tagen brannte im bengalischen Dhaka eine Textilfabrik. Über 120 Menschen starben und über 200 verletzten sich. Die Empörung ist wie in den westlichen Industrieländern wie immer groß, doch die wenigsten Verbraucher wollen oder können ihr Einkaufsverhalten ändern. Erst die bald schon krankhafte Jagd nach vermeintlichen Schnäppchen ermöglicht derartige hochgefährliche Fabriken.
Können Sie sich noch erinnern? In Pakistan brannte vor zwei Monaten ebenfalls eine Textilfabrik ab und in ihr starben über 250 Arbeiter/innen. Mittleweile hat der Formel Eins Sieg von Sebastian Vettel, der Griechenland-Rettungspakt Nummer was weiß ich noch was und der Rosenkrieg um das Kind von Halle Berry längst diese Schlagzeilen abgelöst. So kurzlebig ist die unsere Informationsgesellschaft. Trotzdem sollten wir alle uns überlegen was und wie wir konsumieren. Das gilt für Fashion wie auch für Outdoor Bekleidung. Gestern (26.11) musste ich mich ärgern, als ich in den Tagesthemen einen Beitrag über diese Thematik sah. Dort behauptete der Kollege vom ZDF, dass eine in Deutschland produzierte Jeans 800 € kosten müsste. Mir fehlten die Worte. Will ein öffentlich rechtlicher Sender so indirekt rechtfertigen, dass Kleidung in Bangladesch oder China menschenunwürdig produziert wird? Denn es gibt Gegenbeispiele, was im Schuh- oder Textilbereich auch in Deutschland möglich ist. Seit 2008 stellen die Brüder Lunge erfolgreich im mecklenburgischen Düssin Lauf- und Bequemschuhe her. Auch hier kam immer wieder das vermeintliche Totschlag-Argument wie es das ZDF unüberlegterweise verwendete: In Deutschland Laufschuhe herstellen? Geht nicht, viel zu teuer! Es geht doch, wie die Brüder Lunge und ihre Mitarbeiter beweisen. Preislich liegen sie auf demselben Niveau, wie hochwertige Laufschuhe die in Fernost gefertigt sind. Einen feinen Unterschied haben diese Schuhe Made in Germany auch zu bieten. Öffnet einen Schuhkarton einer x-beliebigen Laufschuhmarke und öffnet einen von Lunge. Bei Fernost-Ware schlägt Euch meistens ein markanter Duft von Chemie entgegen. Natürlich alles innerhalb der Grenzwerte.
Oder die Bergstiefel-Spezialisten Hanwag, Meindl oder Lowa stellen den größten Teil ihrer Produkte in Europa und Deutschland her. Klar kosten diese Schuhe mehr als Billigware aus Fernost, doch es gibt gute Argumente für den Kauf von solchen hochwertigen Schuhen: Sie sind qualitativ hochwertig und halten länger. Ein Beispiel: Für einen Meindl Borneo Wanderschuh zahlt ihr etwa 140 Euro. Der Schuh hat eine Vibram-Sohle, besteht aus hochwertigem Leder, den MFS-Schaum im Schaft und ist handgenäht. Mit einer halbwegs vernünftigen Pflege hält dieser Wanderstiefel etliche Jahre. Was bekommt ihr für Laufschuhe um diesen Preis? Wie gering ist davon der Materialwert? Wie lange hält ein solcher Schuh? Damit will ich Euch auffordern, zukünftig den Dingen einen gewissen Wert zu geben. Ist ein Wanderstiefel mit hochwertigen Materialien, der in Deutschland oder der EU gefertigt ist sein Geld wert? Ja und dass dort die Arbeitsbedingungen stimmen ist erwiesen. Auch ist ein solcher Schuh nicht um den halben Globus geschippert worden.
Ein Klick gegen Kinderarbeit
Mit Avoid könnt ihr beispielsweise bei Amazon solche Firmen rausfiltern, die Kinder beschäftigen. Aber lasst Euch gewarnt sein, plötzlich herrscht auf dem Bildschirm eine große Leere! Mit dem Future Fashion Guide könnt ihr Textilien finden die fair und ökologisch produziert sind. Auch beim Einkauf von Outdoor Kleidung für Kinder lohnt es sich darauf zu achten, wo die Textilien produziert sind. Es gibt den Trend mehr nach Europa zurück zu verlagern. Ansonsten geben sich etliche Outdoor-Marken wirklich Mühe mehr Transparenz den Kunden zu bieten. Mit Footprints zeigt beispielsweise die Öko Marke Patagonia wie und wo sie produziert. Meindl legt online mit Identity offen wo und wie das Leder für die Schuhe produziert wurde. Von der Almwiese bis zur Produktion ist dort alles dokumentiert. Oder die Marke Thoni Mara stellt Laufbekleidung in Deutschland her und ist preiswerter als manch große Marke. Die US Outdoor-Marke Timberlandinformiert welche umweltschonenden Verfahren sie anwedendet. Alle diese Informationen lassen sich mit wenigen Klicks erreichen. Betroffen zu sein über das was in Bangladesch passierte und weiterhin geschieht ist zu wenig. Auch wer mit dem SUV einmal die Woche sein Altglas zum Container bringt ist noch lange kein Umweltschützer. Gefordert ist der mündige Konsument, einer der sich überlegt was er kauft. Auch bei Outdoor Kleidung gilt, es ist falsch alles was aus Fernost kommt pauschal zu verteufeln. Wer hochwertige Ware herstellt, braucht sehr gute Mitarbeiter und die schaffen auch in Asien für keinen Hungerlohn, weil sie wissen was ihre Arbeitskraft wert ist.